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Bei einem kurzen Urlaubsaufenthalt im RelaxResort Kreischberg bei Murau war ein bevorzugtes Ausflugsziel die Flattnitz, allein schon wegen der schönen Erinnerungen, die uns mit dieser Passlandschaft und vor allem auch mit dem  Gasthof/Hotel Ladinig verbinden.

Zirbenzapfen

Die Flattnitz ist der östliche nächste Passübergang, von der bekannteren Turrach her betrachtet, über die Gurktaler Alpen und gehört im weiteren Sinn sowohl zu den Nockbergen als auch zum “Zirbenland”. Die 1400 m hohe Passmulde verbindet das steirische Murtal bei Stadl mit dem kärntnerischen Gurktal, wobei nahe der Passhöhe östlich die Abzweigung ins Metnitztal erfolgen kann. Ein “Römerweg” erinnert daran, dass hier schon in der Frühzeit die Menschen über das Gebirge zogen. Ganz einzigartig ist die Johanneskirche, ein gotischer Rundbau (Taufkirche) aus dem 12. Jh., mit  an eine Pagode erinnernder Dachform.

Mehlprimeln und Frühlingsenzian

Obwohl bereits Mitte Juni, gibt es auf dieser Berghöhe noch immer eine frühlingsmäßige Flora, die uns am leichten Wanderweg hinüber zum Flattnitzsee begleitet. Dieser liegt überaus malerisch in der südlichen Passmulde, bevor das Hochtal steil gegen Süden abbricht. Ein hübscher Weg umrundet den See, und auf dem gleichen Weg kommen wir wieder zum Gasthaus Ladinig zurück.

Im klaren Wasser sieht man Fischschwärme, und das Ufer ist stellenweise mit Sumpfpflanzen bewachsen

Bizarres Spiegelbild mit Waldgrün und Wasserblau, mit Licht und Schatten

Großblütiger Enzian (Gentiana acaulis, die Art auf kristallinem Gestein)

Leider bleibt uns nicht genug Zeit für einen längeren Aufenthalt, denn es steht noch der Besuch von Gurk und Friesach auf dem Tagesprogramm. Im Hotel Ladinig können wir Christa und Sepp, den liebenswerten und freundlichen Gastgebern nur versprechen, bald wieder und länger zu kommen… Das wird uns nicht schwer fallen, denn es gibt noch viel zu entdecken dort, auch wenn wir den Wintertaler  Nock als “Hausberg” schon vor einigen Jahren bestiegen haben.

Im Hintergrund ist der Wintertaler Nock zu erkennen.

Der Spiegel des kleinen Ententeichs führt uns zurück in die Erinnerung...

Morgenstimmung über der Almmulde der Flattnitz

Nach kurzer Zufahrt bis zur Fürstenalm beginnt der Aufstieg, vorbei an der Steringeralm

Neben anderen Bergblumen gibt es vielfach das Kärntner Greiskraut, eine typische Art der zentralen und südlichen Berge Kärntens, weiter oben im steinigeren Boden blüht das Zwergseifenkraut

Der Wintertaler Nock hat zwei Gipfel, auf dem 2394 m hohen Ostgipfel steht das Gipfelkreuz, und über eine Gratsenke mit einem Bildstock des hl. Bernhard (so eine Überraschung, wie für mich aufgestellt, noch dazu im Geburts- und Namenstagmonat erwandert…) geht es hinüber zum westlichen Eckpunkt mit 2404 m. Dort schließt nordwärts der Kamm zum Eisenhut an, dem lohnenden und lockenden und noch immer nicht bestiegenen Hauptgipfel des Gebietes. Wir wenden uns aber für den Rückweg südwärts zum fast 400 m tiefer eingeschnittenen Rapitzsattel.

Beim Bernhard-Marterl zwischen östlichem und westlichem Wintertaler Nock

Ein selten weiß blühendes Zwergseifenkraut beim Abstieg zum Rapitzsattel (Karl Oswald hat es an etwa der gleichen Stelle auch gefunden!)

Typisch für die südöstlichen Zentralalpen ist das Endivienblättrige Habichtskraut mit seinen schwefelgelben Blüten

Vom Rapitzsattel hätten wir nicht weit hinauf zur Lattersteighöhe, die von einem sicher uralten Verbindungsweg aus dem Turrach- ins Gurktal, dem Lattersteig, überquert wird. Dorthin wanderten wir aber vom Hirnkopf her (Sessellift von der Flattnitz) über die Kalteben. Auch eine schöne Tour über blumenreiche Höhen mit Abstieg auf einer Forststraße zur Flattnitz, die ursprünglich als Fortsetzung der Nockalmstraße geplant und gebaut worden war, wegen Errichtung des Nationalparks (jetzt Biosphärenpark) Nockberge wieder “rückentwickelt” wurde.

In den Felsen geschlagene Trasse des Lattersteiges

Zwergprimeln, auf dem vorigen Bild rotes Zwergseifenkraut

Vom Rapitzsattel leitet die Markierung des Kärntner Grenzweges ins Tal hinab, zuerst auf einem urigen Steig, später entlang eines Forstweges. Dabei gibt es nicht nur interessante Blumen zu sehen, sondern umgestürzte und verwitterte Zirbenstämme begleiten wie urtümliche Drachen die hübsche Route.

Totengebeinsflechte

Als wir zurück zur Flattnitz kommen, geht der Tag schön langsam zu Ende, und mit einem “Zeitsprung” sind wir zurück von unserer Tour auf den Wintertaler Nock in die Gegenwart mit dem Spaziergang zum Flattnitzsee…

Mit dem 1. August ist die Rückkehr der Hitze angesagt, aber vertrauend auf die Restkühle der letzten Tage und den frühen Aufbruch “wagen” wir uns doch an einen Voralpengipfel. Der Türnitzer Höger soll es sein, und zwar nicht vom Tal aus, sondern über die “hohe Brücke” vom Hohenberger Gschwendt her.

BB Hohenberger Gschwendt mit Schneeberg

Die Auffahrt von Hohenberg über die teilweise etwas ausgewaschene Bergstraße erspart immerhin gleich fast 500 (noch dazu wenig interessante) Höhenmeter. Und wenn die anschließende steile Schotterstrecke bald überwunden ist, beginnen bei der Gschwendthütte bereits die schöneren Wanderwege. Wegen der Weidefläche verläuft die Markierung am linken Rand der Gschwendtmulde, rechts an der Almhütte vorbei auf einem Fahrweg wäre es bequemer, dazwischen geht es direkt irgendwie auch nicht schlecht hinauf zum Kamm vor der Stadelbergschneid.

AB Wollkopfkratzdisteln zeigen den Hochsommer an

AB Blüten sind fast keine zu sehen, aber auch die kugeligen Knospen sind sehr attraktiv.

