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Vom “Lehardi” oder Rainriedel = P. 1242 m der ÖK war nun schon im letzten Beitrag genug die Rede. Jetzt geht es darum, welche Bewandtnis es mit diesem mystischen Platz hat, und was uns selbst dort widerfahren ist!

Dieser Sattel im Grenzkamm zwischen den Massiven von Zellerhüten und Dürrenstein diente bis vor einigen Jahrzehnten als Übergang vom obersten Ybbs- (Ois-) ins Salzagebiet. Er wurde auch für den Auftrieb des Weideviehs vom Ybbs- und Erlauftal her zu den Almen auf der Kräuterin und am Hochtürnach benützt (mein Freund Werner ist mit unserem “Santiagopilger” Wolfgang Wald vor wenigen Jahren diese Route nachgegangen). Daher befand sich wohl schon längst (aber in der alten Spezialkarte nicht eingetragen) ein Marterl für den Viehpatron St. Leonhard auf der Sattelhöhe.

BB Nach Forstwegen in der Urnatur am "Lehardi"

1999 wurde jedenfalls von Thomas Raab aus Gresten (dem Halter der Kräuterinalm) und seinem Kollegen von der Herrenalm am Dürnstein (diese sind mir zumindest genannt worden) auf dem “Lehardi” ein Mariazeller Leonhardbild angebracht. Dieses befindet sich in einem kunstvoll angefertigten Holzschrein mit Dach und verglastem Türl. Werner hatte mir schon davon berichtet.

Umso größer war unser Erstaunen, als wir bei der Tour zum “Lehardi” kein Spur davon fanden (wir hatten auch keine Ahnung, wie dieses Bildnis aussehen sollte). Erst beim genauern Nachsuchen fanden wir unter einer schon teilweise abgestorbenen Fichte am rechten Rand der Lichtung, nebenbei gleich ein vermorschter Steher, im jungen Buchengestrüpp dieses “Bildkastl” – unversehrt! Es muss wohl im Winter durch den Schneedruck abgestürzt sein, denn das Glas war noch heil, die Befestigungsschrauben in der Hinterwand aber ausgerissen.

Was sollten wir nun anfangen? An den Baumstamm anlehnen – brachte nichts. Aber oben steckte im Stamm ein massiver Nagel, und aus den Tiefen meines Rucksackes holte ich eine Bandschlaufe heraus, die ich schon mehrmals daheim lassen wollte, aber doch immer wieder mitnahm. Mit dieser hängten wir das “Bildkastl” an den Bildbaum. Aber unten wackelte es hin und her, und oben hing es eine Spanne vom Stamm entfernt nach vorne. Nun gab es Probleme mit dem Rettungsmaterial!

Zur unteren Befestigung schlangen wir zwei verknüpfte Bänder, aus unseren Anoraktaschen (zum Umhängen als Tascherl gedacht) herausgeschnitten um den Stamm. Und oben? Jetzt blieb nur mehr die letzte Rettungsreserve – die Faschen gegen allfälliges Knieversagen! Mit dem Geschick einer versierten Diplomschwester “faschente” also Anni den Kastlgiebel an den Baumstamm und band hinten noch eine dekorative Masche!

Frisch geputzt und mit einem Dauerstrauß aus Nadelzweigen und Hainsimsen geschmückt (das Glas dazu war unversehrt im Kastl drinnen) hatten wir somit das Leonhardbild wieder an seinen Bildbaum gebracht und auch eine Nachricht an die nächsten vorbeikommenden Wanderer hinterlassen. Wann und wer das wohl sein wird? Vielleicht heuer gar niemand mehr? Nun, da können wir nur auf die Festigkeit des Rettungsmaterials vertrauen.

Wer die Rettung perfekt machen will, sollte sich mit mindestens zwei starken Holzschrauben, Beilagscheiben und Schraubenzieher zum “Lehardi” aufmachen und das Bildkastl möglichst an einem stabileren Baum befestigen. Bis dahin können wir es nur beim “Hl. Leonhard in der Faschn” belassen. Wir haben unser Möglichstes getan, immerhin sind wir um 12.15 Uhr zur Sattelhöhe gekommen und erst um 14.05 Uhr zum Schallenkogel aufgestiegen. Und die Mittagsjause hat uns nicht viel Zeit gekostet, denn wir hatten nur mitsammen ein Weckerl und zwei Äpfel mit – fast ein “Fastenpilgern” …

Eigentlich war am Fronleichnamstag (7. Juni) die Gemeindealpe geplant, mit Breimauer und Feldwies. Aber wie am Vortag (am Hochstadelberg erlebt) war das Vormittagswetter nicht so einladend für die Höhenwanderung, und so fuhren wir gleich über den Zellerrain nach Neuhaus. Als Alternative sollte es ins Oistal gehen, vielleicht doch schon zur Frauenschuhblüte!

Aber bereits beim Start (10.20 Uhr, relativ spät) leuchtete tiefblauer Himmel über die endlosen Wälder, und so wurde folgende (im Geheimen schon überlegte) Tour daraus.

Neuhaus – Faltlhöhe – Oistal – Rainriedel zum “Lehardi” (P. 1242 m der ÖK) – Schallenkogel – Erkundung zum Schwarzkogel, gleicher Rückweg (3 1/2 Stunden).

 
 Blick von der Höchbauernwiese (Zellerrain) gegen Schwarzkogel und Kräuterin
 
 Blick von der Höchbauernwiese (nahe Zellerrain) gegen Schwarzkogel und Kräuterin
Noch ein Hinweis zum Schwarzkogel: Dieser 1426 m hohe Gipfel ragt wie eine Pyramide über den sonst auffallend abgeflachten Kamm westlich vom Großen Zellerhut auf. Wahrscheinlich stammt diese hervorstechende Form von den eiszeitlichen Gletschern zwischen Ybbs und Salza, die um diesen Bergkegel herumgeflossen sein dürften. Womöglich war der Schwarzkogel ein eisfreier Punkt, wie die “Nunataker” in Grönland oder der Antarktis. Davon merkt man aber nichts mehr, denn abgesehen vom Steilrasen der Gipfel-Ostseite herrscht hier dichter, urwüchsiger Wald. Bestiegen hat den Schwarzkogel u. a. mein Freund Werner bei seiner Grenztour rund um die Gemeinde Gaming.

