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Klingt wie eine Pressemeldung: Anlässlich meines Pilgervortrages “Vom Jakobsweg zu den Hemmawegen” war Eli bei uns zu Gast, und weil sie schon so sehr genug vom Dauernebel hatte, war eine kleine Alpintour auf den Hochstaff angesagt.

Zum Vortrag im ziemlich zu kleinen Pfarrsaal in Traisen (also sehr gut besucht) – ich präsentierte ein bunte Mischung von eigenen etwas älteren und brandneuen Dias, von aus Digitalausdrucken frisch fabrizierten Dias und “Leihgaben” von Wolfgang Wald, der mit seiner Wanderfrau Helga nicht nur unsere Pilgerroute von Murau nach Gurk begangen hat, sondern (wie schon mehrfach berichtet) auch den ganz Jakobsweg von Wien, sogar bis zum “finis terrae” (hoffentlich stimmt´s so) geschafft hat.

Gipfel mit Ebenwald und Kiensteiner Öde

Zu unserem Erstaunen lichtete sich heute, nach dem gestrigen Trübtag (Eli hatte sogar eine Eisgrieslschicht auf dem Auto), der Hochnebel alsbald. Wo die Nebeldecke in ca. 7oo m Seehöhe die Berghänge gestreift hatte, glitzerte herrlich der Raureif – aber nur bei der Auffahrt von Kleinzell zum Ebenwald. Oben  klarste Luft mit unendlicher Fernsicht, leichter und zugleich ganz schön frischer Südostwind, an Sonnenplätzchen warm genug zum Genießen…

Ausblick vom Südkamm-Aufstieg

Unser Weg auf den Hochstaff führte (ohne näher auf die Route einzugehen) im Kreis um diesen schroffen Dachsteinkalk-Gipfel (Seltenheit in den Voralpen, nur auf dem Gippel gleichartig, aber bereits in einem anderen tektonischen Stockwerk). Obwohl der Parkplatz für einen Wochentag ganz schön besetzt war, begegneten wir nur zwei Bergsteigern am Gipfel – ich wurde über den tatsächlichen Traunstein fern am westlichen Horizont aufgeklärt (bisher hat mir niemand widersprochen, wenn ich einen Doppelzipfel dort so bezeichnete, muss erst abklären, was diese unverkennbare Berggestalt wirklich ist, vielleicht kann mir Werner helfen, denn er ist jetzt hauptsächlich in diesen Gegenden unterwegs).

Panorama mit Gippelnase, Veitsch und Göller

Jedenfalls bewältigten wir (ohne Knieproblem meinerseits) die Steilstellen des Überschreitungssteiges – unmarkiert, wie beim Einstieg auf der zum “Scherhof” gehörenden Halde offensichtlich vom weniger zugänglichen Nachbarn angeschildert (dieser hagt alle irgendwie verlockend erscheinenden Wege durch Forstgitter ab). Zu unserer Verwunderung waren bei Querung der Monster-Forststraße nördlich des Gipfel sogar Wegweiser Richtung Parkplatz bzw. Hochstaff angebracht!

Raxblick, rechts hinter Obersberg der Ameisbühel

Die wirklich herrliche Wanderung klang beim “Englwirt” in Rainfeld aus, wo Eli (ich darf es doch verraten?) ihre Energietanks mit einem deftigen Blunzngröstl wieder auffüllte…

Fernblick auf Hohe Veitsch mit Wildkamm

Danke Eli für die schönen Stunden auf dem Hochstaff und das Interesse an meinem Vortrag, an dem als weiterer Blogger auch Karl teilnahm!

Kleinzeller Hinteralm mit Hochstaff

Eveline hat für den Blog zwei Herbstbilder geschickt! Danke und noch schöne Touren, bevor der Winter hereinbricht…

Septemberbild

Ein Bauerngarten in der Weidenau bei Türnitz, im Hintergrund Tirolerkogel bzw. Kalte Kuchel.

Oktoberbild

Im Gesäuse – traumhafte Lichtverhältnisse, eher früh im Oktober mit noch grünenden Lärchen und bunter Eberesche.

Der Weg durch die Falkenschlucht – am NÖ Wallfahrerweg zwischen Türnitz und Ulreichsberg – ist eine historische Wanderstrecke; angelegt vom Österreichischen Gebirgsverein “zur Umgehung der stark befahrenen Annaberger Straße” – und das bereits 1903!

Immer wieder wurde die Steiganlage durch Lawinen und Hochwasser zerstört, aber ebenso unermüdlich (unter Mithilfe des Bundesheere in den letzten Jahrzehnten) wieder instandgesetzt. Zuletzt schien es aber mit dieser in den Voralpen zu den außergewöhnlichsten Trassen und Landschaftseindrücken zählenden Wegführung vorbei zu sein. Angeblich drohte Steinschlag in derartigem Ausmaß, dass sogar unbezahlbare Sicherheitsvorkehrungen drohten… Dabei ist eine Umgehung der Klamm auf einer (ebenso historischen) Forststraße möglich – diese ist jetzt endlich auf einer Markierungstafel vor der Klamm angegeben.