AB Die Blüten der auch auf den Almen häufigen Ackerkratzdisteln lösen sich aber schon in Fruchtbüschel auf.

BB Blick über die Gschwendtmulde zum noch leicht verschleierten Schneeberg

Wenn einmal die Kammhöhe erreicht ist, geht es entlang der Markierung auf einem Steig zügig dahin (im Abstieg blieben wir auf dem markierten Weg). Die Stadelbergschneid wird an der Westseite gequert, vielfach liegen hier abgestorbene Bäume herum. Dann geht es den Kamm entlang lang bergab – viel zu lang nach unserem Gefühl, denn beim Rückweg müssen wir hier wieder hinauf! Trotzdem ist dieser Höhenweg die beste Möglichkeit, zur Türnitzer Hütte zu kommen. Aus dem schattigen Wald ergeben sich Ausblicke über das Hohenberger Traisental gegen Osten. Wo es ebener wird, ist der tiefste Punkt des Högersattels noch nicht erreicht (der Markierungspunkt an der Abzweigung des Steiges über die Stadelbergschneid nach Hohenberg liegt noch immer höher als der folgende Wiesensattel).

AB Ausblick gegen Reisalpe und bis zum Unterberg

AB Panorama vom Högeraufstieg gegen die Stadelbergschneid in Bildmitte - wirklich eine "hohe Brücke", allerdings mit Abstieg in den Högersattel bis auf 1044 m, am Horizont Gippel und Göller noch in diesigem Licht des zeitweise bewölkten, daher auch kühleren Vormittags

AB Gipfelreihe von Hohenberger Hegerberg, Jochart und Unterberg (von rechts)

BB Fleißig wird gerodet, um sogar neue Almflächen zu gewinnen und alte vom Bewuchs freizumachen, dazu gleich ein Jagdhütterl und selbstverständlich Forststraßenzufahrt

Nach dem Markierungspunkt “Högersattel” geht es aus dem Wald hinaus auf wunderschöne Almwiese. Der Högergipfel steilt aber jetzt noch mit 330 Höhenmetern auf, eine halbe Stunde Gehzeit (wie auf der Markierungstafel angegeben) kann nur für den Abstieg gelten. Nach einem kurzen Fahrweg (zur Südseite des Gipfels mit einer Almtränke) kommen wir beim Weiderost schon wieder ins Waldgelände. Hier zieht der urige Steig über Lichtungen den immer steileren Kamm entlang. Wie unten auf den Sattelwiesen gibt es am Rand des Weidegebietes noch ganz schöne sommerliche Blumenbestände – ganz bunt mit Dost, Qirlständigem Salbei, Klappertopf usw. Sogar beim Abstieg gibt es hier noch Schatten!

BB Sattelwiesen mit Högergipfel - beim Aufstieg

BB - und beim Rückweg

AB Skabiosenblüte

AB - und Glockenblumen

BB Ausblick gegen Tirolerkogel und Ötscher beim Aufstieg

BB - und beim Abstieg

Nach vorwiegenden Fichten folgt ein uriger Bestand hochstämmiger Rotbuchen, durchsetzt mit einzelnen Felsblöcken. Dann ist die “Kuhlacke” erreicht – einst zur Viehtränke angelegt, zwei weitere dieser alten Anlagen sind ausgetrocknet und verwachsen noch zu sehen. Hier mündet auch der Furthofer Anstieg über die oben übersteile Ostflanke ein, und gleich darauf gibt es das erste hübsche Panorama auf die Kammlinie von Gippel und Göller.

AB Göllerblick

BB Kuhlacke

BB Spiegelbild aufrecht und "künstlerisch" auf den Kopf gestellt!

BB Gippel und Göller

Bald wendet sich der Steig hinaus in den freien Gipfelhang, der Wechsel von Wolkenschatten und Sonnenlücken macht das Gehen aber immer noch angenehm, noch dazu wo es nicht mehr weit bis zur Hütte ist. Auf den schon etwas ausgedörrten Bergwiesen blüht es immer noch voll bunt!

AB Ausblick zum Gippel, davor drei markante kleinere Gipfel - Stadelbergschneid, Linsberg und Paulmauer

AB Kreuzenzian - der Hochsommerenzian!

BB Gipfelpanorama nach Süden

Bei der Türnitzer Hütte suchen wir uns schon eine schattige Rastecke auf einer der zahlreichen Hausbänke. Der St. Pöltner Gebirgsverein hält das Schutzhaus ganz vortrefflich instand bzw. schaut alles erstklassig renoviert aus, der “Notraum” ist sicher mustergültig ausgestattet. Vom Gipfelkreuz haben wir einen immer ein bisschen klarer werdenden Ötscherblick, und beim Abstieg dreht auf einmal die Strömung von Norden (mit der kühlen Luft und den Wolkenfeldern) auf Süden. Der Himmel wird immer blitzblauer, und es ergeben sich gegenüber dem Aufstieg ganz andere Bilder (wie in den Gegenüberstellungen gezeigt).

BB Türnitzer Hütte und Details samt Gipfelkreuz (AB)

Ganz locker geht es über den Gipfelhang im schattigen Waldrand hinab, und auch die Gegensteigung zur Stadelbergschneid macht uns keine besondere Mühe. Die Bilder von den Wiesen am Högersattel mit ihrer Ansicht von Tirolerkogel samt Ötscher und den Annaberger Gipfeln gelingen jetzt in der klareren Luft natürlich besser.

BB Kleiner, aber sicher sehr alter Weißdornbaum am Gipfelhang

BB Göllerblick gegen Mittag

BB Sattelwiesen mit Dostblüte

AB Tirolerkogel und Ötscher

Nach der Stadelbergschneid bleiben wir auf der Kammhöhe – die Almmulde mit dem Fahrweg wäre zwar kürzer, aber liegt voll in der Sonne. Allerdings geht es ganz schön lang auf der Höhe dahin, und erst ein Stück vor dem Linsberg weist die Markierung (von der Zdarskyhütte her sicher günstig angelegt) links hinunter zur Gschwendthütte. Ein paar prächtige Ansichten ergeben sich noch, obwohl das Mittagslicht normalerweise nicht ideal, aber bei dem auflebenden Föhnwind mit trockener und klarer ganz günstig ist. Auch verläuft der Steig im schattigen Waldrand, und sogar der steile Schotterweg hinab zum Parkplatz lässt sich im Baumschatten halbwegs gut begehen. Das in der Sonne geparkte Auto vermittelt uns allerdings einen Vorgeschmack auf die kommenden nächsten “Hundstage”…

BB Aussicht gegen Südosten - Handlesberg, Schneeberg, der Einschnitt des Höllentals, Obersberg

AB Idealer Schneebergblick

BB Reisalpe von der Gschwendtmulde

BB Wollkratzdisteln sollen mit ihrer Höhe auf die Schneehöhe des kommenden Winters hinweisen

BB Gschwendthütte der Hohenberger Naturfreunde, wie die Türnitzer Hütte nur zum Wochenende geöffnet (aber ganzjährig, am Höger nur von 1. Mai bis 31. Oktober)

Von den hohen Bergzügen im Grenzwinkel zwischen Steiermark und Kärnten kenne ich nur die Seetaler Alpen genauer, von einer Tour auf den Zirbitzkogel und von der Judenburger Wallfahrt. Aber einige Wünsche sind noch offen – etwa Grössing und Ameringkogel bei Obdach (heuer leider vergeblich geplant, wird der Sommer wohl zu kurz werden…) oder die Koralpe selbst mit dem hohen Speikkogel. Ja, auf der Hebalm haben wir einen Spaziergang zur Krokuszeit gemacht. Bei unserem dritten Aufenthalt in Schwanberg ist also höchste Zeit, einmal ganz oben zu wandern.