AB Trollblumenhimmel

 

AB Waldstorchschnabel am Faltlbach

  Wir marschierten also ins Seitental Richtung Faltlhöhe, noch frische Luft und den vielfach mäandrierenden Bach entlang, sodass die Forststraße nicht lästig wurde. Rasch waren wir drüben im weltfernen Talgrund der Weißen Ois, langgezogen bergan und kurzer Abstieg, bis dorthin nur 3/4 Stunde. Unterwegs trafen wir schon zwei Wanderinnen, die uns berichteten, dass der Frauenschuh im Oistal noch nicht blüht (bei Neuhaus schon). Ein starker Hinweis auf die “Kälteinsel” dieser Ost-West verlaufenden schluchtartigen Talfurche, wo im Talgrund das Krummholz wächst, auf den höheren Hängen hingegen der Bergmischwald!

BB Oisbach nach der Faltlhöhe

Der Seitengraben zum “Lehardi” (selbstverständlich nirgends eine Markierung, denn zwischen Großem Zellerhut und Dürrenstein gibt es keine) bot die erste Überraschung – ein breit ausgeschobener Forstweg links vom mit gestürzten Bäumen verschlagenen Graben, auch rechts davon eine noch breitere Forststraße. Am Dolomitgrushang blühten hier sogar noch Clusiusprimeln und eine noch ansehnliche Schneerose!

AB Clusiusprimel - "Jagabluat"

Die Route gestaltete sich also wesentlich anders als aus der Karte ersichtlich. Ich habe die aktuelle ÖK mit den Routen eingefügt, aber auch die alte Landesaufnahme (1933/34 bzw. Berichtigung 1948, Blatt 72/3 Lackenhof), und da wird ersichtlich, wieviel genauer die alten Karten waren!

Jedenfalls war aus dem Karrenweg eine steil ausgeschobene Forst-Trasse geworden, trotz der tiefen “Ableiten” (“Oloatn”) schon wieder stellenweise ausgeschwemmt, die in einen kleinen Sattel mündete (erster Sattel). Dort geht rechts ein alter Karrenweg in den Weitentalgraben ab, von wo schon wieder eine neue Forststraße heraufblickte.

BB Oberer Forstweg mit Dürrenstein

Der hier schon begrünte Forstweg führt weiter am Hang hinan zu einem weiteren (zweiten) Sattel mit Ausblick zum Dürrenstein mit dem Rotwald-Urwald-Gelände und erstem Blick zum Schwarzkogel. Nur dem Gefühl und der ÖK nach (leider die alte Spezialkarte zuhause gelassen, schien ja eine ganz problemlose Route) ging es nun über die Lichtung auf kaum wahrnehmbaren Spuren geradeaus weiter.

BB Schwarzkogel über dem Grenzkamm

Den “bewaldete Aufschwung” (eigentlicher Rainriedel) oberhalb umgingen wir leicht links, aber ganz hoch haltend, auf einer schwachen Steigspur – und was trafen wir oberhalb an? – wieder eine neue Forststraße im “dritten Sattel”! Diese kam ebenfalls aus dem westlichen Graben herauf und führte uns am Rücken geradeaus entlang, aber nur kurz, denn nun wendete sie sich in die östlichen Hänge, wo Motorsägengeräusche zu hören waren!

BB Rainriedl zwischen zweitem und drittem Sattel - wo ist hier die Steigspur?

Eigentlich glaubte ich schon, die Sattelhöhe läge nun unmittelbar vor uns, aber die befand sich noch hinter ein oder zwei, zum Glück nicht sieben, Bergen! Aber kurz darauf wurde es ernst mit dem alten “Lehardiweg”. Bei Linkswendung der Straße zweigte rechts ein kurzer Wegstich ab, mündete in einen alten, schon völlig begrünten Karrenweg, aus dem eine Steigspur weiterführte. Durch einen rechts sehr steil abfallenden Waldhang erfolgte die Querung, irgendwo lagen schwarze “Hirschknödel” herum, eine grasige Stelle erforderte Vorsicht (mit Jungbuchen als Sicherung oberhalb). Neben uralten Buchen war die folgende Passage besser erhalten, dafür gähnte unterhalb eine Steiltrichter hinab in den mit Fallbäumen verlegten Graben (dort unten schon wieder ein neuer Forstweg!). Ein Wassergraben war relativ gutmütig zu queren, und an der jenseitigen Kante schloss sich sanfteres Gelände an, durch eine mit Gehölz unterschiedlichsten Alters, vorwiegend aber Rotbuchen, bewachsenen Rinne. Endlich öffnete sich vor uns die Kammlichtung am “Lehardi” (inzwischen war bereits die Mittagszeit).

BB Sattellichtung am "Lehardi"

In den Beschreibungen von Werner heißt dieser Sattel (wie in der alten Spezialkarte) “Rainriedel”. Der Landesgrenzstein zwischen NÖ und Stmk. trägt hier die Nummer 100 und ist auffällig markiert. Ich glaube aber eher, dass sich der Name Rainriedel auf den nach Norden abstreichenden Seitenkamm bezieht, der kurz über dem Oistal am Götschnkogel sogar hohe Felsen aufweist. Urigste Baumgestalten, etliche stehdürre Käferfichten darunter, aber auch junger Rotbuchennachwuchs bedecken zwischen sanftem Rasen diesen eindrucksvollen Flecken des weltfernsten Vorgebirges!

BB Bildbaum am "Lehardi" (wieder instandgesetzt)

Was wir hier mit dem “Lehardi”, dem Viehpatron Hl. Leonhard, erlebten möchte ich in einem eigenen Bericht darstellen. Nur als Hinweis – Richtung Großem Zellerhut steilt hier hoher Fichtenwald auf (der Zustieg vom Faltl her zweigt etwas oberhalb unserer Talquerung ab und benützt auch einen Seitenkamm, den Hahnpfalzriedel, hinauf zur westlichen Kammschneide mit ihren Lichtungen). Gegen Westen hingegen sah es etwas gemütlicher aus, also wollten wir noch den Weiterweg Richtung Schwarzkogel erkunden!

