Feeds
Artikel
Kommentare

Ein Vorteil von Seline / Starigrad ist die Nähe zur Autobahn, wodurch man erstens bei der Anreise profitiert (ausgenommen das noch immer im endlosen Ausbau begriffene slowenische Stück zwischen Ptuj und der kroatischen Grenze), außerdem kann man Ausflugsziele wie Zadar, Sibenik oder Split relativ rasch erreichen. Dazu gehört auch der Nationalpark Krka.

AB Skradinski bug

Schiffsfahrt mit Wasserspülung und Roski slap

Erste Begegnung mit der Krka – 10. September 2014 – per Schiff auf dem “Seefluss” von Skradin bis zum Ros(ch)ki slap. Ein herrlicher Ausflug samt der Klosterinsel Visovac, aber bei der Rückfahrt mit einem Wolkenbruch… unter einem Regenschirm, aber pratschnass zurück zum Parkplatz in Skradin. Also Krka auf dem Fluss erlebt.

Diesmal wollten wir die Krka “von oben her” erleben – also vom Beginn der  Schluchtstrecke des Nationalparks bis zu unserem Endpunkt von 2014 beim Katarakt Roski slap.

Dienstag, 16. Mai 2017: Krka “von oben”

Im Anschluss an den Wolkenstau über dem Velebit am Vortag, scheint nun wettermäßig alles bestens zu passen – gering bewölkt und sehr warm bei heftigem Südostwind. Urlaubsmäßig sind wir allerdings etwas spät dran, Abfahrt von Seline erst um 10 Uhr. Dafür geht es auf der Autobahn “maimäßig” ohne viel Verkehr Richtung Sibenik, Ausfahrt aber nicht bei Skradin (wie “normal” für die Krka), sonder schon vorher bei Pirovac (32 km wie im Flug…). Nun geht es aber nicht so unkompliziert weiter, zwar am einfachsten auf der Hauptstraße Nr. 59 Richtung Knin, aber erstmal zu früh abgezweigt und retour (Richtung Skradin falsch), dann die Abzweigung Richtung Nationalpark / Roski slap ignoriert (gut so).

Der nächste größere Ort heißt Kistanje, und hier haben wir einen unfreiwilligen Aufenthalt wegen einer Baustelle. Aber die Zeit wird genützt, Spaziergang am Ortsrand mit typischen Eindrücken, wie eine ummauerte Wasserstelle, schaut ganz historisch aus, daneben kahlgegraste Weiden, neben den Gebüschen und Steinmauern blüht der Wein… Endlich machen die Baumaschinen Platz, und an der modernen Kirche vorbei geht es zur Nationalpark-Abzweigung Richtung Samosan Krka. Bei einem Kiosk kurz danach werden wir freundlich betreut, kaufen gleich Eintrittskarten für das Kloster, Führung inbegriffen. Keinerlei Verkehr auf der Seitenstraße, wo man sich etwas mühsam orientieren muss, und es ist kurz vor Mittag – hoffentlich passt das zum Besuch der Sehenswürdigkeit!

ab Kloster Krka

Das Kloster Krka liegt inmitten von Garten- und Parkanlagen oberhalb einer Bucht des Flusses und ist ein geistiges Zentrum der orthodoxen Gläubigen, eine weit in die Vergangenheit zurückreichende und höchst lebendige Einrichtung zur Ausbildung von jungen Männern für den Priesterberuf. Wir werden von einem Englisch sprechenden Führer schon erwartet, und die Besichtigung verläuft überaus interessant und animiert, großartige Kunstwerke und Einblicke in das tägliche Leben des Klosters.

Fotografieren scheint hier nicht nur erlaubt, sondern sogar erwünscht zu sein! Nur bei zwei Geistlichen, würdevolles Gehaben und schwarz gekleidet, der ältere Priester sogar leicht freundlich lächelnd, während der jüngere tieferst und abweisend dreinschaut… Wir haben sozusagen eine Privatführung, denn es gibt keine anderen Gäste, und auf alle Fragen gibt der Führer (wir verstehen ihn zum Glück recht gut) nicht nur bereitwillig Auskünfte, sondern noch zusätzliche Erklärungen, etwa über die Zahl der Priesterkandidaten (ich glaub mich an mindestens 30 zu erinnern).

Erinnerungstafel an den Besuch des damaligen Königs und im Speisesaal gerade nach dem Ende des Mittagstisches

Wir kommen uns vor wie in einem “lebendigen Museum”, ein Blick durch ein Zeitfenster in die fernste Vergangenheit und gleichzeitig das aktuelle Leben (leider ist gerade dieses eine Bild verwackelt). Urkundlich erwähnt ist das Kloster im Jahr 1402, doch in den Katakomben weist der Führer auf wohl antike Ritzzeichnungen mit dem Fischsymbol und auf die Grabanlagen hin (in der Nähe befand sich ja auch ein Römerlager, das wir noch besichtigen werden).

Danach werden wir vom Führer entlassen und können noch frei um das Kloster herumwandern, insgesamt haben wir noch selten ein so eindrucksvolle Erlebnis von Kunstgeschichte und gleichzeitig lebendigem Glaubensleben vermittelt bekommen!

Anschließend geht es zurück zur Hauptstraße, wo nach kurzer Strecke die antiken Grabungsstätten auftauchen.

AB Amphitheater des römisches Stützpunkte Burnum und ein Gefreiter a. D. des Österr. Bundesheeres als Legionär

Etwas grimmiger hätte ich schon dreinschauen können… Von einem Infoplatz am Straßenrand geht man ein Stück in noch “unverdächtigem” und sonnenheißen Gelände weiter, und steht dann plötzlich vor frischen Ausgrabungen des Militärlagers und dem instandgesetzten Riesenoval des Amphitheaters, alles von Infotafeln (leider nur Kroatisch und Englisch, obwohl hier viel mehr Italiener und Deutsch sprechende Gäste herkommen).

Schön langsam wird es anstrengend, vor allem wegen der Mittagshitze, aber ein Abstecher zum angeblich schönsten Wasserfall steht uns noch umittelbar bevor!

AB Reste einer römischen Anlage und Erinnerungstafel an den "Kaiserbesuch" von Franz Joseph und Elisabeth

Von einem kleinen Parkplatz (überall Infotafeln des Nationalparks) zweigt ein kurzer Weg zum Plateaurand ab, wo sich ein wirklich grandioser Blick in die Krkaschlucht öffnet. Der Manojlovacer Wasserfall mit Berrieren zwischen 30 und 50 m ist zwar nur aus der Ferne zu bewundern, aber das digitale Tele zieht jedes Detail fast in Greifweite heran. Außerdem gibt es eine artenreiche mediterrane Flora (auch auf Infotafeln beschrieben), für die wir aber leider jahreszeitlich etwas spät dran sind.

Zwischen den blau schimmernden ruhigen Flussabschnitten beiderseits des Tafelberges  stürzt die Krka in mehreren Wasserfällen über die Steilstufe der Talbiegung, im Hintergrund ein hoher Gipfel des Dinarischen Gebirges bei der Stadt Knin (Zentrum der von Serben bewohnten Region Krajina, heiß umkämpftes Kriegsgebiet… der Berg heißt vermutlich Orlovac und ist über 1700 m hoch).

Ich weiß jetzt gar nicht mehr, wann und wo wir gerastet und uns gestärkt haben – die Ausdauer erscheint mir im Nachhinein erstaunlich groß, aber es war wohl auch der Drang, nichts von diesem einmaligen Erlebnis des Flusses Krka zu versäumen. Dazu bedarf es aber noch eines Abstechers entlang der Hauptstraße Richtung Knin, wo uns Wegweiser (sogar mit Querung der Bahnstrecke, die aus dem Landesinneren in weitem Bogen zur Küste in Zadar führt – erbaut zur Zeit der Österr.-ungar. Monarchie und damals eine Pionierleistung der Erschließung Dalmatiens).

Das Dorf, nachdem dieser (oberste?) Katarakt der Krka benannt ist, liegt abseits von Hauptstraße und Bahnlinie am Ende eines Seitenweges mit kleinem Parkplatz zwischen Steinmauern der anschließenden Weiden, Felder und Olivengärten. Hier scheint wirklich die Welt zu Ende! Auf einem Wanderweg von etwa einer halben Stunde müssen wir vom Plateau hinab in den Schluchtgrund der Krka. Üppige mediterrane Vegetation, hohe Felsen, eine alter steingepflasterter Karrenweg und – Nachmittagshitze! Trotzdem gehen wir (im Gedanken an den wieder erforderlichen Aufstieg…) wirklich bis zum Ende am Flussufer, wo verfallene Mühlengebäude stehen. Nochmals über Steinblöcke tiefer, und dann öffnet sich das phantastische Bild auf den Bilus(ch)ica buk… alle Mühe hat sich damit gelohnt!

Noch ahnen wir nicht, welche Irrfahrt zurück zur Autobahn uns noch bevorsteht… Aber zunächst heißt es, den Aufstieg aus der Schlucht zu bewältigen, zum Glück haben wir genug Wasser und Kraftnahrung dabei… Dann zurück mit Querung der offensichtlich frisch befahrenen Bahngeleise zur Hauptstraße und zurück bis zur Kreuzug, wo die Straße das Krkatal quert – noch ein schöner Ausblick zum Abschied (aber dieser war es noch gar nicht…)!

Jedenfalls halten wir uns nun an die Wegweiser, zuerst Richtung Drnis, um die über Knin führende  Strecke abzukürzen. Baustelle bei einem neuen Kreisverkehr – akurat dürften wir die falsche Ausfahrt erwischt haben und landen mit Talfahrt über die verkarsteten Hänge unversehens wieder am Krkafluss. Vor uns ein bekanntes Bild, die Klosterinsel Visovac! Wie wir uns hierher verirren konnten, bleibt schleierhaft, aber wieder ein wunderschöner Eindruck der Krkalandschaft…

AB Krka bei der Klosterinsel Visovac

Anni hat zum Glück noch fotografiert, aber danach war uns nicht mehr nach weiteren Aufnahmen… nur fahren, fahren und ja die richtigen Abzweigungen erwischen! Zunächst wieder aus dem Tal heraus auf das Plateau, eine schon bekannte Strecke zurück und bei der Kreisverkehr-Baustelle nun doch richtig abgebogen. Die Weiterfahrt ist immer noch landschaftlich sehr ansprechend, vor allem als wir noch ein schluchtartiges Tal queren, mit dem zur Krka mündenden Fluss Cikola – auch das wäre noch einen Halt wert gewesen… Allmählich beleben sich die Siedlungen, die Küstennähe lässt sich immer mehr spüren, und dann biegen wir durch steile und felsige Szenerien hinab zur Autobahn bei der Auffahrt Sibenik. Insgesamt sind wir an diesem Tag 290 km gefahren, aber auch mehrere Stunden gewandert, unerwartet interessantes Neues erlebt – und zum Schluss blicken wir von der Autobahnbrücke bei Skradin noch einmal hinab zur Krka mit ihrem großen Wasserfall. Inzwischen ist es Abend geworden… und als nächstes wartet sicherlich eine absoluter “Strandtag” in Seline auf uns!

AB Vielleicht hätten wir statt mit unserem CX-5 doch lieber per Luftfahrt unterwegs sein sollen? Der Hüpfer ist jedenfalls schon startbereit...

