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Vor etwa zwei Wochen flatterte ein Mail aus Spanien zu mir – gesucht wurde der Zarte Streifenfarn!

Zum ersten Bild – vor einigen Jahren bei schlechten Lichtverhältnissen aufgenommen, mit Diafilm und eingescannt, dazu noch Ausschnitt, daher nur zur Illustration trotz schlechter Qualität…

—– Original Message —–
From: “JL PC” <joseluis@joseluisperezcalo.com>
To: <bernhard.baumgartner@wandertipp.at>
Sent: Tuesday, June 25, 2013 5:06 PM
Subject: Asplenium lepidum

> Dear Mr. Bernhard Baumgartner
>
> This is a Google translation. I do not speak german, only spanish and
> english.
>
> I am Jose Luis Perez Calo, from Madrid (Spain), a fern lover. This is my
> website, if you want to take a look: www.joseluisperezcalo.com
>
> Next Summer I am going to spend some days in Austria. I would like to see
> Asplenium lepidum. I have seen in your website that you have a picture of
> this species. I would like to ask you if you can tell me where to see this
> fern and if it is difficult to reach it.
>
> Kind regards
> Jose Luis

Über den Link kommt man zu erstklassigen Bildern aller möglichen Farne! Meine Antwort:

Lieber Herr Joseluis! Ich schreibe Ihnen in Deutsch und überlasse die
Übersetzung dem google! Mein Englisch ist nämlich nicht sehr gut, und
Spanisch kann ich überhaupt nicht.
Ich war sehr überrascht, dass Sie auf meine Website mit Asplenium lepidum
gekommen sind und habe es inzwischen auch über google versucht und bin
dorthin gekommen (Beitrag in meinem Blog www.wandertipp.at von 2008).
Zugleich habe ich in Ihrer Website das Bild dieses Zarten Streifenfarns
angesehen und mit meinem verglichen – es müsste eindeutig Asplenium lepidum
sein!
Dazu aus unserer österreichischen Spezialliteratur (Fischer/Adler/Oswald,
Exkursionsflora Österreich bzw. Janchen, Flora von Wien,
Niederösterreich…): “Mein” Standort ist dort nicht erwähnt, eher im Gebiet
der Voralpen von Niederösterreich und Steiermark. Ich werde auch noch bei
meinem Freund und Autorenkollegen Karl Oswald deswegen nachfragen!

Wo ich das Foto gemacht habe, das weicht völlig davon ab, nämlich im
Waldviertel (Niederösterreich) – noch dazu auf Marmorgestein in der
Böhmischen Masse! Fundort – Gemeinde Albrechtsberg, Kremstal /
“Kremszwickel” (Zusammenfluss von Großer und Kleiner Krems), in den
überhängenden Felsen einer über gesicherten Steig zugänglichen Höhle (oder
Halbhöhle), der “Teufelslucken”. Ich habe mir in meinem Janchen original
notiert: “Teufelsluke am Kremszwickel, 3 Stück! Oktober 1991 und Juli 1992″.
Dieser Fundort dürfte auch bei uns in Österreich nicht oder kaum bekannt
sein – ich werde ihn ins Internet bzw. facebook (Bernhard Baumgartner)
stellen und auf Reaktionen warten!

Danke für Ihren Kontakt und beste Grüße! Es würde mich freuen, wieder von
Ihnen zu hören.
Bernhard Baumgartner
Buchautor & Wanderexperte & Bildarchiv

A-3161 St. Veit an der Gölsen
Bergsiedlung 13

bernhard.baumgartner@wandertipp.at
http://wandertipp.at
+43 (0)2763 2370

Dazu noch einige Bilder von der Wanderung durch das Große Kremstal:

Burg Hartenstein - Zugang von der Kreuzung am Kleinen Kremsfluss, bevor die Straße nach Els und Albrechtsberg ansteigt.

Gudenushöhle - eine der bedeutendsten archäologischen Stätten Österreichs, Funde aus der Altsteinzeit vor ca. 30 000 Jahren.

Der Durchbruch der Kleinen Krems zwischen Hartenstein und Kremszwickel verläuft in Marmor der sog. Bunten Serie der Böhmsichen Masse (reich an Mineralien und verschiedensten Gesteinen, u. a. Graphit).