Jagdhaus Innereben mit Burgwand

Letztlich scheinen doch die touristisch-praktischen und dem Hausverstand entsprechenden Lösungen sich gegen Bürokratismus und Forst-Jagd-Hegemonien durchgesetzt zu haben. Und wie schaut es jetzt in der Falkenschlucht aus? Der Zustieg ist unverändert geblieben, die Stege in der Klamm sind bestens instand, unterhalb und oberhalb wurden aber im Canon-artigen Wildbachbett Dammwege aufgeführt und mit großen Steinbrocken abgestützt. Ob sie allen Hochwässern trotzen werden, zeigt sich noch, immerhin haben sich damit die exponierten Stege erübrigt.

Rückblick zum Einstieg

Ich zeige die Falkenschlucht in Bildern von unserer Begehung am Faschingsbeginn – 11. 11. 11 – und Anni machte den Anstieg mit “Liftzug” oder mit “Hundescherpa” – und das ist nicht der erste Faschingsscherz dieser Saison! Chacky zog so stürmisch bergauf an der Leine, dass wir kaum nachkamen… Immerhin wieder eine kleine Steigerung der Wanderwege des heurigen “hatscherten” Jahres…

Jetzt hat es ein bisschen gedauert, bis dieser Beitrag in den Blog gestellt werden konnte! Dafür kann ich die aktuellen botanischen Anmerkungen beifügen (nach Gespräch mit Karl Oswald):

Österreichische Mehlbeere (?) auf Felsstandort

Im Klammbereich gibt es unzählige Exemplare des sonst seltenen Hirschzungen-Farns! Im Gegensatz zum mittleren Retzbachtal (zwischen Haus Reiftaler und Jagdhaus Innereben) ist das Blütenerlebnis weitaus vielfältiger als in der Klamm selbst (subalpine Arten am tief gelegenen Talgrund mit Aurikel, Clusius-Primeln, die sonst äußerst seltene Anemonen-Schmuckblume und viele andere). Jetzt sind vor allem die Fruchtstände der Wilden Mondviole (Lunaria rediviva) auffallend – für Trockengestecke beliebt das “Silberblatt” (große Schoten, die im späten Zustand nur mehr aus dem die beiden Samenfächer trennenden Scheidewand bestehen).

Wilde Mondviole - Silberblatt

Beim Abstieg entlang der Forststraße fielen uns einige Laubbäume mit roten Früchten auf! Leider waren alle Blätter schon abgefallen, und es bleibt nur der Schluss auf eine Mehlbeere, wobei die roten Früchte auf die Österreichische Mehlbeere hinweisen. Im belaubten Zustand kann das dann eindeutig überprüft werden, aber nur ein interessanter Hinweis – nachschlagen in der Exkursionsflora, da ist eine Karpaten-Mehlbeere erwähnt… es wird doch nicht dieser seltene Baum an den Felshängen der Burg beim Abstieg über die Forststraße nach dem Falkenschluchtsteig sein?

Spaziergang auf der Forststraße talwärts

Hier ist die Infotafel zum “Herzerlweg” über Anna-Alm und Hennesteck:

Zusätzlich zu den Wegweisern und anderen Markierungstafeln findet man diese Route durch die roten Herzerl. Ausgangspunkt beim Parkplatz 3 der Reidllifte oder bei der Reidlhütte. Empfohlene Gehrichtung ist blau Richtung Wastl am Wald (dort umfangreiche Weg- bzw. Markerungsumleitungen, Bericht folgt noch) – vom “Eck” rot markiert zur Anna-Alm-Hütte mit Einkehrmöglichkeit am Wochenende (besser auf einer Forststraße rechts abzweigen und über den Wiesenrücken am Hüttenfeld gehen, am Ende der Almwiese in der linken Ecke wieder die rote Markierung) – Weiterweg am Hennesteck entlang (Abstecher zum Gipfelkreuz muss ich selbst erst begehen) – steiler Abstieg zum Weißen Kreuz – wieder gemütlich zum Waldbauern (Einkehrmöglichkeit in “Heilis Jagerstüberl” oder wie das jetzt heißt) – rote Markierung und Mariazellerweg bis zur Querung der Tellerlift-Trasse am Reidl – rechts auf Fahrweg zur Reidlhütte.

Vorerst (ganz knapp davor) mein Vortragstermin:

Diavortrag über Pilgerrouten mit Mariazeller Wegen, Jakobswegen und Hemmawegen am Mittwoch, 23. November 2011, in Traisen (Pfarrheim) um 19.30 Uhr.

Nicht dass wir einen Weg noch nachgehen hätten wollen… Vielmehr war es der Nebel, der uns aus Türnitz weiter auf den Annaberg beförderte! Vom Reidl-Parkplatz ging es dann bei den sonnig gelegenen Bauernhöfen (Stadler, Sollnreiter, Waldbauer) vorbei.

Dabei gab es zweierlei Neues (zumindest für uns, die wir nicht ganz aktuell dort unterwegs waren) – den “Herzerlweg” zur Anna-Alm am Hennesteck und die Jausenstation beim Waldbauern.

Der “Herzerlweg” ist derzeit ein ganz guter Tipp: Nicht so überlaufen wie der Tirolerkogel (dort Massenansturm obwohl das Annaberger Haus derzeit urlaubt…), dazu voll sonnig und selbstverständlich nebelfrei. Einkehr zum Wochenende möglich, gesamte Gehzeit ca. vier Stunden.

Die Ausblick von dieser Route sind fantastisch, besonders vom Hüttenfeld (dort besser abseits der roten Markierung eine kleine Variante an der Jagdhütte vorbei begehen). Solange es keine Schneelage gibt, ist das eine ideale Rundwanderung!