BB Ausblick zum Speikkogel von der Handalpe

Für den vorletzten Urlaubstag schaut auch die Wetterprognose günstiger aus, nachdem zuvor immer wieder Gipfelwolken über die hohen Kämme gezogen sind. Auf der von Deutschlandsberg sehr gut ausgebauten Straße fahren wir zügig (bei oder trotz Sonntagsverkehr!) hinauf zur Weinebene. Dieser seit altersher wichtige Verkehrsweg stellt die Verbindung hinüber ins Lavanttal her (wie schon der Passname “Weinebene” andeutet). Auf halber Berghöhe liegt Trahütten, weiter oben an der Kreuzung (von Schwanberg über Gressenberg her) befindet sich Glashütten, ein kleines Bergdorf mit Geomuseum (noch immer nicht besucht, aber immer wieder gut, einen Grund zum Wiederkommen offen zu lassen) und hübscher Lage auf einer der letzten bergbäuerlichen Lichtungen.

BB Beim Aufstieg zur Handalpe

Danach gibt es nur mehr einzelne Abzweigungen zu Schutzhütten (über die Grünangerhütte wäre wohl der lohnendste Wanderweg zu Speikkogel, auch aufgeschoben…), immer mehr Almlichtungen mit Zwergstrauchheiden (im Herbst Heidelbeerparadies) und schließlich den breiten Sattel mit den riesigen Schilift-Parkplätzen. Im vorigen Herbst konnten wir dort kaum aus dem Auto steigen, so kräftig wehte der Sturm, und auch am heutigen Tag bleibt es nicht ungetrübt. Ein kalter Wind treibt Wolken vom Kärtnerischen herüber, während die niedrigen Lagen beiderseits der Koralpe mehr von der Sonne begünstigt sind.

AB "Felsofen" heißen die Blockformationen im Koralpenkristallin

Richtung Speikkogel gibt es eine Menge von Liften, Schipisten und Fahrwegen – gegenüber zur Handalpe hinauf führen die eigentlichen Wanderwege, dorthin machen wir uns auf. An einer modernen Kapelle mit einer Statue des Waldviertler Weitwanderpapstes Carl Herrmann vorbei geht es gleich steil hinauf. Dort schauen schon interessante Blockformationen herunter, und zwischen Wetterfichten schlängelt sich der markierte Steig darauf zu. Daneben gibt es etliche Bergblumen zu sehen, sogar etwas Almrausch steht noch in Blüte!

BB Weitwanderer-Kapelle

AB Bachrinne mit Weißem Germer und Rostblättriger Alpenrose

BB Echtes Fettkraut, eine "fleischfressende" Pflanze! (in den Kalkalpen gibt es das weiß blühende Alpen-Fettkraut)

Im Vergleich zu den Kalkalpen sind diese “Urgesteinsberge” hinsichtlich der Flora nicht so ergiebig, dafür gibt es einige sonst sehr seltene Arten. An unserem Wanderweg aber eher nicht, an Orchideen sehen wir nur Mücken-Händelwurz und Weißzüngel, typisch sind  Arnika und Bärtige Glockenblume. Die Preiselbeeren blühen gerade, aber Heidelbeeren wird es hier kaum geben, denn vom Weidevieh sind auch deren frische Blätter tüchtig abgegrast. Immerhin wird der Almrausch von den Bauern nicht “geschwendet”, weil er flächenmäßig die Weidegebiete verkleinern soll – zumindest nach Meinung der EU-Bürokraten…

AB Preiselbeerblüte

BB Früchte der Gämsheide (im Mai rosarote Blütenteppiche)

AB Bärtige Glockenblume

BB Arnika, eine traditionelle Heilpflanze

Der markierte Steig, dem wir nach rechts gemütlicher folgen, führt hinauf zum “Handhöhkreuz”. Hochgelegene Sumpfflächen mit fruchtenden Wollgräsern wechseln zu Zwergstrauchheiden, der Weiterweg zum Moserkogel und Glashüttenkogel schaut recht verlockend aus. Aber schon wieder drohen dunkle Wolken und die Zeit bis zum Mittag könnte zu kurz sein. Also steigen wir gegen Westen zum Gipfel der Handalpe an, sehr hübsch zwischen Blockformationen und Almmatten dahin. Auch da gibt es bemerkenswerte Flora und bizarre Eindrücke, wenn man nicht zu alpinistische Ansprüche stellt…

BB Handalmwiesen gegen Glashüttenkogel

BB Ausblick Richtung Schwanberg

BB "Blockdrachen" auf dern Handalpe?

Feuchte Mulden und Felsnischen, das sind die interessanten botanischen Standorte – eine kleine Gallerie folgt nun:

AB Dreiblatt-Binse

BB Blütenstand (Juncus trifidus)

AB Teufelskralle

BB Alpenglockenblume

Nach kurzen Sonnenblicken schließen sich immer wieder die Wolken, also steigen wir von der mit Blöcken durchsetzten Gipfelkuppe der Handalpe (1853 m) über den steileren Weitwanderweg zum Ausgangspunkt ab. Zwar nur zwei Stunden Wanderzeit, aber immerhin ein bisschen Gipfelgefühl, das wir bei Gelegenheit auch in dieser Gegend der “Sanften Berge” (wie sie die verehrte Bergsteigerin und Buchautorin Liselotte Buchenauer aus Graz genannt hat) wieder verstärken wollen.

BB Hier noch einmal das Blockmassiv mit seinen kleinen Löchern!

BB Ausblick zum Glashüttenkogel über die Handalmwiesen hinweg

BB Die Frühsommerblüte ist schon vorbei (Alpen-Anemone)

BB Blumige Felsstufen

Für diesen Urlaub sind die Tage gezählt, aber was wir alles noch nicht gesehen und bewandert haben, wird uns sicher wieder ins “Schilcherland” führen. Hoffentlich drohen dann nicht auch so oft die Wolken. Aber immerhin hat uns die kurze Wanderung noch Zeit genug zur “Eierschwammerljagd” gelassen…

AB Drohende Wolken über der Handalpe als Abschied...