Hartensteiner Marmor (echt kristalliner Kalk, im Gegensatz zum bekannten Adneter Marmor, der "nur" ein roter Jurakalk ist) von rosa Färbung mit eingelagerten Amphibolitzügen (entstanden aus unterseeischer basischem Magma), früher in Steinbrüchen abgebaut, die wegen der geringen Widerstandsfähigkeit des Gesteins längst aufgelassen sind.

Höhle "Steinerner Saal" im Felsmassiv des Kremszwickels - im Kristallinmassiv der Böhmischen Masse gibt es bemerkenswerte Höhlen nur dort, wo Marmorzüge (= wasserlöslich wie "normaler" Kalk) auftreten.

Über steile, teilweise gesicherte Steige sind hoch oben in den Felsen zwei Höhlen zu erklettern - "Schusterlucke" und "Teufelslucke".

Bei dieser Aufnahme aus der Teufelslucke sind die beiden hier auftretenden Gesteinsarten deutlich zu bemerken – der helle Marmor und die dunklen Amphibolit-Bänder (Grüngestein). Unter den Felsüberhängen wächst in kleinen Nischen der Zarte Streifenfarn, der das benötigte Wasser nur aus der Luftfeuchtigkeit entnimmt. Das folgende Bild ist die Originalaufnahme (vom Dia eingescannt).

Unterhalb der Felsmassen geht es im Tal ganz romantisch weiter zum Kremszwickel. Neben dem Fahrweg sind Infotafeln angebracht, auf welchen der berühmte Geologe Prof. Alexander Tollmann die Gesteinsverhältnisse erläutert (vor einigen Jahren verstorben, war Besitzer von Schloss Albrechtsberg; skandalöse Bekanntheit durch sein Auftreten gegenüber Bundeskanzler Kreisky bei einer Parteiveranstaltung, als er gegen das damals geplante Atomkraftwerk protestierte – im nun schon historischen Rückblick erweist er sich letztlich als Gewinner in dieser Auseinandersetzung; ich schätze ihn vor allem durch seine geologischen Arbeiten über das Ötschergebiet und seine revolutionären Forschungsergebnisse zur Tektonik der Ostalpen).

Stauweiher des Kraftwerkes Hohenstein am Kremszwickel

Achtung! Derzeit kommt man von der Wandertipp-Hauptseite nicht direkt in meinen Beitrags-Blog, daher rechts anklicken: Bernhard Baumgartner´s Autorenblog

In meinem Beitrag vom 7. Juli d. J. habe ich schon über den seltenen Zarten oder Drüsigen Streifenfarn / Asplenium lepidum berichtet – schon vor einigen Jahren in der Teufelsluke gesehen und fotografiert. Wo genau? Südöstliches Waldviertel, Gemeinde Albrechtsberg, Kremstalhöhlen oberhalb des Krems-Zwickls.

Eichmeyerhöhle-Eingang rechte Seite, Streifenfarn im oberen zweiten Drittel des Felsspaltes

 Bei einer Wanderung am 18. Juli (davon wird noch berichtet) stiegen wir nahe der berühmten Gudenushöhle am Höhlensteig bis zur Eichmeyerhöhle und zum Steinernen Saal auf. Ich hatte gar nicht zu hoffen gewagt, den Zarten Streifenfarn wieder zu sehen (die Teufelsluke befindet sich im oberen, schwieriger zugänglichen Höhlengebiet – gesicherter Steig aber vorhanden).

Dreierlei Streifenfarn - oben großflächiger (ca. 5 cm) der Zarte Streifenfarn, darunter schon etwas verdorrt ein kleiner Mauer-Streifenfarn, darunter rechts ein Braunstieliger Streifenfarn

Die beiden anderen Streifenfarn-Arten sind sehr häufig, aber der Zarte (Zierliche, Drüsige) Streifenfarn / Asplenium lepidum ist eine Seltenheit (laut Janchen eher im Semmeringgebiet, Gutensteiner Alpen), besonders im Waldviertel!

Asplenium lepidum am Eingang der Eichmeyerhöhle

Laut Exkursionsflora (Fischer, Oswald, Adler): Spalten senkrechter und überhängender Kalkfelswände; montan; selten in NÖ und Stmk. Kuriosität im Waldviertel – Kalksilikatfelsen und Marmorzüge in der “Bunten Serie” der Böhmischen Masse.