BB Blick zum Hochstadl (Kräuterin)

Kurz vor dem Bildbaum (von dem noch berichtet wird, bei unserem Eintreffen war er nicht erkennbar!) zweigt rechts eine Ahnung von Steigspur ab und erreicht bald eine “unebene Verebnung” – ob hier vielleicht einmal sogar Almhütten standen? Hier hielten wir uns, durch wahrscheinlich Wildspuren verleitet, eher an die linke Kammseite, aber beim Abstieg erkannten wir – ein schwacher Steig, sogar ausgeschnitten, folgt direkt dem Kamm! Trotzdem landeten wir bald auf einem Nord-Süd gelagerten kleinen Gipfelplateau, dem Schallenkogel (laut alter Karte 1279 m hoch). Eigenartig der kaum bauchhohe Buchennachwuchs, dazwischen aber kein gestürztes Altholz zu bemerken! Die Altbäume standen ringsherum, abgestorbene Riesensteher, dürre Käferfichten, gewaltige Tannen und Rotbuchen, ein absoluter Urwaldeindruck.

BB Grenzstein NÖ zu Stmk. auf dem Schallenkogel

BB Ötscherblick vom Schallenkogel

Zwischen den Stämmen öffneten sich spärliche Ausblicke – im Norden zum breitformatigen Ötscher, im Südwesten zur Kräuterin mit dem Hochstadel und Hochschwabkulissen. Uns interessierte vor allem der Weiterweg zum Schwarzkogel. Zwischen teilweise abgestorbenem Jungwuchs und den nordseitigen Hochwaldrand entlang wäre es anscheinend problemlos in einen Sattel hinab gegangen, dann über eine Kammerhebung (wie dem Schallenkogel) zum Bergfuß. Dort steigt man (nach Werners Angaben) durch sehr steilen Hochwald hinauf zur übersteilen östlichen Rasenflanke des Gipfels. Werner ist dort sogar schon mit Schi herabgefahren, aber trotz des geringen Höhenunterschiedes von 150 m ist diese Stelle sogar lawinengefährlich, da der Schnee vom Steilrasen und zwischen den locker stehenden Baumriesen ungehindert abrutschen kann.

Der Schallenkogel (gleichartige Namen auf der Südseite im Salzagebiet) trägt übrigens den Grenzstein “K K 99″. Wir verzichteten auf den Weiterweg zum Schwarzkogel (zugegeben um uns nicht zu überfordern, außerdem hatte uns der “Lehardi” schon einige Zeit gekostet), ich muss eben auf Werners Tourenerfahrungen zurückgreifen.

AB Aurorafalter auf Waldstorchschnabel

Beim Rückweg gab es nur ein kleines Problem beim eigentlichen Rainriedel, wo wir am “dritten Sattel” der Straße folgten, aber plötzlich nicht mehr wussten, wo wir durch den Wald heraufgekommen waren. In Abstiegsrichtung leicht rechts des Aufschwunges waren aber bald die schwachen Steigspuren gefunden und die Lichtung unterhalb zum “zweiten Sattel” erreicht. Von da an ging es auf den bekannten Forstwegen hinab ins Tal und über die Faltlhöhe zurück nach Neuhaus.

Die so leicht anmutende Route aus dem Oistal hinauf zum “Lehardi” hatte sich also als ganz interessante Tour entpuppt, für die man auch einige Berg- und Orientierungserfahrung braucht! Wenn man die Forststraßen über die Faltlhöhe vermeiden will, geht man am besten dann entlang der Ois bachaufwärts und kommt über das “Kalmergatterl” links hinüber ins Höllerbachtal. Dieses weist unterhalb einer am Hang verlaufenden Forststraße im Grabengrund einen alten Steig auf, und überall sollte es von Frauenschuh-Orchideen wimmeln.

Wenn man im Oistal bachabwärts geht, wird eine herrliche Schluchtlandschaft durchwandert (Beschreibung in meinem jetzt zu Ende gehenden “Wandererlebnis Mariazellerland & Ötscher”), aber vom Stausee der Oisklause bzw. vorher von der Rehberghütte geht es auch nur auf Forststraßen über die Jägertalhöhe zurück nach Neuhaus.

Mancher Nichtwanderer würde meine, wir wären “Rindviecher” beim Begehen einer solchen verzwickten Landschaft – aber dafür hat uns der Hl. Leonhard selbst beschützt – und wir ihn ebenfalls, wie noch zu berichten…

Vorausgeschickt – für uns heißt er wie bei den Einheimischen einfach “Stadelberg” (so wie der Gippel von Giebel, also nach seiner dachartigen Form benannt), und wir gehen sozusagen schon ewig hinauf zu dieser einmalig schönen Aussichtswarte!

Seit vorigem Jahr gibt es dort wirklich allerhand Neueinführungen: einen kostspielig und eigentlich beispielhaft ausgebauten Parkplatz beim “Ötscherblick” (dafür ist die frühere Parkmöglichkeit bei P. 1092 m der ÖK nicht mehr benützbar, zwar noch keine Abzäunung, aber eine Menge Jungbäume neben dem – noch geöffneten und noch nicht zaunbegrenzten – hohen Gittertor). Die neue blaue Markierung auf anfangs und vor dem Eck neu ausgeschobenem Weg (welch ein Kostenaufwand!) soll die Route durch die Böden offensichtlich ersetzen. In der folgenden Karte habe ich die Markierungen blau (strichliert der Anschluss zum abgerissenen !!! Wastlgasthaus und nach Annaberg) und rot eingezeichnet. Grün ist in der Karte die alte und schon lang aufgelassenen bzw. schon vor einigen Jahren über P. 1092 umgeleitete Markierung des rechtsmäßigen Touristenweges von Gösing nach Annaberg.

Schwarz sind die Forststraßen bzw. Waldsteige, aber Achtung – die mit rotem X bezeichnete Stelle ist der alte Steig über den Holzschlag (bisher ohne Jungwald), der ganz frisch mit Jungbäumchen versetzt und daher unbenützbar geworden ist!!! Ausweichmöglichkeit – entlang der Markierung weiter und auf der rechts abzweigenden Forststraße bis zu deren Kehre. Dort entweder rechts bergab bis zur Bergecke und an der Grundgrenze (Grenzsteine) auf dem oberen alten Waldsteig überaus idyllisch zum Gipfelkreuz. Oder auf der Forststraße links weiter und wo es bergab geht, rechts in die Senke mit der Lacke zwischen den beiden Stadelberggipfeln. Die Wegbeschreibung hinüber zum Eck ist im letzten Beitrag enthalten.

Der alte Stadelbergsteig

Letzte Schritte...