Die in großen Teilen des Oberlaufs völlig naturbelassenen Täler der Schwarzen und Weißen Sulm (Bezirk Deutschlandsberg, Steiermark) sollen durch einen von Grundbesitzern angestrebten und von der Steirischen Landesregierung genehmigten Kraftwerksbau zerstört werden – dabei ist diese in ihrer Art einzigartige Landschaft als Natura-2000-Gebiet völlig geschützt!

Naturschutzgebiet Schwarze und Weiße Sulm

Wir haben beide Täler bereits erkundet und darüber im Blog berichtet. Zur weiteren Präsentation haben wir die ebenso geschützte Laßnitzklause unterhalb der Burg Deutschlandsberg bei unserem Urlaub in Schwanberg durchwandert und fotografiert (13. Juli 2013).

Unterhalb der Burg Deutschlandsberg durchbricht die Laßnitz (nach Weißer und Schwarzer Sulm der nördlich davon von der Koralpe kommende Hauptfluss) das Kristallinmassiv in einem schluchtartigen Engtal – die Laßnitzklause.

Besonders bei stärkerer Wasserführung ergibt sich ein alpin-romantisches Bild, und daher wurde bereits im 19. Jh. ein Weg durch die Laßnitzklause angelegt, wie auch einzelne Inschrifttafeln zeigen.

Steinformationen begleiten den Weg, einmal sind es glattpolierte Riesenblöcke im Bachbett, dann immer wieder Felsabbrüche aus dem zur Burg hinaufziehenden Steilhang (den Steig dorthin hat Anni beim vorigen Besuch begangen, als ich noch mit Krücken unterwegs war…).

Die Felsen inmitten des schattig-feuchten Schluchtklimas sind ein Standort seltener Pflanzenarten. Der Glimmer-Steinbrech ist hier ein botanischer Höhepunkt. Dem Rundblatt-Steinbrech, der verbreitet in unseren Bergwäldern vorkommt, recht ähnlich, nur zarter, irgendwie zerbrechlich wirkend und – leider – schon ziemlich verblüht. Ihn zu fotografieren erweist sich als ziemlich schwierig, auch wenn man die einzige Stelle in der mittleren Klause einmal gefunden hat. Ein anderer fotogrfierender Wanderer bestätigte meine Annahme, und im Gespräch stellte sich heraus, dass er besten Kontakt zur Naturschutzbetreuung des Natura-2000-Gebietes hat. Leider vergaß ich, ihn um Namen und Adresse zu bieten, weil hinsichtlich der Kraftwerksproblematik mir sehr daran gelegen wäre. Vielleicht liest er diese Zeilen und meldet sich bei mir…?!

Nach der Engstelle mit den “botanischen Felsen” weitet sich das Tal nur wenig, trotzdem bildet sich ein kleiner Auwald mit Seitengerinnen, wo sich abseits des Weges malerische Bilder ergeben. Interessant ist ein riesiger Schachtelhalm, der hier mehrfach zu sehen ist. Ein Infotafel markiert dann den Umkehrpunkt für unsere kleine Schluchtwanderung.

Für einen Vormittag war dieser “Wanderspaziergang” mit seinen interessanten landschaftlichen und botanischen Eindrücken gerade richtig. Wir wandern geruhsam zurück zum Parkplatz im Burgwinkel (dorthin von der Straße zur Weinebene Richtung Zentrum von Deutschlandsberg abzweigend). Auch die Burg mit Schlosshotel wäre einen Besuch wert, aber dort waren wir schon bei Erkundung des Mariazellerweges vor drei Jahren. Also zurück zum Schlemmen im Hotel Moorheilbad… jetzt bleibt uns nur mehr endlich die Tour auf die Koralpe selber, wo sich noch immer die Wolken ballen.

Gleich am zweiten Tag unseres Aufenthaltes in Schwanberg wollten wir natürlich “hoch hinaus”! Und das geht dort auch ganz leicht, denn der Höhenunterschied zwischen Schwanberg und der Koralpe mit dem Speikkogel beträgt immerhin 1700 m, wobei man aber über Bergstraßen hoch hinauf fahren kann. Etwa zur Schirchleralm auf ca. 1300 m Seehöhe, und dieser Ausgangspunkt schien günstig. Zwar waren die Regengüsse vom Vortag schon vorbei, aber die Koralm scheint alle Wolken über den niedrigen Nachbargebieten (weststeirisches Hügelland und Lavanttal) anzuziehen.

BB Schirchlerhütte über Garanas

Die Auffahrt verläuft auf steiler Asphaltstraße über St. Anna in der Fresen mit seiner interessanten Kirche und der (leider gerade abgemähten) “Kreuzwiese” nach Oberfresen. Nach dem Schmuckbauerwirt – alles in herrlicher Höhenlage mit steilen Hängen und hübschen Ausblicken – bald auf Sandstraße, vorbei am schon geschilderten Garanaser Hochmoor zur Schirchleralm. Die Wolken schauen recht finster aus, aber es ist (noch?) trocken mit spärlichen Sonnenblicken, gerade recht für das nächstliegende Wanderziel, die beliebte Schwanberger Brendlhütte.

Gleich bei der schmucken Almhütte beginnt der Wanderweg, und kaum Forststraßen benützend geht es zügig bergauf. Beherrschend ist abseits der hochgelegenen Almlichtungen der Bergwald, ab und zu in Holzschlägen gelichtet, auf Kammhöhen mit Blockmassiven des Koralmkristallins besetzt und immer wieder hochstämmig mit grünen Waldböden. Moose, Farne und Waldgräser, eine typische Pflanzengesellschaft, dazu Heidelbeersträucher und erste Eierschwammerl!

Hier gar nicht selten - das Wintergrün

AB Hochstaudenflora mit Österreichischer Gemswurz

BB Bärtige Glockenblume

Nach kaum einer Wanderstunde geht es hinaus auf die Brendlalm. Die Wiesenböden sind schon abgeweidet, aber irgendein Blümchen findet sich immer, sogar die Wetterfichten haben gerade etwas sehenswert Gewöhnliches zu bieten!

AB Orangerotes Habichtskraut

BB Brendlalm

Der Weiterweg aus dem Bergwald hinaus zur Gipfelregion der Koralm wäre hier die empfehlenswerte Tour, aber das Wetter schaut gar nicht einladend aus. Also entschließen wir uns zu einer kleineren Runde und werden dafür am Nachmittag rund um Schwanberg einen längeren Spaziergang machen. Aus der Karte herausgesucht, erweist sich die kleiner Route als recht ergiebig, zunächst geht es entlang der Markierung Richtung Schmuckbauewirt durch den Bergwald bergab.