Zarter Streifenfarn (?) im Steinernen Saal

Bei Durchsicht der Bilder wurde mein schon im Gelände entstandener Verdacht verstärkt – an der linken Hinterwand des Steinernen Saal dürfte ebenfalls ein “Büschel” Asplenium lepidum vorhanden sein! Zum Vergleich füge ich das Bild der “Mauerraute” (Asplenium ruta-muraria, Mauer-Streifenfarn) von einer benachbarten Stelle ein.

… das war ein schneller Entschluss! Nachdem die erste Ferienwoche (soweit für uns noch maßgeblich) bereits vergangen war und außer einem Kurzurlaub “im Kreischberg” eine Urlaubsreise noch ausständig und dringend “geboten” schien, flatterte uns aus Schwanberg ein tolles Angebot ins Haus. Mit diesem lieben Ort nahe Deutschlandsberg in der Südweststeiermark und dem Hotel Moorheilbad verbinden wir die schönsten Erinnerung (März und Oktober schon dort erlebt).

Markt Schwanberg von der Josefikirche

Moorheilbad (Altbau) und Josefikirche

Aktueller Bezug - Andreas Töpper, ein berühmter Eisengewerke (ein Schauplatz der NÖ Landesausstellung im ehem. Töpperwerk Neubruck) stammt aus Schwanberg

Also schnell angerufen und noch ein Zimmer ergattert und über´s letzte Wochenende ging es schon los! Das Wetter war eigentlich für unsere Vorhaben optimal – kleinere Unternehmungen vormittags und nachmittags, dazwischen Mittagsbuffet, nicht zu weite Autofahrten daher und nahe gelegene Ausflüge – außerdem Beginn der Schwammerlsaison!

Schwanberg mit Pfarrkirche und Josefikirche von der Sonnleiten

Am Anreisetag überraschten uns noch kräftige Regengüsse, aber bereits tags darauf ergab sich einer der hübschesten Spaziergänge – über die Sonnleiten ins Weyerbachtal und über den Schlossberg. Aber auch das Herumbummeln durch den Markt hat allein schon seinen Reiz, wie die Bilder zeigen.

Garten beim "Greißlermuseum" (eine Kuriosität!)

Königskerzen-Garten am Weyerbachweg

"Blumiges" Landhaus oberhalb Schwanberg

Weingarten an der Sonnleiten und die Kirchtürme von Schwanberg

Von unseren einzelnen Wanderungen wird noch berichtet! Im Rückblick ein paar erholsame und zugleich interessierte Tage – leider war das Hotel Moorheilbad für die nächsten Wochen, wo wir Zeit gehabt hätten, schon ausgebucht…

Obwohl das Wetter noch immer Kapriolen schlägt, scheinen wir jetzt doch wirklich im Hochsommer angekommen zu sein. In der “freien” Natur sind die Wirtschaftswiesen oft schon zum zweiten Mal abgemäht. Abseits davon – auf Rainen, Waldlichtungen oder nicht beweideten Bergwiesen – sind die typischen Arten für den Hochsommer in voller Blüte. In der 2000er-Region gibt es  noch immer den Großblütigen Enzian und am Rand der letzten Schneefelder sogar noch Frühlingsblumen, wie das Bild von der Kräuterin zeigt.

"Jagabluat" (Clusiusprimeln) am Sattel der Kräuterinalm mit Blick zum Hochstadl

Wenn wir nicht einen Naturausflug oder eine Tour machen, entschädigt uns ein Spaziergang durch den Garten für die vielleicht entgangenen Gelegenheiten!

Spiersträucher, eine von vielen Arten, diese etwas später blühend

Die Hortensien haben sich nach den winterlichen Frostschäden erstaunlich entwickelt!

Sterndolden, in Gartenform sogar rot blühend

Jetzt ist die richtige Zeit für die Malven, auch an den Wegrändern blühen sie häufig.

Bei Spaziergängen im Wiesenwienerwald, gleich von unserem Garten aus beginnend, sind einige typische Blumen zu finden:

Tausendguldenkraut - der Name sagt schon, wie kostbar diese Heilpflanze ist, der bittere Tee wird aber sogar vom Wermut kaum übertroffen!

Raue Nelke (Dianthus armeria) kenne ich nur aus der Flyschzone, sie ist in unseren Grarten übersiedelt und kommt jedes Jahr wieder.