Strand in Seline: K & K (Kies und Klippen)

Seline liegt auf dem Schwemmkegel aus der Velebit-Schlucht Mala Paklenica, daher ist hier mehr Platz als sonst an der oft engräumigen Gebirgsküste. Naturbelassen (zumindest weitgehend) ist der Strand, zu dem man von der Hauptstraße im Ortszentrum nahe der Kirche am Camp Pisak vorbei kommt. Links geht es zum Leuchtfeuer an einer kleinen Landspitze, und das stellenweise mit knorrigen Tamarisken bewachsene Ufer setzt sich als Kiesstrand weiter fort. Auf dem Erdboden oberhalb verläuft ein schmales Wegerl, Fahrspuren weisen landeinwärts über teils sumpfigen Boden oder dazu gegensätzlichen Heißländen (je nach dem Schotteruntergrund) in das bald dichter bewachsene Gelände. Dahinter jedoch folgen schmale “Kulturflächen”, von den Besitzern parzellenartig gegliedert und bebaut – junge Olivenkulturen wechseln mit Ackerfrüchten und Gemüse. Dazwischen gibt es aber auch blumige Flächen mit Gladiolen, strandnah  Salbei, und vor allem einen üppigen Bestand der Hummel-Ragwurz.

Geht man am Strand weiter, folgt eine kleine Kiesbucht, und danach ist das Ufer felsig – mehrere Meter hohe Klippen! Dahinter gibt es aufgelassene Kulturterrassen, weiter landeinwärts ein Ruderale aus Steinblöcken und Gebüschen, zur Hauptstraße hin eine Pinienaufforstung. Am Ufer kann man vom hohen Rand der Sstrandt errassen immer wieder hinabsteigen zu kleinen Kiesbuchten und teilweise überhängenden Felsplatten – alles ganz wunderschön und ursprünglich. Weiter südöstlich verflacht das Ufer und besteht aus teilweise bizarr durchlöcherten Felsen und kleinen Kiesbänken als intimen Badeplätzen.

Blick vom Strand über die Schlucht Mala Paklenica gegen einen der höheren Gipfel des südlichen Velebit (Sveto brdo, 1751 m), ein beeindruckender Höhenunterschied!

Noch weitläufiger als  zwischen Strand und Hauptstraße ist das Gelände bis zum Berganstieg, ortsseitig neben dem von der Paklenicaschlucht einmündenden Schotterbett locker bebaut, südöstlich jedoch als verstreute “Kulturflächen” genutzt. Während wir Richtung Strand (wie bei unseren früheren Endsommer-Aufenthalten 2014 und 2015) schon genug herumspaziert sind, nehmen wir uns nun die “Bergseite” von Seline vor.

Donnerstag, 11. Mai 2017: Zur Mala Paklenica

Von unserem Apartement, bei der gastlichen Familie Juric in der Velebita Nr. 1, marschieren wir zunächst auf dem Gehsteig aus dem Ort hinaus, um am Haus Austria (zweimal unser Aufenthalt) vorbei ins freie Gelände abzuzweigen.

Kleine Ackerflächen, Olivengärten, hübsche Blumen (aber nichts Besonderes), quer über das Schotterbett des Schluchtabflusses, das nur im Frühjahr und nach Starkregen Wasser führt, zur Nationalparkzufahrt. Bequemer als auf Asphalt daneben auf dem Rasenstreifen weiter – und plötzlich bleiben uns sozusagen die Augen stecken – mehrblütige Bienen-Ragwurz!

Gleich durch eine Lücke in der Steinmauer zum benachbarten Olivengarten, danach auch jenseits der Straße, überall finden wir die schönsten und üppig blühenden Exemplare der Bienen-Ragwurz. Dazu gibt es außerdem noch eine Schildkröte und mehrere Schlangen… Für die frühe Jahreszeit sind die Rasenflächen schon ganz schön vertrocknet, aber kein Hindernis für die Orchideen!

Bei der folgenden Kreuzung quert der als Rad- und Wanderweg markierte “Pouzna Stezka”, auf dem man links am Bergrand recht hübsch zur Kirche von Seline gehen kann. Rechts verläuft die Naturpark-Zufahrt, von der der “Naturweg” bald rechts in die Talmulde abzweigt und neu ausgebaut über die nächste Anhöhe mit hübschen Fels- und Buschfluren weiterführt. Gleich nach der Abzweigung klettern wir vom Seitenweg über die begrenzende Steinmauer und kommen in ein leicht verbuschtes Wiesengelände hinein – Höhepunkt botanisch mit Illyrischer Schwertlilie und Purpur-Knabenkraut!

AB Illyrische Schwertlilie und Purpur-Knabenkraut

Die Nationalpark-Schlucht Mala (Kleine) Paklenica haben wir dann erst gegen Abend durchwandert, nicht etwa um uns das Eintrittsgeld zu sparen (der geringe Beitrag kann auch als Förderung des Projekts verstanden werden), sondern weil uns nach dem vormittägigen kleinen Marsch zwischen Seline und dem Bergrand schon die Hitze zu arg wurde – und das Mitte Mai, allerdings bei Sonne und Südwind. Man parkt also beim Nationalpark-Eingang Mala Paklenica und steigt gleich danach in eine Steinrinne ab. Dann folgt aber ein sehr hübscher Wanderweg, der zwischen Waldbestand (Kiefern, Wacholder, Französischer Ahorn, Mannaeschen, Hopfenbuchen u. a.) und trockenrasigen aufgelassenen Kulturflächen dahinzieht. Die Steigung ist noch moderat, irgendetwas Interessantes blüht noch immer, obwohl scheinbar die beste Blütezeit jetzt Mitte Mai schon vorbei ist!

Die Luft ist nach der Tageshitze etwas abgekühlt, es riecht würzig nach all den mediterranen Kräutern, und sogar die Fauna – diesmal ohne Schlangen – macht sich bemerkbar.

Zikaden und Smaragdeidechsen

Eine hohe Steinmauer verweist auf eine alte, längst aufgelassene Kulturfläche, dann gibt es nur mehr den Steig durch urige Natur, der bald in den Schluchtgrund hineinquert.

AB Schluchtsteig und kahles Schotterbett, daneben üppiger Bewuchs

Blütenstand der Hopfenbuche und Wilde Weinreben

Bei einer Geröllsperrmauer muss man rechts herum ein bisschen hinaufklettern, dann geht es im Schotterbett weiter bis die roten Markierungen steil den felsigen Hang hinaufweisen. Hier ist Schluss für die einfache Wanderung, denn der weitere Aufstieg ist exponierter und der Rückweg mit Übergang zur Velika Paklenica oder auf einer anderen Markierung über die Höhen zurück nach Seline einfach zu weit für uns. Wir verfolgen aber noch das mit Geröll und Riesenblöcken bedeckte Bachbett, immer wieder gibt es interessante Pflanzen und Ausblicke zu den Felsgipfeln oberhalb der Schlucht, das genügt uns eigentlich…

Der Rückweg ist im abendlichen Gegenlicht immer wieder recht malerisch, und so haben wir an einem Tag in zwei Etappen Seline vom Strand bis in den Nationalpark mit der Schlucht der Mala Paklenica erwandert.

P A G Auf einer Länge von 60 km und 2 bis 10 km breit ist die mehrfach durch langgestreckte Buchten gegliederte Insel Pag dem Küstengebirge Norddalmatiens vorgelagert, getrennt durch den Velebit-Kanal. Dem Velebit weist Pag seine von Stürmen der Bora kahlgefegte Nordostseite zu, während gegen das offene Meer mit seinen vorgelagerten Inseln eine zwar auch vielfach verkarstete, aber doch “grünere” Landschaft vorherrscht.

AB Blick vom grünen Velebit auf die verkarstete "Mondlandschaft" der Nordostküste von Pag

Neben der durch ihre Salinen bedeutende Stadt Pag, geographisch und historischer Mittelpunkt der Insel, ist das weiter nördlich gelegene Novalja das touristische Zentrum. Dorthin fuhren wir 2015 von Seline über Karlobag bis zur Fähre ca. 10 km danach bei Gradina, um die Insel von Norden her zu erkunden. Heuer wollten wir wieder von Süden her die Insel befahren und vor allem einige kleine, wenig bekannte Küstenorte an der “lieblicheren Seite” von Pag besuchen.

Freitag, 12. Mai 2017

Südwind bringt zwar dunstige und diesige Bewölkung, aber dabei ist es immerhin warm und trocken. Bei Posedarje (Richtung Zadar) zweigt die Hauptstraße nach Pag ab, als meist benützte Zufahrt von der Autobahn her gut ausgebaut und auf einem Höhenrücken verlaufend, jenseits des Velebit-Kanals ragen die kahlen Berg über den Paklenica-Schluchten auf. Auch entlang der Pagser Straße wird die Landschaft immer mehr verkarstet, bis an der Ljubacka vrata nur Felsen überwiegen. Der trennende Meereskanal wird von einer bei starkem Sturm gesperrten Brücke übersetzt, und unten auf den Klippen erinnert eine Festungsruine an diesen in Kriegszeiten strategischen Punkt. Dann führt die wie eine Bergstraße am Hang der nächsten Bucht verlaufende Strecke bald wieder in eine freundlichere Landschaft. Die kanalartige Bucht setzt sich nämlich über eine verlandete Zone in den Meeresarm bzw. die Salinen von Pag fort, vorwiegend grün und beiderseits begleitet von steinigen Anhöhen.

Die Abzweigung der Seitenstraße zur Südwestküste der Insel kann leicht übersehen werden, und wenn bereits die Salzbecken vor Pag auftauchen, ist es schon zu spät. Überhaupt empfiehlt es sich auf Pag, abseits der Hauptstrecke wegen des verwirrend gegliederten Geländes von Buchten, langgestreckten Meereskanälen und Halbinseln immer gut auf die Beschilderungen zu achten und im Auge zu behalten, wo man sich momentan überhaupt auf der Straßenkarte befindet… auf dieser Fahr gleich mehrmals erlebt!

Ein seltener Vogel? Sumpfgelände geht Richtung Pag bald in die Salinen über.

An der Überbrückung des hier schon vielfach sumpfigen Geländes in der Längstalmulde steht sogar ein steinernes Denkmal mit Kreuz, den daneben sitzenden Vogel können wir leider nicht bestimmen. Nach kurzem Aufenthalt für die Fotos biegen wir am jenseitigen Talrand links ab, und nach Aussicht zum Binnensee Veliko Blato kommt (von eher spärlich bewirtschaftetem Kulturland begrenzt) das erste von uns angepeilte Dorf in Sicht – VLASICI. Nach dem Reiseführer liegen hier die saftigsten und grünsten Wiesen von Pag!