BB "Wipfelblick" beim Abstieg durch den Bergwald

Bei der zweiten Forststraßen-Kreuzung (ausnahmsweise in der Freytag&Berndt-Karte richtig eingezeichnet, in der ÖK jedoch noch fehlend) wechseln wir auf die linke Straßenabzweigung und gelangen auf längerer Strecke mit leicht wechselnder Neigung durch die weiten Waldmulden wieder zum Anstiegsweg. Könnte reizlos sein, wenn nicht immer wieder unvermutete Blümchen auftauchen!

AB Waldhyazinthe

AB Geflecktes Knabenkraut

BB Keulenbärlapp mit Sporenträgern (im Vergleich zu den Blütenpflanzen die "Blüten", wie auch bei Moosen und Farnen)

Besonders die Wegböschungen und feuchten Gräben mit ihren kleinen Bächlein sind ein ergiebiger Standort. Wo für Forstarbeiten größere Flächen freigehalten sind, breiten sich die gerade in Vollblüte stehenden Lupinen aus.

AB Meisterwurz

Die Talfahrt nehmen wir wieder über St. Anna, aber bei der Moor-Exkursion weist uns der Bus eine andere Strecke, nämlich bald nach dem Schmuckbauerwirt links abzweigend über Oberfresen, eine steile und wilde Waldgegend mit Bergbauerhöfen auf den exponierten Lichtungen. Wie es rund um Schwanberg auf den Spazierwegen ausschaut, darüber wurde schon beim ersten Urlaubstag berichtet.

Ein Bericht zu unserem Kurzurlaub in Schwanberg: Der Heilmoor-Torf von Schwanberg kommt aus einem vor ca. 30 Jahren entdeckten Hochmoor in Garanas, einer Streusiedlung am östlichen Abhang  der Koralpe. Die sich auf drei Hektar erstreckende Moorfläche gilt mit 1300 m Seehöhe als höchstgelegenes Hochmoor Österreichs. Das erscheint mir  fraglich, ebenso das Alter von 60 000 Jahren wie in Wikipedia vermerkt, wegen der nacheiszeitlichen Entstehung schon  eher die bei der Führung angegebenen 6000 Jahre.

Bei unserem diesmal dritten Aufenthalt im Hotel Moorheilbad Schwanberg schlossen wir uns einer Führung zu diesem sonst nicht zugänglichen Hochmoor an. Ein Termin dafür ist jeden Samstag um 14 Uhr ab dem Hotel, und Herr Quinz als Führer vermittelte nicht nur einen guten Eindruck über dieses Moor und seine Verwertung. Sondern er sorgte offensichtlich für ein volles Programm mit anschließendem gemütlichen Beisammensein in der Schirchlerhütte (dreimal so lang wie die Moorbesichtigung, was aber kein Vorwurf sein soll…).

Die 14 km lange Auffahrt von Schwanberg, zuletzt über eine Sandstraße, erfolgte mit einem Bus und wegen der hohen Teilnehmerzahl mit mehreren Privatautos. Nach Öffnen der Umzäunung marschierten wir zu den einzelnen, nahe beieinander gelegenen Stationen der Führung. Zuerst gab es die Trockenhütten zu sehen, wie sie früher für das Herstellen von Torfziegeln und sonstige Verarbeitung angelegt waren.

Jenseits einer ebenen Fläche – dem steinigen und wasserundurchlässigen Naturboden des Moores – ragt mit mehreren Metern Höhe (ich hätte eine Vergleichperson mitfotografieren sollen!) wie eine finstere Wand die Abbaufläche des Hochmoores auf. Greift man in diese scheinbar kompakte Fläche, hält man einen von Wasser triefenden Klumpen Torf in der Hand! Der Wassergehalt dieser im ersten Stadium der Verkohlung (Zersetzung unter Luftabschluss) befindlichen Torfsubstanz ist einfach ungeheuerlich – desgleichen später bei der Heilbehandlung die Wärmespeicherung.

Die dünne oberste Schicht trägt die Moorvegetation mit immer noch weiter wachsenden Torfmoosen (Sphagnum), typischen Pflanzen (Heidekraut und Beerenarten, Wollgräser, Sonnentau u. a. Blütenpflanzen), dazu den Bewuchs vor allem mit Föhren und Latschen. Die Schichten darunter sind noch kein zu Heilmoor entwickelter Torf, sie werden zu Gartentorf verarbeitet.

Je tiefer desto dunkler und “reiner” wird die Torfmasse, und diese wird für das Heilmoor abgebaut. Die endgültige Verarbeitung erfolgt dann in Schwanberg zu Breibädern, Moorpackungen usw., mit welchen auch andere Kurorte (etwa Bad Gleichenberg oder Radkersburg) beliefert werden.

Die tiefste, weniger als ein Meter dicke Schicht ist der älteste Teil des Hochmoores aus dem Beginn seiner Entstehung. Sie enthält Sand und Geröll und fossile Baumreste, die mehrere tausend Jahre alt sind und als Dekorationsstücke begehrt werden. Auf diesen Massen entwickelten sich die Torfmoos, die nach unten absterben und nach oben zu immer weiter wachsen. So entsteht eine dicke, aufgewölbte Hochmoor-Torfmasse, die nicht mehr mit dem Grundwasser in Verbindung steht (wie bei Flachmooren), sondern nur aus den Niederschlägen ihr Wasser erhält. Die daraus bedingte Nährstoffarmut führt zum Krüppelwuchs von Bäumen innerhalb der Waldzone und kann nur von speziellen Moorpflanzen als Lebensraum bewältigt werden. Der Sonnentau entnimmt als sogenannte fleischfressende Pflanze etwas eine Nährstoffe aus den an seinen klebrigen Blättern haften bleibenden Insekten!

Als wichtig angesehen und bei der Präsentation hervorgehoben wird das “Recycling” des Torfs, also ein Kreislauf von Abbau und Wiederverwertung. Nach Verwendung wird der Heiltorf zunächst zur Lagerung getrocknet, dann mit Wasser wieder aufbereitet und mittels Tankwagen nach Garanas hinaufgeführt. Dort lagert er in großen Becken, soll sich regenerieren und nach ca. 30 Jahren wieder als Heilmoor verwendbar sein. Wieweit das tatsächlich der Fall sein wird, möchte ich nicht als gesichert annehmen. Sicher ist auf  jeden Fall, dass das Hochmoor selbst relativ gefahrlos betreten werden könnte, die Ablagerungsbecken jedoch sicherlich eine tödliche Falle  beim Hineinfallen bedeuten würden…

Während die meisten Teilnehmer dann  zu Fuß das kurze Stück über die Alm zur Schirchlerhütte hinaufwanderten, fuhr ich mit dem Auto dorthin und hatte dadurch noch etwas Zeit bis zum Eintreffen der anderen. Diese nützte ich gleich für eine private Exkursion in ein Sumpfgebiet (in der Karte als solches ausgewiesen) oberhalb der Schirchleralm, das mir bei der Tour zur Brendlhütte schon aufgefallen war.