Leider geht es derzeit nicht ans Meer, dafür hat mich der Zarte Strandflieder ein bisschen entschädigt (aus dem Blumenmarkt).

Was vor wenigen Wochen noch prächtig geblüht hat, muss nun abgeschnitten werden, damit etwa im Steingarten kein Urwald entsteht – so der großmächtige Gelbe Enzian. Dafür gibt es jede Menge Laucharten, aber meist erst knospig. Die obskurste Blütenform hat der “Schlangenlauch”, aus Brutknospen und wenigen Einzelblüten zusammengesetzt. Was ich in vorschneller Begeisterung als Berglauch angesprochen hatte, stellte sich als simpler Schnittlauch heraus…, auch wenn er sich zwischen Storchschnabel und zwergigem Schachtelhalm eingenistet hat.

Jeden Tag zur Mittagszeit – da öffnen sich die hübschen Blüten der Mittagsblumen, daneben die Rosette von einem Host´s-Steinbrech. Dieser ist in den Südalpen heimisch, bei uns aber auch als Gartenpflanze immer wieder zu sehen.

Weitere Blumenbilder gibt es in den letzten Alben in meinem facebook “Bernhard Baumgartner”, aber selbstverständlich kommen neben den Touren (hoffentlich bald wieder eine…) auch die fotografischen Gartenspaziergänge hier im Blog!

Leicht verspätet, aber vielleicht umso üppiger hat jetzt die Blüte der Roten Waldvöglein eingesetzt!

Diese wunderschöne Orchidee ist ja das Sinnbild für den Naturerlebnis-Wanderweg St. Veiter Staff. Die Bilder habe ich allerdings nicht dort aufgenommen, sondern bei einer Rundfahrt am Golfplatz Adamstal in Ramsau bei Hainfeld.

Seit der Golfplatz Adamstal (schon vor einigen Jahren, wieviel weiß ich gar nicht abzuschätzen) errichtet und ausgebaut wurde, sind wir nicht mehr über den Wallerbach auf den Unterberg gegangen. Schon eher vom Dürrholzer Kreuz über die sagenhafte “Brunnröhre” oder am liebsten vom Gries bei Rohr im Gebirge (hinauf über den Heuweg und den Blochboden, Abstieg über Blauboden und Miragraben – von mir schon mehrfach beschrieben als Winter- und Sommertour). In den 1960er Jahren war der Unterberg vom Adamstal das bevorzugte Schiziel der Hainfelder (abgesehen natürlich vom Kirchenberg). Der Aufstieg erfolgte meist über den überaus steilen Jägersteig zu einem damals unbewaldeten kleinen Plateau nordöstlich des Gipfels und zuletzt über den Kamm zum Unterberg-Gipfelkreuz am Weißenstein. Dieses hat übrigens mein Vater Peregrin – als “Alpinmaurer” im Dienst des Hainfelder Brauereibesitzers Riedmüller – etwa um 1947 nach dem Krieg erneuert.

… zwar nicht als Tour (obwohl beim heutigen idealen Wanderwetter viele Marschierer unterwegs), aber trotzdem hübsche Natur!

Panorama Reisalpengruppe

Nach Hochwasser und Saharahitze und schon wieder Schlechtwetter – jetzt endlich angenehme Tage ohne zu große Hitze und Luftfeuchtigkeit, trotz noch kühlem Wind ein angenehmer Sommer.

Auf den "Hund gekommen" - gerade richtig ein Alterherrenspaziergang beim Zehethofer im Schwarzenbach

Vom Bankerl an der Zehethofer Höhe ergibt sich ein besonders malerischer Ausblick – unten im Tal das Dorf Schwarzenbach (zu Peter und Paul früher traditioneller Kirtag mit obligater Wirtshausrauferei, heutzutage das Dorffest – Sonntag, 30. Juni), am Horizont der Hainfelder Kirchenberg, der Unterberg und die Reisalpengruppe (Schwarzwaldeck, Hochstaff, Reisalpe, Hinteralm), ganz nah die Steinwandleiten – auch bald einmal eine Wanderung zur Stockerhütte fällig…

Hochsommerwolken? Gestaffelte Gipfel - St. Veiter Staff (werden wohl die Roten Waldvöglein schon blühen?), Hochreiterkogel, Wendlgupf (1111 m !), Reisalpe

Die “richtige” Zehethoferhöhe befindet sich selbstverständlich nicht am Weg selbst, sondern ist der nordwestlich sich sanft erhebende Wiesenhügel. Dort weitergehend kommt man zu einer malerischen Lärchengruppe, nahe davon Elsbeerbäume und eine im Hag gar nicht sofort auffallende Eibe.

