Hubertussee spiegelt den Herbst
3. November 2011 von Bernhard Baumgartner
Wieder von Südtirol zuhause – und noch immer dieses herrliche Wetter, und noch leuchtendere Farben als rings um Meran!
Am letzten Wochenende hatten wir den “Binder´schen Familienhund” Chacky zu betreuen. Sein Hintergestell macht ihm auch schon etwas Probleme, sodass er morgens am liebsten in seinem Korb liegen bliebe. Aber wenn es dann “auf Tour” geht, kommt er schon auf Touren und begleitet uns bei den Spazierwanderungen, immerhin bis zwei oder drei Stunden.
Am Samstag glaubten wir schon, überhaupt nicht aus dem Nebel heraus zu kommen. Aber der Hubertussee in der Walster erwies sich als das richtige Ziel. Hinter dem Kernhofer Gscheid kam plötzlich ein Südwestwind auf, und von Ulreichsberg an schien herrlich die Sonne.
Besucht ist die Walster fast zu allen Jahreszeiten, so spät im Jahr haben allerdings die Spaziergänger schon die Wallfahrer abgelöst. Alle kehren am liebsten bei der “Wuchtlwirtin” ein, die ja auch keine Konkurrenz hat, nachdem der Gasthof Labenbacher in Fadental gesperrt ist.
Am schönsten wäre die längere Runde: Von der Wuchtlwirtin bald von der Walsterstraße rechts abzweigend im naturgeschützten Talboden zum Antonius-Bildstock. Dort mündet der Walsterbach in den Hubertussee, und am rechten Ufer geht es ganz malerisch dahin, am Hubertus-Bildstock vorbei bis zur Bruder-Klaus-Kirche. Vor wenigen Jahren wurde der Fahrweg asphaltiert, aber leider versäumt, das Befahren nur für Anrainer zu gestatten. Wer zur Klauskirche will, könnte genau so gut auf der Walsterstraße bis zur Staumauer fahren und dort dort durch den kleinen Tunnel zum Parkplatz unterhalb der Kirche gelangen.
Rechts abzweigend, unterhalb der ehemaligen Walsterer Volksschule vorbei, wandert man dann neben dem “Kleinen See” in das Seitental mit dem Schnittlermoos, wo das Einschichthaus sogar bewohnt und damit vor dem Verfall gerettet ist. Voraus tauchen Schwaighüttenboden und Sulzberg auf, dieser ist mit 1400 m der höchste Gipfel dieser Voralpengruppe und bietet eine einsame Wanderung (halt vielfach auf Forststraßen).
Mit geringem Anstieg wird das Fadental erreicht, und nun führt die Wanderung durch die schluchtartige Schwarzwalster wieder hinaus zum Walsterbach beim Tiroler Kreuz – eine fantastische Blumenwanderung im Frühsommer mit subalpiner Flora!
Auf der Straße ansteigend wird dann die Staumauer mit der Margareten-Statue erreicht (ein Geschenk der Eheleute Krupp aus der Zeit der Monarchie, das neue Walster-Buch aus dem Kral-Verlag berichtet darüber ausführlich). Wochentags geht man auf der etwas schattigeren Straße zurück zum Ausgangspunkt und hat dabei ein paar wunderbare Aussichtspunkte zu erwarten.
Die Staumauer des Hubertussees befindet sich unterhalb der einstigen Walsterklause, wo der Bach zur Holzschwemme durch den Rechengraben aufgestaut wurde. Draußen bei der Salza wurde das Holz über den Tobenz´schen Holzaufzug (benannt nach einem Holzunternehmer des frühen 19. Jahrhunderts) hinauf zum Kreuzberg befördert. Mit Wagenfuhrwerken brachte man es durch Mariazell zum Weißenbach (beim Krankenhaus Mariazell), und dort wurde es zur Erlauf und auf dieser weiter bis zur Donau geschwemmt. Auf Flößen oder Plätten erreichte der kostbare Brennstoff die Residenzstadt Wien.
Von der Natur her bietet der Hubertussee bildmäßig mehr als seiner Flora und Fauna nach. Sicher gibt es eine typische Feuchtvegetation und an den steinigen Ufer eine hübsche Voralpenflora. Bekannt ist das Walstertal auch wegen der Narzissenblüte, und an einer Stelle ist sogar die Sibirische Schwertlilie zu finden. Aber bis es soweit ist, vergeht vielleicht noch ein so schneereicher Winter wie vor wenigen Jahren, als die Voralpen fast im Schnee begraben wurden (siehe im Blog > Walster). An Wasservögeln haben wir bisher nur einige Blässhühner beobachtet, und die Wildenten warten stets darauf, gefüttert zu werden. Am Walsterbach und in der Schwarzwalster schwirren immer wieder Wasseramseln knapp über dem Bach dahin, um dann auf Futtersuche gleich ein Stück unter Wasser weiterzulaufen. Ja, mit viel Glück kann man auch die Frauenschuh-Orchidee entdecken. Aber was die “Gogaloanzen” sein sollen, über die der früh verstorbene (und mit ihm der ganze Fadental-Tourismus) Wirt Labenbacher zu berichten wusste, darüber rätseln wir immer noch. Soll es vielleicht gar die Steirische Küchenschelle mit ihrem womöglich nördlichsten Vorkommen sein? Die “Märzenbecher”, wie die Frühlingsknotenblumen hier heißen, wird er doch wohl nicht gemeint haben… oder gar die Anemonen-Schmuckblume (in der oberen Schwarzwalster) oder die Mehlprimeln…?
1 Reaktion zu “Hubertussee spiegelt den Herbst”
Herrliche Bilder, fesselnde Beschreibung.
Wir sind immer wieder gerne dort, ausländischen Besuchern wird diese “Ecke” routine-mäßig gezeigt und dementsprechend bewundert.
Aber in mir weckt es auch Erinnerungen, die für den Rest des Lebens intensiv bleiben werden :
In der Neujahrsnacht , in der Frau Minister Lise Prokop unter furchtbaren Umständen auf der Fahrt von Annaberg nach St.P. verstorben ist, stürzte ein PKW mit fünf Insassen nahe der Staumauer in den Hubertussee. Während der dramatischen Rettungsaktion dieser Insassen konnten wir am Funk die Gespräche der Fahrt mit der armen Frau Minister mitverfolgen,
die Szenen in Lilienfeld, die Weiterfahrt………
Sowas vergißt man nicht !!
HB