Tatsächlich erstreckt sich wenige hundert Meter von der Schirchlerhütte nordwärts entfernt eine Moorfläche über den Sattel hinweg, aber eher vom Typ eines Flachmoores. Der Hüttenwirt konnte mir keine Auskunft darüber geben, sagte nur, dass darauf nichts wächst – so aus der bäuerlichen und forstlichen Sicht, weder Weide noch Wald. Die rechteckige Fläche ist mit diversen Sumpfgräsern und Tormoosbulten bedeckt, häufige Pflanze war nur das fruchtende Scheidige Wollgras. Über das ganze Moor verstreut ist der Bewuchs mit niedrigen Fichten, die jedoch nur spärlich begrünt , überwiegend aber mit Flechten bewachsen und abgestorben sind.

Mein Verdacht – hier hat man versucht, eine Sumpfwiese aufzuforsten, was aber vom Hüttenwirt verneint wurde. Ich könnte es mir auch so erklären, dass aus den umgebenden Wäldern Fichtensamen angeflogen wurden, die keimten und wuchsen, aber bei einer gewissen Höhe wegen des moorigen Bodens wieder kümmerten oder vielfach absterben.

Von der Seite her konnte ich diese Moorfläche mit Laufschuhen etwas vorsichtig trockenen Fußes durchqueren (ich nenne sie “Schirchlermoor” nach der benachbarten Hütte, laut Wirt nämlich namenlos).

Anschließend spielte ein lustiges Duo bis Punkt fünf Uhr auf, der flotte Gitarrist war außerdem ein ausgesprochener Witzbold, zu dessen Gags auch Herr Quinz und einzelne Gäste beitrugen. Der Spieler der Steirischen Harmonika erschien mir als vollster Naturvirtuose (vielleicht kannte er gar keine Noten und spielte nur nach Gehör und Intuition, das gibt es selbstverständlich, aber ich möchte damit seine Musikalität hervorheben und keinesfalls abwerten).

Vor der Schirchlerhütte steht übrigens ein Steinmal mit interessanten Ritzzeichen – es wird “Religionsstein” genannt und soll die Grenze zwischen den Bistümern Brixen und Salzburg markieren, die hier im frühen Mittelalter als Grundherren in Erscheinung traten.

Karl hat auf den Wanderblog von Robert Rosenkranz hingewiesen:
Dort hat uns zuletzt der Artikel über den Hochtürnach besonders interessiert, und ein Foto aus unserem neuen Buch (“Ötscher & Ybbstaler Alpen” mit Werner Tippelt) war dort sogar mit Aufnahmestandort angegeben.

Werner Tippelt, Felsfenster am Hochtürnach

Auf meinen Eintrag im Gästebuch von Robert Rosenkranz hin bekam ich folgende Antwort:
Hallo Bernhard,
Danke für die Lobesworte in meinem Gästebuch.
Eigentlich bist du an meiner Bergsucht ”schuld”-
vor etlichen Jahren wußte ich wieder mal nicht welches Quartalsbuch ich mir von der Donauland bestellen sollte-es wurde das Buch ”Wandererlebnis Niederösterreich”. Nach ein paar gegangenen Touren daraus hatte mich das Wander- und Bergfieber gepackt
und ich kann mir in meiner Freizeit nichts schöneres vorstellen-und du bist daran schuld.
Liebe Grüße aus Krems
Das ist für mich eine wirklich erfreuliche Mitteilung, und ich kann Roberts Tourenbericht mit Bildern bestens empfehlen!

Die letzten schönen Tage versäumt (oder doch auch schon dunstig, wie Peter am Kieneck angemerkt hat), daher noch schnell vor der angekündigten Wetterverschlechterung losmarschiert. Ob Störungszone oder Affenhitze ist übrigens egal, beides fürs Wandern nicht animierend!

Auf dem stellenweise überraschend alpinen Voralpenhöhepunkt Reisalpe

Ein naheliegendes Ziel und früher Aufbruch sind angezeigt – da passt die Reisalpe, die ich im Hochsommer schon lange nicht erlebt habe, und nicht über die Kleinzeller Hinteralm (dort waren wir unlängst nahe dran mit Tiefblick vom Hochstaff). Für die Auffahrt bis in etwas luftiger Höhen eignet sich vor allem auch das Dürrental, in Innerfahrafeld kurz vor Hohenberg vom Traisental abzweigend. Passt schon – im engen Waldgraben 12 Grad, Parkplatz bei Abzweigung der Hahnfeichten-Forststraße auf 800 m.

Großblütiger Fingerhut

Es ist erst knapp nach 7 Uhr, und die zügig steigende Forststraße entlang bringen nur die wiederholten Blicke auf den Höhenmesser mit seiner rasch zunehmenden Meterzahl etwas Abwechslung. Dazu gelbe Blumen am Wegrand, schon verblühender Fingerhut als Frühsommerrest, Klebriger Salbei als Hochsommerblume, alles ein wenig verstaubt… Bei der westlichen Brennalmwiese auf Steig abzweigend – durch einen kurzen Holzschlag fast verwuchert (wer soll da auch ausschneiden?), danach ein seichter Hohlweg als zu vermutender Wildwasserrinne bei starkem Regen. Wenn es nass ist, also besser (wie im Winter) den Forstweg vorbei am Brennalmhaus nehmen!

Brennalm - weit ins Mittelalter zurückreichender Bauernhof, in der Industrialisierungszeit zu den großen Waldbesitzungen gekommen (Wittgenstein), das stattliche Stilhaus unbewohnt, daneben die Mauerrest alter Wirtschaftsgebäude, Blick zum Hohenberger Hegerberg

Bei der “Nagelland-Alm” beginnt die untere (südliche) Reisalmwiese und der hübsche Gebirgsblick über die Baumwipfel hinweg. Trotz leichtem Dunst, sind fern die Veitsch und der Hochschwab gerade noch erkennbar, Ötscherfoto besser im klaren Herbst… Ich halte mich am rechten Waldrand im Schatten, und bei den Hütten am Beginn der oberen Reisalmwiese gibt es einen längeren Fotoaufenthalt (kommen vielleicht die Hüttenbewirtschafter nach? fragt der innere Schweinehund…).

Altes Naturholz mit Kern und Splint

Alte Holzbaukunst mit hölzernen "Zwischennägeln" (genau hinschauen bringt oft was Interessantes)

Nichts rührt sich ringsum, außer die wieder aufkommende “Gehlust”, also mache ich mich an den bald stärker steigenden Fahrweg, der als langer “Schlauch” über die ziemlich verdorrten Wiesen hinaufzieht. Beim oberen Hag gibt es einen Stau – die dicht gedrängte Rinderherde (beim Abstieg wieder begegnet). Das passt gerade, denn hier über den Elektro-Drahtzaun steigend komme ich links zum imposantesten Absturz der “Reismäuer”.