Der Stadelberg als Blumenberg ist zu dieser Jahreszeit eine wahre Pracht, wie auch die Bilder zeigen! Er war auch die letzte Bergtour meines Vaters Peregrin mit Anni 1995, bevor ihm ein schweres Schicksal die letzten Lebensjahre bis zu seinem Tod 2003 eigentlich geraubt hat. Manchen Anrainern der Mariazellerbahn wird er als langjähriger Lokführer vielleicht noch in Erinnerung sein…

Die Stattlichen Knabenkräuter

Alpenrachen oder Tozzia alpina, eher selten, aber auf den höheren Voralpengipfeln zu finden

Mein kleiner Wandervorschlag führt vom neuen Parkplatz wie vorhin angedeutet zum Gipfelkreuz, Rückweg vom Sattel zwischen den Gipfeln nordwärts an der Lacke mit Feuchtbiotop vorbei zur Forststraße, diese links mit Kehre entlang bis wieder zur blauen Markierung. Wo diese jedoch rechts auf neuen Weg in den Wald abzweigt, auf der Forststraße weiter zum Sattel bei P. 1135 m der ÖK und links beim Halbartschlager vorbei über die Böden zum P. 1092 und auf dem blau markierten Gehsteig zurück zum Parkplatz.

Narzissen beim Halbartschlager

Gr0ße Wanderrunde: Von Reith über Annakreuz Richtung Gösing oder mit der Mariazellerbahn dorthin (derzeit wegen Bahnstrecken-Ausbau Schienenersatzverkehr über den Wastl). Durch die Klamm hinauf nach Wastl am Wald (Gasthaus verschwunden) und entlang der blauen Markierung zum Parkplatz Ötscherblick. Von dort mit oder ohne Hochstadelberg zur Anna-Alm, Rückweg über Annaberg oder direkter über Sägemühle und den Lassingtalweg nach Reith. Na, das ist wohl ein “Hatscher”, aber ein ganz schöner!!!

Die "verhagte" Forststraße

Im “Wegzwickl” bei P. 1135 m befindet sich übrigens eine der riesigen Windwurfflächen von 2007. Leider habe ich diesmal kein Foto von diesem Gelände gemacht, aber sobald ich wieder dort vorbeikomme, bringe ich dann den Vergleich von jetzt mit vor fünf Jahren!

Den Ötscher von den schönsten Seiten zu fotografieren – da darf der Blick vom Hochstadelberg zwischen Lassingtal und Wastl am Wald nicht fehlen! Ein Stück Nordwand rechts, die Südflanke mit den Kar-Nischen links, dazu aber noch in Bildmitte der Rauhe Kamm (ich bleib bei dieser Schreibung) mit der in die Taltiefe der Erlauf fortgesetzten Grießwand – 1350 m unmittelbarer Höhenunterschied vom Erlaufboden bis zum Ötschergipfel.

Alle Bilder dieses Beitrages von AB – Anni!

Wir starteten beim neuen Parkplatz am “Ötscherblick” und folgten der ebenso neuen Markierung durch den Wald gleich hinauf, wo es auf dem frisch (d. h. im Vorjahr) ausgeschobenen Weg ganz schön gatschig war. Dann ging es auf der Forststraße weiter und abzweigend, zuletzt über den Nordwestrücken zum Gipfel (was sich hier geändert hat, in einem eigenen Beitrag mit meinen Bildern).

Ötscher mit Dürremstein und Koller

Das Panorama vom “Stadelberg” sucht wirklich seinesgleichen – der Berghorizont vom Schneeberg über die Hochalpen bis zum Dürrenstein und Ötscher, darüber lugen sogar der Hochstadl von der Kräuterin und das Hochtor vom Gesäuse her! Von der Tormäuerschlucht nordwärts die Ötschervorberge, wo die Brandmauer als nächster Aussichts-Höhepunkt dran sein sollte.

Hochschwab-Panorama

Tiefblick wie aus dem Ballon oder Flieger auf Gösing, das Angerbachtal mit dem Koller (und dem Waldhaus der “Koller-Pepperl, wo ich als Kind einen ganzen Sommer verbrachte), Joachimsberg, Josefsberg mit Alpl und Bichleralpe (der nächste Ötscher-Blickpunkt), hinter der markanten Gemeindealpe der Hochschwabzug.

Helmknabenkraut

 

Aber das Wunderbare an dieser Tour (3. Juni) war die Blumenpracht, weil wir noch nicht zu dieser schönen Blütezeit auf dem “Stadelberg” waren (oder es schon vergessen hatten). Vor allem die zahlreichen Helmknabenkräuter überraschten uns, in Vollblüte! Dazu unzählige Holunder-Knabenkräuter, allerdings schon großteils verblüht. An sonstigen Arten noch bemerkt – Vogelnestwurz (Austrieb), Schwertblättriges Waldvöglein, Stattliches Knabenkraut (Vollblüte), Großes Zweiblatt. Narzissen sahen wir übrigens erst unten beim Halbartschlager, und dort auch in so eigenartig angeordneten “Buschen”, dass sie womöglich angesetzt wurden.

Großer Kohlweißling

Diesmal nahmen wir für den Abstieg die Weiterwanderung vom Ostgipfel – dort ist die Blumenpracht übrigens deutlich bescheidener als am steinig-felsigen Kreuzgipfel mit seinem südwestseitigen Steilrand. Vom kleinen Genießerbankerl ist den Kamm entlang ein Steig ausgetreten, wie wir ihn noch nie so deutlich bemerkt hatten (allerdings auch vor einigen Jahren schon gegangen sind) und der uns zur Begehung verlockte.

Kleiner Fuchs

Zwischen dem urigen Wald auf dem Kamm und der Südseite mit dem Steilhang zur Kobichleralm bzw. der sanfteren Nordseite mit ihrem streng durchforsteten, eher als Wirtschaftswald zu bezeichnenden Gehölz ging es ganz vorzüglich dahin. Wo die Spuren weniger deutlich waren, brauchten wir uns nur an diese Waldgrenze zu halten, eher ein bisschen rechts, aber nicht in den Hang hinab. Eine Senke öffnete sich an der Nordseite mit einer Hirschsuhle, dann folgte ein weiterer Abstieg, bis urplötzlich ein quer verlaufender, neu ausgeschobener Forstweg auftauchte. Ebenso schmierig wie am Beginn der Tour – richtig! – relativ frisch ausgeschoben und blau markiert, also die Fortsetzung des “verlegten” Überganges vom Wastl nach Annaberg…

Stattliche Knabenkräuter

Durch eine Waldsenke ging es zum Wiesenrand, der von Süden hier heraufreicht, mit einem frischen Zaundurchlass, und dann ein Waldstück leicht hinauf zur Forststraße, die von Südosten (Karnreiter) kommt und über “Am Eck” zum Halbartschlager führt. Wir wussten schon, dass es hier rechts und von der blauen Markierung rot abzweigend zur Anna-Alm gegangen wäre (übrigens geöffnet von Freitag bis Dienstag).