Wie die Bilder zeigen, war im Schatten noch kristallischer Raureif, in der Sonne trotz etwa um den Gefrierpunkt ganz angenehm. Beim Leckstein (dem letzten Bild in der Galerie) hatten wir schließlich schon einen Appetit wie dort nächtens angelockten Rehe… Gefuttert wurde aber erst zuhause!

Gegenüber dem Meraner Talhang und dem Mittelgebirge von Tisens ein Stockwerk höher gelegen, erstreckt sich nördlich von Bozen eine weitläufige und seit altersher besiedelte Hochlandschaft. Östlich vom tief eingeschnittenen Sarntal und begleitet vom engen Eisacktal befindet sich der berühmte Ritten. Unser Ausflugsgebiet von Lana her nennt Dr. Anton Lutterotti, dessen Buch “Südtiroler Landeskunde” (Athesia 2000) ein überaus wertvoller Begleiter für Südtirol-Urlaube ist, den “Tschögglberg”. Dorthin geht unsere nächste leichte Tour, mit Maximalhöhe von 1500 m allerdings noch ins “Lärchengrün”, dafür mit bezaubernden Aussichten.

Die beste Auffahrt, wenn man nicht bei Meran über Hafling zur Höhe fährt, führt von Terlan hinauf nach Mölten. Unterwegs bietet das Dörfchen Verschneid eine ganz tolle Rundwanderung über die “Lärchenalmen” am Tschaufen und Salten, ganz berühmten Ausflugs- und Wanderzielen. Weil wir diese Tour schon im Frühsommer bei herrlicher Blütenpracht unternommen haben, benützen wir diesmal von Mölten die schmale Bergstraße Richtung Jenesien.

Ein schon ganz schön voll gestellter Parkplatz (überall mit Gebühr) zeigt uns – hier landen wir richtig, denn was an Herbstgästen nur aufzubieten ist, strebt der Langfennhöhe zu. Neben einem einladenden Gasthaus steht dort die Jakobskirche auf dem höchsten Punkt, wo man “den Kranz der Berge in allen Himmelsrichtungen bewundern kann”. So Lutterotti, der weiter schwelgt: “Wo sonst kann man stundenlang über Lärchenwiesen wandern, über Urwege, eingefasst von alten schrägen Zäunen, in weltentrückter Abgeschiedenheit und verzaubert zu jeder Jahreszeit durch das wechselnde Farbspiel der bärtigen Lärchenriesen”.

St. Jakob auf Lafenn

Inzwischen hat sich dort grundsätzlich nichts geändert, aber die fest gefügten Bretterzäune lenken strikt die Massen der Wanderer und halten sie von den mit urigen Lärchen locker bestandenen Weideböden fern. Trotzdem wird das Wandern oder besser Spazieren hier zu einem einmaligen Erlebnis, für das eine kurze Runde genügen muss. Freilich wäre eine ausgedehntere Route südwärts über die Almböden zum Salten überaus verlockend, oder gegen Norden über das Möltener Joch zum Schöneck. Wir gehen jedoch bald am Osthang wieder zurück zum Ausgangspunkt nahe dem Straßensattel, erleben dabei aber ein grandioses Dolomitenpanorama bis hin zur Sella und dem Latemar. Dazwischen steht der massige Schlern mit den bizarren Felsen von Euringer und Santnerspitze. Aus der Karte identifizieren wir erst später daneben den Langkofel einerseits und den unverkennbaren Rosengarten mit den Vajolett-Türmen – “König Laurins Felsenreich”, wie der Sagenwelt um Dietrich von Bern entstiegen…

Langkofel und Schlern

Jenseits der Sattelhöhe lockt uns auf der Sarntaler Seite eine schmale, aber asphaltierte Bergstraße “ins Abseits”, wo ich mir nach der Landeskunde-Beschreibung in der Karte einige Punkte markiert habe. St. Magdalena in Kampidell heißt diese Einschicht, und dort stimmt wirklich alles (ausgenommen die altersschiefen Zäune). Zwar hat die Einkehr im Stegerhof geschlossen, aber daneben stehen das alte Berghaus (bezeichnet mit steinernem Bischofswappen und der Jahreszahl 1590) und das neue Sommergästehaus der Grieser Benediktiner. Sogar die Tierwelt kommt nicht zu kurz – oberhalb grasen Lamas (oder sind es Alpakas?), und im Hof ringeln sich die Hauskatzen im Begrüßungsritual.

St. Magdalena in Kampidell

Beim Parkplatz hatte uns ein deutscher Gast gefragt, wo hier die “Wiese mit den vielen Pferden” sei, was wir nur mit “wahrscheinlich in Hafling” beantworten konnten. Doch plötzlich stehen sie gleich unterhalb vom überaus malerischen Dorf Flaas neben einem Wegkreuz am Straßenrand – die Haflinger! Sie kraulen und striegeln  sich nicht nur gegenseitig, sondern sind auch gegenüber den neugierigen Fotografen sehr freundlich.