Kluftzone der Reisalpen-Bergzerreißung, hier noch wiesig

Bergkante mit Hinteralm und Schwarzkogel

Klüfte und Zacken der "Reismäuer"

Drei Naturbesonderheiten: Von der abgeweideten Wiesenfläche hinaus ins noch immer blühende bunte Rasenbiotop. Achtung auf Löcher – schon pfeift ein Murmeltier (im Tele nicht auffindbar…)! Dazu das geologische Phänomen der ‘”Bergzerreißung” – auf einer Unterlage von schiefrigen und wasserhaltenden Werfener Schichten lagern wie “schwimmend” die dünnplattigen spröden Gutensteiner Kalke, und durch horizontale Gleitvorgänge und Zerrungen bilden sich Kluftspalten. Die Westseite der Reisalpe ist schon vorundenklichen Zeiten abgebrochen, vom zerfallenden, hinabrieselnden Gestein soll ja der Bergname kommen. Die Kluftmulden und Einrisse münden “blind” in die Abstürze der “Reismäuer” aus, besonders eindrucksvoll beim “Hölltor”. Übrigens bilden an der Südseite der Reisalpe solche Zerrungsspalten tiefe Schachthöhlen, die wegen dem zerfallenden Gestein nur äußerst schwierig, wenn überhaupt, zugänglich sind – die “Rumpelbauernklüfte”.

Das "Hölltor"

Felszacken beim "Hölltor"

Ausblik ins obere Traisental und gegen Mariazeller Bergland

Wieder zurück auf dem Fahrweg, kommt die Almbegrenzung mit Weiderost und “Schußlucken”, am Zaun eine Tränkwanne, die mittels eines langen Schlauches vom Quellaustritt kurz unterhalb des Schutzhauses gespeist wird. Wo dieses zuerst (oder zuletzt) sichtbar wird, zeigt links eine Tafel den Einstieg zum “Jägersteig” an. Nach schroffen Einstieg (aber gut zu bewältigen) geht es dort hinab zu den Forststraßen nahe dem Gscheidboden, und links haltend könnte man als Abstiegsvariante wieder zur Dürrental-Parkplatz kommen. Übrigens ragt dort aus dem Wald ein Felszahn auf, und die Blockhalden enthalten Großfossilien (in meiner Traisner Lehrerzeit hat einer von den Förster-Schwaiger-Buben einen riesigen Ammoniten /?/ angeschleppt, wenn ich mich richtig erinnere), ich konnte in den Kalkplatten beim “Hölltor” leider nichts finden.

Weiderost und verschlossene "Schußlucken" (rechts, die Stangen können leicht entfernt werden, um dem Weidevieh den Durchgang zu ermöglichen)

Das historische Reisalpen-Schutzhaus des Österr. Touristenklubs (Dienstag Ruhetag)

Eine kleine Stärkung auf der Hausbank (wenn alle Mehlspeisen dort so gut schmecken… verlockende andere Angebote, aber mittags esse ich schon wieder zuhause…). Dann geht es an die Gipfelfotos, übrigens Zeitangaben – Aufstieg mit “Fotoarbeit” und Abstecher in zwei Stunden, Abstieg in 80 Minuten, alles gemütlich.

Gipfelkreuz, Marienmarterl (wohl kaum mit der historischen Eisengussfigur) und Gipfelblöcke (Spitzer Marmor aus der Wachau ?!)

Der Abstieg verläuft ohne Besonderheiten, bei noch immer noch nicht zu starker Hitze, aber wohin ist das Weidevieh verschwunden? Indem die unteren “Schußlucken” offen sind, haben sie freien Auslauf und lagern nun bei den alten Hütten im Schatten – nicht eine Kuhhorde oder Herde, nein eine familäre Rindergesellschaft, wie die Bilder zeigen. Mütter mit schlafenden Kindern, altgediente Kühe wie hingegossen, etwas neugierig aufmuckend die Halbwüchsigen, und einzelne junge Stierln oder Kalbinnen haben sich von den Alten separiert – allesamt  höchst menschlich wirkende Almausflügler!

Wer bist du - Stierl oder Kalbin? Jedenfalls ganz friedlich wiederkauend...

Übers “Nagelland” und den bequemen Forstweg beim Brennalmhaus vorbei geht es zügig talwärts, und Interessante gibt es auch noch ein wenig…

Wollkopf-Kratzdistel

Gerade beim Fingerhutfoto an der Brennalmwiese dröhnt es hinter mir her – Holzlaster mit Anhänger! Schnell hinauf über den Wiesenrain, und zum Glück vertreibt ein günstiger Windzug die Staubwolken in eine andere Richtung. Aber ein kleiner “Wüstengeschmack” bleibt doch im Wald hängen, und so bin ich froh, nicht noch mehr eingestaubt wieder beim Auto anzulangen (die Autowäsche war ohnehin für die nächsten Tage geplant). Ein schöner Bergvormittag jedenfalls ist vorbei, und wenn auch die Hitzetage drohen, es wird schon nach den “Hundstagen” wieder Wanderwetter kommen…

Als “Zuckerl” zum Schulschluss gab es für Enkel Jakob einen Ausflug – steinig sollte es sein und interessant, dafür ist  eines der besten Ziele das Kremstal bei Albrechtsberg. Leider konnten wir dort “Millas Zauberweg” nicht mitnehmen, denn mit den Kremstalhöhlen waren wir voll ausgelastet. Die Zufahrt erfolgte auf kürzester Strecke von Weißenkirchen in der Wachau direkt hinauf zur Hochfläche nach Weinzierl und über Maigen nach Purkersdorf.

Bei der Brücke über die Kleine Krems geht es rechts ab zum Parkplatz vor dem Schranken der Burg Hartenstein. Unvermittelt befindet man sich in einer urigen Gebirgslandschaft, ein schroffer Wechsel nach der kurzen Fahrt über die südöstliche Hochfläche.

Burg(ruine) Hartenstein

Das linke Portal der Gudenushöhle

Am Fuß der Burgfelsen von Hartenstein öffnet sich oberhalb der Kleinen Krems in einem Marmorfelsen die als archäologische Stätte berühmte Gudenushöhle. Hier hausten die Menschen der Altsteinzeit, und Infotafeln geben darüber Auskunft.

In der Gudenushöhle

Die Höhlenmalereien stammen natürlich nicht aus der Steinzeit! Übrigens sollte dort nichts “verschönert” werden, schon gar nicht Schatzgräbereien stattfinden… Da ist sogar in der Forschungsgeschichte allerhand Ungereimtes und heute Kritisiertes geschehen. Kurz danach zweigt gegenüber der “einfache Höhlensteig” (im Gegensatz zum schwierigeren Vetternsteig) in den mit Felsen durchsetzten Waldsteilhang hinauf ab. Jetzt wird es erst recht spannend!

