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Zwei dieser Covers passen nicht zu unserem Sommerthema 2019 – trotzdem sind im “Großen Wandererlebnis” (wie in der englischen Ausgabe) die Touren zwischen Wein- und Waldviertel ausführlich enthalten. Diesmal geht es nicht so sehr direkt um die Wanderrouten, sondern um die Naturschätze, auch bereits behandelt im “Naturerlebnis NÖ” mit der speziellen Botanik von Prof. Karl Oswald. Zum besseren Überblicken der Landschaft wählten wir Radtouren mit den neuen E-Bikes, in diesen hügelig-flachen Gegenden ohnehin viel angenehmer als lange Fußmärsche mit ihren lästigen Beschwerden…

Vom Oberlauf der Thaya bis zum nördlichen Manhartsberg erstreckt sich eine Hochfläche, die eigentlich (dem Gefühl nach beim Durchfahren oder Erwandern) mit dem Waldviertel nicht viel gemeinsam hat, aber doch bis zum Ostrand der Böhmischen Masse zwischen  Retz und dem Straßer Tal zu diesem Landesviertel gehört. Die Landschaft wirkt eher wie ein um den geringen Reliefsprung erhöhtes Stück vom anschließenden Weinviertel. Zwar bleibt der Weinbau überwiegend in den niedrigeren Lagen zurück, aber die Felder wogen endlos dahin und lassen auch zum benachbarten Mähren kaum einen Unterschied erkennen (außer in der nicht so unstrukturierten Bewirtschaftung). Bewegung kommt in das Landschaftserlebnis nur durch die teilweise mit Steilrand und noch seltener mit urigen Wald(rest)beständen eingesenkten Flusstäler, wie vor allem die Thaya mit ihren wenigen Nebenbächen und der Quellbach der Pulkau.

Mittwoch, 3. Juli: 148 km Anreise zur Weingartentour bei Retz gelingen dank der in den letzten Jahren ausgebauten Schnellstraßen überraschend leicht. Donaubrücke Traismauer – Stockerau – Hollabrunn, dann in Guntersdorf abzweigend ins “normale” Straßennetz – gleich verfahren über Zellerndorf, aber dann doch direkt am geplanten Startpunkt in Obernalb angelangt. Nun per Rad weiter, zügig auf asphaltierten Güterwegen hinauf zur Nalber Heide und auf dem Weitwanderweg bis zur Berghöhe vor Hofern. Die Gegend ist für mich aktuell interessant, weil mein Blumentipp im SCHAUFENSTER der Kultur.NÖ im Spätsommer zur Heidekrautblüte führen wird – wie vorbereitet finden wir auf den Heidehügeln auch “Besenheidebüsche” genug, jetzt allerdings noch unauffällig und fast überwuchert von der etwas verdorrten pannonischen Flora: alle möglichen Grasarten, Eryngium (Mannstreu) und Gelber Lauch, der ährenförmig blühende Heide-Ehrenpreis beginnt schon zu verblühen, dafür gibt es die herb-saftigen Zwergweichseln in Mengen.

Wie schon im ORF berichtet, wüten in den Eichenbeständen die Raupen der Eichenspinner (sogar hautreizend!) und hinterlassen nur ziemlich kahle Äste, höchstens noch mit Mistelwuchs darauf. Bergab geht es dann huschhusch am flachen Parapluiberg vorbei, und schon kommt die Windmühle als Wahrzeichen von Retz in Sicht. Leicht übersehen kann man den kleinen Seitenweg zum Kalvarienberggruppe, und vielfach gibt es Prachtblicke auf die Stadt Retz und in das weite Weinland.

Für den Rückweg zum Startpunkt in der Seitengasse hinter Obernalb stimmt die Richtung zum Gollitsch, einem Heidehügel auf Thayagranit, der sich besonders für eine Heidekrautwanderung anbietet. Wir gehen auch das kleine Stück bis auf die Anhöhe, vorbei an der “Kümmerlkapelle” mit einer barocken Steinsäule.

Nun wird es, trotz des luftigen Windes, um die Mittagszeit ganz schön heiß. Schon geübt, werden rasch die Räder aufgeladen, und weiter geht es zum Ziel für die Mittagssrast – am Thayaufer in Hardegg beim Brandlesturm der alten Stadtbewehrung. Gäste und Radfahrer bevölkern diese angeblich kleinste Stadt Österreichs, aber insgesamt ist es recht ruhig hier, auch beim Nationalparkzentrum. Wir haben auch noch in Merkersdorf vorbeigeschaut und leider wieder feststellen müssen – der früher so anheimelige “Forellenwirt” ist nicht nur geschlossen, sondern kommt langsam in einen etwas desolaten Zustand. Ein Problem in dieser abgelegenen Gegend trotz Nationalpark, Sommerfrischler gibt es genug, aber irgendwie sterben die Dörfer, abgesehen von einzelnen Großbauern, immer mehr aus… hoffentlich täusche ich mich mit dieser Diagnose!

Das letzte Mal auf dem Hochkar waren wir an einem heißesten Tag des Jahres, trotzdem war die Gipfelrunde (allerdings mit Lifttalfahrt) ein angenehmes Erlebnis. Am Mittwoch, 26. Juni, war wieder ein so heißester Tag angekündigt, aber weil das Wetter als sicher vorhergesagt wurde, machten wir uns trotzdem an diese Tour. Vorbereitung – Jausenkauf mit saftig gefüllten Kornweckerl, und typischer Baldrian-Mehlspeis bei der Bäckerei Käppl in St. Veit, außerdem Abfahrt (schon?) um sieben Uhr. In einer Stunde und 45 Minuten die 100 km bis zum Hochkar-Parkplatz geschafft.

Die Liftszenerie mit den frisch grünen Pisten, wo schon die ersten Kühe weiden, wollen wir diesmal nicht wieder begehen, daher Richtung Alpintour, beim Schutzhaus vorbei und die Schotterstraße nach dem Wegweiser “Bergsee” (= Wasserspeicher für Beschneiungsanlagen) hinan. Hier herrscht noch angenehmer Schatten. Außerdem entdecken wir (wie schon bekannt) in der Felsstufe eine riesige Rosette des Kiesn-Steinbrechs, Blütezeit vielleicht Ende Juli. In der oberhalb erreichten Almmulde gehen wir weder zum See, noch entlang der Markierung weiter, sondern ziemlich geradeaus durch die Senke in einen schmalen, relativ frisch ausgebaggerten Einschnitt. Dieser ist insofern interessant (noch nie begangen), weil er die roten Juraschichten unterhalb des “Roterdkogels” quert. Tatsächlich befindet sich dort ein Wasserfasser für den See, wir gehen an dieser Stelle rechts in die nächste Dolinenmulde hinein (der markierte Weg quert weiter südlich oberhalb). Hier ist noch Frühjahr, mit ein paar Soldanellen und Clusius-Primeln, außerdem kühle Luft, denn frischen Wind gab es an diesem Tag nur wenig. Etwas steil halbrechts aus der Senke hinaus, erreichten wir die Karrenfelder (von tiefen Rillen durchzogene Steinflächen, typische Karsterscheinung) am Nordrand der Schrotleitneralm. Wie vielfach war in den Steinritzen die Rosenwurz in schönster Blüte.

Anni hat diesen interessanten Standort so im Bild festgehalten:

Dann wechselten wir auf den markierten Steig, der in weiter Kehre am Hang gegen die Schmalzmauer hinaufführt. Dabei gab es phänomenale Flecken mit Kalkglocken-(Clusius)-Enzian, außerdem noch immer blühende Nelkenwurz, aber insgesamt keine (wie erwartete) Blütenfülle, wohl weil die Schneelage zu hoch gewesen ist, das Abschmelzen erst vor relativ kurzer Zeit erfolgte – wie bei den Hochkarbildern im Wetterpanorama des ORF mit zu verfolgen.

Leicht bergab wird dann der Sattel der “Seelucken” erreicht (mit Blumenschauen und Fotografieren knapp zwei Stunden vom Parkplatz… nur keine Eile, noch dazu bei den hohen Temperaturen). Während Anni zum Rastplatz nördlich neben dem Steig zur Brunneckerhütte weitergeht, steige ich – schon lange beabsichtigt – neben dem Zaun Richtung Schmalzmauer hinan. Hier sind ganz wunderschöne Blumenstandorte, die ich bisher nur analog als Dia fotografiert habe, nun höchste Zeit für aktuelle Digitalbilder!