Der Ort zieht sich am Hang hinauf, neben der relativ stattlichen Kirche, wo sogar Ausgrabungen stattfinden, gibt es um einen kleinen Platz gedrängte Häuser, hinter schmalen Gassen geht es bald wieder hinaus ins teilweise ruderale, aber auch als Gärten kultivierte Gelände. Auf jeden Fall wollen wir das Auto hier stehenlassen und ein ordentliches Stück marschieren. Überraschend stellt sich Begleitung ein – der freundlich wedelnde Köter lässt sich nicht verscheuchen und folgt uns unablässig. Daneben läuft er auch in Häusgärten hinein oder sogar Balkonstiegen hinauf, ist sicher ortsbekannt und oftmals verscheucht worden, unten am Strand nimmt er ein Bad, zuletzt friss er sogar noch unsere vom Vortag übrig gebliebene Jause – aber erst nachdem er seine Kumpane beschnuppert hat. Zum Bellen hat jetzt keiner der Buschen mehr Zeit…

Auf der oberen Ortsstraße geht es meerwärts hinaus, vorbei an unterschiedlich erhaltenen Häusern, vom mühsam renovierten Altbau bis zu fast pompösen Landhäusern und Ruinen von im Krieg vor einigen Jahren beschädigten oder auf der Flucht verlassenen Gebäuden. Manche Gärten sind intensiv bebaut, neben Blumen vor allem auch Lebensnotwendiges wie Gemüse, Naturblüten auch an den Steinmauern…

Giftiges Bilsenkraut, Feigenkaktus und Große Mittagsblumen

Wir haben den richtigen Fahrweg erwischt, denn er führt uns geradewegs zum Strand hinab, zu einer Mole mit Sport- und Fischerbooten, bei einem werden gerade die Reusen zum Fang von Scampi oder Tintenfischen vorbereitet, wenn ich den stolz in seinem Boot stehenden freundlichen Herrn richtig verstanden habe.

Im Hintergrund des letzten Bildes erkennt man schon, was sogar der Reiseführer anmerkt – ein Feinkiesstrand und darüber die Konoba-Bar (alles noch in Ruhezustand der Vorsaison). Was unser Entzücken weckt, ist aber der Hang oberhalb des Strandes! Da kommen Ton-, Geröll- und Erdschichten zum Vorschein, wie sie typisch in den Mulden zwischen den verkarsteten Höhenrücken abgelagert sind. Sie vermögen das Wasser der winterlichen Niederschläge aufzusaugen, noch verstärkt von Quellen an der Unterseite der Kalkmassen, und darauf erstrecken sich nicht nur die Kulturflächen mit Wein oder Gemüse, sondern bei großer Feuchtigkeit auch seltene Orchideenwiesen.

Blumenbilder von Anni!

Nach dem wunderhübschen Strandspaziergang steigen wir beim Lokal, das sich in der Sommersaison sicher als beliebtes Gasthaus mit Gästezimmern präsentieren wird, hinauf zur Seitenstraße bei den üppig grünen Talwiesen und spazieren zurück in die Ortschaft zu unserem Auto.

AB Ende der Runde um Vlasici mit seinem hübschen Strand.

Auf der Straße zurückfahrend, geht es an einem großen, aber desolaten Erholungsheim und einigen Sportanlagen vorbei, danach haben wir die Karte zu wenig beachtet oder eine Richtungstafel übersehen. So entgeht uns die kleine Bucht von Smokvica, vielleicht gerade diese recht idyllisch, aber nahe dem Veliko Blato vorbei stoßen wir dafür auf eine riesige Herde von Schafen.

AB Schafherden nahe dem Veliko Blato, dem "Großen Binnensee", einem bedeutenden Schutzgebiet für Zugvögel, von Schilf und Sumpfwiesen umgeben mit sich im Winter verfünffachender Wasserfläche

So landen wir wieder an der Kreuzung nach der anfänglichen Talquerung und nehmen die besser ausgebaute Straße über die Anhöhen hinweg, dabei ganz nah am See vorbei, bis zur nächsten gar nicht so kleinen Ortschaft POVLJANA. Hier kämen wir rechts zum Kap Dubrovnik mit einer neu gebauten üppig aufstrebenden Feriensiedlung (solche Investoren könnten kleine Orte wie Vlasici brauchen, verlören aber dadurch wohl ihre spezielle Anziehungskraft). Wahrscheinlich haben uns Wegweiser durch das Ortsgebiet geführt, auf welchen eine uralte Kirche angekündigt wird. Oder wir haben selber mit Glück die richtige Spur gefunden, jedenfalls stehen wir bald an einem wiesigen Strand mit sommerlich betriebenen Anlagen, daneben aber ein wahrlich historisches Bauwerk!

Die alt-kroatische Sveti Nikola Kapelle aus dem 11. Jahrhundert, vom alten Friedhof umgeben; am nächsten Bild dahinter die neue Ortskirche.

Der von feuchten Wiesen mit vielen Orchideen (Orchis laxiflora) gesäumte Strand wäre sicherlich ein schöner Badeplatz. Am nächsten Hügel stehen die Ruinen etwa von Hotelanlagen aus der Zeit vor dem letzten Jugoslawienkrieg.

Inzwischen naht schon die Mittagszeit, für ein Bad ist es noch zu kühl, und den Appetit wollen wir uns für ein Restaurant in Pag aufheben. Also geht es flott weiter, von der Zufahrtsstraße Pofljanas abzweigend am Kleinen Binnensee (Malo Blato) vorbei. Dann nehmen wir aber nicht den Seitenweg am Bergrand (obwohl in der Straßenkarte eingetragen, aber im Gelände nur eine wenig Vertrauen weckende Fahrspur), sondern fahren zur Hauptstraße und an Pag vorbei den Berg hinauf zu einem der schönsten Aussichtspunkte des Gebietes.

Von der vorzüglich ausgebauten Hauptstraße Richtung Kolan und Novalja geht es aber bald seitwärts bergab nach KOSLJUN, eine öde geradlinige Strecke durch Ödland und Macchie bis zu dem an einer großen gleichnamigen Bucht gelegenen Ort. Dieser soll einst sogar eine Schiffstation des Österreichischen Lloyd gewesen sein, und aus solch alter Zeit stammt auch der Wald aus Aleppo-Kiefern. Aber wie die einst wehrhafte Burgen, Schlösser und Villen allmählich zu Ruinen werden, scheint es auch diesem Kiefernwald zu gehen. Auf dem weitläufigen freien Platz am Strand parken wir mit dem einzigen Auto, aber die Bauten lassen auf einen sonst belebten und bevorzugten Platz von Touristen oder besser Freizeitsitzern schließen. Für uns bliebt Pofljana in Erinnerung durch den flotten Wind, der das Meer aufgischten lässt und durch einen kleinen Spaziergang am Ufer entlang.

In der Ferne sieht man die Insel Vir, eines unserer nächsten Ziele, im Sommer würden wir uns wohl trotz des steinigen Strandes einen Platz zum Baden suchen, so aber streben wir – mit Umweg – unserem Tagesziel Pag zu. Zuerst nochmals die Gerade durch die karstigen Hänge hinauf zur Hauptstraße, dann diese durch eine aussichtsreiche Gegend mit viel blühendem Salbei (sonst kaum gesehen) entlang. In den Hafenort Simuni fahren wir nur ein kleines Stück hinein, nichts als Neubauten und Bootsanlagen. Zum Glück erwischen wir eine kleine Seitenstraße am Meer entlang und finden die Abzweigung zum nächsten Küstenort MANDRE.

Auch diese Ortschaft ist vollflächig mit Neubauten überzogen und offensichtlich sehr beliebt, hat aber eine kleine Strandpromenade neben dem Fischerhafen, was Mandre ein recht malerisches Flair verleiht.

Nikolauskapelle neben einer alten Säule, dem Beschützer der Fischer und Seefahrer geweiht, und zum Trocknen ausgelgte Fischernetze

Interessant wäre noch der Ort Kolan als Käsereizentrum des Paski Sir, aber nun geht es endgültig zielstrebig nach Pag, wieder die Bergstraße hinauf zum Aussichtspunkt über der Bucht von Pag, dann hinab zur Stadt zum Parkplatz neben dem Salinen-Museum. Über die hohe Steinbrücke spaziert man von dort durch die Vela Ulica (rechts auf der Promenade kämen wir zum empfehlenswerten Restaurant Natale – leider Ruhetag). Auf dem Platz mit der Basilika (ab 1483 in zwanzigjähriger Bauzeit errichtet, daneben der nie vollendete Turm von 1562) und dem Museum, zuerst an der Käsehandlung vorbei, geht es durch die Kraja Zwonimira mit dem Fürstenplatz zur Hafenmole. An das alte Benediktinerkloster schließen sich hier Richtung Ausgangspunkt eine ganze Galerie von Restaurant an, in einem davon essen wir Traditionelles, sehr gastfreundlich betreut.

Die Rückfahrt nach Seline verläuft auf den gut ausgebauten Straßen und beim geringen Verkehr der Vorsaison recht zügig, aber immerhin sind 188 km zusammengekommen, ein voll ausgefüllter Tag auf der bekannten Insel Pag mit einigem (für uns) Neuentdecktem!

BUKOVICA Im “unteren” Nord-Dalmatien erstreckt sich zwischen den Städten Obrovac – Benkovac – Knin bis auf über 300 m Seehöhe dieses nach den ursprünglichen Buchenbeständen (Bukva = Buche) benannte Karstgebiet. Nur mehr teilweise randlich bewaldet oder verbuscht, wird es von steinigen Heideböden und spärlichen Kulturflächen bestimmt. Einzelne Karsttäler ziehen von Westen, aus dem Karinskoje More, in das abgeflachte Hochland, eines davon heißt KARISNICA. Vom gleichnamigen Karstfluss entwässert und durch artenreiche Fauna und Flora ausgezeichnet gilt es als Natura-2000-Gebiet.

Hummel- und Bienen-Ragwurz (AB)

Wir waren durch den Führer “Norddalmatien” (Müller-Verlag, mit Wanderrouten) auf den Poucna staza Karisnica aufmerksam geworden, vor allem weil dieses Tal als Standort der Ophrys lutea angegeben wurde, die wir noch nie (nicht einmal auf Malta) gesehen hatten. Das Franziskanerkloster nahe der Mündung (schon vor Jahrhunderten immer wieder zerstört und wieder aufgebaut, zuletzt 1991) war uns allerdings vom Vorbeifahren schon bekannt und damit der Ausgangspunkt des Naturweges.

Dienstag, 15. Mai 2017

Trotz oder gerade wegen Wolkenstau über dem Velebit ist es gering bewölkt und warm. Die Karisnica erscheint uns als Halbtagestour günstig (noch unwissend, dass wir am Nachmittag die Fahrt bis über Krupa anschließen werden). Wegen Baustelle an der Bundesstraße für wenige Kuna auf der Autobahn bis zur nächsten Abfahrt (Posedarje) und auf Uferstraße mit hübscher Küstenlandschaft das Novigradsko more entlang bis zur Kreuzung oberhalb der Stadt Novigrad, dort Tiefblick auf den fjordartigen Hafen und die imposante, sehenswerte und gerade renovierte Festung. Dann geht es schon auf die Höhen von Prigrada und zur Kreuzung mit der Obrovac und Benkovac verbindenden Hauptstraße Nr. 27, hier Abzweigung zur Küste hinab, wo es bei Karin-Slana einen günstigen Badestrand gibt. Wir halten aber bereits oberhalb von Karin-Plaza in der Straßenkehre vor dem Kloster bei der Infotafel des Naturschutzgebietes.

Der gepflegten Anlage merkt man an, dass alles nach den Kriegszerstörungen von 1991 erst wieder neu aufgebaut werden musste (der Orden der Franziskaner verfügt wohl über reiche Geldmittel und Förderer). Eine Forststraße zweigt hier in das Tal ab, und eine Infotafel (wie zwei weitere) bietet auch eine Orientierungshilfe. Beim Wandern halten wir unermüdlich Ausschau nach der Gelben Ragwurz, leider vergeblich, dafür zeigen sich aber bald wahre Unmengen anderer Ophrys-Arten (wahrscheinlich haben wir nicht die richtige Blütezeit erwischt für die Ophrys lutea – bei Schönfelder angegeben I bis VI, die gesehenen Arten III bis VII).