Dann geht es in weitläufiger Fahrt die Hänge entlang, durch Wälder und an einmalig schönen Aussichtspunkten vorbei zur Ortschaft Jenesien. Mit jeder Kurve einen Ruck tiefer, von diesem Sonnenbalkon immer noch hoch über Bozen schließlich rasant in die Tiefe – Tunnels, Brücken, Kehren, bis man unten im Talboden landet. Die wirbelnde Welt der Bozener Vororte empfängt uns in Gries, doch vor lauter Verkehr verzichten wir auf die kunsthistorische Empfehlung an dieser Stelle und machen uns über die Weinstraße an die Rückfahrt nach Terlan. Diese Strecke am Talrand mit ihren alten Ansitzen und pittoresken Burgruinen dauert zwar ein bisschen länger als die Schnellstraße halbwegs bis Lana, dafür bildet sie einen passenden Abschluss unserer Ausflugs- und Spaziertour über den Tschögglberg.

Das Hauptmotiv für unsere Urlaube im Raum Vinschgau – Meran waren die Waalwege, die uns 2002 bei einem längeren Aufenthalt in Nauders auffielen. Das Wetter an der Alpennordseite war etwas wechselhaft (Hochwassersommer in Niederösterreich), und so wichen wir an die begünstigte Südseite des Alpenhauptkamms aus. Besonderes Interesse an den Waalen weckte bei mir das Buch  von Hans Paul Menara, dem bekannten Südtiroler Wanderexperten und Autor. Nach dessen Beschreibungen machten wir uns sogar auf die Suche nach eventuell bereits verschollenen Waalen und natürlich an das Begehen bekannter Routen.

Im Herbst werden die Waale “abgekehrt”, d. h. sie sind dann wasserlos, weil sonst das abfallende Laub die Wasserrinnen verstopfen würde und außerdem nicht mehr bewässert werden muss. Ausgenommen sind anscheinend touristisch bedeutende Waale, weil sie als “Wanderattraktion Waalwege” viele Gäste anlocken. Beliebte Routen sind dann stark “überlaufen”, was wir am Algunder Waalweg eindringlich erlebten – ständiger Gegenverkehr, egal welche Richtung man nimmt… aber den anderen Wanderer bereiten wir ja dasselbe Problem…

BB Wegkreuz bei Plars

Eine besonders lange Tour an dieser Route machten wir im April 2008 – Auffahrt mit Bus von Meran nach Partschins. Das war auch schon der strapaziöseste Teil dieses Tages! Besser wäre es, die Bahn zu benützen, allerdings muss man dann vom Bahnhauf hinauf in die Ortschaft womöglich auf der Straße gehen. Vorbei am Museum für den aus Partschins stammenden Peter Mitterhofer, den Erfinder der Schreibmaschine (ein typisch österreichisches Erfinderschicksal, dessen Errungenschaft von anderen ausgenützt, weil bei uns nicht erkannt wurde), ging es durch wunderbar aufgeblühte Apfelgärten. Dann  war der Algunder Waalweg erreicht, und oberhalb von Gratsch mündete der schmale Steig entlang des munter dahinfließenden Wassers in die berühmte Tappeinerpromenade am Hang des Küchelberges zwischen Dorf Tirol und  Meran.

BB Blick Richtung Bozen mit Gantkofel

Diesmal lösten wir die Streckenwanderung so auf: Zufahrt von Lana über die Schnellstraße bis Meran/Nord, dann in Algund hinauf zur alten Kirche, die weit oben am Berghang steht. Enge Gassen, steile Winkel, erst ziemlich hoch oben eine Parkmöglichkeit, wo wir in wenigen Minuten zum Waalweg ansteigen können. Wie weiter? Zuerst westwärts bis zum freien Blick auf Schloss Plars und zurück, dann ostwärts vor die zum Schloss Tirol über Gratsch – St. Peter führende Straße, das sind die schönsten Stücke. Immer wieder geht es an Terrassenmauern neben Wein- und Apfelkulturen dahin, dann folgen Waldstücke mit uralten Kastanienriesen, Aussichtsbankerl, Felsvorsprünge mit hurtig dahinspringendem Waalwasser. Klar hatten wir dadurch viel Gegenverkehr, aber eigentlich gibt es keine bevorzugte Gehrichtung – meine wäre die von unserer Apriltour.

AB Ausblick gegen Dorf Tirol

Gegenüber dem Verkehrswirrwarr in Meran waren die Engstraßen im historischen Kern von Algund eine Kleinigkeit. Irgendwie sind wir dann doch auf der Marlingerstraße gelandet und gut zurück nach Lana gekommen. Immerhin war der Algunder Waal noch wasserführend, denn bei unserem Aufstieg auf dem alten Schnalstalweg von Staben zum Schloss Juval waren beide Waale nicht mit Wasser, sondern mit “Kästn” gefüllt…

BB Apfelgarten und Texelgruppe

In den höheren Lagen waren am letzten Wochenende die Lärchen schon voll goldig, während die Laubbäume schon etwas spärlicher “blätterbunt” erscheinen. Am schönsten sind die Wälder mit den vielen Rotbuchen – die scheinen derzeit wirklich zu brennen! – auf den Höhepunkten des Wienerwaldes und in den Tälern ringsum.

Am letzten Oktobertag war auch das Gölsental nebelfrei, trotzdem hinauf in die Höhe, wo an der Grenze vom “Wiesenwienerwald” zum Hochwienerwald von Gföhlberg und Schöpfl sich bei Stollberg besonders schöne Bilder ergeben. Unser Ziel – ein Wander- und Fotospaziergang rund um den Kasberg. So heißt der ganz Höhenrücken vom Rohrbacher Durlaß bis zum Gföhlsattel, wo kurz vorher der eigentliche Gipfelpunkt von dichtem Wald bedeckt sich befindet. Vom Sattel zwischen Gern und Stollberg, südlich vom Schloss Stollberg, wanderten wir die Waldstraße hinauf zu den Gföhlhäusern. Zuerst noch im Schatten, dann von spotartigen Sonnenstrahlen begleitet in den leuchtenden Buchenwald.