Heute ist ganz schön viel los, vor allem laute Jugendgruppen marschieren zu den Almen am östlichen Hochkar. Wir beziehen unseren ausgiebigen Mittagsrastplatz auf der mit bequemen Steinsitzen ausgestatteten Kuppe nördlich des Sattels. Hier sollte es sogar Kohlröschen geben, aber offensichtlich sind wir etwas zu früh dran, außer einer knospigen Mücken-Händelwurz und einer ebenso spärlichen Höswurz ist nichts zu finden. Dafür ist die Aussicht ganz vorzüglich, trotz des angekündigten Saharastaubes – zwar sind die östlichen Gipfel wie der Schneeberg nur zu ahnen, aber die nähere Szene mit Dürrenstein, Zellerhüten, Kräuterin und Hochschwab zeigt sich vorzüglich. Außerdem bildet die Schmalzmauer mit ihren Felsabstürzen ins Seelucken-Kar eine bizarre Kulisse, gegen Westen fällt neben dem fernen Toten Gebirge vor allem der Große Buchstein mit seinem noch von Schnee erfüllten Kar auf.

Für den Rückweg (auf die Schmalzmauer verzichten wir wegen der Hitze und der fehlenden Blumenentwicklung) gehen wir auf dem Steig zurück bis zur (relativ neuen) Almstraße am Westhang der Schmalzmauer und dann gleich auf dieser in angenehmer Neigung hoch über der Schrotleitneralm weiter bis zum Leckerplan. Dabei gibt es an den etwas schattigen Böschungen noch einige Frühblüher.

Beim weiteren Abstieg auf der Forststraße wechseln wir von der Alm- zur Bergwaldflora, außerdem werden gerade die Rinder zur Schrotleitneralm aufgetrieben. Selbst durch die “Mäulgab” (Kleie und Salz) des Halters, lassen sie sich aber recht viel Zeit, eher lockt der nahe Wassergrand. Am Vortag erfolgte übrigens der Auftrieb über die Hochkarstraße, wie an den “Kuhfladerspuren” zu bemerken war. Nach etwa zwei Stunden (wie beim Hinweg) langen wir beim hitzeglühenden Parkplatz an und starten gleich mit voller Klimaanlage die Talfahrt.

Unsere Landung in Göstling ist überraschend kühl – in den Gewölben der Konditorei Schnessl, umgeben von den tollen großformatigen Taucherbildern und den unglaublichen Steinschliffen aus der Ybbs, dazu noch die Himbeer-Kardinalschnitte und eine interessante Unterhaltung mit dem Konditormeister. Nach diesem angenehmen Abschluss unserer Hochkarfahrt beeilen wir uns, durch die heißen Täler wieder in unser gut kühles Nachhause zu kommen!

Das Wildnisgebiet Dürrenstein hat in letzter Zeit sogar die höchsten internationalen Anerkennungen erreicht. Wegen der Sensibilität dieses “echten” Urwaldes besteht ein strenges Betretungsverbot, und für Exkursionen besteht eine lange Warteliste. Umso erfreulicher war es, dass die Forschungsgemeinschaft LANIUS (Sitz in Spitz an der Donau) eine Exkursion dorthin ausgeschrieben hat, wobei Anni und ich trotz größter Eile gerade noch die zwei letzten Plätze ergattern konnten. Einmal hatten wir schon frührt, allerdings bei Regenwetter, an einer Urwald-Rotwald teilgenommen. Im Vergleich zum “Miniurwald” Lahnsattel (leicht erreichbar und auch interessant) ist der Rotwald natürlich eine viel höhere Liga der Naturraritäten!

Im Vergleich zu unserer ersten und seither letzten Urwald Rotwald-Tour um 1990 war die heurige wirklich ein toller Erfolg – vom Wetter begünstigt (erst fünf Minuten vor dem Autoabstellplatz begann es zu regenen) und vor allem durch die überaus ambitionierte und fachkundigste Führung des Wildnisgebiet-Rangers Förster Reinhard Pekny. Es war insgesamt eine Intensivvermittlung hinsichtlich Biologie, Geschichte (auch soziale und ökonomische Aspekte) und darüber hinaus eigentlich auch ein philosophisches Seminar…

Trefffpunkt am 20. Mai (Fronleichnamstag) um 9 Uhr in Langau, in Fahrgemeinschaften über Holzhüttenboden – Oisklause – Amaißhöhe  – Jagdhaus Langböden (rund 11 Uhr, vor allem historische Einführung) – Gindelsteinbrücke – Umkehrplatz bei ca. Rothhausbach / Moderbach (Parkplatz). Alter Fußweg Moderbach-Nordseite und in weitem Bogen durch den Großen Urwald, höchster Punkt etwa an der Lichtung der Urwaldlahn (nach 2000 eine hundertjährige und in den Jahren nachher noch eine gravierende weitere Lahn, um noch 200 m länger den Wald “rasiert”). Übrigens Bäume im Lawinengrund gleichsam “entastet”, im zur Seite geschobenen Randbereich noch mit Ästen, zurück über den Rothausgraben und zuletzt (bei einsetzendem Regen) über das unterste Stück der Bärwiesstraße. Dauer der Urwaldtour ca. 5 Stunden!

In einem so geschlossenen Waldgebiet wie dem Urwald kann man  wegen  der Sonnen- und Schattenwirkung keine befriedigenden Landschaftsaufnahmen machen  Daher versuche ich diese Route – selbst für uns als Geher nur schwer nachzuvollziehbar – zu beschreiben, und zwar mittels einzelner Schwerpunkt:

Zunächst ist es die ungeheure Wucht und Größe der Bäume – ein “normaler” Wald erscheint dagegen wie ein “Stanglwald”, sogar im Vergleich  etwa am Lahnsattel zu erleben. Dazu kommt noch unmittelbar der wüste Eindruck mit all diesen irgendwann gestürzten und oft ineinander verkeilten Stämmen. Auf und in dem (nur scheinbar) toten Holz herrscht ein vielfältiges Leben, die Pilzgeflechte gehören ja zu den größten Lebewesen der Erde! Kadaverwuchs, Stelzenwurzeln und frisch gekeimte Pflanzen bilden sozusagen ein lebendiges Wirrwar, das keineswegs in einem Ruhezustand verharrt, bis es wieder zu Erde wird, sondern dabei in unglaublichen Wechselwirkungen mit der umgebenden und ineinander dringenden Natur begriffen ist. Viele Vorgänge von Bakterien, Pilzen usw. können wissenschaftlich noch gar nicht völlig durchschaut, keinesfalls aber reproduziert werden. Diese Wunderwelt hat uns Förster Pekny eindringlich und verständlich vermittelt!

Die hohen Baumkronen bilden zugleich einen Schutz für das Leben darunter, das sich aber auch erst wieder entwickeln kann, wenn Sonnenlicht durch Schneisen von gefallenen Bäumen eindringen kann. Das Bild des Waldbodens und der darauf wachsenden Riesen wechselt ständig und lässt bei der “Begehung”, eher einem mühsamen Vordringen – drüber und drunter – kaum Müdigkeit aufkommen.

Man kann kaum woanders von so viel Lebendigem umgeben sein wie in einem solchen Urwald! Trotzdem fallen Einzelheiten umso mehr auf – zunächst sind es die hier massenhaft vorkommenden Alpensalamander und riesige “Baumschwammerl”. Einen ganz seltenen, mit nur zehn Vorkommen in ganz Europa (wenn ich richtig verstanden habe), sehen wir zweimal – den Duftenden Feuerschwamm. Zwei Forschern sind wir hier auch begegnet, die sich ganz der Jagd nach Mäusen widmen, so wie etwa Thomas Hochebner (unser “Vogellehrer”) sich auf das “Urwaldgeflügel” spezialisiert hat.

Manche Begriffe haben wir überhaupt erstmals gehört – z.B. “Geotopie” – das heißt Baumschwämme wachsen immer horizontal: Im Bild sieht man einen älteren Baumschwamm, auf dem nach einer Lageänderung ein zweiter wieder horizontal gewachsen ist.

Das letzte Bild zeigt in seiner grünen Farbe auch ein Lebewesen (Pilz, Alge, Bakterien… in der Fülle der Eindrücke nicht gemerkt…), das für´s Zersetzen der Holzmasse zuständig ist. Übrigens gibt es in der Erd- und Lebensgeschichte einen Zeitpunkt, wo die Holzmassen nicht zersetzt wurden, sondern sich in dicken Schichten abgelagert haben – nachfolgend  überdeckt, unter Druck, Erwärmung und Luftabschluss zu Steinkohle geworden. Da seit diesem Zeitpunkt der Evolution alles Holz zerfällt bevor es zur Inkohlung kommen kann, bilden sich seither keine Steinkohlenlager.