Kammsteig

Aber unser Auto stand ja an der Wastlstraße, daher gingen wir links zur großen “Eckwiese”, die durch die Mulde vom Hennesteck herabzieht, mit dem Ziel Halbartschlager und Böden.  Hier befand sich noch eine Markierungstafel (wohl auf dem Stadlerhof-Grund), aber die Fortsetzung der Waldstraße Richtung Böden war durch einen Wall von zusammengeschobenen Baumstrünken versperrt! Bis voriges Jahr verlief hier noch der markierte Übergang!

Noch ein Hinweis zum Halbartschlager, den man vom Eck her über einen seichten Sattel (dort mündet die vom Stadelberg-Nordhang kommende Forststraße ein, von der die blaue Markierung irgendwo abzweigen muss) dann leicht bergab erreicht. Dieses Haus (derzeit in immer mehr vernachlässigtem Zustand, vor ca. 30 Jahren noch renoviert und zumindest zeitweise bewohnt) ist ein typisches Beispiel für einen Haustyp der Holzknechte mit Kleinlandwirtschaft, wohl schon aus dem 18. bis 19. Jh. stammend (obwohl in der alten Landesaufnahme des Militärgeografischen Instituts, 1886 ?, noch als J. H. = Jagdhaus angegeben). In einem Langhaus angeordnet der Wohnteil und anschließend der Stall, beides hier in Steinbauweise, unter demselben Schindeldach der aus Holz ausgeführte Stadel oder Schupfen. Als Besonderheit hier gegenüber von Haustür und Stall der hölzerne Schweinekoben (anderswo kaum mehr erhalten, ein Kuriosum sondergleichen).

Bergahorn bei der Hirschsuhle

Die Böden – eine abflusslose Hochmulde als tertiäre Restform mit einzelnen Ponoren (= Wasserschluckern, wo die spärlichen Oberflächengerinne in den karstigen Untergrund absickern) – sind offensichtlich intensiver bewirtschaftet. Die Wiesen jedenfalls geräumt, vielleicht sogar gedüngt? Blumen sahen wir hier keine, dafür über dem schon hoch stehenden Fichtenwald zwischen Vorderem und Hinterem Boden (in den 1980er Jahren noch kleine Jungbäume) der “Altvater” – der Ötscher (was dieser slawische Bergname bedeutet).

Halbartschlager

Die “unbehütteten” Zellerhüte südwestlich von Mariazell gehören mit ihren vier Gipfeln (Oischingkogel oder Hochkogel, Vorderer, Mittlerer und Großer Zellerhut; dazu sogar noch das vorgelagerte kleinere Feldhütl) zu den strammsten Touren dieser Gegend. Egal ob man sie überschreitet oder als Rundtour von der Grünau aus macht.

Karte aus meinem “Wandererlebnis Mariazellerland & Ötscher”, das schon fast vergriffen ist! Einer der Höhepunkte dieser Tour ist der Steig aus dem Zellersattel über die Schneide des Mittleren hinauf zum Großen Zellerhut, wie das folgende Herbstbild zeigt. Damals sah man wegen der klaren Luft sogar den Dachstein!

Bei unserer “Spazierbergtour” am 4. Juni war die Stimmung frühsommerlich, wie sich die Zellerhüte mit dem Ötscher dahinter auf dem von den Zeller Staritzen (Gredlhöhe) aufgenommenen Bild zeigen:

Warum wir die Zellerhüte nicht ernsthafter angegangen sind? Nun, wir machten am Vormittag bereits die Exkursion zu den Narzissen (ganz einfach auf dem Ebenfeld) und zum Frauenschuh-Standort, wo es im letzten Stück ganz schön steil hinauf ging. Also blieb für die Feldbauernalm nur mehr die “Jausentour” übrig. Diese bietet allerdings eine so malerische Aussicht und eine bezaubernde Blumenfülle, dass sie ruhig als Gipfelersatz gelten kann (noch dazu “haxnschonend”).

Höchster Punkt war der Feldhütlsattel mit seinem Kletterfelsen – von diesem waren zwar nur wenige Stimmen zu hören, im Brunnentrog unter der Almhütte aber zehn (!) Dosen Bier eingekühlt!

Unsere kleine Wanderung zeige ich nun nur mehr in der beschrifteten Bildergalerie. Dazu der Hinweis, dass vom Teichbauern im Winter eine hübsche Backcountrytour (oder leichte Schiwanderung) auf derselben Route verläuft: Teichbauer – Köckensattel (Markierung und teilweise Sandstraße) – Forstweg zur Feldbauernalm (in der ÖK Ochsenboden) und über die Almwiesen hinauf bis zum Feldhütlsattel. Eine zackigere Variante ist der Aufstieg vom Köckensattel über den direkten Steig zum Farnerboden.

Zu unseren schönsten Touren gehören die Waalwege in Südtirol (Bericht sicher in meinem Blog zu finden > Suche: Waalwege). Aber auch andernorts sind wir auf solche Wasserkanäle gestoßen z. B. am Ringkogel bei Hartberg, wo die bereits römerzeitlich angelegte  Wasserleitung über einen Waal von den Quellen hinter dem Ringkogel gespeist wird. Auch beim Stift Lilienfeld versorgt eine waalartige Wasserrinne das ehemalige Sägewerk (?), oberhalb der Fischteiche hinter dem Stiftspark am Hang eindeutig feststellbar und noch wasserführend.

Unsere neueste Waal-Entdeckung befindet sich südwestlich von Mariazell, von der Straße zwischen Rasing und Grünau zum Teichbauern abzweigend (wie aus der Karte ersichtlich):

Dort wird aus einem vom Farnerbodenmassiv herab kommenden Graben ein Gerinne abgeleitet, das stark durchflossen ist, während im eigentlichen Graben kaum Wasser zu sehen ist. Beide Wasserläufe heißen örtlich “Lahn”, und diese “Erste Lahn” (von der Gemeindestraße zum Köckensattel auf einen Forstweg westwärts abzweigend erreichbar) sollte zu einer Mühle am unteren Kalkgraben das benötigte Wasser leiten. Es war sogar dort ein Kleinkraftwerk geplant, das aber nicht verwirklicht wurde (die Hinweise verdanke ich meinem Freund Werner, der seine Auskünfte von den Teichbauern hat).