Vom Gföhlsattel öffnet sich der Blick ins Gölsental, an diesem Tal doch ziemlich dunstig, und daher war auch der ferne Ötscher nicht fotogen. An einem Wacholder in Baumform und einem waagrecht wachsenden Obstbaum vorbei geht der markierte Weg dann am Kasberggipfel westwärts entlang zum nächsten Sattel beim Sonnleitnerhof (einem Landhaus). Hier zweigten wir (wie der WWWW-404-Weg) nordöstlich ab und gingen bei einem kleinen Steinbruch mit interessanten Schichtungen auf dem alten Waldfahrweg weiter. Die Kalkaufbrüche der Klippenzone, die hier inmitten der Flyschablagerungen auftreten, befinden sich übrigens nicht in diesem eigenartigen Steinbruch, sondern weiter nördlich unterhalb, wo der 404 weiter Richtung Durlaß führt.

Am späten Vormittag ist dort der idealste Lichteinfall. Doch plötzlich wehten vom Laabental Nebelschichten herüber, die uns fast die Sonne geraubt hätten. Zum Glück gab es wieder eine Lücke darin, und so war das folgende Waldstück wieder wunderbar beleuchtet.

Vom Wienerwald-Weitwanderweg rechts abzweigend ging es dann zurück zum Ausgangspunkt, insgesamt ein ganz gemütlicher Rundgang, an den wir noch gern ein Stück angehängt hätten. Die “Zugabe” erledigten wir dann so, dass wir am Schloss Stollberg und dem Kreuzwirt vorbei die Hochstraße Richtung Hegerberg befuhren. Diese Strecke ist vor allem bei der Baumblüte empfehlenswert, war aber auch diesmal eine wahre Pracht in den bunten Farben.

Die Aussicht beschränkt sich dort weitgehend auf den Wiesenwienerwald und das Mostviertel, denn die Voralpenberge sind hinter den Waldhöhen des Wienerwald-Hauptkamms versteckt. Wir sind aber hier bereits im “Elsbeerreich” mit Michelbach als Mittelpunkt. Tatsächlich kamen wir bei einem nicht abgeernteten Elsbeerbaum vorbei, der voll von Früchten hing. Noch dazu nicht irgendwo hoch oben im Wipfel, sondern in bequemer Reichweite. Die Elsbeeren waren hier schon am Baum gereift und schmeckten ganz wunderbar!

Wieder von Südtirol zuhause – und noch immer dieses herrliche Wetter, und noch leuchtendere Farben als rings um Meran!

Am letzten Wochenende hatten wir den “Binder´schen Familienhund” Chacky zu betreuen. Sein Hintergestell macht ihm auch schon etwas Probleme, sodass er morgens am liebsten in seinem Korb liegen bliebe. Aber wenn es dann “auf Tour” geht, kommt er schon auf Touren und begleitet uns bei den Spazierwanderungen, immerhin bis zwei oder drei Stunden.

Am Samstag glaubten wir schon, überhaupt nicht aus dem Nebel heraus zu kommen. Aber der Hubertussee in der Walster erwies sich als das richtige Ziel. Hinter dem Kernhofer Gscheid kam plötzlich ein Südwestwind auf, und von Ulreichsberg an schien herrlich die Sonne.

Besucht ist die Walster fast zu allen Jahreszeiten, so spät im Jahr haben allerdings die Spaziergänger schon die Wallfahrer abgelöst. Alle kehren am liebsten bei der “Wuchtlwirtin” ein, die ja auch keine Konkurrenz hat, nachdem der Gasthof Labenbacher in Fadental gesperrt ist.

Am schönsten wäre die längere Runde: Von der Wuchtlwirtin bald von der Walsterstraße rechts abzweigend im naturgeschützten Talboden  zum Antonius-Bildstock. Dort mündet der Walsterbach in den Hubertussee, und am rechten Ufer geht es ganz malerisch dahin, am Hubertus-Bildstock vorbei bis zur Bruder-Klaus-Kirche. Vor wenigen Jahren wurde der Fahrweg asphaltiert, aber leider versäumt, das Befahren nur für Anrainer zu gestatten. Wer zur Klauskirche will, könnte genau so gut auf der Walsterstraße bis zur Staumauer fahren und dort dort durch den kleinen Tunnel zum Parkplatz unterhalb der Kirche gelangen.

Rechts abzweigend, unterhalb der ehemaligen Walsterer Volksschule vorbei, wandert man dann neben dem “Kleinen See” in das Seitental mit dem Schnittlermoos, wo das Einschichthaus sogar bewohnt und damit vor dem Verfall gerettet ist. Voraus tauchen Schwaighüttenboden und Sulzberg auf, dieser ist mit 1400 m der höchste Gipfel dieser Voralpengruppe und bietet eine  einsame Wanderung (halt vielfach auf Forststraßen).

Mit geringem Anstieg wird das Fadental erreicht, und nun führt die Wanderung durch die schluchtartige Schwarzwalster wieder hinaus zum Walsterbach beim Tiroler Kreuz – eine fantastische Blumenwanderung im Frühsommer mit subalpiner Flora!