Ein markanter Platz ist jener “Holzschlag” (im Sinn von Lichtung), wo die Urwaldlahn vom Dürrensteinmassiv herab gekommen ist. In den letzten beiden Jahrzehnten zweimal als hundertjähriges und fünfhundertjähriges Ereignis! Danach haben wir bald auch den höchsten Punkt erreicht, und von nun an ging´s nur mehr bergab – aber wie………….. immer noch über Stock und Stein auf schwacher Spur, die man ohne den Führer kaum finden würde. Als wir den hellen Streifen einer Forststraße im späten Nachmittagsdämmern erblicken, ist auch schon höchste Zeit, dass unsere “Wanderung” schön langsam oder eher schnell zu Ende geht – denn die letzten fünf Minuten bis zu den Autos regnet es schon. Geschüttet hat es zum Glück erst später am Abend, als wir schon längst aus den “abgründigen Gegenden” des hintersten Oistals herausgefahren waren.

Ein einmaliges Erlebnis im wahrsten Sinn des Wortes, das wir wohl kein weiteres Mal werden genießen können!

Vielen Dank an die Laniusgemeinschaft und unseren Führer Reinhard Pekny – es war traumhaft!!!

Für einen “Haupturlaub” – wie jedes Jahr zumindest einmal ins mediterrane Gebiet – gibt es neben der selbstverständlichen Planung auch immer eine Menge Wünsche oder spezielle Vorhaben. Heuer war in Mittel- bis Süddalmatien neben dem Schwerpunkt Natur auch das Kulturerlebnis im Vordergrund – Trogir und Split, Dubrovnik schon wegen des Touristenrummels weniger. Aber erstens kommt es meistens etwas anders und anders als man denkt…

So etwa war die Tour zu den Karstlandschaften an der Bosnischen Grenze mit Imotski überraschend. Anderseits blieben die Besichtigungen von Trogir und Split auf der Strecke, ebenso eine Fahrt zur Insel Hvar. Die näher liegende und von Makarska direkt mit der Fähre erreichbare Insel Brac war dann der Höhepunkt unseres Urlaubes! Rechtzeitig beim Hafen im Kiosk der Jadrolina erkundigt und am Vorabend die Plätze für Hin- und Rückfahrt mit der Autofähre gebucht. Das Wetter versprach bestens zu werden!

Freitag, 24. Mai: Rechtzeitig vor der Abfahrt um 9 Uhr an der Fähre zu sein, stellte sich als einfach heraus. Zwar ist die Verkehrsführung in der Altstadt von Makarska und besonders am Hafen recht “speziell”, aber für das Einfahren gibt es eine eigene Wartespur, und wir hatten auf der Fähre auch fürs Ausfahren einen günstigen Platz, weil wir nicht zu früh dran waren. Neben den zur gleichen Zeit startenden Ausflugsschiffen ging es aus dem Hafen hinaus, schöner Rückblick auf das von Palmen gesäumte Hafenkai. Während der ca. 3/4 Stunde dauernden Überfahrt zeigt sich natürlich der Gebirgszug des Biokovo in voller Größe, und Richtung der südlichen Gipfel (am Vortag bei Drvenik und Selo) glitzerte das Meer im strahlenden Sonnenlicht. Dann war auch schon Sumartin erreicht, der Landehafen auf der Insel Brac.

Unsere Tageseinteilung war – zuerst auf den höchsten Gipfel, dann nach Bol zum berühmtesten Punkt der Insel “Goldenes Horn, restliche Zeit dort für Aufenthalt und rechtzeitige Rückfahrt, insgesamt fünf Stunden. Daher ließen wir uns nach Ausfahrt von der Fähre nicht zu viel Zeit und folgten gleich der Hauptstraße, die zügig den Berg hinaufführt. Bald ist eine Art Hochebene erreicht, die den Großteil des Inselinneren einnimmt – übrigens ist Brac die flächenmäßig größte Adriainsel. So nachgelesen und auch über die Route mit Karte und Wanderführer erkundigt. Diese Höhenlandschaft ist selbstverständlich ziemlich verkarstet, Buschwald und Heiden überwiegen. Der nächste Ort nach den vom Fährhafen aufsteigenden ufernahen Siedlungen heißt Gornji Humac, also schon vom Namen her Berglage. Um die Kirche scharen sich die Häusergruppen, Einkehrmöglichkeiten an den sich hier verzweigenden Straßen. Wir werden später zurückkommen und nach Bol hinunter ans Meer fahren. Zunächst aber gilt es dem Vidova gora, dem höchsten Berg der Insel Brac und damit auch von allen Adriainseln. Von Bol hätte ein Wanderweg hinaufgeführt, etwa drei Stunden, aber für einen Tagesausflug zu lang. Zum Glück gibt es auch eine Straßenzufahrt – zuerst auf der Hauptstraße durch einsame steinige Gegend Richtung der Westküste mit dem bekannten Ort Supetar (Fährverbindung mit Split). Es gilt nur, die Abzweigung nicht zu versäumen! Aber wie fast überall – gute Straße und gute Beschilderung, die Seitenstraße zum Gipfel windet sich durch niedrigen Nadel- und Buschwald mit einzelnen Lichtungen und endet auf einem großen Parkplatz. Sogar die Reisebusse fahren bis dort hinauf, also eigentlich kein richtiger Gipfel – trotzdem ein wunderschönes Erlebnis, denn einen solchen Ausblick haben noch selten genossen (am ehesten noch von der Ucka in Istrien).

Der “Teleblick” hinab zur Küste bei Bol zeigt die einmalige Naturerscheinung des Zlatni rat – das “Goldene Horn”. So wird die halbinselartig ins Meer vorspringende Kieszunge genannt, die je nach Meeresströmung und vorherrschenden Windrichtungen nach gegensätzlichen Richtungen weist, eine “Mondsichel” aus feinem Kies, von kristallklarem und in allen Blautönen schimmernden Meer umsäumt, ein außergewöhnlich einzigartiger Strand! Wir sind auf die Felskante des Gipfels gestiegen und streifen dann noch durch die Lichtungen, wo wir (wie bei der Weiterfahrt) neben unauffälliger Flora sogar oder nur zwei Orchideenarten finden.

Bis zurück nach Gornji Humac nehmen wir, unterbrochen von Blumenstops, die Zufahrtsstrecke als einzige Möglichkeit. Dann geht es Nähe des hochgelegenen Flugplatzes südwärts zum Bergrand und die eindrucksvolle Steilküste in scharfen Kurven hinab zum flachen Küstenstreifen von Bol. Dieser bekannte “Schicky-micky-Ort” bleibt abseits, die Wegweiser führen uns weiter zu einem großen Parkplatz beim Zlatni rat. Zum Glück sind wir in der Vorsaison da und bei angenehmen ‘Temperatur, in der Parkgebühr sind sogar überdachte Stellplätze inkludiert, die man aber nur zu dieser ruhigen Zeit finden wird können. Durch einen Pinienwald geht es dann hinab zur “Kieszunge” des Goldenen Horns, wirklich ein überwältigender Küstenplatz – im Rücken ragen die Steinfluchten des Vidova gora 780 m hoch in den – wie das Meer tiefblauen – Himmel. In Gegenrichtung weist der doppelseitige Kiesstrand hinaus ins Meer zu der ggenüberliegenden niedrigen Insel Hvar und der darüber ragenden ferneeren Insel Korcula. Unglaublich ist das Panorama über 360 Grad (wenn es gelingt), an beiden Enden ragt das Bergmassiv, dazwischen die Kiesfläche mit dem beiderseitigen Meer, auf dem etliche Schiffe vor Anker gegangen sind.

Liegen und Caféplätze sind noch spärlich besetzt, lagern könnte man bei dieser mäßigen Temperatur und fast andauerndem Sonnenschein bestens, für Baden ist das Wasser aber noch zu frisch. Wir nützen diesen einmalig schönen Platz für einen ausgiebigen Spaziergang und fahren anschließend westwärts die Küste entlang. Die Nebenstraße zieht relativ hoch am Hang dahin und passiert dabei die Häusergruppen der verstreuten Ortschaft Murvica. Ein extravagantes Ziel wäre – neben dem weiter entfernten Höhenkloster Blaca – ein Höhlenkloster mit alten Steingravuren, der Wegweiser zeigt die Abzweigung zu diesem eine Stunde bergwärts versteckten Kuriosum. Wir verzichten leicht darauf, erstens wegen der inzwischen ganz schön gestiegenen Temperaturen am kahlen Sonnenhang und weil ich gelesen habe, dass der Zugang versperrt ist. So halten wir ausgiebige Mittagsrast (eigentlich Tagesrast) an einer geeigneten Stelle mit phantastischem Blick über die Küstenlandschaft.