Hanggerinne oberhalb des Forstweges

Waalartiger Wasserlauf schräg zum Hang unterhalb der Forststraße weiterführend

Dieser waalartige Wasserlauf (wesentlich ist die fast waagrecht oder leicht schräg am Hang bergabweisende Anlage) fließt dann am Westrand der riesigen Wiese oberhalb vom Teichbauern hinab. Diese Wiese hat den bezeichnenden Namen “Ebenfeld” und bietet eine wunderschöne Aussicht gegen Mariazell, beherrschend die Bürgeralpe und die Basilika gerade noch über einem Waldrand zu erkennen.

Blick über das "Ebenfeld" gegen Bürgeralpe und Mariazell

Der obere Rand vom Ebenfeld ist ziemlich feucht und daher ein idealer Standort für die Narzissen, weiter in die Wiese ins Trockenere hinein ferner Orchideen wie das Breitblättrige Knabenkraut und sicher auch noch andere Arten (auf einem Foto glaube ich eine Traunsteinera zu erkennen).

Das Waldgebiet des Teichbauern weist außerdem hervorragende Standorte der Frauenschuh-Orchidee auf, die ich aber nicht preisgeben möchte. Dafür hier ein Hinweis für einen anderen Standort: Von der Grünau Richtung Marienwasserfall und die Markierung Richtung Zellerhut durch den Seewirtgraben entlang. Wo die Markierung bald auf einem Abkürzungssteig abseits der Forststraße verläuft, zweigt beim Wiedererreichen der Forststraße rechts (westlich) ein Hangeinschnitt ab, zwar Schlaggelände, aber im Wald daneben Frauenschuhvorkommen. Die in der ÖK eingezeichnete Felsstelle befindet sich nicht genau dort, wie es die Karte zeigt, sondern südlich davon, der Einschnitt ist also rechts von den Felsen.

Frauenschuh Doppelblüte

Garantie für diesen Fundort kann ich allerdings nicht übernehmen, denn dort war ich selber noch nicht (Mitteilung von Werner), aber die anderen wunderbaren Frauenschuhe haben wir letzten Sonntag andernorts im Zellerhut-Grünau-Gebiet fotografiert.

Narzissen am "Ebenfeld"

Eine Blumenwanderung am Sonntag, 3. Juni 2012, zwischen Grünau und Zellerhutgebiet. Oberhalb vom Teichbauern (neben der Gemeindestraße zum Köckensattel) erstreckt sich eine weite, besonders am oberen Rand feuchte Wiesenfläche – das Ebenfeld. Hier gibt es eine reiche Narzissenblüte und einen “Geradenoch-Blick” auf die Mariazeller Basilika und gegen die Bürgeralpe.

An manchen Stellen an der Nordseite der Zellerhüte (Höhenlage um 1000 m) gibt es im stark gegliederten Waldgelände mehrfach (wie im obersten Oistal) sehr üppige Standorte der Frauenschuhorchidee.

Zu den Bergwiesen mit herrlicher Aussicht und vielfältiger Orchideenblüte gehört die Feldbauernalm zwischen Köckensattel und “Feldhütl-Sattel” (Ochsenboden der ÖK, zwischen Hochkogel und Farnerboden).

Die Holunder-Knabenkräuter waren allerdings schon meist verblüht, nur in einzelnen wohl länger von Schnee bedeckten Mulden fand ich noch wenige Exemplare beider Farbvariationen.

Eine einzelne Grüne Hohlzunge hatte ich zum Glück nicht übersehen, die kommen bald noch viel zahlreicher. Das noch knospende Große Zweiblatt beschränkt sich eher auf die Zugangsstrecke im Hochwald, wo oberhalb oder an den Böschungen der Forststraße das Schwertblättrige Waldvöglein in herrlichster Blüte steht.

In Vollblüte ist auch das Stattliche Knabenkraut (Fingerknabenkraut), oft mit mehreren Exemplaren auf einem Fleck.

Wo die Forststraße die Almwiese erreicht, befindet sich unterhalb (so wie auch im Ochsenboden immer wieder eingestreut) ein relativ ausgedehnte Feuchtwiese – eher schon ein Flachmoor in leichter Hanglage mit Überrieselungsflächen und sogar einer kleinen Kalksinterbildung. Hier fand ich die ersten Fruchtstände vom Wollgras und knospendes Breitblättriges Knabenkraut, dazu noch Liliensimsen und Blutwurz, nicht allerdings Mehlprimeln (die es laut meinem Freund Werner, von dem ich auch die Frauenschuhstandorte berichtet bekam, im westlichsten Winkel des Ebenfelds geben soll).

An noch kommenden Orchideen war vereinzeltes die Mücken-Händelwurz zu finden. Aber nicht zu übersehen die gerade in volle Blütenentwicklung kommenden Trollblumen als attraktiver Vordergrund für die teils uralten Bergahorne und den Staritzen-Hochschwab-Horizont.

Die Vorderen Tormäuer von Trübenbach aus habe ich heuer schon begangen und fotografiert. Die Zufahrt über Annaberg erschien uns immer günstiger, aber bei der Tour auf das Hochbärneck über Puchenstuben und durch das Pielachtal haben wir schon bemerkt, dass diese Route gar nicht so viele Kilometer hat, wenn auch eine sehr kurvige Strecke ist (für alle über St. Pölten oder aus dem Gölsental zufahrenden Wanderer günstig, von Traisen über Rotheau – Eschenau nach Tradigist am kürzesten ins Pielachtal). Daher scheuten wir uns auch nicht vor der Fahrt über Kienberg – Urmannsau zum Naturpark-Eingang Eibenboden (immerhin 142 km insgesamt, da wird schon was zusammenkommen in diesem Sommer).