Voraus liegt unterhalb der Hof Steyrer vulgo Brandstätter, im Obstgarten das “Wiesenwienerwald-Dürrhäusl”, mit den teilweise originellen Baumgestalten besonders im Frühjahr und sogar im Winter bei Vorherrschen der Weißtöne ganz besonders hübsch. Natürlich auch im Herbst, und davon lässt sich in der Bildbearbeitung schon etwas ahnen…

Die Hügelrücken werden von Obstbaumreihen gegliedert – trotz oder gerade wegen dem “Wiesenwienerwald” sind wir ja hier im Mostviertel (obwohl sich das Michelbacher “Elsbeerreich” neuerdings Genussregion Elsbeere Wienerwald nennt).

Vielfach merkt man die Nachwirkungen der Starkregen, Böschungen lösen sich auf (besonders hier im “Flysch” – der Name kommt ja aus dem Allemannischen Wort für fließen, aus der Flyschzone des Bregenzerwaldes).

Die Güterwegzufahrt ist prächtig ausgebaut, samt Asphalt und Leitplanken, aber an den Bäumen daneben sind die Arbeitsschäden bemerkbar, wie am Harzfluss an den Fichtenstämmen. Da schauen die Stämme der Edelkastanie beim Hochedler ganz anders aus!

Die Edelkastanienbäume im Wiesenwienerwald (besonders in Altenburg bei Rotheau, aber auch anderswo verbreitet, eben im südwestlichen Wienerwald) tragen allerdings keine so stattlichen Früchte wie etwa in Forchtenstein oder im Kastanienhain von Liebing bei Klostermarienberg. Bei dieser zum Stift Lilienfeld gehörenden Pfarre finden im späten Oktober sogar “Kastanientage” statt. Diese ließen sich schön mit einem Thermenaufenthalt in Lutzmannsburg verbinden… Vielleicht nach einem kühleren Sommer ganz angenehm – aber immerhin: der “Siebenschläfertag” vorgestern war trocken, also sollte es doch länger schön bleiben. Oder gilt das nur für diesen Lostag, wenn er verregnet ist, dass es dann noch sieben Wochen regnen soll?

Panorama Wiesenwienerwald

“Herrenpilze sind im Kommen!” Diese Nachricht lockte uns Sonntag vormittags (23. Juni) schnell hinaus in das (angebliche) Schwammerlparadies Kerschenbach. Nun – im gerade geöffneten Gasthaus “Schußluckn” wäre sich nicht einmal Teller Schwammerlsuppe mit unserer Beute ausgegangen. Aber immerhin – zwei mittelgroße und ein kleiner Herrenpilz waren es doch, und sie haben gleich unser Sonntagsessen verfeinert. Von der in Blüte vermuteten Sumpfstendelwurz gab es vorerst nur einige knospige Exemplare zu sehen. Trotzdem bot dieser botanische “Hotspot” am Kerschenbachursprung wieder ein spezielles Naturerlebnis, von dem ich hier einige Bilder zeige.

Zwischen Hochedler und Windkreuz

Der Kerschenbachursprung ist leicht zu finden: Von der Kukubauerhütte kommend (dorthin wandert man von der Durlashöhe beim Grubbauer zwischen Rohrbach und Michelbach), geht man auf dem Weitwanderweg nach Westen Richtung Stockerhütte usw. Nach dem malerischen “Alpenblick” folgt ein kurzer Abstieg zur Kammwiese bei einem früher auffallend blau, nun schlicht gelblich gefärbten Bildstock unter einer mächtigen Rotbuche. Dahinter steht im Wald das “Windkreuz” – ein Rotes Kreuz (daher von besonderer Bedeutung, die man ihm aber nicht ansieht) und der nördlichste Punkt des Bezirkes Lilienfeld. Hier links (südwestlich) aus dem Wald hinaus auf die Wiese mit dem Feuchtbiotop Kerschenbachursprung (Ökofläche der Familie Knoll, vulgo Hochedler, bei Betreten sollte das Einvernehmen mit dem Besitzer hergestellt werden!). Heute war die Wiese bereits abgemäht, nur die Sumpfläche im naturmäßigen Zustand.