Auf der Straße ansteigend wird dann  die Staumauer mit der Margareten-Statue erreicht (ein Geschenk der Eheleute Krupp aus der Zeit der Monarchie, das neue Walster-Buch aus dem Kral-Verlag berichtet darüber ausführlich). Wochentags geht man auf der etwas schattigeren Straße zurück zum Ausgangspunkt und hat dabei ein paar wunderbare Aussichtspunkte zu erwarten.

Die Staumauer des Hubertussees befindet sich unterhalb der einstigen Walsterklause, wo der Bach zur Holzschwemme durch den Rechengraben aufgestaut wurde. Draußen bei der Salza wurde das Holz über den Tobenz´schen Holzaufzug (benannt nach einem Holzunternehmer des frühen 19. Jahrhunderts) hinauf zum Kreuzberg befördert. Mit Wagenfuhrwerken brachte man es durch Mariazell zum Weißenbach (beim Krankenhaus Mariazell), und dort wurde es zur Erlauf und auf dieser weiter bis zur Donau geschwemmt. Auf Flößen oder Plätten erreichte der kostbare Brennstoff die Residenzstadt Wien.

Von der Natur her bietet der Hubertussee bildmäßig mehr als seiner Flora und Fauna nach. Sicher gibt es eine typische Feuchtvegetation und an den steinigen Ufer eine hübsche Voralpenflora. Bekannt ist das Walstertal auch wegen der Narzissenblüte, und an einer Stelle ist sogar die Sibirische Schwertlilie zu finden. Aber bis es soweit ist, vergeht vielleicht noch ein so schneereicher Winter wie vor wenigen Jahren, als die Voralpen fast im Schnee begraben wurden (siehe im Blog > Walster). An Wasservögeln haben wir bisher nur einige Blässhühner beobachtet, und die Wildenten warten stets darauf, gefüttert zu werden. Am Walsterbach und in der Schwarzwalster schwirren immer wieder Wasseramseln knapp über dem Bach dahin, um dann auf Futtersuche gleich ein Stück unter Wasser weiterzulaufen. Ja, mit viel Glück kann man auch die Frauenschuh-Orchidee entdecken. Aber was die “Gogaloanzen” sein sollen, über die der früh verstorbene (und mit ihm der ganze Fadental-Tourismus) Wirt Labenbacher zu berichten wusste, darüber rätseln wir immer noch. Soll es vielleicht gar die Steirische Küchenschelle mit ihrem womöglich nördlichsten Vorkommen sein? Die “Märzenbecher”, wie die Frühlingsknotenblumen hier heißen, wird er doch wohl nicht gemeint haben… oder gar die Anemonen-Schmuckblume (in der oberen Schwarzwalster) oder die Mehlprimeln…?

Zum sechsten Mal in Lana bei Meran – im “Hofmannhof” bei Irmgard und Sepp Pircher. Im Gegensatz zu den Voralpen und dem Wienerwald ist in den niedrigen Gebieten Südtirols alles noch grün. Aber in den Hochlagen ab 1800 m (bei unserem heurigen Urlaub von 9. bis 23. Oktober) leuchten die Lärchen  in schönstem Gold. Dazu zwei Wochen Sonnenschein, nur ein Tag mit Hochnebel, aber trocken (ein typischer Museumstag).

Den zweiten frühen Wintereinbruch dieses Herbstes merkt man am Neuschnee auf den Bergen. Bei der Anreise über den Brenner lagen neben der Autobahn noch mehr als 10 cm Schnee, aber nach Wolken und Regenschauern an der Alpennordseite lachte in Bozen bei Nordföhn schon herrliche Sonne!

Nicht nur im Botanischen Garten von Schloss Trauttmansdorff (so die richtige Schreibweise!) merkt man das submediterrane Klima des Talbodens von Meran südwärts. Palmen und andere empfindliche Pflanzen überwintern hier ohne Probleme. Trotzdem wurden in Trauttmansdorff die Tropenpflanzen bereits mit Foliendächern versorgt. Diese botanische Wunderwelt feiert heuer übrigens ihr zehnjähriges Jubiläum, wieder mit einer neuen Attraktion - einem Felsstollen, der das unterirdische Leben vorführt.

Nach der bewährt ruhigen Anreise am Sonntag ging es nach dem Dienstag im Botanischen Garten schon am nächsten Tag ans Wandern. Zufahrt nach Algund bis zur alten Kirche am Berghang (unten im Ort erlebten wir 2009 die Gedenkaufführung zu “200 Jahre Andreas Hofer”, bei der unser Hausherr mit mehreren hundert Mitwirkenden auftrat und uns den Besuch der Generalprobe ermöglichte). Knifflige Engstellen waren bis kurz unterhalb vom Waalweg zu bewältigen, und einen Parkplatz zu finden, ist fast schon die “Schlüsselstelle” einer solchen Tour (ebenso in Bozen oder Meran, das man am besten mit den verblüffend billigen öffentlichen Verkehrsmitteln erreicht). Den Algunder Waalweg samt der Tappeiner Promenade hatten wir schon von Partschins bis Meran begangen, diesmal wanderten wir von unserem Einstiegspunkt jeweils eine Stunde in beide Richtungen (gerade unserer etwas eingeschränkten Gehkapazität angepasst). Aber am Abend ging es schon wieder hinaus – zur Kirche St. Hyppolith, die wir auf einer Bergspitze des Mittelgebirges stets vom Balkon unserer Ferienwohnung vor Augen haben.