Einzelne einsam gelegene Landhäuser stehen verstreut in dieser exklusiven Landschaft, zwischen Oliven- und Weingärten geht es hinunter zum sicher etwas steilen Strand. Jedenfalls traumhaft, sodass uns nur der Blick auf die Uhr wegen der rechtzeitigen Rückfahrt zur Fähre verabschieden lässt. Zurück über die tolle Aussichtsstraße von Bol hinauf zur Hochfläche und diese entlang, wobei wir noch einen kurzen Halt an einer aufgelassenen Schafhalde machen – unglaublich blumenbunt! Dann geht es die Kehren hinunter nach Sumartin, gerade rechtzeitig zum “Einschiffen” – diesmal soll ich im Retourgang in die Fähre hineinfahren, aber ich brauche nur – hopphopp – retour zu fahren, das Lenken übernimmt der daneben hergehende und ins Lenkrad greifende Schiffsmann, kann mir nur recht sein… Die Rückfahrt ist auch noch wundervoll, das im späteren Licht glitzernde Meer, die zurückbleibende Insel Brac als herrliche Erinnerung und vor uns das Küstengebirge mit dem Biokovo, bis wir wieder im Hafen von Makarska anlanden. Als Krönung dieses Supertages gibt es nach dem Abendbuffet wie auf Bestellung noch einen fulminantes Abendrot!

Obwohl uns schon bei der Vorbereitung unseres Urlaubs an der Makarska-Riviera auffiel, dass der berühmte Wallfahrtsort relativ nahe gelegen ist, gab es doch mehrere Gründe für die Fahrt dorthin. Am entscheidendsten dafür war, dass Anni bereits vor rund 30 Jahren, also in der Anfangszeit dieses nun weltberühmten Pilgerorts, mit ihrer Freundin Dorli dort gewesen ist. Damals war Medjugorje noch ein kleiner, eher armseliger Ort irgendwo in Bosnien-Herzegowina. Sie nächtigten privat bei einer Familie, und rund um die Kirche erstreckten sich nur Wiesen und Felder. Immerhin haben sie den Kreuzberg und den Erscheinungsberg bestiegen, alles noch ohne die heutige touristische und auf die Millionen Pilger ausgerichtete Erschließung.

Am Sonntag, 26. Mai, von Makarska durch den Biokovo-Tunnel zur Autobahn und auf dieser südwärts Richtung Dubrovnik, bis sich die Strecke gabelt und der Zubringer nach Bosnien (Mostar, Sarajevo) der Grenze zustrebt. Dort kurzer Stau, wir waren auch nicht unschuldig daran, denn die Grüne Karte (Versicherung) erst suchen  und dann wegen Ablaufdatum noch aktualisieren müssen… Von der toll ausgebauten Autobahn geht es dann, den zahlreichen Wegweisern zum prominentesten Ziel der Gegend nach, gleich auf einer Rumpelpiste durch eine lange Baustelle nach Medjugorje. Anni staunt nicht schlecht, wie sich hier alles verändert hat – Hotels, Betriebe, Geschäfte, ganz neu oder noch nicht fertig oder im Rohbau steckengeblieben. Die Sonntagsmesse dürfte gerade aus gewesen sein, wie wir an Gesang und Glockenklang vernahmen, daher Stau zum Parkplatz. Typisch übrigens für die Lage der Menschen in Medjugorje – Zufahrt in ein Baugelände mit halbfertigem Haus, dort Privatparkplatz um zwei Euro die Stunde, für den Besitzer eine sichere Einnahmsquelle (zumindest an belebten Tagen). Wir gehen gleich weiter zur Kirche und behalten die etwas dichter werdenden Wolken im Auge, denn es dürfte bald zu regnen beginnen…

Der Ortsname Medjugorje bedeutet eigentlich “Zwischen den Bergen”, es liegt in einem welligen Hochland am Fuß eines nicht gerade hohen verkarsteten Bergrückens, allerdings erblickt man im Norden die weiter entfernten Gipfel des Dinarischen Gebirges, noch tief mit Schnee bedeckt. Für die Vorgeschichte des weltweit größtes Interesse anziehenden Pilgerortes gibt es einen Hinweis – 1934 wurde von den Einwohnern unter Führung des damaligen Pfarrers auf dem 520 m hohen nahen Berg Sipovac zum Gedenken an den 1900 angenommene Jahre zurückliegenden Kreuzestod Jesu Christi unter größten Mühen ein riesiges Kreuz errichtet, das sogar als Reliquie einige originale Kreuzpartikel enthält. Fünfzig Jahre später kam es dann zu den nicht unumstrittenen Marienerscheinungen, die Medjugorje neben Lourdes zum weltweit bekanntesten Wallfahrtsort machten. Die Informationen im Internet sind überaus reichhaltig, immer noch werden die Aussagen der “Seher” regelmäßig verbreitet, im digitalen Zeitalter umso nachhaltiger. Positiv anzumerken – wovon man auch wirklich berührt wird – ist die Atmosphäre des Glaubens, einer höchst lebendigen Religiosität und das Leitmotiv “Frieden für alle Welt” (mehr dazu möchte ich nicht anmerken, obwohl ich als Buchautor mich ja intensiv mit dem Pilgern beschäftigt habe). Im Vergleich zu unserem Mariazell, das eigentlich nicht mit Medjugorje vergleichbar ist, allein schon von der Tradition und Geschichte her, geht es hier nicht ums gehende “Wallfahrten”, sondern um “Pilgerfahrten”, weltweit organisiert mit Flügen und Bussen. Der Wallfahrtsort ist zugleich ein Tourismuszentrum geworden, in dem es aber vor allem um die Betreuung und Unterbringung der Menschenmassen (eine Million pro Jahr) geht. Kommerz und Kitsch gibt es selbstverständlich auch im Übermaß, aber da ist ja Medjugorje keine Ausnahme…

Nach dem Besuch der Kirche machen wir noch einen kurzen Rundgang – das Areal hinter der Basilika (?) riesengroß und leer, ein kleines Gebäude zeigt an seinen Wänden die Geschichte, wessen Grab wohl so intensiv beschmückt ist (? nicht der Name eines Zeugen), alte Geschichte in der Erinnerung an die Ustascha (nationalsolzialistische Organisation Kroatiens, die auch in die Kärntner Geschichte hineinspielt), der “Mahnstein” beim Friedenskreuz auf dem Erscheinungsberg. Dorthin begaben wir uns anschließend….

Für den hohen Kreuzberg reichten Wetter und Zeit nicht, aber wir fanden einen weiteren Parkplatz im Gewirr von Lokalen, Geschäften, Hotels und Pensionen bei einem neu wirkenden Nonnenkloster am Ausgangspunkt zum sogenannten Erscheinungsberg. Den normalen Aufstieg nahmen wir später bergab, nun ging es gleich steil über von der rötlichen Erde etwas rutschigen Steinstufen zwischen Gebüsch und felsiger Heide hinauf zum Blauen Kreuz. Jeder dieser Punkte hat seine besondere Bedeutung, und Scharen von Besuchern oder mehrheitlich Pilgern stiegen hier hinauf, manche mühsam humpelnd, sogar mit Krücken und nach auffallendem Brauch – barfuß! Immer wieder hört man Gesänge, Betrachtungen durch die Pilgerbegleiter und vor allem Rosenkranzgebete.

Alte Menschen und Jugendliche vereinigen sich hier in offensichtlich tiefem Glauben, und sicher kommen viele Menschen in grenzwertigen Lebenssituationen hierher, um Fürbitte und Trost bemüht und darauf vertrauend. Wer so etwas nicht selbst erlebt hat, kann nicht so leicht das alles mit- und nachempfinden (unsere Familie war in den 1980ern in Mariazell selbst betroffen, also weiß ich, wie es einem und worum es dabei geht). Verboten ist auf dem Erscheinungsberg – wie überall in diesem Gelände – selbstverständlich offenes Feuer (Kerzen) und das Anbringen von Schriften und dergleichen. Trotzdem sieht man immer wieder Erinnerungsstücke, wie oben gezeigt. Eine besonderes “Denkmal” sind die von einem italienischen Künstler angefertigten Bronzereliefs mit Motiven des Freudenreichen und des Schmerzhaften Rosenkranz von 1989 bzw. 2004, wir begegneten ihnen durch die andere Richtung des Aufstiegs in sozusagen verkehrter Reihenfolge:

Nach wirklich anstrengendem Dahintappen auf den vertretenen Steinen – immerhin ohne Sonnenhitze und rutschig machender Feuchtigkeit – erreichten wir den “Erscheinungspunkt”, der seit 2004 mit einer überlebensgroßen Madonnenstatue versehen ist. Der Blick geht hinunter auf den Ort zur links im Bild erkennbaren Kirche, und Anni ist mit Dorli von dort noch über Wiesen und Felder zum Erscheinungsberg gegangen. Den Abstieg nehmen wir über den eigentlichen Aufstiegsweg, auch nicht viel sanfter, vorbei am Friedenskreuz mit dem Ausspruch der den Hirtenkindern erschienenen Gottesmutter.

