Wichtigstes Motiv für unsere heurigen weiten NÖ-Ausflüge ist der Bedarf an “frischen” (digitalen) Landschaftsfotos. Vor allem auch vom Waldviertel, obwohl ich dort durch mehrere Führerausgaben schon reichlich gut sortiert sein müsste. Aber der Sommer ist längst vorbei, und auch der Herbst verläuft in der Natur jetzt recht zügig. Kaum hat die Laubfärbung eingesetzt, werden die Rotbuchen (als wichtigster Laubbaum) schon wieder kahl, wie wir in den höheren Lagen und selbst herunten im Gölsental eindeutig merken. Bei Schönwetter leidet das Waldviertel, wie die Niederungen rund um die Alpen, am häufigen Nebel, zumal ja schon Allerheiligen längst vorbei ist, und wir aus unseren früheren Familienbesuchen wissen – November im Waldviertel, da muss man mit dem Wetter schon großes Glück haben, um malerische Verhältnisse zu erwischen.
Freitag, 6. November: Nach einigem Herumzögern versprach dieser Tag noch am ehesten einen Erfolg, und schon dachte ich mir eine ganz große Runde für diese Fahrt aus. Auf jeden Fall nach Arbesbach und Altmelon, und dabei ist es auch schließlich geblieben…. Zufahrt wie immer am kürzesten über Gföhl nach Zwettl, auf der nun schon nicht mehr ganz neuen Umfahrung die Stadt überhaupt nicht gesichtet, aber doch in der passenden Richtung weiter gekommen – Groß Gerungs / Linz, da ist schon Merzenstein mit Abzweiger nach Rappottenstein, es geht hinein ins “Waldviertler Urgebirge” (wie ich das hohe südliche Waldviertel immer bezeichne). Nach dem Nebel im Kampgebiet wird es hier richtig klar, wie es sich für Berglagen eben im Herbst gehört. Noch vor Arbesbach will ich einen Abstecher zur Granitklamm bei der Heumühle einschieben, Abzweigung zuerst richtig erwischt, aber bei der Kampbrücke (erstes Bild) am Güterweg dorthin vorbeigefahren. Die Gegend kenn ich von meinem Dotterblumen-Marathon eigentlich recht gut (weil damals zu Fuß unterwegs, daher bestes Kennenlernen), so finden wir über Feuranz und Hausbach und Arnreith (dort Sackgasse rechtzeitig bemerkt) gut hinüber nach Pretrobruck – am ausgebauten Gasthof Seidl und dem sich versteckt haltenden Vogelstein vorbei kommen wir nach Arbesbach.
Der Ruinenturm – der bekannte “Stockzahn des Waldviertels” – eignet sich bestens für einen Panoramablick über dieses Gebiet. Schon gewusst wie – als erstes in die Bäckerei Huber um den Schlüssel, zugleich den Kontakt zu Hammerschmied Peter (Schulkollege und Freund seit der Internatszeit in St. Pölten) vermittelt bekommen. Vor der Ruine treffen wir einen Herrn, der diese Sehenswürdigkeit betreut, und erfahren von ihm – heute gibt es Dachsteinblick! Damit steigt die Spannung, bis wir über die Außen- und Innenstiegen die Plattform bestiegen haben – tatsächlich, ringsherum in diesem Höhenniveau voll klare Sicht, über drei Viertel des Waldviertelpanoramas halt sehr weitläufig, im Süden aber erkennt man ganz deutlich die Alpenkette!
Im Bild “Gesäuseblick” sieht man von links Hochtor und Planspitze, den zackigen Kleinen Buchstein und den dreigipfeligen Admonter Reichenstein. Hinter der Kapelle von Purrath (wie uns der Betreuer ansagte) ragt unverkennbar der Dachstein mit dem Hallstätter Gletscher – mit freiem Auge fast nicht zu bemerken, aber vom Photoshop ganz deutlich gemacht (nächstesmal nehmen wir ein Fernglas unbedingt mit). Den Schneeberg vermisse ich (befindet sich auch nicht auf den Infotafeln), aber der Ötscher im Breitformat ist unverkennbar und erhebt sich gerade noch über die südöstlichen Anhöhen des Waldviertel. So weit die Höhepunkte, aber auch die anderen Ansichten der näheren Umgebung sind wirklich bemerkenswert und zeigen eindringlich, wieviel Landschaft sich rund um einen Markt wie Arbesbach vielgestaltig ausbreitet.