(AB) Bienen-Ragwurz und Hummel-Ragwurz

Außerdem finden wir noch mehrfach leider ziemlich abgeblühten Violetten Dingel.

Auf die einstigen Wirtschaftsverhältnisse weisen mehrere Mühlenruinen hin, aus einer Zeit als in der Gegend noch mehr Ackerbau betrieben wurde, während in der Gegenwart auf dem verkarsteten Boden der einstigen Buchenwälder Viehzucht überwiegt. Nicht nur Schafe und Ziegen werden extensiv gehalten, wir sahen auch mehrfach Kühe, die sich sogar auf den Straßen herumtrieben! Bei der ersten Ruine sind wir am Fluss angelangt, der durch üppig grüne Ufer und wuchernden Bewuchs mit Moosen und Wasserpflanzen besticht, vor allem aber durch sein kristallklares Wasser. Die Talhänge hingegen sind überaus trocken und vor allem mit Kiefern bewachsen.

Wir kommen uns fast wie Naturforscher vor, so unermüdlichen suchen wir die Gelbe Ragwurz, aber es bleibt “nur” bei “Hummeln” und “Bienen”, allerdings in blütenreichen und zahllosen Exemplaren. Auf Felsplatten und im Dolomit- oder Kalkschutt entdecken wir auch eine selten gesehene Pflanze: die Krug-, Becher- oder Büschelglocke / Edraianthus (die Art lässt sich schwer entscheiden, wohl graminifloius agg., vielleicht (H)edraianthus croaticus), ferner gibt es auch hier den Amethyst-Blaustern, daneben noch andere hübsche mediterrane Pflanzen, darunter auch ein Tausendguldenkraut, das wir womöglich auch in Malta gesehen haben (Centaurium erythrea oder spicatum, zu littorale passt der Standort eher nicht).

Bei einer Talweitung gehen wir unter der hohen Betonbrücke der Hauptstraße hindurch, und jetzt schon meist direkt neben dem Bachbett ins Tal weiter hinein. Außer den Infotafeln ist von Markierungen oder Wegpfeilen nichts zu bemerken, im Talschluss verleiten uns sogar einige schwache Farbpunkte zu einem Irrweg! Abgesehen von den engeren Nationalpark-Bereichen scheint das Fehlen von Markierungen in diesem Gebiet Kroatiens ein echter touristischer Mangel zu sein. Genaue Karten habe ich außerhalb der Nationalparks nicht vorgefunden, und das nächste Mal sollte ich mich wohl am besten in den reichlich vertretenen Internetbeiträgen schlau machen….

Ein markanter Punkt erfordert eine Wegentscheidung – über eine alte Steinbrücke biegt die Forststraße nach links ab, vor uns gibt es eine der alten Mühlen. Hier verleiteten die alten Farbzeichen zum Weitergehen auf dem rechts daneben höher führenden Steig, statt unser Ziel – die Karstquelle – direkt hinter der Paulica mlinica zu suchen… Durch lockeren Kiefernwald, später über Wiesenlichtungen, steigt der Weg ziemlich stark an und biegt dann links in den zunehmend freien Hang hinaus.

Beim Weiterweg würden wir auf die Hochfläche hinaus kommen, auf keinen Fall zu einer Quellhöhle! Allerding sieht man auf dem Bild, dass stellenweise Felsstufen aus dem Talrand heraustreten, und nachträglich habe ich im Internet nachgelesen, dass weiter nördlich (bei Minari) die Bijelaschlucht verborgen ist und sogar ein bekanntes Sportkletterrevier bietet. Uns bleibt aber nur der Rückweg ins Tal zum Beginn des Steiges bei der Steinbrücke und der Mühle. Erst am Ende der Tour haben wir von zwei Campern erfahren, dass die Quellhöhle der Karisnica hinter der Mühlenruine versteckt ist (auch auf dem Übersichtsplan der ersten Infotafel wäre das ersichtlich gewesen, aber leider nicht beachtet…).

Nun gehen wir über die Steinbrücke und auf der links wendenden Forststraße bis in den nächsten Taleinschnitt. Hier scheint kaum ein Ausweg zu bestehen, aber doch – beim genauen Hinsehen führt am Gegenhang eine Art Steig talab entlang, mit viel Phantasie sogar mit verstreuten alten Markierungen. Was soll´s – ohne Wagnis kein Erfolg – wir vertrauen uns dieser Spur an! In vorläufig noch überschaubar urigem Gelände kommen wir bis zur Unterquerung der Straßenbrücke, und jetzt gibt es auch kein Zurück mehr, wollen wir nicht über die hoch oben verlaufende Brücke an das anfangs der Tour begangene Ufer wechseln. Zum Durchwaten scheint die Karisnica ja nicht recht geeignet…

Also folgen wir den spärlichen Spuren weiter hinab ins Tal, begleitet von einer Fülle der schon bekannten Orchideen und immer mehr auch von mediterranen Pflanzen (wie dieser Winde). Das Gelände wird nun voll urig, ab und zu sind aber hemmende Sträucher oder Totholz etwas ausgeschnitten, dass die Steigspur verfolgt werden kann. Einmal geht es sogar höher am Hang entlang und immer wieder durch einen Windbruch, aber alles lässt sich irgendwie überwinden, auch wenn es immer heißer wird. Was wir sonst vielfach angetroffen haben, davon bleiben wir bei der Mittagshitze und in diesem “verdächtigen” Gelände verschont – von den sonst so häufigen Schlangen… hier soll es sogar die Leoparden-Schlange geben (Zamenis situla). Dann kommt aber die untere Talweitung in Sicht, wo wir beim Aufstieg höher am Hang auf der Forststraße gegangen sind.

Hier verkehren anscheinend schon die Jäger und Fischer, denn an einen Jagdsteig schließt ein Karrenweg auf der rechts folgenden Plateauhöhe an. Zuletzt landen wir auf der Straße zwischen Karin Plaza und Slana, vor uns das hier von einem Verlandungsgürtel umgebene Karinsker Binnenmeer.

Dieses mit Schilf und Flachmoor bedeckte Ufergebiet heißt Tuvina und ist bekannt für seinen reichhaltigen Lebensraum – diesen Silberreiher haben wir allerdings schon etwas flussaufwärts gesehen.

Über diese (wohl aus der Kriegszeit stammende) Behelfsbrücke kommen wir zurück zum Ausgangspunkt – zuerst am noch leeren Plaza-Camping vorbei, dann neben dem Kloster zur Straßenkehre mit der ersten Infotafel und unserem geparkten Auto. Um 11 Uhr sind wir losmarschiert, nun ist es bald halb drei Uhr – gerade in der heißesten Mittagszeit waren wir unterwegs. Trotzdem verlässt uns nicht der Tatendrang, und nach einer Rastpause machen wir uns an die Fahrt zur Zrmanja und Krupa, wie im Teil IV meines Blog “Tourenbuches Dalmatien” berichtet.

Teilnahme nur auf eigene Gefahr! So hätte die Einladung zu dieser Hochkartour entsprechend der Wetterprognose lauten können – einer der heißesten Tage des Jahres zu erwarten… Aber ein Blick ins Internet wirkte doch beruhigend, denn Hochkar am frühen Nachmittag 26 Grad, aber dazu noch auflebender Wind… Also konnten wir´s wagen!

Auf jeden Fall früh dran sein! Abfahrt um 7 Uhr, Ankunft am Hochkar-Parkplatz (Auffahrt ohne Maut!) um 9 Uhr. Noch angenehm frisch, daher gleich Start zum Gipfel. Ich wollte übrigens noch meinen Wandertipp in der Arbeiterkammer-Zeitschrift (“treff” 3 / 2017) aktuell ausprobieren, vor allem wegen des Skywalks am Sendergipfel. Für eine längere Wanderung (beim letzten Besuch über die Schmalzmauer) konnten wir uns doch nicht entschließen, daher Aufstieg über das Scheineck – ein ganz hübscher Weg, bald abseits der Schipisten, schöne Ausblicke. Vor allem sieht man von diese naturbelassenen Route aus, welch immensen Eingriffe in die Natur die Einrichtung eines Schigebietes bedeuten!

Abgeblühte Silberwurz und Pannonischer Enzian

Natürlich ist eine Hochkar-Blumentour Ende Mai oder im Juni ungleich attraktiver als am 1. August! Die meisten Frühsommerblumen sind schon im Fruchtstadium, aber jetzt ist die schönste Zeit etwa für den Pannonischen Enzian, daneben Gipskraut, Strahlensame, Österr. Bärenklau, Eisenhut  usw.

Ausblick gegen Nordosten (Leckerplan, Schmalzmauer, Dürrenstein) und zum Hochschwab

Der Tag war nahezu wolkenlos, die Fernsicht nur durch einen Dunstschleier behindert, vielleicht auch sogar durch einen sonst nicht wahrnehmbaren Einfluss von Saharastaub? Gehört hat man in den Medien allerdings nichts davon, also nur eine Vermutung, denn der föhnige Südwind hätte eigentlich klare Sicht bedeuten müssen.

Die Gesäuseberge also leicht verschleiert, im Vordergrund Alpendost statt Alpenrosen, im Panorama Kaiserschild, Lugauer, Hochtor und Buchstein gut erkennbar. Bei der Erstellung des Panoramainfos beim “Viewpoint” dürfte die Sicht auch leicht verschleiert gewesen sein, denn da hat man glatt das Hochtor mit dem Zinödl verwechselt…

Der zeitweise ziemlich heftige, aber typisch warme Südwind war insofern angenehm, als er bei der Gipfelrast die Insekten verweht hat und dann beim Mittagessen auf der Terrasse beim Geischlägerhaus so luftig war, dass wir dort in voller Sonne sitzen konnten. Vorher war aber noch der Skywalk angesagt – eine typische, von manchen Naturfreunden sicher unnötig empfundene “Anreicherung” für das Bergerlebnis… Aber bei der intensiven Bebauung des Hochkars (abseits der reichlich noch vorhandenen Naturrefugien) erscheint das auch schon egal. Immerhin eindrucksvoll, wenn unter der Hängebrücke 120 m Tiefe durch die Gitterroste schauen…

Meine Empfehlung für das Hochkar ist die soeben beschriebene Route, wobei man beim Weitergehen über die Häsing und den Leckerplan auch eine ganz schöne Runde zusammenbringt. Am lohnendsten ist natürlich die “Naturgegend” zur Schmalzmauer und möglichst noch weiter auf dem Alpinweg bis zum Ringkamp, zurück über Schwarzalm und Brunneckerhütte.

Die letzten Bilder stammen allerdings von einer Tour Ende Juni, und da hat es überall noch ganz großartig geblüht!

Kugelorchis und Kohlröschen

Auf jeden Fall hat mein Tipp HOCHSOMMER HOCHKAR gepasst, denn es war zwar warm, aber der Höhe entsprechend nicht heiß (wohl auch wegen dem luftigen Südwind). Wenn man jetzt angenehm wandern will, heißt es eben – hoch hinaus! Egal ob am Hochkar, auf den Schneeberg oder die Rax, den Ötscher und den Hochwechsel, Hauptsache man kommt aus den Niederungen mit Lift oder Bergstraße in die richtige Höhenlage!