Ausblick zur Reisalpengruppe

Sumpfige Mulde des die Kerschenbachquelle umschließenden Feuchtbiotops

Schmalblättriges (?) Wollgras im Fruchtzustand

Wollgraswiese

Die Fruchtbüschel des Wollgrases waren im kräftigen Wind teilweise schon zum Abflug bereit!

Wollgrasfrüchte in einem abgeblühten Geflechten Knabenkraut

Wiesenpippau - die frühe Sommerwiesenblüte ist nun schon ziemlich vorbei

Was hier noch blühen wird: Sumpfstendelwurz, Flohkraut, Teufelsabbiss, Studentenröschen…

Was schon verblüht ist: Simsenlilie, Geflecktes Knabenkraut…

Wer sich auf Gräser spezialisiert hat, wird hier voll auf seine Rechnung kommen!

Lärchenwiese im "Wiesenwienerwald" beim Hochedler

Schneebergblick, rechts Schwarzwaldeck

Fernblick zum Schneeberg

Die Blüte des Kleinen Mähdesüß zeigt an, dass nun die beste Zeit zum Mähen ist (in der althergebrachten Art, nicht im Siloverfahren der jungen Wiesen)

Feuchter Wiesengrund am eben entsprungenen Kerschenbach

Hinweis: Die Familie Knoll vom Biobauernhof “Hochedler” bewirtschaftet u. a. Ökoflächen rund um das als Ansiedlung schon mehrere Jahrhunderte alte, aber selbstverständlich erneuert  Gehöft, berühmt ist der Hochedlerwald mit der Hochedlerkapelle, das Quellschutzgebiet oberhalb des Bauernhofes hat ähnlichen Charakter wie der Kerschenbachursprung. Für Exkursionen muss unbedingt mit Familie Knoll Kontakt aufgenommen werden! Die Produkte des Biohofes, vor allem das köstliche Bauernbrot, bekommt man im “Gölsentaler Bauernladen” in St. Veit, der von der Familie Knoll geleitet wird.

Bei unserer Buchpräsentation am 17. Juni hat Werner von seiner Sonntagswanderung nach Neuhaus berichtet, wo heuer die Frauenschuhblüte noch phänomenaler als sonst ist. Bei dem herrlichen Wetter – trotz der angedrohten Hitze, die sich dort natürlich nicht so auswirkt – für mich das Startsignal für die Fahrt nach Neuhaus am Dienstag, 18. Juni. Als eigentliches Ziel hatte ich die Frauenschuhstandorte, die übrigens gleich nach dem Parkplatz in Neuhaus ins Faltltal hinein gegenüber dem Bach heuer wirklich besonders üppig und noch dazu auch an ungewöhnlichen Stellen sind. Haben die Orchideen über den langen Winter so viel Kraft getankt? Jedenfalls war 2012 Anfang Juni gerade der Blütebeginn im Oistal, heuer 10 Tage später Vollblüte, obwohl das Wetter nicht gerade frühsommerlich war.

Meine Exkursion am 18. Juni, ca. 11 km, Dauer 4,5 Stunden (mit Urgelände und Fotovergnügen)

Vorher wollte ich aber das “Rotmösl” besuchen, das ich im Vorjahr für das neue Wandererlebnis “Ötscher & Ybbstaler Alpen” beschrieben habe. Also eine zusätzliche Nacherkundung, und gleich vorweg genommen – es stimmt alles bestens, aber noch einmal betont – teilweise Charakter einer “Extremtour”! Bezüglich Orientierung sind sicher viele der von Werner beschriebenen Extremwanderungen nicht so schwierig. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass man nach Verlassen der Forststraßen durch die urigen Wälder irrt, ohne die Lichtung mit dem Hochmoor zu finden…

Die botanischen Ziele dieser Tour - Frauenschuhorchideen und Moorvegetation

Möglichst frühe Anfahrt (über Annaberg und Zellerrain), um 7.30 Uhr bereits in Neuhaus, gleich einen dünnen Pullover angezogen und gewundert, wie kühl es durch die Lüftungslöcher im Strohhut hineinzieht (es sollte ja ein Hitzetag werden). Aber beim Aufstieg entlang der Jägertalstraße (das in der ÖK richtig eingezeichnete Wegkreuz liegt neben dem frisch nachgezogenen Böschungsgraben, hoffentlich nicht für immer…) wurde es schon wärmer. Bei der querenden Mösernstraße ging auf dieser rechts weiter, in der Hoffung, nicht den von mir als erste Wahl beschriebenen Anstieg durch den versumpften Graben nehmen zu müssen, sondern von der Mösernhütte her ins Rotmösl zu gelangen (wie bei einer Backcountrytour einmal ausprobiert).