Nach einem Plauscherl beim Kaffee in der Cafe´-Bäckerei mit Peter machen wir uns an die Weiterfahrt – nächstes Ziel der Arbesberg, das bewaldete Steinmassiv an der Straße Richtung Altmelon, das wir übersteigen, um noch ein paar Bilder vom Sattel östlich davon zu machen. Die Landschaft ist im Vergleich zu unseren alpinen Gegenden eher schlicht, noch dazu auf den für Äcker und Wiesen eingeebneten Flächen zwischen den bewaldeten Blockmassiven. Einen solchen Platz wollen wir als nächstes aufsuchen – es wird wirklich ein “Suchen”, denn in Etlas von der Straße abzweigend landen wir nahe der Teufelsmauer, aber am Ende der befahrbaren Wege. Also zurück nach Etlas und erst am Ortsanfang von Altmelon, nahe dem dortigen Vogelstein, rechts auf Fahrweg am Friedhof vorbei, dann zum “1. europäischen Hundebadeteich” der Altmeloner Wanderspezialisten (die Lichtenwallner haben wir kontaktsparend nicht aufgesucht) und zum Waldrand vor der Teufelsmauer. Die Wegweiser führen uns den dicht bewaldeten Hügel hinauf, und rechts abzweigend langen wir nach einigen kleineren Blöcken bei diesem Naturdenkmal an.
Die “Altmeloner Blockburgen” sind selbst im Vergleich zu den berühmtesten Steinformationen des Waldviertels eigentlich unübertrefflich – wie von einem Riesenkran übereinander gestapelt türmen sich die meist rundlichen Granitblöcke, lassen vielfach durch Spalten das Tageslicht eindringen, selbst wenn sie überraschend große Hohlräume bilden. Phantasienamen sind hier durchaus angebracht und von den Altmeloner Wanderfreunden rund um die Familie Lichtenwallner auch mit Wegweisern und Infotafeln bezeichnet. Während beim Luagaluckaweg nahe dem Gaubitzhof ein ganzer Bergrücken so “ausgestattet” ist, konzentriert sich bei der Teufelsmauer die Steinwelt rund um eine pyramidale Blockformation, und selbst ein gewaltiger Wackelstein tritt bei solcher Konkurrenz in den Hintergrund:
Die Beleuchtung in der Nachmittagssonne wirkt wie von Spots eingerichtet, und nicht nur beim Umkreisen des zentralen Granitgipfels ergeben sich die tollsten Bilder. Auch der Wald ringsum ist noch mit aus dem dicht bewachsenen und begrünten Heideboden wie herauswachsenden Blöcken gespickt. Das Gestein ist Weinsberger Granit in typischester Ausprägung, die Grundmasse aus Quarz und Glimmer (schon gelernt “vergess ich nimmer”) ist dicht durchsetzt von den milchigweißen, verschieden großen Quadern der Feldspatkristalle.
Dicht von Moosen und Flechten bewachsen, mit Farnen und Heidelbeergestrüpp umgeben, sind diese Steinfluren für das ganze Waldviertel typisch und zum Glück nicht einmalig, denn neben verschiedenen Graniten gibt es auch Gneisblöcke und andere geologische Spezialitäten. Wir haben am Waldrand gerastet, haben die Teufelsmauer durchforscht und fahren dann weiter zum Ortsanfang von Altmelon, wo es nicht nur das Gasthaus Lichenwallner gibt, sondern auch historische Spuren eines im Mittelalter eingerichteten und wegen der unwirtlichen Gegend wieder aufgelassenen Klosters gibt. Zwei Bilder vom “Altmeloner Vogelstein” (dem in Pretrobruck gar wenig ähnlich, dort heißt er auch wegen des Profils “Adlerstein”) schließen den Tourenbericht. Die Weiter- und Rückfahrt verläuft über Schönbach zurück nach Zwettl, und im Abenddämmern zuhause ankommend sind wir froh, uns nur auf Arbesbach und Altmelon konzentriert zu haben. Denn zu erleben gäbe es dort noch viel viel mehr….