Canyon und Unterlauf der Zrmanja

Zrmanja – von Karstquellen zum Meeresarm

Der überregional wenig bekannte Fluss Zrmanja entspringt an den südlichsten Ausläufern des Velebitgebirges (nahe den sogenannten Dinarischen Alpen) halbwegs zwischen den größeren Städten Gradac und Knin in einer einsamen, aber nahe den Hauptstrecken von Bahn und Straße gelegenen Berg- und Hügelgegend (Zrmanjo vrelo, Nadvrelo, südlich von Otric). Zuerst nach Süden fließend wendet sich die Zrmanja bald in westnordwestliche Richtung in einem dem Gebirgsstreichen entsprechenden Tallauf. Wo dieser sich dem Velebitgebirge annähert, ist in die eher hochflächenartige Landschaft ein markanter und völlig naturbelassener Schluchtlauf eingeschnitten – Hauptanziehungspunkt für Rafting- und Kajaksport! Die Schluchtstrecke endet bei einem Wasserkraftwerk (Pumpspeicherwerk Muskovci) mit Staubecken , das über einen Druckstollen aus dem Landesinneren bei Gracac versorgt wird (auch zur Aluminiumerzeugung aus den verstreuten Kaolingruben ausgenützt, vermutlich bis zu den Zerstörungen der Fabriksanlagen im Jugoslawienkrieg). Die erste größere Ansiedlung ist das noch immer mit den Kriegsfolgen ringende Obrovac. Nun verläuft das gewundene und sogar schiffbare  Flusstal weiter bis zur Mündung in das Binnenmeer Novigradsko more, das wiederum mit dem Velebit-Kanal in Verbindung steht (überbrückt von Straße und Autobahn Richtung Zadar). Insgesamt hat der Flusslauf eine Länge von 69 km, touristisch interessant ist vor allem die Schluchtstrecke mit ihren aus Kalksinter und Pflanzenablagerungen gebildeten Katarakten, ausgezeichnet durch smaragdgrünes klares Wasser zwischen den meist kahlen, felsigen Steilhängen. Zwar sind Katarakte und Canyon der Zrmanja nicht so berühmt und attraktiv wie etwa Plitvice oder Krka, aber dieses Naturgebiet steht jedenfalls unter Betreuung durch den Biosphärenpark Velebit.

Samstag, 13. Mai 2017

Berberov bug und Zrmanja-Canyon


Sveto brdo, das aus hartem Kalk aufgebaute Felsmassiv im südlichen Paklenica-Massiv, und Flussschlingen der Zrmanja zwischen Obrovac und der Meeresmündung

Noch vor der hohen Brücke über die Meerenge bei Maslenica biegen wir auf der Straße Nr. 54 (Richtung Gracac) ab und kommen bald zu einem Aussichtpunkt in den letzten Abschnitt der Zrmanja vor ihrer Mündung in das “Novogradsker Meer”. Wir befinden uns in einer herben Karstlandschaft – Geröll und Felsplatten, darauf Dornbüsche und Wacholder und Hartlaubgewächse, allerdings auch ein paar pannonisch anmutende Blumen. Die Szene ist aber reizvoll durch den Aufblick zu den Felszacken des Gebirges und dem im Talgrund sich dahinschlängelnden Fluss. Irgendwo müssen wir da hinunter, aber nicht nach Obrovac (das bleibt uns für die Rückfahrt). Die nächste Abzweigung ins Tal bei Muskovici endet (weil zu früh abgebogen) beim Kraftwerk, wo das abgearbeitete Wasser des Velebit samt dem Flusswasser mit überschüssigem Strom wieder in den Speicher bei Gracac hochgepumpt wird. Hier gibt es aber keine Weiterfahrt, nur abgesperrtes Werksgelände. Also wieder hoch zur Seitenstraße und in längerer Fahrt den Hang entlang bis zu einem scharfen Schluchteinriss. Da ist endlich der Fluss, und um eine scharfe Ecke biegend kommt unser erstes Ziel in Sicht.

Eine Gastwirtschaft mit allen Anlagen eines beliebten Ausflugszieles befindet sich am breiten Gewässer, das blau schimmernd zwischen die grünenden Hügel eingelagert ist. Und voraus stürzt die Zrmanja über eine hohe Fallstufe herab, ein gischtendes Hufeisen quer über den ganzen Talboden.

Wie auf einem “Wasserfallsteig” geht man von einem wunderbaren Blickpunkt zum nächsten, bis die obere Kante der Fallstufe erreicht ist und wieder ruhiges Wasser sich bis zur Eisenbrücke erstreckt. Dort kann die Fahrt talaufwärts weitergehen…

Am nördlichen (orographisch, in Fließrichtung, rechten) Ufer führt noch ein Güterweg zu zwei kleinen Weilern. Über die Eisenplatten ans gegenüber liegende Ufer holpernd, gelangt man zu einer Seitenstraße des gegen Bilisane verlaufenden Höhengeländes mit der Zufahrt über Obrovac. Soweit zur Orientierung, die nach den Straßenkarten nur mangelhaft erfolgen kann. Zum Glück steht hier eine Infotafel des NP Velebit mit einer genauen Karte… Wir gehen das ganze Gelände beiderseits der Eisenbrücke noch zu Fuß ab (die Örtlichkeit beim Gasthaus ist in der Karte mit Runjevi vrack bezeichnet, eher findet man sie als Ausgangspunkt für die Kajak- und Raftingfahrten angeschrieben). Dann zurück zum Auto und talaufwärts die noch asphaltierte Straße entlang. Nach einem überraschend pompösen Landsitz folgen über Svinjski Dolac eine Kehre mit schöner Aussicht und die recht armseligen Gehöfte Dramotici.

Dann geht es auf Schotter weiter, wir bleiben aber in der nächsten Biegung stehen, weil wir von unserem letzten Ausflug wissen wie schlecht die Weiterfahrt sein würde. Vom linken Bergrand aber ergibt sich hier der beste Blick in den Canyon der Zrmanja, und wir können im teils ruhigen, teils über kleine Schwellen verlaufenden Fluss sogar die Raftingboote beobachten.

Nun geht es an die Rückfahrt, die auch noch einen überraschenden, fast oskuren Eindruck bietet. Zuerst zur Kreuzung vor der Eisenbrücke, nun aber links (an derselben Talseite bleibend) auf der schmalen Asphaltstraße weiter. Dieser verläuft eine längere Strecke noch eine Mulde entlang, wo plötzlich ein kleines Kircherl auftaucht – Sveti Jovan, umgeben von einem alten und sogar noch aktuell in Benutzung stehenden Friedhof. Eine solche Stätte birgt immer wieder etwas Interessantes, und wenn es ein Gefühl für die Lebensverhältnisse der hier in der Einschicht verstreuten Menschen geht.

AB Blick durch ein Glasfenster ins Kirchenschiff von Sveti Jovan

Dann geht es denn Berg hinauf zur lokalen Hauptstraße in der Streusiedlung Bilisane und über Obrovac zurück nach Seline. Der interessantere Unterlauf der Zrmanja liegt hinter uns, aber es fehlt noch die wildeste Schluchtszenerie beim Karstwasser von Krupa…

Montag, 15. Mai 2017

Krupa – Tal und Kloster

Dieser Tag verlief anders als geplant, denn (anschließend an den Naturweg Karisnica) gab es nachmittags noch eine Weiterfahrt zur Krupa, dem wichtigsten Seitental der Zrmanja. Damit ist schon der Nachteil dieses Unternehmens gesagt – zwar sehr interessant, aber für die entscheidenden Passagen in der Krupa-Schlucht oder vorher noch zur Krupa-Quelle war es zu spät…

Um 15.30 Uhr Abfahrt vom Franziskanerkloster in Karin mit dem Ziel, durch das mittlere Tal der Zrmanja (oberhalb der Schluchtstrecke) zur Krupa zu kommen. Krupa bedeutet – eine mächtige Karstquelle, ein “fast schon verschollenes” Dorf, den wildromantischen Zubringer in die Zrmanjaschlucht. Also allerhand Programm für einen Nachmittag, der sich langsam bewölkt zeigte.

AB Karstberge südlich der Zrmanja

Die Strecke bis zur Querung der Zrmanja bei Kastel Zegarski (dort beginnen auch Raftingfahrten in die Schlucht) bedeutete über 30 km auf uns unbekannten Straßen durch sehr zerstreut besiedeltes Höhengelände oder menschenleere Waldgebiete. Von der Straße Nr. 27, die Obrovac mit Benkovac verbindet (Frontgebiet während des Jugoslawienkrieges), abzweigend durch Donji Karin (mit einer antiken Fundstätte namens Corinum) nach Popovici. Eine große Kirche taucht auf, irgendwie kommen wir ihr nicht nahe, aber Richtung Nordosten haltend erreichen wir eine in der Straßenkarte gelb eingezeichnete Strecke, die von Benkovac kommt. Die nächste im Nachhinein notierte Ortschaft ist Bruska, kaum ein paar Häuser, aber immer noch Busstationen. Nun soll es nur mehr ziemlich geradeaus, zumindest bei allen Kreuzungen, bis Kastell Zagorski gehen. Dann nähern wir uns dem Bergzug der Bukovica mit einem durch ein großes Kreuz bezeichneten Sattel beim Weiler Klanac, eher wie eine Alm wirkend als eine Ansiedlung. Plötzlich endet die Asphaltbahn, und es geht auf wechselnd grobem Schotter immer zügig bergab durch buschartige Waldbestände ohne irgendeine Ansiedlung, fast 10 km lang…

Zrmanja-Brücke in Kastell Zegarski

Endlich tauchen Häuser auf, eine Ortschaft mit dem Namen Kastell Zegarski. Man würde sich ein Burg- oder Schlossruine erwarten, aber es gibt nur halbwegs erhaltene und offensichtlich bewohnte Häuser neben leer stehenden oder ruinösen Gebäuden. Unten am Fluss jedoch eine massive steinerne Brücke. Sie wirkt wie ein Grenzposten und war es wohl auch in den immer wiederkehrenden Kriegszeiten (von Venedig und Österreich gegen die Türken bis zu Kroaten gegen Serben). Immerhin sind wir hier auf einer Asphaltstrecke gelandet, die von Obrovac in das Gebiet im Knin führt. Der folgende Berganstieg heißt Nadvoda (“Überwasser”), und eine Wegkapelle erinnert daran, dass es nun bald auf das Manastir Krupa zugeht, das hoch am Berg schon von fern sichtbare Kloster.

AB Wegkapelle zwischen Zegar und Krupa

Jenseits des dicht bewaldeten Bergrückens geht scharf rechts und leicht zu übersehen die Seitenstraße nach Krupa ab. Sie sollte weit hinauf führen, zu vielleicht schon unbewohnten Siedlungen auf den noch immer über 1000 m hohen Ausläufern des südlichen Velebit, deren Abhänge den Talschluss überragen. Wir bleiben aber nur, so weit der Asphalt reicht, und kommen in eine fast unwirkliche, aus fernen Tagen zurück gebliebene Welt – Krupa.

Am malerischen Fluss wechseln eher dürftige Häuser mit steinernen Ruinen, Schafe und Ziegen wohl als einzige Lebengrundlage der Bewohner, sicher aber zur sommerlichen Hauptsaison das Ziel von Ausflüglern, weil diese Karstgegend so berühmt ist. Wir halten vor einer altertümlichen, aber noch gut erhaltenen Mühle mit starkem Wasserzulauf durch einen aus Stein gefügten “Fluder” (Wasserkanal), unter dem Steinhaus der schon stillgelegte Mühlgang, daneben rauscht üppig das Wildwasser der Krupa daher. Woher es kommt? Es soll aus einer mächtigen Karstquelle entspringen, die wir anschließend suchen. Den mächtig Wasser führenden Bach bei der nächsten Abzweigung entlang gehend, kommen wir aber nur zu einer “renovierten Mühlruine”…

Dass sich anschließend ein umzäuntes Firmengelände mit Neubauten erstreckt, ermuntert uns auch nicht, einen Weiterweg zur Quellhöhle zu suchen, zumal auch noch das Kloster auf uns wartet… Wasser haben wir nun ja genug gesehen, also zurück zur Straße Richtung Kloster. Aber wo diese den noch immer jungen Fluss Krupa quert, gibt es wieder eine Steinbrücke und malerische Bilder.