Zurück beim Auto nahmen wir zuerst eine Stärkung in einem kleinen Cafe´, sehr gut und blitzsauber, anschließend fuhren wir (wie von unserem Parkplatzwächter empfohlen) auf der unbehinderten Hauptstraße zur Stadt Ljubuski, dann aber nicht zur Autobahn zurück, denn die Rückfahrt sollte über die Jadranska Magistrala entlang der Küste erfolgen. Also der Karte nach und mit viel Aufmerksamkeit für die Wegweiser: Durch ein freundliches Tal mit dem berühmten Wasserfall Kravica zur Stadt Capljina, bereits am großen Fluss  Neretva gelegen. Am gegenüberliegenden Ufer der sehr belebten Gegend mit vielen Betrieben, Wohnsiedlungen und Landwirtschaftsflächen ging es zur Bosnisch-Kroatischen Grenze mit nachfragender Kontrolle (weil viele Kroaten im billigeren Bosnien einkaufen, Zentrum ist die Stadt Neum, vor allem geht es um Zigaretten). Gegenüber von Metkovic (nahe bei Vid hätte es die antike Stätte Narona gegeben) waren wir schon im flachen Gebiet der Neretvamündung mit der Stadt Opuzen, hier ein kleiner Verhauer Richtung Dubrovnik mit rechtzeitiger Umkehr in steiler Küstenlandschaft. Unser nächster wichtiger Punkt war die Hafenstadt Ploce, allerdings abseits der Hauptstraße gelegen. Diese wand sich jetzt, unter unserer Beachtung nicht auf die Autobahn zu kommen, den Berg hinauf, wo es eine einmalige Sehenswürdigkeit gibt – die sieben Seen von Bacinska, scheinbar hoch im felsigen Gebirge, aber teils tiefer als der Meeresspiegel gelegen! Leider hatte es inzwischen zu regnen begonnen – allerdings zum Glück erst so spät, denn in Medjugorje wären wir bei einem solchen Wetter schlecht dran gewesen. So verlief die Küstenfahrt an der südlichen Makarska-Rieviere, mit dem interessanten Ort Gradac leider wenig spektakulär, wenn man von den wunderschönen Berg- und Küstenszenen absieht, außerdem waren wir schon über 200 km unterweg, also schön langsam Zeit für Ankunft und Entspannung im Hotel…

Die Makarska-Riviera zieht etwa 60 km von Omis bis Gradac das Küstengebirge entlang, neben anderen hohen Massiven sticht besonders der Biokovo bei Makarska aus der eindrucksvollen Silhuette. Zwei große Flüsse durchbrechen die Bergmauer, der (oder die) Cetina und die aus Bosnien kommende Neretva. An der Küste reihen sich die aus Fischerdörfern entstandenen Tourismusdestinationen. Den nördlichen Abschnitt mit Baska Voda und Brela hatten wir schon als kurzen Abstecher erkundet und waren nicht sehr angetan davon. Alles relativ dicht verbaut am Steilhang, enge Zufahrten und restriktive Fahr- und Parkverbote (wenn man nicht dort Gast ist). Sicher hätten wir auch noch interessante Orte besuchen sollen (vor allem Omis), aber am vierten Urlaubstag, Donnerstag 23. Mai, wollten wir uns die südliche Strecke anschauen, vorbei an Tucepi, in dessen Richtung wir ja schon auf dem vorgelagerten Osejava gewandert waren.

Die Küste ist dort zwar mit vielen kleinen Buchten gegliedert, der Anstieg gegen die südlichen Ausläufer des Biokovomassivs erfolgt aber eher direkt bis rund zur Tausenderhöhe der immer wieder hervortretenden Felsmassen (es gibt auch keine Straße ins Hinterland, außer den Zubringer von Makarska oder Tucepi Richtung Autobahn bei Vgorac). Wie Baska Voda und Brela liegen die Badeorte unterhalb der kurvigen gut ausgebauten Jadranska Magistrala, der einst fast gefürchteten überlasteten Küstenstraße, deren Hauptverkehr durch die Autobahn abgelenkt wurde. Von Podgora und Igrane bekommen wir also nicht viel zu sehen. Gradac lockt zwar mit dem längsten Strand, ist aber noch weiter entfernt (da könnte man gleich zu den phänomenalen Bacinska Seen bei Ploce fahren, leider nicht unternommen…).

Die Hinweistafel zur Fähre auf die Insel Hvar, erst im Vorbeifahren bemerkt, ließ uns umkehren und nach Drvenik hineinfahren (hatten schon den Ausflug nach Hvar geplant, aber nicht mehr dazu gekommen). Dieser kleine und vor allem autentisch wirkende Küstenort hat uns mehr beeindruckt als die berühmteren Destinationen – erstens ein geräumiger Parkplatz (mit geringer Gebühr, aber leer), zweitens die Hinweistafel “Lungomare”, also Strandpromenade… da mussten wir hin! Vorbei an gerade in Saisonvorbereitungen begriffenen Konobas und Pensionen ging es rechts von der Hafenmole zu einem Betonsteig am felsigen Strand. Dieser (vom Beton abgesehene, aber wie sollte er sonst in den Klippen angelegt sein?) hübsche Weg verlief rund um die nördlich von Drvenik gelegene, mit Pinienwald bestandene Halbinsel. Weiter oben war ein Fittnesspfad angelegt, anscheinend auf der ganz alten Küstenstraße, und dort gab es wunderschöne Lichtungen mit üppiger mediterraner Flora. Also was hätte uns Besseres passieren können!

Nach diesem angenehmen Spaziergang wollten wir das Gegenstück zum Strand erleben, daher hinauf auf den Berg. Ein altes Kloster hätte uns gelockt, aber eine Abzweigung zu früh genommen – und schon ging es in steilen Kehren irgendwohin – jedenfalls schmal, aber sogar asphaltiert, den Hang hinauf. Jede Kurve erweiterte die Aussicht, und bei einer Wegkreuzung war genug Platz zum Parken, um zu Fuß weiterzuwandern. Der linke Seitenweg führte uns in der Zone des am schönsten blühenden Ginsters und mit blumenbunten Böschungen nordwärts auf einen Felskegel zu, von dem ein kleiner Weiler unter einer mit wehender Fahne gekennzeichneten Burg herabblickte – Selo genannt. Das Dahinbummeln war bei dieser Blumenpracht und der herrlichen Aussicht über das Meer zu den Inseln Korcula und Hvar einfach genussvoll, allerdings bei zunehmender Mittagshitze (wie in unserem Adriatief-Urlaub gar nicht gewohnt). Also ließen von hohen Ziel ab, wohl auch um eventuellen Fußbeschwerden vorzubeugen, besichtigten aber eine schön hergerichtete und leider noch unbewirtschaftete “Bergeinkehr” namens Kosirisce. Die Kapelle davor zeigte gleich den Familiennamen, denn jede dieser kleinen Bergsiedlungen scheint nur von einer Sippschaft bewohnt zu sein.

Der Rückweg war durch ein frisches Lüftchen sogar ganz angenehm, vor allem hatten wir uns mit den ersten reifen Maulbeerfrüchten stärken können. Trotz kurzem Stau wegen einem Unfall auf der Magistrala war auch die Rückfahrt angenehm. Am späten Nachmittag hatten wir auch etwas vor, nämlich zum Hafen zu bummeln und uns dort die Tickets für die Fähre nach Brac zu besorgen. Aber das ist, wie es so üblich heißt, einen andere und in diesem Fall die nächste Geschichte…

Wenn mir ein Ortsname noch nie untergekommen ist, trifft das auf IMOTSKI zu. Aber am 22. Mai d. J. waren wir dort und haben die Natursehenswürdigkeiten dieser Gegend im Dinarischen Gebirge aufgesucht – teils echt “gesucht”. Aber nun dazu, wie wir überhaupt auf dieses Ziel gekommen sind.