 
 
 

 

Durch die Vorderen Tormäuer

Um 9 Uhr Abmarsch vom Eibenboden, ganz schön kühl, aber zum Aufwärmen folgt ja gleich der asphaltierte Anstieg auf dem Eiben-Güterweg. Unten rauscht imposant die Erlauf, und von der allmählich verfallenden Eibenmühle (sollte die im Naturpark nicht renoviert werden? schauerlich das zerfallene Mühlrad, wirklich schade) hinein in die Tormäuerschlucht. Erlauf mit mittlerer Wasserführung, der Hundsbachfall aber schon recht fadenscheinig, anscheinend hat sich das Schmelzwasser vom Ötscher her schon verflüchtigt. Grelles Licht im frisch grünen Laub, an den Felsen tiefdunkle Schatten – fotografisch gar nicht so einfach.

AB Tormäuerweg

Trefflingfall und Toreck

Der Trefflingfall war großteils noch ohne Sonnenbeleuchtung, ein gewisser Vorteil, denn nichts ist beim Fotografieren abträglicher als der Hell-Dunkel-Wechsel, besser wäre ein leicht diesiges und zugleich helles Wetter. Aber das kann man sich halt nicht bestellen… Dafür war die Toreckklamm voll schön ausgeleuchtet.

Der Steig führt danach mit zwei Abzweigungen zum Puchenstubener Kirchensteig im dichten Wald dahin. Eine kleine Blockhalde ist dort dicht mit Hirschzungenfarn bewachsen, die schon großteils verblühten “Silberblatt-Mondviolen” gibt es zwar überall das Tal entlang, aber dort besonders dicht. Als  Abwechslung huschte eine kleine Maus den Steig entlang, vermutlich eine Waldspitzmaus mit dunklem weichen Pelz fast wie ein Maulwurf, sehr geschreckt war sie nicht, sonst hätte ich den Pelz ja nicht befühlen können!

Eine solche kunstvolle Eisenkonstruktion wie den Kirchensteg findet man ja nun schon öfters im Gebiet, aber so schön über den Fluss gespannt wie hier nur selten. Die längere Runde hätte nun weiter im Tal bis zum Strudeleck geführt, wo man über einen steilen Steig hinauf zur Kirchensteig-Forststraße kommen kann. Weil ich diese Strecke erst unlängst gegangen bin, stiegen wir gleich über den Kirchensteig Richtung Nestelberg an. Dieses untere Wegstück führt durch urwaldartigen Baumbestand steil hinauf, sehr eindrucksvoll, überhaupt wenn man bedenkt, dass hier der Nestelberger Kirchenweg nach Puchenstuben verlief und sogar die Särge dorthin zum Friedhof getragen werden mussten (erst später kam die Verbindung nach Lackenhof auf). Dann folgt die Querung der erwähnten Forststraße und danach geht es durch einen eher unschönen Fichtenforst weiter bergwärts, vorbei an einem alten Wegkreuz mit gusseisernem Kruzifix (wohl aus der ehemaligen Gußwerker-Eisengießerei). Der Gesteinsuntergrund besteht hier aus Lunzer Sandstein, der diese Ansiedlungen oberhalb der Tormäuer wegen dem doch günstigen Boden und der Quellvorkommen erst ermöglichte.

Nestelberg und der Kassteig

Zuletzt führt der obere Kirchensteig einen Wiesensaum entlang, wo es ganz schön blühte, viel Klappertopf, an Orchideen nur das Stattliche Knabenkraut gesehen. Beim Weiterweg gab es dann noch viel schönere Wiesenränder! Dazwischen aber die Einkehr in der historischen Kartäuser-Taferne in Nestelberg bei Frau Gross, die dieses Haus vorzüglich und hoffentlich noch viele Jahre bewirtschaftet (von Ostern bis 1. November, daneben kann man in der ehemaligen Volksschule sogar nächtigen).

AB Wiesenglockenblumen

Inzwischen war es so warm geworden und zugleich frisch geblieben, dass wir im Garten sitzen konnten – der Gegend und dem späten Vormittag angemessen ließen wir uns eine Brettl- und eine Holzknechtjause auftischen, alles vorzüglich, den reichlichen und guten Speck allerdings noch als “Nachschlag” für die nächsten Tage einzupacken…

Dann ging es auf der asphaltierten Nestelbergstraße weiter, immer noch angenehmste Wandertemperatur, herrlicher Ausblick auf die gegenüberliegende Brandgegend (dort sind allerdings gewaltige Güterwegbauten zu bemerken…) und auf die hochragende Brandmauer. Der Ötscher ist ja von hier aus nicht sichtbar und hinter dem waldigen Nestelberg (eine tolle Tour von Trübenbach hierher!!!) und dem Gsoll (alte Zufahrtsstrecke von der ehemaligen Nestelbergsäge) verborgen. Die Wegweiser leiteten uns bis zum sommerlichen Wiesensattel beim Haus Gnadenberger, wo nicht nur Kühe, sondern auch Schafherden weideten.

Schafe beim Futtern !

Von der folgenden Hundsbachstraße der Bundesforste zweigt gleich nach dem Waldrand der wohl älteste Nestelberger Zugangsweg  ab – der “Kassteig” – vielleicht so genannt, weil auf diesem die Abgaben zur Kartause Gaming befördert wurden? Jedenfalls führt der ehemals gut ausgebaute Karrenweg  hinunter in den Nestelberggraben, wo der aus einem Höhlenportal hervorbrechende Karstbach die Nestelbergmühle betrieb. Davon ist kaum etwas mehr zu bemerken, und überhaupt kommt mir vieles dort durch den dichten Bewuchs gegenüber meinen früheren Begehungen sehr verändert vor. Ich wartete schon auf das Stück Blockwald, aber zuerst ging es noch wieder über Lunzer Sandsteinschichten (schaut aus wie im Wienerwald-Flysch, dort müsste es auch zur passenden Zeit Pilze geben). Erst ganz zum Schluss, wo unten schon die Asphaltstraße heraufschaut, folgen Felsstufen und Blockhalden dazwischen, die mit überaus viel Hirschzungenfarn bewachsen sind.

BB Hirschzungenwald am Kassteig

Im Abstieg ist (besonders bei Nässe) der gemütlichere Kassteig dem stellenweise abschüssigeren und oben rutschigen Kirchensteig sicher vorzuziehen. Ganz entspannt auf der asphaltierten Straße (Zufahrt nach Nestelberg) bergab durch den Nestelberggraben – zwei bemerkenswerte Anblicke: der aus den Felsen oberhalb entspringende “Soachabach” (zwei Karst-Überlaufquellen mit Wasserfall) war nur in einem Ast in Betrieb, und drunten entlang der Erlauf stauten sich die Autos – zwischen Eibenboden und Schindlhütte kaum mehr ein Parkplatz zu finden! Wohin all die Leute gekommen sind? Wir trafen nur wenige Wanderer, nur eine größere Gruppe von Wallfahrern aus Seitenstetten, die hier den zweiten Tag (von Gaming nach Mariazell) unterwegs waren.