Anni hat gerade noch die Stelle festgehalten, wo der Fluss Krupa aus den Hochtalmulden in das Felsinferno der Schlucht eintritt und später im sogenannten Krupa-Delta in die Zrmanja mündet. In zügiger Auffahrt geht es dann weiter zum Manastir Krupa, dem größten von fünf serbisch-orthodoxen Klöstern in Kroatien, 1317 gegründet und heute nur mehr vom Abt als einzigem Mönch bewohnt. Die Anlage ist höchst “altehrwürdig” und noch dazu offensichtlich in bestem Zustand, obwohl Serbisch und Orthodox nicht gerade gefragt sein dürfte in Kroatien (eigentlich ein Kompliment für dieses junge EU-Land).

Die ersten beiden Bilder von Anni...

Eine teils recht kühn angelegte Bergstraße führt dann hinauf zu den Hangflächen von Golubic. Hier könnte man hinab zum Krupa-Delta gelangen, an diesem Tag schaffen wir das aber nicht mehr, und wer weiß ob wir überhaupt wieder einmal hieher kommen… Jedenfalls gelangen wir auf der aussichtsreichen, von Gracac kommenden Hauptstraße durch die Steilhänge der Velebitausläufer wieder hinab zu den flacheren Gefilden nahe Obrovac und weiter zurück nach Seline.

Im Spätsommer 2014 und 2015 konnten wir von Seline / Starigrad aus den südlichen Velebit, bekannt durch die Schluchten und den Nationalpark Paklenica, kennenlernen und erwandern. Nach Pause im folgenden Jahr (durch die Reisen nach Malta) bereiteten wir uns heuer besonders auf das gesamte Gebiet Nord-Dalmatiens vor. Einschließlich des uns noch unbekannten Nationalparks SJEVERNI VELEBIT (Nördlicher Velebit).

Im Internet gibt es dazu eine Menge deutschsprachige Information mit zahlreichen Bildern und einer genauen Karte:

Nationalpark Nördlicher Velebit

Alles ausgedruckt auf die Reise im Mai nach Seline mitgenommen und gleich an den ersten Tagen beim Nationalpark-Zentrum in Starigrad die Spezialkarte besorgt! Beim Nachschlagen wegen der Flora war mir aber schon aufgefallen, die empfehlenswerteste Zeit für Blumenexkursionen auf die bis 1600 / 1700 m  aufsteigenden Berge soll eher der Hochsommer sein… Bei der Anfahrt über die Autobahn sahen wir nur einiges Blühendes an den Böschungen. Auf einem Parkplatz irgendwo nahe Gospic blühte in ca. 600 m Seehöhe an einer im Ruderalen übriggebliebenen Rasenstelle das Salep-Knabenkraut / Orchis morio… Außerdem schauten von den Gipfeln Schneefelder herab, etwa auf nur 1500 m trotz der bereits beachtlichen Südlage vom Winter noch erhalten. Wiesen und die vorherrschenden Laubwälder prangten zwar in üppigstem Grün, bergwärts waren die (vermutlichen) Rotbuchen noch nicht einmal belaubt!

Mittwoch, 10. Mai 2017

Durch den auf Südwest drehenden Wind war die nachtsüber noch heftige Bora etwas abgeflaut, und übrig blieb auf den Bergen eine frische Brise aus Nordwest bei 15 Grad, während es an der Küste und im Sonnenschein schon wärmer wurde. Wenn wir für eine Gipfelbesteigung im Nordvelebit zu früh dran wären, wollten wir dennoch in größere Höhe hinauf, und dazu bot sich der ca. 930 m hohe Pass Ostarijska Vrata für eine Rundfahrt an: Seline – Karlobag – Stara Vrata (Alte Pforte der Ostarijska, wobei ich nicht weiß ob dieser alte Name irgendwie mit Österreich zusammenhängt – das Gebiet gehörte im 17. Jh. in den Kriegen gegen die Türken bereits zum Habsburgerreich) – Gospic – Paklenicatunnel – Seline, insgesamt 168 km.

Karlobag liegt gegenüber einem Seitenteil der Insel Pag, von Seline erreicht mittels ca. 45 km Fahrt auf der vielfach äußerst romantisch zwischen Felsen und Steilbuchten verlaufenden Küstenstraße. Diese einstige Hauptverkehrsroute (Jadranska magistrala) ist durch den Autobahnbau im Landesinneren wesentlich entschärft worden und kann jetzt wohl eher als eine attraktive Ausflugsstraße gelten und nicht mehr als gefürchtete, besser zu meidende Lasterroute. Von der barocken Kirche steht nur mehr ein Mauerrest, nachdem dieser Küstenabschnitt wegen der wichtigen Verbindung ins Landesinnere im 2. Weltkrieg schon stark in Mitleidenschaft gezogen wurde. Der Hafen wirkt mäßig malerisch, bezaubert vor allem durch den Blick auf die “Mondlandschaft” der nahen Karstwüste der Insel Pag.

AB Ausblick von Karlobag zur Insel Pag

Wie schon bei einer früheren Fahrt (10 km  von Karlobag weiter führt eine Fähre nach Novalja auf Pag) wird hier getankt, um während der Passfahrt bis Gospic nicht in Treibstoff-Verlegenheit zu kommen. Ein paar Schritte noch auf der Hafenmole, dann geht es ohne weiteren Aufenthalt (dieser wäre sicher auch lohnend!) an die Bergfahrt!

AB Von Karlobag zur Passstraße

In anfangs engen Kehren, dann mit einer weiten Schleife, gewinnt die vorzüglich ausgebaute Straße rasch an Höhe, und der Ausblick wird immer traumhafter!

Tiefblick auf Karlobag und weithin über die dalmatinischen Küstengewässer.

Für uns ist es nicht wichtig, möglichst schnell über den Berg hinweg zu kommen, vielmehr wollen wir in geeigneter Höhe noch eine Blumenexkursion unternehmen. Dazu bietet sich die Abzweigung zu den Dörfern Ledenik und Kucista an, wo sich zwischen den steilen Küstenhängen und den eher sanften Gipfelrücken ein bewaldetes Hochtal einlagert. Abgesehen von der nahen Passstraße völlig abgeschieden, ein einsamer Wohnort für die verstreut siedelnden Einwohner, die sich wohl nur mit Schaf- oder Ziegenzucht ernähren können. Trotzdem gibt es Stromleitungen und eine Asphaltstraße, immerhin eine Grundstruktur, auch wenn sie noch so einfach ist…

AB Ausblick von der Passstraße und "Blumenmulde" oberhalb der steilen Küstenhänge

Wo sich die Straße in ein Hochtal wendet und der Meerblick verschwindet, zweigen wir auf der Zufahrt nach Ledenik und Kucista ab, immer noch auf Asphalt an einem Steinbruch vorbei, bis zur Gabelung Richtung Krasno. Dieses touristische Zentrum im Nördlichen Velebit ist 58 km entfernt, aber  nur über Schotterstraßen zu erreichen. Also bleiben wir besser hier stehen und wenden uns in die meerseitig gelegene Hochmulde hinein – voll Erwartung, was da alles blühen könnte! Und wir werden nicht enttäuscht….

AB Heckenrosen und Schwertlilien (noch genauer zu bestimmen...)

Gelbdolde und Alpen-Seidelbast

Eine Ginsterart und ein Milchstern (spez. ?)

Erdbeer-Wolfsmilch und Illyrische Schwertlilie

Am Nordrand der Mulde entlang wandernd, erreichten wir einen Sattel, wo sich ein ganz wunderbarer Ausblick öffnete. Dann steuerten wir die Mitte der Senke an und stießen ganz überraschend auf einen kleinen Weiher! Trotz des ringsum stark verkarsteten Kalkgesteins, gibt es auch im Velebit immer wieder andere, vor allem wasserhaltende Schichten. Dort finden sich Quellen und halbwegs fruchtbarer Boden als Voraussetzung für die spärlichen und sehr verstreuten Ansiedlung. Für uns war die nächste Überraschung zwei Orchideenarten!

Salep-Knabenkraut und Dreizähniges Knabenkraut

AB Illyrische Schwertlilie und Dreizähniges Knabenkraut

Inzwischen war es Mittag geworden, Zeit für die Weiterfahrt! Also zurück zur Hauptstraße, die uns in vielfachen Windungen hinauf zu einer almartigen Mulde führte. Vereinzelt einige Häuser, eher Hütten neben den erst schwach begrünten Weideböden. Neben den sonst vorherrschenden Laubbäumen, mediterran-illyrischen Arten (etwa Mannaeschen und Hopfenbuchen) sowie landeinwärts mehr verbreitete Rotbuchen, gab es hier auch Föhrenbestände, teilweise vermutlich aufgeforstet. Zum Herumstreifen reichte wohl die Zeit nicht, und außerdem ging es schon in weiten Schleifen auf die Passhöhe zu. Zuletzt durchbricht ein kurzer Tunnel den Sattel, zur Seite noch erkennbar die älteren Straßentrassen, deren Bedeutung durch ein ungewöhnliches Denkmal unterstrichen wird – der Vidicovac Kubus.

Die schon unter den Habsburgern im 17. Jahrhundert auf frühgeschichtlichen und antiken Spuren angelegte Straße wurde Mitte des 19. Jahrhundert auf leichter bezwingbarer Trasse erneuert, der letzte Ausbau erfolgte 1968, dem Zustand der Fahrbahn nach zu schließen hat man auch in letzter Zeit sich um weitere Verbesserungen bemüht. Für sportliche Fahrer ist diese Strecke von Karlobag nach Gospic (oder umgekehrt) ein wahres Eldorado, für Kurvenfanatiker selbstverständlich! Für uns war sie die beste Möglichkeit, rasch in die Hochregion zu kommen – leider mit nur mäßigem Erfolg hinsichtlich der Botanik. Denn jenseits des Passes blühten neben dem historischen Brunnen noch die Dotterblumen…

Ein auffallend zeltartiges mehrstöckiges Hotel verweist auf den Tourismusbetrieb, der hier sogar im Winter stattfinden soll. Zu dieser frühen Jahreszeit (Mitte Mai) herrscht sozusagen “tote Hose”, vor der Kirche parken wir als einziges Auto. Friedhof und Kriegerdenkmal daneben erinnern an üble Zeiten, eine Art Festplatz weist hingegen auf starken Besuch an Gedenktagen oder bei kirchlichen Feiern hin. Der relativ neue Kirchenbau entstand erst vor 1950, als eine weitgespannte Vereinigung von kroatischen Förderern die im 2. Weltkrieg (um 1943) zerstörte Wallfahrtskapelle wieder aufbauen ließ, übrigens in modernen, zugleich bodenständigen Formen.

Historisch ist der während der Bauzeit der “altösterreichischen” Straße errichtete Brunnen, aus einer Sumpfmulde entspringend, der übrigens wegen seines “Fruchtbarkeitswassers” geschätzt wird.