Steinformationen in der Höhlendecke der Eichmeyerhöhle (Marmor, Amphibolit, ein Aplitgang)

Eichmeyerhöhle, im oberen Drittel des Felsspaltes die interessanten Farne

Ein kalter Luftzug weht aus dem stollenartigen Höhlengrund, über uns wölben sich auffallend unterschiedliche Gesteinsschichten (im Gegensatz zu weiten Teilen des übrigen Waldviertels mit ihren eher einheitlichen Gneis- und Granitmassen hier in der “Bunten Serie” äußerst vielfältig und mineralogisch besonders interessant). Zu meiner übergroßen Überraschung und Freude entdecke ich rechts beim Höhleneingang einen Zarten Streifenfarn (Asplenium lepidum, bei Farnspezialisten eine besonders gesuchte, weil seltene Art), den ich nur aus der “Teufelsluke” weiter oben in den Krems-Zwickl-Wänden vor einigen Jahren entdeckt hatte.

Dreierlei Streifenfarn, oben der seltene Asplenium lepidum

Der nach anfänglicher Querung nun steil direkt hinauf führende “Höhlensteig” gelangt in immer urigeres Gelände, und dann stehen wir im “Steinernen Saal”. Ein riesiges Felsdach überwölbt diese Halbhöhle, absturzbereit wirken die Zacken darin. Das Kuriose an dieser Höhle sind aber die zahlreichen Steinmanndln, die hier aufgebaut sind, und einer scheint sogar die Höhlendecke wie ein Tropfstein zu stützen!

Nach dem vorsichtigen Abstieg wandern wir das Kleine Kremstal entlang, vorbei an den Stationen des Geologischen Lehrpfades (von Prof. Alexander Tollmann konzipiert, Infotafeln und Markierungen der Gemeinde Albrechtsberg). Dabei wird es wegen der nahen Mittagszeit immer heißer, und wir sind froh, endlich beim Krems-Zwickl zu landen.

Bizarre Gesteinsformationen am Geologischen Lehrpfad

Kremsfluss mit Höhlenfelsen

Die Bankerl dort stehen jedoch voll in der Sonne, und so suchen wir ein Schattenplätzchen beim Stauwehr des (nicht mehr in Betrieb stehenden?) Kraftwerks Hohenstein. Hier hat sich manches verändert, vielleicht auch durch Hochwasser, und der malerische Stauweiher ist nicht mehr vorhanden. Die altmodische Anlage hat jedoch noch immer ihren Reiz, und wir können die Mittagsrast genießen. Für den Aufstieg zum Wotansfelsen (dort wäre es laut Karte Mineralien-fündiger) reicht allerdings die Energie nicht mehr, und so treten wir die überraschend kurzweilige Rückwanderung an.

Fast biedermeierlich wirken die alten E-Werk-Bauten!

Für den Höhlenaufstieg waren die Bergschuhe gerade richtig, aber auf dem Talweg hätten uns die Laufschuhe besser gepasst. Trotzdem geht es schnell voran, und dazu gibt es allerhand Kurzweil, wie Kletterkünste und Naturverkleidungen…

Aus dem engen Kremstal fahren wir zügig wieder hinauf zur Hochfläche (für einen Besuch in Albrechtsberg reichte die Zeit nicht mehr) und sausten ebenso flott hinab in die Wachau. Die Rollfähre in Weißenkirchen, unterstützt vom relativ lebhaften Schiffsverkehr auf der Donau, brachte noch ein bisschen Spannung in den Ausflug. Zuletzt landeten wir in Furth zu Kaffee und Marillenkuchen bei Uli und Sepp (danke!), und sogar ein Heurigenbesuch stand noch am Programm dieses netten, abwechslungsreichen Tages.

Abendliche Abkühlung im Fladnitzbach angesichts von Stift Göttweig.

Seit 2005 haben wir alle Aufführungen von “Shakespeare auf der Rosenburg” mit Alexander Waechter besucht. Bei Hochwasser und stürmischem Wetter, mit Decken und Mantel, aber immer wieder auch bei günstigen Verhältnissen. Im Vorjahr wurde sogar ein Baumgartner-Binder-Familienausflug daraus mit Vogelschau und Kindervorstellung.

So einen lauschigen Abend bei (fast) Vollmond erlebten Anni und Irene (als ich nicht fit genug war) 2010, und gestern war ebenfalls eine unübertreffliche Stimmung für die Aufführung des “Falstaff”. Tragikomödie nach William Shakespeare nennt sich diese Zusammenstellung aus verschiedenen Werken über den tragisch-komischen Ritter Falstaff.

Waren die ersten Aufführungen noch im Turnierhof, steht jetzt das “Zirkuszelt” außerhalb im Seitenhof – Platz genug für die rund um die zentrale Bühne aufgebaute Arena mit ihrer Überdachung, die Wettersicherheit zumindest verspricht. Diesmal kein Problem, ein milder Abend ohne Hitze (und sogar ohne Gelsen…), so richtig angenehm zum Sitzen auf dem weiten Rasen, wo Bänke und Tische zum Genießen von allerhand Köstlichkeiten einladen.

Ein kleiner Rundgang vermittelt die Einstimmung, der prächtig renovierte Schlossbau und die Gartenanlagen, darunter der schon hübsch verwachsene “Senkgarten” sind eine Augenweide! Die Aufführung selbst hat uns weniger beeindruckt als die früheren Originalstücke von Shakespeare (aus der Programmübersicht erkennbar) – auf die Hauptdarsteller offensichtlich zugeschnitten, wobei altvertraute Gesichter (wie der originelle und schon ganz professionelle Richard Zecha, der sich vom Helfer zum Schauspieler bemausert hat) und neue Darsteller zusammenkommen.

Alexander Waechter als Falstaff

Die bezaubernde und stimmlich eindrucksvolle Nancy Mensah-Offei (geboren im westafrikanischen Ghana, studiert Schauspiel am Konservatorium Wien)

Beim Schlussapplaus mit der unverwüstlichen Erni Mangold

Wie man aus diesem Stück eine Kindervorführung machen kann, mögen wir uns nicht vorzustellen. Es war schon für Erwachsene zeitweise etwas schwer verdaulich, obwohl Tendenzen vermittelt wurden, die uns auch nahestehen – wie die Fragwürdigkeit des Heldentums, die Ambivalenz von Herrschern und ihren Speichelleckern…

Der Schlussapplaus bot jedenfalls originelle Szenen, wie so manche Stellen dieser Shakespeare-Bearbeitung. Wir wünschen uns nur, dass es im nächsten Jahr wieder ein Originalstück – ein eher komödiantisches und weniger tragisches – geben wird. Aber Alexander Waechter wird schon wieder “seinen” passenden Shakespear ausgraben!

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