AB Mondviolen - "Silberblatt"

Kurzweilige Rückfahrt nach St. Veit wieder durch das Pielachtal. Jetzt warten wir nur auf einen schönen Sonnentag ohne Gewitterdrohung (wie wir schon einige im Mai hatten), um die Tour über die Gemeindealpe zu machen, bevor die Napolitanischen Krokusse auf der Feldwiesalm und vor dem Eisernen Herrgott (vom Terzerhaus kommend) restlos verblüht sind.

 

AB Der sagenumwobene, vom Wasser überflossene Stierkopf im unteren Trefflingfall

Ein Ausflug nach Tulln mit “Rosenarkade-Shopping” und “Naturerlebnis Garten”.

Die “Garten Tulln” als sozusagen laufende Landesausstellung lohnt immer einen Besuch, wenn auch nicht alle Details so “in Schuss” sind wie bei der originalen Veranstaltung vor nun schon zwei (?) Jahren.

Bodennaher Kontrast zum Himmelsblau – eine “Weiße Wolke” mit  Schleierkraut (ähnlich dem seltenen Tartarischen Meerkohl im Weinviertel) und einer (?) Knöterichart. Die Pflanzen sind großteils beschriftet, aber nicht genau namentlich im Gedächtnis hängengeblieben…

Was hier alles auf Besucher wartet – doch nicht ein botanischer Fußballplatz?

Wassergarten – einmal auf Japanisch mit rieselndem Bächlein und dann als Natur-Schwimmteich, aber bei jedem blühen die gelben Wasser-Schwertlilien.

Sogar ein Drogenmilieu bietet die “Garten Tulln” – oder wozu suchen die süßen Käfer dieses Minibiotop auf? Wird doch nicht für sie ein Ausflug ins Weißlichtmilieu sein…

Pfingsten steht vor der Tür, und dazu gehören selbstverständlich die Pfingstrosen, aber auch die Strauch- und Edelrosen kommen schon in Blüte. Wir sollten eigentlich heuer die Badener Rosentage besuchen – den Werbeankündigungen nach ab 2. Juni.

“Jelängerjelieber” – so heißt das folgende bunt blühende Geißblatt im Volksmund. Wir nehmen das aber als Aufforderung, unseren Rundgang durch die “Garten Tulln” zu beschließen.

Als Landeplatz am Ziel bietet sich der Startplatz an, und vor dem Seerosenteich auf der Terrasse einen Melange und dazu eine gute Mehlspeis zu genießen, ist wohl auch keine Sünde, sondern rundet den Gartengenuss erst so richtig ab. Noch dazu mit Wasserspielen samt Musikbegleitung -

- die bekannte Melodie haben wir Georg Friedrich Händel zugeordnet, und es wird ja nicht die Feuerwerksmusik sein, sondern naheliegend die Wassermusik dieses Barockmeisters. Leider hat mich auch Youtube nicht schlau gemacht, was aber nicht einmal im Nachhinein den Genuss im geringsten beeinträchtigt. Wunderschön war wie die “Garten Tulln” auch dieser musikalische Abschluss!

Hier ist nun mein neues Headerbild mit dem Motiv “Ötscher vom Schagerfeld – Hinterhagen”:

So zeigte sich der Ötscher im Mittagslicht am vergangenen Sonntag (20. Mai). Nach knapp vier Stunden mit bloß 10 “Maulvoll” (= Handvoll) Wasser vom Hausbrunnen beim Vorderötscher lechzte ich schon – nicht nur nach flüssiger Nahrung! Diese gab es dann im Gasthaus am Zellerrain, wo im Gegensatz zum Ötscherhias und auch zum Erlaufsee prompt aufgetischt wurde. Ich schwelge im Nachhinein – Hirschragout, Schwarzwälderkirsch… Der Große Braune danach als “Puscher” für den anschließenden Tripp nach Neuhaus (leider ohne HB zu kontaktieren, denn dazu hätte die Zeit nicht gereicht, und nur fürs Vorbeischnuppern wäre es zu schade…).

Beim Fahrweg Richtung Faltlhöhe war alles wie immer außerhalb der Fütterungssaison – nur eine “Heuwüste” erinnerte an den Winter. Daneben grünten schon die Wiesen – und was blühte noch? Clusius-Primeln (“Jagabluat”) schon am Verblühen, Dotterblumen, und wo sind die Krokusse geblieben?

Mein Spürsinn lockte mich in den Wald gegenüber der Fütterung. Während auf der aperen und sich schon begrünenden Wiese neben dem Fahrweg nicht einmal mehr die unverkennbaren Blätter zu entdecken waren (weißer Mittelstreifen), lagen dort zwischen den Fichten noch einige Schneeflecken. Daneben blühten die Napolitanischen Krokusse, und sogar echt (nicht getrickst) durch den aufgeweichten Firn schoben sie Knospen und Blüten. Über die Krokusvorkommen vom Keinen Erlauftal über die Ois bis hinüber ins Salzagebiet gäbe es noch einen eigenen Bericht, aber den muss ich mir noch aufheben (in meinem und Karl Oswalds “Naturerlebnis NÖ” ausführlich behandelt).

Beim Rückweg fühlte ich mich urplötzlich um dreißig Jahre zurückversetzt – damals marschierten wir die “Frauenschuhrunde” mit allen Baumgartner-Tippelt-Kindern. Und bereits hinein ins Höllerbachtal war der schönste Weg nicht auf der Sandstraße, nicht auf den Wiesen daneben – sondern mitten im Bach. Die freundliche Mama von diesem “Dreimäderlhaus” hat mir das Foto erlaubt und auf meine Erinnung hin gemeint – “Ja, schon lang her…” – so schaut´s aus beim BB, aber das tut noch am wenigsten weh…!!! Ötschergrabentour übrigens ohne Knieschnackler genossen, super nachdem ich vor einem Jahr ziemlich genau meine “Krückenepoche” von Mai bis Oktober angetreten hatte.

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