Sonst ist hier, von Almwirtschaft und einigen Ferienhäusern abgesehen, nicht viel los. Die Landschaft entspricht etwa den höheren Voralpen Österreichs – mit Wiesen bedeckte Mulden und sanftere Hänge wechseln mit felsigen Abschnitten, die eine interessantere Szenerie bewirken. Für Wanderer gibt es hier sicher ein vielfältiges Gelände, wenn auch weniger einzelne Gipfel anlocken, sondern ein Weitwanderweg über die Berghöhen des Velebit, der beworben und markiert ist. Man steht oder geht auf diesen Berghöhen immer “zwischen Meer und Land”, dem entsprechend packend sind auch die Ausblicke!

Nach Süden kommt man in das Gebiet der Paklenicaschluchten (diese sind bekannter als die Gipfel). Nordwärts folgt nach wechselhaft geformten Höhen der Nationalpark Sjeverni Velebit mit dem Symbol einer Bärenpfote, also sicher recht urtümlich wie der gesamte Gebirgszug. Höhepunkte sind dort die Höhenstandorte und Berghütten Alan und Zavizan (mit einer berühmten Wetterwarte). Wie in den NP-Informationen richtig angemerkt, lohnt sich die Begehung eher im Hochsommer, denn früher ist die Vegetation noch recht zaghaft entwickelt, am Pass haben wir etwa Kreuzblumen, Täschelkraut und Felsenbirnen blühend gefunden.

Aus der Baske Ostarije genannten Streusiedlung der Passmulde verläuft die Talfahrt bald über steile, von Dolomit und dichten Laubwäldern geprägte Steilhänge hoch über einem scharf eingeschnittenen Tal etwa 10 km hinab zur Hochebene des Landesinneren. Unvermittelt wird die Gegend flach und wieder besiedelt, allmählich kommen wir hinein in die weit ausgebreitete Stadt Gospic. Der Eindruck ist eher dürftig, sicher auch durch die Lage nahe der Frontlinie des “Jugoslawienkrieges” der 1990er Jahre. Zum Glück bemerken wir im Vorbeifahren eine schmucke Pizzeria, denn wir sind schon ausgedörrt und hungrig! Auf der Terrasse des einladenden Lokals werden wir bestens versorgt und genießen das schöne Wetter, luftiger Wind und hübsch am blauen Himmel dahinziehende Wolken.

Südlicher Velebit und Blick über die Hochebene gegen die Bosnischen Grenzberge

Die Orientierung ist hier einfach – vor der Baugruppe mit der Kirche biegt die Hauptstraße rechts ab, und dieser wollen wir auch noch ein Stück folgen, erst später zur Autobahn auffahren. Dabei fährt man über eine weitläufige Hochebene im Landesinneren zwischen dem Küstengebirge des Velebit und den Bergen an der Bosnischen Grenze. Mit Waldstreifen durchsetzte Wiesenflächen, kleine Äcker und Gärten dazwischen, ein nur wenig eingesenkter Flusslauf. Dieses Karstgewässer heißt Lika und hat nur einen “unterirdischen” Abfluss zum Meer. Ähnliche Verhältnisse gibt es nördlich davon bei der Stadt Otocac, wo das Wasser sogar zu einem Kraftwerk bei Senj zur Küste geleitet wird, oder etwa beim südlich gelegenen Gracac mit dem Druckstollen an der Zrmanja. Zur Orientierung – von Otocac bzw. Gospic weiter gegen Nordosten kommt man in den Nationalpark Plitvicka Jezera.

Einmal nähert sich die Straße einem Flussbogen der Lika, leider versäumen wir diese malerische Stelle, wohl weil es schon später Nachmittag wird… Rechtzeitig bemerken wir noch seitwärts eine steilen, nicht zu hohen Bergkegel, den wir leicht erklimmen können. Der vorletzte Höhepunkt dieses herrlichen Tages – herunten eine üppige Orchideenwiese, vom felsigen Trockenrasen des kleinen Gipfels eine umfassende Aussicht über diese schlichte, aber recht anmutende Landschaft östlich des Velebitgebirges.

Durch einsames Gebiet mit Wäldern, verstreuten Weiden und abgelegenen kleinen Ortschaften langen wir bei Sveti Rok an. Dort sollte eigentlich eine Bergkirche zu besuchen sein, aber dafür ist es zu spät. Wir fahren auf die Autobahn, und auf dieser geht es zügig über das Gebirge hinweg zur Küste – ein fast schon abendlicher Prachtblick über den Velebit-Kanal und das Novogradsker Binnenmeer. In dieses mündet der Fluss Zrmanja, der unser nächstes Ziel sein wird….

Sandbucht – Sumpfwiesen – Karsthügel

Das nördlich von Zadar an einer Meeresbucht gelegene Nin ist eine der ältesten und historisch bedeutendsten Siedlungen des kroatischen Küstenlandes. Von der Frühgeschichte unter den Illyrern über das römische Municipium Aenona bis zu den Venezianern, die es im Kampf gegen die Türken zerstörten, reicht die nach dem Wiederaufbau 1699 nicht wieder gewonnene Blütezeit dieses heute museal wirkenden Touristenziels. Um 800 von fränkischen Missionaren christianisiert, entstand hier die “kleinste Kathedrale der Christenheit” als vollständig erhaltenes Beispiel altkroatischer Baukunst, die Kirche Sveti Kriz (Heiligkreuz) aus dem 9. Jahrhundert.

Wir haben bereits 2014 Nin besucht, wirklich eindrucksvoll, also ging es diesmal mehr um die Umgebung, die sich zwischen der Küste bei Zadar und dem Velebit-Kanal ausbreitet. Diese Ravni kotari genannte Halbinsel setzt sich als schmaler Landstreifen nordwärts, immer gegenüber dem Velebitgebirge in der Insel Pag fort.

Dienstag, 9. Mai

Der Regen vom Vorabend hat zwar aufgehört, ist aber von einer ganz schön heftigen Bora abgelöst worden. Dieser Nordostwind stürzt vom Velebitkamm  über 1500 m herab zum Meer und erreicht als Fallwind erschreckende Windstärke – gut dass wir unser Apartment an der Meerseite haben, denn bergwärts könnten wir kaum ein Fenster oder geschweige denn die Balkontüren öffnen. Wir kennen dieses Wetterphänomen schon gut genug um zu wissen, dass Richtung Zadar sicher aufgelockerte Bewölkung und nur mäßiger Wind zu erwarten sind. Vielleicht geht sich sogar bereits der Besuch eines etwas geschützten Strandes aus…

Wolkenstau bei Bora mit dem Vorsprung des Kap Ljubljana (dort eine ebenfalls Starigrad genannte Ruine) und karge Weideflächen bei Gornja Slivica

Wir folgen zuerst der Hauptstraße Richtung Zadar, werden aber kurz nach der Maslenica-Brücke (im Jugoslawienkrieg zerstört, nun ein beliebtes Objekt für Seilspringer!) auf eine Umleitung befördert. Ursache ist eine Baustelle in Posedarje (später benützten wir gleich die nur wenige Kuna kostende Autobahn), und wir müssen auf den Berg oberhalb des kleinen Ortes Vinjerac hoch hinauf (direkt gegenüber von Seline und Starigrad). Bei der Kirche von Gornja Slivica halten wir an und schauen uns auf den kargen Fluren etwas um – erfolglos, denn es gibt nur von Schafen abgefressenes Gras, Steinböden und vertrocknete Dornstrauchhecken. Dass sich ein großer Baum (wie im Bild) halten kann, erscheint fast als Wunder! Bald geht es also weiter, hinab ins Tal mit der Hauptstraße Richtung Pag und diese rechts entlang. Nun kommen wir in eine freundlichere Landschaft – auf den Hügelketten hält sich etwas Wald, die Mulden dazwischen sind aber eher feucht, und wo kein Bambus oder Schilf wuchert, gibt es sogar kleine Felder und Weingärten. Unser Ziel ist nun die Bucht von Ljubac, und die Fahrt dorthin über den verstreuten Ort Radovin ist sogar recht abwechslungsreich. Hier könnte man überall im Gelände herumbummeln, gelb leuchtende Ginsterbüsche und verschiedenes Grün verlockt dazu, aber wir wollen zu “unserer” Sandbucht.

Von einer Anhöhe öffnet sich der Blick auf die südliche Bucht des Ljubacki zaljev, die für ihren flachen Sandstrand berühmt ist. Im Internet findet man dazu nur Unmengen von Ferienquartieren, aber nichts sonst Wissenswertes. Wir haben 2014 bei der Rückfahrt von Pag dort Station gemacht und gleich den Paski sir und die krossen Brotweckerl aus der dortigen Bäckerei verkostet, dabei auch das alte Ortszentrum von Ljubac mit der nostalgischen Kirche gesehen und weiter oben auf den Hügeln die angeblich auch alte Kirche Sveti Gospa. Da sind wir nun!

Bei dem schlichten Bau handelt es sich um die Friedhofskirche der Umgebung, in deren Umfriedung sich die eigenartigen “Kistengräber” aus älterer bis in neueste Zeit befinden. Berückend ist vor allem die Aussicht – wenn hier ein Fischer begraben ist, könnte er sich fühlen wie ein Alpenmensch in einem Bergsteigerfriedhof…

Durch den Wechsel von hartem verkarstendem Kalk und  wasserhaltenden Sandsteinschichten ergibt sich ein kleinräumiges Relief von Steinriegeln und Feuchtmulden, wobei letztere botanisch zu diesem Zeitpunkt am interessantesten sind. Denn überall auf solchen Flächen blühen Unmengen von Locker- oder Armblütigem Knabenkraut (Orchis laxiflora, entspricht dem mitteleuropäischen O. palustris). Bald darauf wandern wir über die Sandflächen der Bucht von Ljubac, ähnlich jenen von Nin, wo der “Heilschlamm” kurmäßig angewendet wird. Hier sind es eher Bade- und Feriengäste, ideal für Nichtschwimmer, denn man muss elendsweit ins Wasser hinauswandern, um den Boden unter den Füßen zu verlieren…

Neben einem Lokal am Strand sehen wir dieses eigenartige Gehölz (mit den Früchten vom Vorjahr?), neben den Sandflächen erstrecken sich landwärts Feuchtgrasbestände, einzelne Tamarisken daneben – und alles menschenleer! So aber nur Mitte Mai, denn bald wird der Ansturm von Gästen beginnen… Über den nächsten Höhenrücken geht die Fahrt weiter, inzwischen ist es heiß geworden, und Wolken gibt es nur im Stau hinter dem Velebit. Das Gelände der Ravni kotari ist eine leicht hügelige Hochebene mit devastiertem Niederwald- und Buschwuchs, überaus öde und einförmig, bis endlich die nächste Ortschaft in Sicht kommt.  Die gar nicht so unansehnliche Gemeinde heißt Vrsi und gehört schon zum Einzugsgebiet der westlich davon an der Meeresbucht gelegenen Stadt Nin. Dorthin aber wollen wir noch nicht…

Unser Ziel ist die äußerste Landspitze dieses Hügelrückens, und sobald wir uns durch die engen Gassen von Vrsi durchgezwängt haben und an einem irgendwie nationalen Denkmal vorgekommen sind, geht es hinab in eine weite Muldenlandschaft. Wie ein Paradies wirkt hier die Natur nach der kargen Hochfläche, schon gibt es Weingärten und Felder und endlose Wiesen im Rot der Knabenkräuter und einer hübschen blau blühenden Pflanze. Noch nie haben wir einen solchen Eindruck erlebt!