Nach dieser herrlichen Abendstimmung von der Hyppolithkirche (aus dem 8. Jahrhundert mit Siedlungsvorgängern bis in die Steinzeit, sogar ein Langobardischer Fürstensitz soll sich dort befunden haben, neu ist ein Erinnerungsweg an den vorletzten Papst) lockte uns das Unterland. Der Wein war überall schon abgeerntet, weil es im Spätsommer und Frühherbst dort eine gewaltige Hitze gab (über 40 Grad, sogar die Äpfel hatten “Sonnenbrand-Flecken” und konnten teilweise nur als Schnittobst verwertet werden).

Von der Schnellstraße zwischen Meran und Bozen geht es hinauf ins “Überetsch”, einer weiten sonnigen Hangmulde mit dem berühmten Kalterer See. Überall Weingärten (der Talboden bis in den Vinschgau hinauf ist eher mit Apfelgärten vollkomen zugepflanzt), malerische alte Ortschaften, ein Schlösschen nach dem anderen und dazwischen uralte kunsthistorisch bemerkenswerte Kirchen. Aber auch Verkehrsprobleme wegen dem starken Besuch (bei anderem Urlaub konnten wir gar nicht an den Kalterer See heran). Diesmal machten wir eine Runde durch Kaltern und fuhren dann nach Tramin weiter. Die berühmte Jakobskirche mit ihren Fresken hatten wir schon einmal besichtigt, diesmal war gerade Zeit zur Mittagseinkehr, und in der neu eingerichteten Kellerei versorgten wir uns mit den Spezialweinen fürs nächste Jahr…

Nach so viel Naturkultur und Kulturkultur sollte es am nächsten Tag (es war bereits Freitag, zum Glück erst der ersten Woche!) wieder in ursprünglicheres Gelände gehen. Unser Traumweg im unteren Vinschgau führt von Staben hinauf zum Schloss Juval. Dort blühen im Frühjahr am Sonnenhang (Naturschutzgebiet) die Alpen-Küchenschellen und typische Trockenhangpflanzen. Der mit Steinen ausgelegte Karrenweg reicht offensichtlich endlos weit in die Vergangenheit zurück, außerdem quert er zwei Waale, die allerdings jetzt im Herbst schon abgekehrt sind. Weitab von den fleißig gesammelten Edelkastanien (vielfach “Aufklaubverbot”!) ist dort alles freies Gelände, und zu unserem Erstaunen sahen wir im Herbsturlaub 2004 eine Menge Ziegen, die die stacheligen Früchte öffnen und futtern konnten. Wir besuchten diesmal am Sonntag die “Kastanientage” in Völlan oberhalb von Lana, wo die Bauern in durchlöcherten Pfannen die “Kästn” (Maroni heißen sie erst südlich der Salurner Klause) auf offenem Feuer braten. Stark angekohlt scheinen sie fast nicht genießbar, aber das täuscht, und den letzten “Suser” (Rotweinsturm) erwischten wir auch noch, bevor wegen der frühen Ernte der letzte Tropfen vergriffen war.

Die Mittagszeit “verjausneten” wir am Dorfplatz von Staben, wo die Vinschger Bahn in kurzem Takt vorbeifährt. Bis zum Schloss Juval stiegen wir diesmal nicht auf, denn wir wollten noch ins Schnalstal hinein, das wir auch schon im Herbstgold erlebt hatten. Die neu ausgebaute Straße mit ihren Tunnels und Galerien führt zum Vernagtspeicher und zum Schigebiet nahe der Bellavistahütte (von der hatte ich bei einer Ötztaler-Durchquerung 1963 die Weißkugel bestiegen). Zuerst besuchten wir das von einem schwindelnden Hangvorsprung herabblickende Katharinaberg, zu meiner Beruhigung sind die meisten Nebenstraßen perfekt ausgebaut und mit Leitschienen versehen! Kartaus ließen wir dann abseits liegen und suchten den uralten Pfad vom Marchegghof zum Kofler, wo wir 2004 ein uraltes Marterl und die Reste eines Waals gefunden hatten. Statt dem hl. Martin gibt es dort jetzt einen Klettergarten, aber die “Kändln” des Waales hängen noch immer in den Felsschlünden. Auf den Spuren vom Eismann “Ötzi” sind wir dort nicht gewandelt, denn der wurde im Nachbartal beim Tisner Joch (auf österreichischer Seite Hauslabjoch) gefunden. Auch dieser Fund hat heuer ein Jubiläum – 20 Jahre, mit einer phänomenalen Ausstellung im Bozner Archäologie-Museum. Dorthin fuhren wir am Samstag mit der Bahn, weil unter der Woche beim Bahnhof in Lana / Burgstall kaum ein Parkplatz zu bekommen ist! Am Wochenende gibt es da keine Probleme (wie auch die Autobahnen ohne Laster viel leichter zu bewältigen sind), und sogar beim “Fenstergucken” zur Eismumie gab es kein Anstellen (ein ganzes Zugangslabyrinth verrät den Ansturm an nicht so günstigen Tagen).