Wie an den meisten Urlaubsorten wird auch in Makarska im Hotel Meteor eine Reihe von Ausflügen angeboten, ebenso bei den Argenturen und Tourismusbüros. Unter Ausflüge aus Makarska heißt es: Blauer und Roter See von Imotski. Auch bei der Autobahnzufahrt war mir ein solcher Hinweis schon aufgefallen. Zuerst galt es, den Ort überhaupt zu finden – im Web heißt es so: 80 km von Split, 30 km von der Adria (aus Richtung der Makarska-Riviere also), 7 km von den Bosnischen Grenze. Allein das war so interessant, dass wir uns gleich am dritten Urlaubstag dorthin aufmachten, denn das Hinterland wollten wir ohnehin kennenlernen.

Obwohl der Natur unser hauptsächliches Interesse gilt, lohnt es sich, über einen (für uns) so weltfernen Ort näher zu beschreiben, noch dazu weil er seit dem Wiener Kongress 1814/15 zur Österreichisch-Ungarischen Monarchie (Kronland Dalmatien) gehörte, übrigens bis zum Ende des 1. Weltkriegs, also ein gutes Jahrhundert gar nicht so ferner Geschichte!

IMOTSKI: Schon in urgeschichtlicher Zeit besiedelt, lag Imotski (mit dem veralteten, wohl altösterreichischen Namen “Eimot”) als Reisestation an der Verbindungsroute der Römerstädte Salona (bei Split) und Narona (am Neretvadelta). Um 850 soll eine zu Byzanz (Ostrom) gehörende Festung “Emotha” bestanden haben. Sie wurde 1493 von den Türken erobert, und die beherrschende Festung erhielt den Namen “Topana” (türkisch top hana = Waffenmagazin). 1717 kam Imotski wie viele Gebiete Dalmatiens an Venedig, das 1809 von Napoleon unterworfen wurde, und danach  zu Österreich. Die Stadt liegt hoch an einem Berghang unterhalb der Festungsruine Topana mit weitem Blick über das fruchtbare Karstbecken des Imotsko Polje, über die Berge dahinter (nordöstlich) verläuft bereits die Grenze zu Bosnien-Herzegowina (dorthin anscheinend lebhafter Verkehr).

Wir hatten den Blauen und Roten See als Kuriosum im Karstgebiet eingeschätzt, vielleicht als ein Bergwerksrelikt. Aber das hat sich als Irrtum erwiesen – in diesem Gebiet des Dinarischen Gebirges gibt es trotz der Verkarstung (vor allem der Berghöhen) überraschend viele und sogar große Seen. Die beiden Seen bei Imotski sind aber Einsturzdolinen, entstanden durch Einbruch von unterirdischen Hohlräumen mit enormer Wassertiefe und Felswänden als Umrahmung.

Zum Blauen See: Makarska hat durch den Biokovo-Tunnel eine für Ausflüge auch ins Landesinnere günstige Lage. Wir kreuzten bei Zagvozd die Autobahn und kurvten über den nächsten Karstrücken hinweg in das Imotsko Polje, ein langgezogenes ebenes Tal mit viel Grün inmitten der kargeren Bergumrahmung. Dieses querend ging es nach Imotsko hinauf und den Wegweisern folgend durch das verwinkelte Stadtgebiet zum “Modro jezero”. Das Ausflugsziel – sogar als Badestrand – muss sehr beliebt sein, an der Menge der vor dem Eingang bei einem Restaurant parkenden Autos zu schließen. Eine freundliche Geschäftsfrau wies uns auf die strengen Polizeikontrollen beim Parken hin, und eine junge Familie, die gerade vom See heraufkam, schenkte uns sogar die Eintrittskarten, also lauter Freundlichkeit. Aber es gab auch ein kleines Missgeschick – beim Öffnen der Heckklappe, rutsche uns der Kroatien-Führer heraus und sauste wie ein Blitz die abschüssige Straße hinunter, wie verschwunden! Allerdings fanden wir ihn dann, bei einem Autoreifen hängen geblieben und beim Start diese Autos völlig zermerschert… Aber sonst alles bestens, luftiges Wetter mit Wind und einigen Wolken und vor allem nicht heiß!

Zum Blauen See geht es entschieden bergab, auch direkt von der Festungsruine, mit tollen Tiefblicken und auf einem ausgebauten Weg, der anlässlich eines Besuches von Kaiser Franz Joseph angelegt worden sein soll! Die Felshöhe rund um das wirklich tiefblaue Seeauge beträgt zwischen 400 und 900 m, der Durchmesser des riesigen Kraters etwa 600 m, die Wassertiefe ist bei reichlicher Füllung 100 m! Allerdings abhängig von Jahreszeit und Niederschlägen und der Masse der Karstwasser – in der Sommerzeit kann er auch völlig austrocknen, und dann findet auf seiner Grundfläche traditionell ein Fußballspiel statt!

Wir wanderten auf dem promenadenartig ausgebauten (und gerade auch ausgebesserten) Weg zu einem tollen Aussichtspunkt und dann in weiten Kehren bis hinunter zur tiefsten Etage des Zugangs, wohin die badelustigen Besucher auch gehen, immerhin soll der Höhenunterschied 300 m betragen. Neben dem Steinweg bedeckt eine dichte mediterrane Vegetation die Hänge, sicher mit Spezialitäten der Felsfluren, die uns aber nicht so recht “ins Aug sprangen”…

Der Rote See – Crveno jezero: Schon bei der Zufahrt hatten wir den Wegweiser dorthin bemerkt, aber wegen der verwinkelten Straßen und Einbahnen in der engen und steilen Altstadt machten wir vorher eine unfreiwillige Rundfahrt durch Imotski. Sicher hätte sich auch ein Herumbummeln gelohnt, aber wir wollten ja noch weiter! Endlich auf der richtigen Ausfahrt, und schon standen wir am Parkplatz über – ja, richtig über – dem Roten See. Benannt nach der rötlichen Felsumrahmung gilt dieser vor 2 Millionen entstandene Seekrater als größte wassergefüllte Einsturzdoline der Welt! 250 m unzugänglich unten gelegen, misst die Wasseroberfläche im Durchschnitt 200 m, Tiefe beträgt ca. 280 m und soll relativ konstant sein. Bei Forschungen durch Taucher wurde nämlich in 170 m Wassertiefe ein großer Zufluss entdeckt, außerdem fanden sie dort zwei endemische (nur dort vorkommende) Fischarten vor.

Nach dem Tiefblick ließ der Ausblick etwas Besorgnis aufkommen, wie der Blick zum fernen Biokovo zeigt. Tatsächlich begann es bei der Weiterfahrt auf der bis hierher benutzten Bergstraße etwas zu regnen. Wir machten trotzdem einen kurzen Stop, um nach Blumen Ausschau zu halten, fanden aber keine Besonderheiten, immerhin waren wir hier der Bosnischen Grenze schon sehr nahe. In Fortsetzung dieser Route wären wir zum grenznah gelegenen Ort Ricice gekommen – leider vorher abgebogen ins unsere geplante Ausflugsrichtung. Kleine Weiler drängten sich an den steilen Berghang, unten eine tiefe Schlucht mit hohen Felsbauten gegenüber – alles aus der Karte nicht zu ahnen. Wir bemerkten aber vor dem Jezero Ricice, der auch “Grüner See” genannt wird, einen Schüttdamm tief unten, den wir dann überquerten und mit Ausblicken auf den verzweigten See (anscheinend ein Fischerparadies) und ebenfalls wiesengrüne Umgebung des Ortes Ricice am Gegenhang uns in Kehren hinaufschraubten. Die nächste weitläufige Anhöhe war typisch für diese Karsthöhen – Steinböden, Buschwald, Felsgruppen. Bei einem Weiler stiefelten wir sogar nach Blumen suchend im Gelände herum, bevor es durch Waldgebiet hinunter ging in das nordwestliche Imotsko Polje, denn dort wartete ein weiterer See auf uns.

Der Prolosko Blato ist seit 1971 ein Schutzgebiet und gehört zu der am Hang nördlich von Imotski gelegenen Gemeinde Prolozac, die neben verschiedenen Dörfern und Weilern (teilweise nur von einer Familie bewohnt!) auch den Höhenort Ricice umfasst. Typisch – 1913 (also zur Zeit der Monarchie) hatte die Gemeinde rund 2000 Einwohner, jetzt sind es höchstens noch ein Viertel. Die Tal- und Flussläufe sind ebenso typisch für das Karstgebiet sehr verwirrend strukturiert: Der Bach Ricina speist den Rivice-See, fließt dann als Suvaj weiter hinunter in die Polje zum See von Prolosko, aus dem das Wasser nahebei als Silja herausfließt und später als Fluss Matica über die Grenze nach Bosnien entschwindet. Der Prolosko-See dehnt sich bei hohem Wasserstand weit über die Ebene des Imotsko Polje aus, schrumpft dann wieder und hinterlässt sumpfige Grasflächen – wohl ein Vogelparadies, wie wir an einer auf ferner Landzunge aufgereihten Kolonie oder Versammlung von Störchen bemerken konnten. An die kleine Felsinsel im zweiten Bild knüpft sich die Erinnerung an ein Kloster, das in den Türkenkriegen aushalten konnte. Die Informationen darüber sind recht spärlich, vor allem auch im sonst so hilfreichen Internet, wohl kann man über YouTube-Videos die ganze Gegend kennenlernen.