Danach erhebt sich wieder ein steiniger Höhenrücken mit einer markanten Kirche, im Hintergrund das Velebitgebirge immer mit Wolkenstau. Wie es weitergeht, haben wir schon an den zahlreichen Lastautos gemerkt – jenseits der Anhöhe endet die Asphaltstraße bei einem überdimensionalen Steinbruch. Wir holpern weiter bis zum nächsten Aussichtspunkt, dann ist sozusagen die “Welt zu Ende”, wie die beiden gegensätzlichen Panoramen zeigen:

Es geht wieder zurück nach Vrsi und – alle Abzweigungen zum Strand und Heilschlamm verschmähend – bis zu den Salinenbecken an der Stadtmauer von Nin. Mit den historischen Bauten halten wir uns nicht auf, sondern kehren im schattigen Hofgarten des Restaurants Sokol ein, um uns für den Rest der Fahrt zu erholen. Denn zurück nach Starigrad ist es noch ganz schön weit, zumal wir auf der Hauptstraße die Umleitung durch Posedarje auskosten müssen (statt gleich die Autobahn zu benützen). Dass wir an diesem Tag noch abends bei der Mala Paklenica vorbeikommen, ist schon eine andere Geschichte….

Bischof Gregorius, ein Nationalheld des 10. Jahrhunderts, der damals schon Kroatisch als Kirchensprache gegen die "Lateiner" verteidigte

Bei der Ausfahrt von Nin sehen wir noch ein weiteres einzigartiges Denkmal – auf einem Tumulus die Wehrkirche Sveti Nikola aus dem 11. Jahrhundert, auf deren kleeblattförmigen Bau in der Türkenzeit  ein Wachturm gesetzt wurde.

Bild von 2014

Eigentlich sollte man jetzt, bei der relativ frühen hochsommerlichen Hitze, hinauf in Bergeshöhen! Außerdem steht  etwa auf der Rax das Edelweiß in Vollblüte. Das “Hoffest” im Ökotopischen Zentrum Maria Lanzendorf hat uns am 1. Juli aber verleitet, herunten in den Niederungen zu bleiben – eine gute Gelegenheit, neben 150 km Tagesautofahrt, gleich auch ein Naturdenkmal in der Ebene aufzusuchen.

Das wegen der ehemaligen Flusschlingen auch als “Fischawiesen” bekannte Naturdenkmal ist über Grammatneusiedl leicht erreichbar und eher für Blumen- und Vogelspezialisten ein besonders interessantes Exkursionsziel. Wir haben diese naturbelassenen Flächen entlang der Ostbahn schon oft besucht und in allen möglichen Vegetationsstadien erleben können. Aktueller Anlass war jetzt für mich ein facebook-Beitrag von Joe Kacirek, auch wenn wir weniger auf Insekten neugierig sind…

In einer trockenen Schottersenke neben der Bahnstrecke (wo dauernd die Züge vorbeidonnern) finden wir (für uns überraschend) einige schon bald verblühende Exemplare der Sumpf-Ständelwurz, daneben das ebenso vom Kerschenbach-Ursprung bekannte Flohkraut (oder war es doch ein Alant?).

Mit ein paar Schritten aufwärts stehen wir in der brettlebenen Wiesenfläche, die von der Hitze und Trockenheit des Juni gekennzeichnet ist. Es ist zwar heiß, aber sehr windig, also gut auszuhalten, der Wind macht allerdings das Fotografieren zu einem Glücksspiel! Ich behelfe mit mit meinen Erfahrungen aus Malta, wo auch meist die Blumen nur so “wacheln” – mit einer Hand den Blumenstiel etwas stabilisieren und die Digitalkamera (mit Makroeinstellung, aber nicht zu nahe) mit der anderen Hand bedienen. Es sind also echte Outdoor-Aufnahmen, die Bearbeitung beschränkt sich auf Schärfung und Digitalausschnitte. Natürlich liefert das keine Studioqualitäten, es sollen aber echte “Wanderbilder” dabei herauskommen.

Bei den Insektenaufnahmen ist der starke Wind sogar ein Vorteil, denn die Falter etwa müssen sich fest an die Blüten klammern, damit sie nicht verweht werden, und flattern nicht schon bei der Annäherung davon. Mit der Bestimmung der Arten hapert es bei mir ja ziemlich, ich sah nur (wie zuhause) Massen von Schachbrett… Die Landschaft selbst ohne jeden spektakulären Aspekt bringt fotografisch scheinbar wenig, höchstens man wählt etwas ungewöhnliche Blickwinkel, die tollen Wolkenstimmungen im Hintergrund oder ein Detailmotiv, wie etwa Anni beim nächsten Bild!

Die nächsten zwei Bilder dienen nur der Dokumentation von Standort und Vegetationsverhältnissen:

Zwischen den vor allem im südlichen und östlichen Teil eingesenkten trockengefallenen Bachmulden (dort ist es grün und sogar etwas feucht) erstrecken sich ebene Schotterflächen, die aber nur selten die dichte Grasnarbe durchbrechen. Die Sibirischen Schwertlilien sind schon längst verblüht, und auch der Weiße Germer welkt bereits ziemlich dahin (sonst sind seine Blütenstände eine wahre Zierde und Seltenheit hier in der Ebene). Beide Pflanzen, wie auch Gladiolen und Lungenenzian, verdanken ihren ungewöhnlichen Standort dem hier aufsteigenden kalten Grundwasser! Landschaftlich sind wir ja zwar im pannonischen Florenbereich, aber zugleich in der Feuchten Ebene des Wiener Beckens.

Die vermutlich schon blühende Duft-Becherglocke konnten wir leider (diesmal !) nirgends entdecken, dafür erfreute uns an den Rinnen der südlichen Begrenzung (wo es jenseits der Hecken in die Agrarwüste weitergeht) ein schöner Bestand der Prachtnelke, und sogar ein paar letzte Brand-Knabenkräuter haben wir gefunden.

Neben dem gelb und blau blühenden Lein gab es schon vielfach (nicht zu verwechseln mit den Skabiosen) den Teufelsabbiss, der etwa bei uns am Kerschenbach-Usprung wegen der größeren Seehöhe noch etwas Zeit braucht. Flockenblumen und Ziest und noch viele andere nicht so auffallende Blumen bereicherten den bunten Eindruck, der trotz der Trockenheit sehr intensiv war.

Die beiden letzten Bilder – die allerletzte Nelkenblüte und die Nachmittagsstimmung am 1. Juli 2017:

An den Bildern der Orchideenfreunde im facebook kann man das Fortschreiten der Jahreszeit ablesen – von den ersten Blüten schon im zeitigen Frühjahr über die Epoche der dekorativen Ragwurz-Arten bis zu der nun vorherrschenden Ständelwurz-Familie. Daneben gab und gibt es (je nach Region und Höhenlage)  Frauenschuh, Kohlröserl und sogar den Alpen-Zwergständel. Zu den fotogensten Blüten gehört derzeit natürlich die Sumpf-Ständelwurz.

Rund um St. Veit an der Gölsen haben wir das Glück, mehrere botanische Raritäten zu “besitzen”: Die “Märzenbecherwiese” im Wiesenwienerwald und die Hahnwiese am Ebenwaldweg mit ihrem Schneeglöckchenvorkommen, den Zungen-Mäusedorn in Schwarzenbach und etwas weiter entfernt die Korallen-Pfingstrose im Reisalpengebiet. Die Sumpf-Ständelwurz kommt an einer Stelle im Wiesenwienerwald vor – dem als Schutzfläche beim Gehöft Knoll, vulgo Hochedler, ausgewiesenen Kerschenbach-Ursprung (in der beigefügten Karte mit X bezeichnet).

Für das Betreten dieses Grundstücks sollte man das Einvernehmen mit den Besitzern herstellen (Frau Knoll ist meist auch im Gölsentaler Bauernladen, St. Veit, anzutreffen). Für uns als Einheimische ist es dankenswerterweise etwas einfacher (wie wir hoffen…). Nachdem im Internet sich die Sumpf-Ständelwurz-Bilder bereits gehäuft haben, wussten wir, dass es nun höchste Zeit wäre. Aber bei unserem vorletzten Besuch Anfang Juni sind wir noch zu früh gekommen – schöne Fruchtstände vom Wollgras, Breitblatt-Knabenkraut schon ziemlich verblüht, nur ein knospendes Exemplar der Ständelwurz! Sie wird doch heuer nicht “auslassen”?

Panorama vom Göllersreiter-Sattel gegen das Alpenvorland bei St. Pölten und das Waldviertel, Ausblick über den Kerschenbach-Ursprung gegen die Kalkvoralpen mit dem Unterberg

Beim historischen, aber erneuerten “Windkreuz” angekommen (knapp daneben am Waldrand eine Wegkapelle, derzeit nach gelb und blau eher unscheinbar gefärbelt), gingen wir südwärts auf die Wiese hinaus. Welch ein Zufall – das Gras ist frisch gemäht, nur das Feuchtbiotop steht noch in hohem und etwas infolge der Witterung vertrockneten Graswuchs. In den flachmoorigen “Nassgallen” und den kleinen Wasserrinnen ist es aber feucht genug geblieben. Am eher trockenen Rand (durch die Mahd daneben gut zugänglich), aber auch inmitten der Feuchtfläche blühen wohl Hunderte Sumpf-Ständelwurz in idealem Zustand: oben noch knospig, in der Mitte mit weit ausgebreiteten Kronblättern, am Stängel abwärts schon verblühend.

Manche hier typische Pflanzen sind schon verblüht bzw. haben schon ihre Fruchtstände verloren, andere wie der Teufelsabbiss oder das Studentenröschen sind noch nicht aufgeblüht. Aber wir sind ja ohnehin wegen der Ständelwurz gekommen, hätten uns aber über ein verspätetes Brand-Knabenkraut auch sehr gefreut.

Trotz des späten Nachmittags erwischen wir noch ein paar Sonnenstrahlen, und  der Wind ist sehr mäßig, sodass auch das Fotografieren besonderen Spaß macht. Für uns war der Besuch am Kerschenbach-Ursprung wegen der Sumpf-Ständelwurz-Blüte nur eine kleine, aber sehr gelungene Exkursion. Wer weiter anreist, wird diesen Naturschatz eher in eine ausgedehntere Wanderung einbauen: Rohrbach an der Gölsen – Teufelsstiege – Steinberg – Kukubauerhütte – Göllersreiter – gelbe Markierung nach St. Veit an der Gölsen (Beschreibung in meinen im Gemeindeamt St. Veit an der Gölsen, im Buchshop Spar Binder Lilienfeld und auch sonst im Buchhandel erhältlichen Führern: Das große Wandererlebnis NÖ; Wandern im Wiesenwienerwald – Restexemplare bei den Naturfreunden NÖ und im Gemeindeamt).

Übrigens ist der Höhenweg über die Kukubauerhütte und den Kerschenbach auch als Mountainbike-Route bezeichnet (Alpen- und Donaublick-Strecke).Alle Fotos in diesem Beitrag stammen von mir (Nikon Coolpix 510, sogar die Makros mit Digitalvergrößerung). Das Bilderalbum dazu von meiner Frau Anni ist im facebook zu finden unter: Wandertipp bernhard baumgartner

« Neuere Artikel - Ältere Artikel »