Das Wochenende brachte dann eine als ganz “grauslich” angekündigte Kaltfront – außer Wind und wenigen Tropfen, oberhalb 2000 m einigen Schneeflocken, hat dieser dritte herbstliche Wintereinbruch im Meraner Talkessel nichts gebracht. Die Front sauste durch, bewirkte im Appenin und bei Rom Hochwasser und Erdrutsche, hier am südlichen Alpenhauptkamm brachte der Nordföhn bereits wieder herrliches Wetter. Dieses nützten wir für eine Tour in Martelltal aus, eine mehrstündige Runde über die Zufritthütte und zum historischen Gletscherschutzdamm von 1893. Lärchengold, wie man es sich nicht vorstellen, aber zum Glück fotografieren kann, dahinter bereits tief winterlich der Cevedale und ein Dreitausender, den wir 2002 bei unserem Urlaub in Nauders von Sulden aus bestiegen haben.

Nach diesem Ausflug ins Hochalpine war es dann Zeit für die Lärchenwiesen von Jenesien. Die Aussichtskuppe von Langfenn ist das bevorzugte Ziel vor allem deutscher Gäste. Die Wege sind von Bretterzäunen umgeben, damit die Weiden nicht betreten werden, außerdem wird fleißig gegüllt (das hätten wir zuhause auch). Richtig romantisch wurde es erst in Kampidell, das wir auf schmalen asphaltierten Güterwegen erreichten. Auch hier ein übewältigendes Panorama vor allem in Richtung Schlern. Wir wurden von einem Ausflügler angesprochen, wo hier die Wiesen mit den vielen Pferden seien. Wohl in Hafling? Wahrscheinlich war aber das Dörfchen Flaas gemeint, denn dort begrüßte uns eine ganze Herde von blondmähnigen Haflingern.

Mitte der zweiten Woche fiel dann der “Museumstag” an – sobald der Nordföhn nachlässt, bilden sich Hochnebel über dem tiefen Tal. Aber es war trocken und so richtig passend für Sigmundskron mit dem MMM (Messner-Mountain-Museum), wieder ausgeprägte Parkplatzprobleme vor lauter Besucherandrang. Weil gerade ein Fernsehbeitrag über das Museum vom ZDF gedreht wurde, begegneten wir dem Gründer dieser vier großartigen Museen selbst – Reinhold Messner. Allein schon diese Leistung, ganz abgesehen von den sportlichen Extremen, hebt ihn weit über alle berühmten Zeitgenossen hinaus. Eine weitere außerordentliche Persönlichkeit lernten wir in Prissian kennen, das wir nach Einkehr im “Gasthaus zum guten Tropfen” in Eppan / St. Paul erreichten. Auf Schloss Katzenzungen stellte der Maler Ernst Müller aus Lana seine Bilder aus, packende Motive, nicht nur aus Südtirol, in ganz ungewöhnlichen Formaten, Stimmungen und Farbgebungen der letzten Werke.

Schon war der vorletzte Urlaubstag gekommen – mein Wunsch- und Traumziel durfte nicht länger warten, noch dazu bei diesem einmalig schönen Wetter. Auf der Gampenstraße ging es ein Stück hinauf zum malerischen Ort Tisens und über Prissian zum letzten Weiler dieses Bergwinkels, nach Grissian. Dort ragt eine Jakobskirche auf einem schmalen Felssporn – die Besonderheit sind romanische Fresken, wobei der unbekannte Künstler als Hintergrund die von Wolken umkränzten Berggipfel der Dolomiten gemalt hat, übrigens die älteste Darstellung dieser Traumberge. Tritt man dann ins Freie, erblickt man die Spitzen des Rosengartens, genauso wie sie der Maler vor mehr als 1000 Jahren vor sich gesehen hat, ein einmalig bewegender Moment, wie man ihn nur selten erleben kann…

Siebenmal in Meran gewesen und noch nie das Schloss Tirol besucht – diesmal aber war es soweit! Um dorthin zu kommen, gingen wir es ganz raffiniert an. Mit Öffis, aber nicht mit dem strapaziösen Autobus von Lana über Marling (mit der Burggräfler Kellerei!) nach Meran, sondern bequem mit dem Auto nach Burgstall zum Bahnhof. Mit dem Zug nach Meran und direkt vom dortigen Bahnhof per Bus nach Dorf Tirol (Fahrkosten hin und zurück pro Person mit Wertkarte ca. 3 Euro!). Dieser Tag hätte nicht schöner sein können, allerdings schon eine Temperaturstufe niedriger – anfangs der ersten Woche konnten wir noch spätsommerlich am Balkon zu Mittag essen! Nun kehrten wir nach der eindrucksvollen Besichtigung auf der Glasterrasse des Restaurants Sonnblick zwischen Schloss und Dorf ein, bei typischer südtiroler Herbstkost – mit Speck übergossene Kastaniennudeln, dazu ein milder Vernatsch (wahrscheinlich vom Küchelberg zwischen Dorf Tirol und Meran, wie wir beim Nachkosten zuhause jetzt feststellten) und ein köstlich mürber Apfelstrudel (die Apfelernte der mittleren Sorten war ja voll in Gang).

Als Abschlussbild das Schloss Katzenzungen in Prissian, wo links unterhalb der Brücke sich der angeblich größte Weinstock des Landes befindet (fast wie ein Fußballplatz auf den “Pergeln” gezogen). Dieser lange Bericht besteht eigentlich aus den “Albumblättern” unserer Urlaubsbilder (außer den Museumsansichten von Anni aufgenommen), die jedes ein eigenes Kapitel ergeben könnten und allmählich auch sein werden…

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