Wir fuhren als von der Berghöhe Rolozac (zwischen Ricice und dem weit tiefer gelegenen Prolosko-See gelegen) hinab in das am Hangfuß aufgereihte Dorf Prolozac, eine etwas lebhaftere und intensiver bewirtschaftete Ortsgemeinde. Dort leiteten uns Wegweiser hinaus in die flache nordwestliche Talebene, wo wir beim Ende des Asphalts zu Fuß auf einem Fahrweg weiter bis zum See gingen. Dieser Platz wird anscheinend gern aufgesucht, ein geschlossenes Gasthaus (?) steht dort, wo bald nur mehr Felsen den See begrenzen. Beim Rückweg kamen wir zwar den Störchen nicht näher, aber dafür ging es durch die an das grüne Überschwemmungsgebiet anschließenden Kulturflächen.

Insgesamt ein hübscher frühsommerlicher Eindruck, trotz mäßiger Temperatur (zum Glück!), der wein blühte gerade, und wir fanden am Wegrand sogar eine noch unbekannte Waldrebe mit blauen Blüten (Italienische Clematis?). Dann hatten wir genug erlebt, obwohl die Gegend geradezu fürs Erforschen sich anbot, und wir fuhren über die Berghöhe zur Autobahnquerung, durch den Tunnel zur Küste und zurück nach Makarska. Nach dem köstlichen (und noch gut vertragenen) Abendbuffet im Hotel gab es beim Strandspaziergang sogar noch einen romantischen Sonnenuntergang….

Das Küstengebirge entlang der ehemals jugoslawischen Adria (seit dem Bürgerkrieg der 1990er Jahre zu Slowenien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina und Montenegro gehörend) hat eine ganz typische Struktur, die dem Nordwest – Südost – Verlauf des Dinarischen Gebirges entspricht: Entlang der immer wieder verwinkelten Küstenlinie ragen mauerartig langgezogene hohe Kalkmassive auf (Velebit und Biokovo u. a.). Landeinwärts ziehen Hochebenen und weitläufige Karsttäler (Poljen) dahin, die im Nordosten vom Hauptzug des Dinarischen Gebirges an der Bosnischen Grenze begleitet werden. Die vorgelagerten Insel sind im Meer versunkene Bergketten. Besonders bei Starigrad-Seline und an der Makarska Riviere tritt das Gebirge ganz nah an die Küste heran, während etwa bei Zadar bis Sibenik ein flaches, teils hochebenartig gestaltetes Vorland auftritt.

Im Bild Makarska, zwischen dem Strand und den Felsaufbauten des Biokovogebirges erstrecken sich aus Verwitterungsschutt gebildete unterschiedlich steile Hänge, großteils bewaldet (durch Brandkatastrophen 2018 stellenweise verkohlt und nur teilweise wieder kulitviert, jedenfalls mit schwarzen Baumgerippen und frisch begrüntem Boden) oder mit alten, vielfach aufgelassenen und neu besiedelten Kulturterrassen). Direkt am Meer ragen die Kalkklippen eines abgesunkenen Bergrückens (als Gegenstück zu den vorgelagerten Insel von Brac und Hvar) aus dem Wasser. Eine davon ist die Halbinsel Sveti Peter, die Strand und Hafen von Makarska teilt, die andere zieht als niedriger Bergrücken bis gegen Tucepi, wo die weitere Küstenlandschaft bis gegen Ploce wieder weniger gegliedert ist. Dieses Gelände zwischen Makarska und Tucepi hat mit seinen schroff ins Meer abbrechenden Kalkfelsen und dem blumenreichen Blockwald auf seinem abgeflachten Rücken besonderen Reiz für Wanderer und Naturliebhaber. Es wird Osejava genannt und war das Ziel unserer ersten Wanderung.

Gleich von unserem Hotel Valamar Meteor ging es auf der Promenade zum Hafen, an dessen Ende sich das gleichnamige Hotel Osejava befindet. Dort führen Stiegen und die Zufahrt zu einer Wetterstation den Berg hinauf, wir hielten uns aber an die Klippen unmittelbar am Ufer und stiegen wie durch einen mediterranen Felsgarten zum Rand des Pinienwaldes hinauf. Dieses Stück ist so wunderschön, dass ich einige Tage später dort noch einmal nur zum Fotografieren herumstieg. An unserem Wandertag zeigt sich der Biokovogipfel wie zumeist (schon allein durch seine Lage unmittelbar am Meer mit 1760 m Höhenunterschied) ziemlich von Wolken verdeckt, aber für uns schien ganzen Tag voll die Sonne, und ein lüftiger Wand machte das Gehen zu einem wahren Vergnügen!

Im Gegensatz zum Nationalpark Paklenica und vor allem im Vergleich zur Insel Krk, wo tschechische Bergsteigervereine das Wegmarkieren übernommen hatten, sind die Bezeichnungen in Makarska leider nicht so perfekt. Vielleicht ausgenommen die Anstiege durch den Naturpark zum Biokovo hinauf und die so modern gewordenen MTB-Trassen. Hier konnten wir uns aber selbst bei wenig Aufmerksamkeit kaum vergehen, denn der teils promenadenartig ausgebaute Steig führt uns eigentlich unbeschreiblich malerisch in wechselnder Höhe die Küste entlang. Waldpassagen wechselten mit Abschnitten über die Klippenfelsen, dann senkte sich der Weg hinab zum Kiesstrand der Uvala (Bucht) Nugal, die von schroffen Felsmauern begrenzt wird. Bekannt ist dieser fantastische Platz als FKK-Gelände, wovon bei unserem Besuch allerdings nichts zu bemerken war (außer blödsinnigen und stillosen Farbbeschriftungen der unschuldigen Felsklippen). Eine Wandererin (später noch einige weniger mutige Touristen) kamen auch gerade hierhier, uns diese Dame stürzte sich (mit Bikini als Pseudokälteschutz?) in die glitzernd herangischtenden Fluten. Für uns bedeutete dieser Platz die Wende der Wanderroute, wir gingen ein Stück denselben Weg zurück und stiegen dann in wenigen Kehren durch den Pinienwald hinauf zum Höhenrücken.

Blumenbilder hätten wir während der ganzen Wanderung ohne Ende machen können, allerdings “nur” von der “gewöhnlichen” mediterranen Flora. Einzig auffallend waren relativ viele Exemplare von leider bereits verblühtem Violetten Dingel. Der Höhenrücken selbst wird von einem markanten Blockwald eingenommen, wo sich zwischen Pinien, Aleppokiefern und Zypressen (teils säulenartig, teils breit ausladend mit eigenartigen an Mammutbäume erinnernden Stämmen) immer wieder kleine Blumengärtchen einlagerten. Herrlich waren vor allem die massenhaft auftretenden “Knäuelglockenblumen” und der ebenso prächtig blaue Natternkopf.

Zum Schluss landeten wir wieder beim anfangs begangenen Klippensteig vor dem Hotel Osejava, weshalb ich von meinem zweiten Besuch dort noch ein paar Bilder einfügen werde. Am mittleren Nachmittag langten wir nach mehr als vier Stunden herrlicher Wanderung wieder im Hotel ein. Nach ausgiebigem Relaxen ging es dann auf die Suche nach einem Geschäft, wo ich das Kabel für den Akkuauflader unbedingt besorgen musste – sonst: kein “Saft”, kein Foto mehr, und das schon am Urlaubsanfang, eine Katastrophe. Zum Glück verwiesen mich mindestens fünf Befragte auf einen Baumarkt im oberen Ortsbereich, und die Ausgabe war ein “Klacks” – ein Kaffee an der Promenade wäre wohl teurer gewesen, und jetzt bin ich Besitzer von drei Akkukabeln (eines davon lasse ich gleich zur Sicherheit beim Autowerkzeug….)!

Die letzten Bilder waren von Samstag, 25. Mai.