Trotz Forsterschließung gibt es rund um das Rotmösl noch überaus urige Waldbestände.

An einem aus einem dicken Stahlrohr bestehenden Sendermast mit Tannenwipfel (hoffentlich nicht zur Tarnung aus Plastik) vorbei, ging es in weitem Bogen um den gegen den Neuhauserbach vorgelagerten Rücken herum (WNW davon der Schwarzwieselberg). Ringsherum wurde wie wild “gesagelt”, die waldverwüstenden Harvester (oder wie diese Forstsaurier heißen) dröhnten von weither. Kein Wunder daher – die Tafel “Forstliches Sperrgebiet von Mitte Mai bis August”, also konnte ich meine bequemere Variante nicht nehmen. Allerdings ging es auch weglos im steilen Wald hinunter (zum Zugang von der Jägertalstraße her) recht moderat bis zu einer großen Lichtung (wie alle Hangmulden und Rinnen sehr sumpfig, Einlagerung von wasserstauenden Juraschichten in den Kalkmassen).

Waldlichtung am "Normalweg"

"Grünkarst" im alpinen Bergwald

Leider halte ich mich dann nicht nach meiner eigenen Routenbeschreibung (… nach Erreichen des flacheren Waldgeländes nach links / Westen wenden…), hatte aber auch keinen Kompass mit, bin daher wohl eher südlich geschwenkt, wohin auch einige uralte Wegspuren verliefen. Also habe ich mich verlaufen, nicht angenehm in dieser Gegend, auch wenn man schon mehrmals dort unterwegs war und glaubt, sich auszukennen! Suche nach einem Ausweg, auf einen recht steinigen und ganz schön steil abstürzenden Kammrücken hinauf. Offensichtlich gelandet auf der Örtlichkeit namens “Bei der Bärtanne”, immerhin kein Bär weit und breit, dafür sorgen schon die jetzt schon wieder dröhnenden Motorsägen. Kein Ausblick in diesem Gewirr von üppig bemosten Steinen und teilweise beachtlich dicken Urbäumen, da – links unten eine Forststraße! “Oh du mei!” würden die Bajuwaren sagen, das ist ja die Jägertalstraße…

Also jetzt scharf rechts, hinab von diesem Steinriegel und endlich in einem schon mehrmals durchwanderten, aber längst nicht mehr so genau in der Erinnerung behaltenen Waldtal entlang. Eine Lichtung war doch schon von weiter oben auszumachen, und in dieser Richtung weiter voran führen plötzlich nur mehr ein paar Schritte hinaus ins helle Sonnenlicht, auf eine weite ebene Fläche mit moorigem Boden inmitten der hochragenden Waldränder – ich bin beim Rotmösl!

Die aus dem umgebenden Waldboden aufgewölbte Fläche des Hochmoors bietet besonders im Frühsommer einen Eindruck der typischen Moorvegetation, in Blüte aber zurzeit nur die Rosmarinheide, Fruchtstände vom Scheidigen Wollgras, dichte Bestände vermutlich der Alpen-Haarsimse (im Bild als Hintergrund zu erkennen, in unserem Buch wohl falsch angesprochen als Rasen-Haarbinse; Karl Oswald hat sich schon darüber gewundert…), noch keine Spur von anderen Blüten (Moosbeere, Blumenbinse, Sonnentau).