Also am Sonntag, 19. Mai, gut für den heurigen Mediterranurlaub in Makarska eingelangt – Hotel Meteror zwar ein älterer und kubistisch anmutender Bau, aber nun von Valamar übernommen und dem Standard entsprechend alles gut. Zimmer ausreichend, sehr sauber, Küche vorzüglich! Am ersten “richtigen” Urlaubstag, Montag 20. Mai,  donnert und schüttet es am Vormittag zum Einstand ganz gehörig, aber bald klart es auf. Wir machen uns bei angenehmer Temperatur auf zur Hafenseite von Makarska und unternehmen einen Spaziergang über Sveti Peter – das ist die Halbinsel zwischen Hafenbucht und Strand (wo unser Hotel aufragt). Dieser ins Meer vorragende Felsklotz ist mit Pinien bewachsen, und dazwischen blüht es recht hübsch. Einzelne Punkte sind als Aussichtsplätze gestaltet, und vom Leuchtturm kommt man wieder sehr angenehm zurück zur Promenade am Strand.

Nachmittags kommt bei immer noch frischer Temperatur die Sonne voll durch, und so beschließen wir, gleich einmal dem sogenannten Botanischen Garten Biokovo einen Besuch abzustatten, gespannt darauf, was uns dort erwartet. Es stellt sich heraus, dass die Anlage ähnlich wie der Alpengarten auf der Rax ins Naturgelände sehr gut eingepasst ist. Wir fahren der Straße Richtung Autobahn Vingorac und dem Naturpark Biokovo nach und sehen bald die Markierung zum Botanischen Garten. Eine schmale Asphaltstraße windet sich zu hoch gelegenen Häusern des Ortsteiles Tisina (Tischina) hinauf, bei einem schrägen Parkplatz geht es los.

Teils asphaltierte, dann vielfach fein geschotterte Wege ziehen im Zickzack den steilen Hang hinauf, dicht begleitet von der Naturflora verschiedener Sträucher und von der gerade blühenden Blumenwelt. Übersichtstafeln und Artenbeschriftungen geben einen guten Überblick, vor allem auch zu allem, was derzeit nicht gerade blüht! Vor allem fallen rosa Blütenstände auf, von der Kantabrischen Winde  und von einem ebenso rosa prächtigen Korbblütler. Der violette Harzklee überwiegt fast und erinnert uns (wie so manch andere Pflanze) an die Touren in Seline und sogar auf Malta! Einen hübschen blau blühenden Zwergstrauch kennen wir noch nicht, es stellt sich heraus, er heißt Felsen-Moltkie und ist ein (erstaunlicherweise mit Vergissmeinnicht und eher nachzuvollziehen mit dem Natternkopf verwandtes) Raublattgewächs.

Rechts seitwärts steht ein gerade renovierte Kapelle zum Hl. Ante, und auch beim “Hohen Kastell”, das sich unter die martialischen Felsüberhänge duckt, sind gerade Arbeiten im Gang. Der Ausblick ist hier schon wirklich eindrucksvoll, überhaupt wenn sich die blühenden Ginsterbüsche in den Vordergrund drängen. Ein noch höherer Steig führt sogar noch in steile Schutthalden hinaus, wo wir dann umkehren. Inzwischen steht die Sonne schon tiefer, und im Gegenlicht leuchtet das Meer bei der Insel Brac wie ein Silberspiegel.

Auf die nördliche Seite, wo sich über der Stadt Makarska noch einige Weiler am Steilhang unter den Felswänden hinziehen, gibt es auch noch einen besonders lohnenden Seitenweg. Dort blüht es im Naturbestand womöglich noch intensiver auf Steilrasen und zwischen Baumgruppen. Einzelne alte Bauten werden gerade instandgesetzt, Zufahrten gibt es ja überallhin, aber so manches Steinhaus ist aufgegeben worden und wird nun von der Flora allmählich in Besitz genommen.

Der Pyramidenständel ist eher spärlich, dafür gibt es unzählige Illyrische Gladiolen. Eine sehr häufige Glockenblume erinnert an die Knäuel-Glockenblume,  vielleicht ist es die Campanula lingulata, die bald einmal riesigen Pyramiden-Glockenblumen sind gerade beim Aufwachsen ihrer hohen Blütenstände, die Campanula portenschlagiana hingegen quillt schon in Vollblüte aus manchen Felsspalten. Beim Abstieg haben wir noch eine nette Begegnung – es sind zwei Bergsteigerinnen aus Düsseldorf! Sie haben nach dem morgendlichen Gewitter den Bikovogipfel Sveti Jure bestiegen und kommen gerade vom Berg herunter. Wir laden gern unser (wie immer vollgestopftes) Auto um und nehmen sie mit hinunter nach Makarska, um ihnen das letzte Wegstück zu ersparen – wir können ihre Freude nachfühlen….

Noch ein Überraschung harrt, als wir wieder im Hotel uns für´s Abendbuffet vorbereiten (wie immer opulent…) – ich habe glatt das Kabel für den Akkuauflader zuhause vergessen! Also Schluss mit Fotografieren am nächsten Tag? Wäre wirklich zu schade!

Nach den Urlauben in Istrien (Medveja, Umag, Porec) und auf der Insel Krk, danach zuletzt in Starigrad-Seline mit den Nationalparks Paklenica und Krka, sollte es heuer möglichst weit nach Süden gehen. Ein Angebot der Ungarischen Hotelkette von Tapolca in Herzeg Novi / Montenegro hat sich durch die unzumutbaren Buchungsbedingungen zerschlagen (große Anzahlung ein halbes Jahr vor Reiseantritt). Also irgendwo zwischen Dubrovnik und Split, jedenfalls noch im Bereich der Autobahnzufahrt – da bot sich das vielfach gelobte Makarska an, nicht an einem der dortigen bekannten Badeorte, sondern direkt im Hauptort der Makarska Riviera. Unser bevorzugter Reisepartner ist erfahrungsgemäß Valamar, und in Makarska hatte in der heurigen Saison diese Firma das Hotel Meteor 4* übernommen, und dort buchten wir vom 19. bis 29. Mai, keine Anzahlung, alles über VISA abgewickelt.

Anreise am Sonntag, 19. Mai, über Graz – Marburg – Zagreb (Autobahn nun voll ausgebaut) – Karlovac – Zadar – Sibenik, an Split vorbei, bis zur Tunneldurchfahrt an die Küste bei Makarska (798 km). Bei gutem Wetter und wenig Verkehr eine zügige Fahrt, bei der die blumenbunten Böschungen schon entlang der Autobahn intensive Vorfreude weckten. Eigentlich hat sich nur eine Erwartung nicht erfüllt – nämlich eine schon südlicher als bei den vorherigen Dalmatienurlauben erlebte Orchideenblüte. Aber davon abgesehen eine schöne Blütezeit, und gemessen an der Wetterlage mit hartnäckigem Adriatief eigentlich prächtiges Wetter!

Für uns gab es im Nahbereich von Makarska gleich zwei leicht zu erwandernde Ziele mit malerischen Ausblicken und vielfältiger mediterraner Flora – den Botanischen Garten bei Kotisina und den Küstenblockwald und Strandsteig von Osejava. Das Bikovogebirge mit dem 1762 m hohen Sveti Jure bot zwar eine imposante Kulisse für den Aufenthaltsort, ließ sich aber nicht so richtig ausnützen – als Bergtour für uns zu hoch und steil, Auffahrt über die exponierte Bergstraße auch nicht verlockend. Außerdem blühte es voll von der Küstenregion bis auf halbe Berghöhe hinauf. Die beiden ersten Blumenbilder konnte ich übrigens bisher nicht identifizieren! So waren die Hauptereignises dieses Adriaurlaubes wieder die Ausflugsfahrten. Gleich ungewöhnlich ins Landesinnere zur historischen Stadt Imotski (bis 1918 österreichisch!) mit den frapanten Karsterscheinungen des Blauen und Roten Sees und Prolosko blato in der weitläufigen, bis nach Bosnien reichenden Imotskopolje. Auch der berühmte Wallfahrtsort Medugorje war ein weniger den Kilometern als dem spirituellen Eindruck nahe naheliegendes Ziel.

Das Küstengebirge erlebten wir intensiv bei einem Ausflug zum Fährenort Drvenik (Richtung Hvar) und die Inselwelt bei einer Fahrt zur Insel Brac mit dem Vidova gora (mit 780 m höchster Inselberg der Adria) und dem berühmten “Goldenen Horn” in Bol.

Über alle diese Touren werde ich noch berichten! Zum Abschluss nur noch die Abendstimmung in Makarska und die Anmerkung zur Rückfahrt am 29. Mai – von Zadar bis Graz in teils wolkenbruchartigem Regen…

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