Scheidiges Wollgras

Rosmarinheide

Über eine halbe Stunde verbringe ich beim Herumspüren und Fotografieren auf dem Hochmoor. Das Begehen ist mit Bergschuhen leicht möglich, wenn man nicht gerade in eine “Schlenke” (mit Wasser gefüllte Vertiefung) tritt und sich mehr an die “Bulten” (festere Pflanzenpolster) hält. Zum Glück lassen sich mit der Digitalkamera genug Bilder machen, damit ein bisschen was Brauchbares überbleibt! Allerdings habe ich in meiner Diasammlung auch schon viel Material von dort, sogar von der ganz schwierig zu findenden winzigen Orchidee Herz-Zweiblatt (ohne Blüte nicht zu erkennen, die beiden Blättchen so klein wie jene von Heidelbeeren; unser leider allzu früh verstorbener Blumenfotograf Leopold Birkner aus St. Veit / Kerschenbach hat mir einmal ein gelungenes Dia geschenkt). Seit Aufbruch von Neuhaus sind schon zwei Stunden wie im Flug vergangen, und es ist höchste Zeit, die Tour fortzusetzen, wobei ich mir noch nicht klar bin, wie weit ich gehen will – ideal wäre die von mir beschriebene Runde zur Oisklause, entlang der Weißen Ois bachaufwärts, aber nicht bereits über die Faltlhöhe zurück, sondern übers “Kalmergatterl” ins Höllerbachtal und nach Neuhaus.

Rückblick über das Rotmösl gegen Nordosten

Gleich an das Hochmoor anschließend befindet sich in der weiterführenden Karstmulde ein Flachmoor, wo sonst um diese Zeit schon der Fieberklee blühen könnte (nach langer Schneebedeckung erst ab Ende Juni), dort gibt es aber jetzt nur üppig leuchtende Flächen von Dotterblumen.

Lichtung beim anschließenden Flachmoor ("Fieberkleelichtung")

Ein kleines Moorauge in der Flachmoor-Lichtung

Weiterweg in der sumpfigen Karstrinne

Die Mulde von Rotmösl und “Fieberkleelichtung” setzt sich in einer Waldrinne fort, und noch vor ein paar Jahren schlossen sich dort einmalig schöne idyllische Lichtungen an, von riesigen Rotbuchen und Fichten umschlossen, mit moosigen Böden, auf welchen ich sogar einmal ein Herz-Zweiblatt fotografieren konnte. Inzwischen hat man von der Mösernstraße her einen Stichweg gebaut, der dieses einmalige Naturareal weitgehend zerstört haben dürfte. Ich bin gar nicht mehr dorthin weitergegangen, sondern in der Überlegung über die Ausdehnung der Tour hinüber ins Oistal habe ich mich entschlossen, den Stichweg nach links (also in Gegenrichtung vom Mösl her) zu verfolgen. Er endete kurz darauf, und über den Rücken der “Bärtanne” hinweg gelang es mir, über ein durchforstetes Waldgelände nicht allzu steil zur Jägertalstraße abzusteigen. Diese erreicht ich wenig südlich der Lichtung, wo der “Normalweg” zum Rotmösl beginnt, und außerdem konnte ich dabei noch ein paar Urwald-Impressionen einfangen.

Von der Jägertalstraße auf die Mösernstraße abzweigend gelangt ich ins Faltltal zur großen Wildfütterung (Brennesselwildnis im Wald herum) und querte danach abkürzend ins Höllerbachtal hinüber. Dort geht es zunächst eine Forststraße entlang, vorbei an den von Werner erwähnten nummerierten “Jägersitzen” (Werner kam bis Nr. 28 auf einem der hervorragendsten Frauenschuhstandorte).

Tollblumen und Österreichische Wolfsmilch

Die dauerhafte Lacke im Höllerbachtal, in den folgenden Bildern um 1980 festgehalten, unsere Kinder noch zwischen vier und elf Jahren!

Nach der Sandgrube folgte ich einem von der Forststraße links abzweigenden Stichweg und weiterführenden Fahrspuren (die führen zur Rodungsstelle von Käferbäumen) ins mittlere Höllerbachtal hinein. Dieser Graben ist besonders malerisch, wenn auch nicht so alpin wie das Tal der Weißen Ois, und von einem gut ausgetretenen Weg durchzogen. Auf diesem käme man weiter über den Sattel am Kalbengatterl (“Kalmergatterl”) ins hinterste Oistal und könnte dieses entlang talab bis zur Faltlhöhe oder sogar bis zur Oisklause wandern – lauter schöne Rundtouren! Ich jedoch zog den Rückweg hinaus nach Neuhaus vor, wo ich um 12 Uhr anlangte. Die Hitze war nun schon ganz heftig (trotzdem in dieser Höhenlage weit unter 30 Grad), und mein Gehwerkzeug hatte nun auch genug. Diesen zweiten Teil der Wanderung zeige ich im folgenden Bildbericht!

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