Schwarzengruberhöhe – Spätherbstliches am Naturerlebnisweg Wiesenwienerwald
1. Dezember 2015 von Bernhard Baumgartner
Analog zu dem im Milleniumsjahr 2000 eröffneten Naturerlebnisweg St. Veiter Staff habe ich bereits im Naturfreundeführer “Wiesenwienerwald” (2003) und zuletzt in “Das große Wandererlebnis NÖ” (5. Auflage Kral-Verlag 2014) eine solche Route zwischen der Kukubauerhütte und St. Veit an der Gölsen beschrieben.
Die gesamte Tour mit Anmarsch von Rohrbach an der Gölsen über die “Teufelsstiege” am Steinberg zur Kukubauerhütte und dazu der Abstieg nach St. Veit (günstige Bahnverbindung der Talorte bzw. Zufahrt von St. Pölten, sogar mit dem “Mariazeller Autobus” von ? Wien-Südtirolerplatz ?) dauert etwa 5 Stunden. Für uns als St. Veiter gibt es an dieser Strecke aber einige kleine, dafür besonders interessante Stücke für einen vor- oder nachmittägigen Spaziergang.
Besonders zwischen Rosswürger (in der ÖK enthalten) und dem Wieshof (in der ÖK beim r von Kerschenbach, mit Kapelle, die leider völlig devastiert und immer noch nicht renoviert ist) gibt es an der Schwarzengruberhöhe ein uriges, fast urwaldartiges Kammstück, das dazu noch etwas Interessantes aufweist. Zurück zur ÖK – dort ist die 677 m hohe Waldkuppe südwestlich des Rosswürgers als Schwarzengruberhöhe bezeichnet. Der dazu gehörige namensgleich alte und nicht mehr bewirtschaftete Bauernhof liegt westlich dieses Gipfels am Ende des vom Kerschenbach heraufführenden Güterweges. In einem Kreisbacher Urbar von 1570 heißt das Gehöft zwar “Schwarzengrueb”, was die Lage in einem schattigen Bergwinkel bezeichnet. Der offizielle Hausname ist aber “Schwarzgruber”, seit 2001 im Besitz eines Hainfelder Bauern und irgendwie als kleiner Forstbetrieb geführt. Das kennt man vor allem an einem Wildgatter mit Hirschen und an der Umleitung der Markierung, die vor wenigen Jahren noch beim Haus vorbei führte, aber jetzt auf den Kamm oberhalb umgeleitet ist.
Dass die Umleitung durchaus auch Vorteile hat, sei nicht bestritten, denn auf dem Kamm nördlich oberhalb vom Schwarzgrub geht man durch die urigsten Waldstellen, und am Wiesenrücken danach gibt es eine prachtvolle Aussicht (wenn man am hohen Wildgatter vorbei ist oder durchblickt…). Wir fahren als Einheimische mit Spazierabsichten ein Stück mit dem Auto zu, kurz hinein in den Kerschenbach, gleich nach den alten Steinbrüchen (früher sehr wichtig u. a. für die Gölsenregulierung in den 1920er Jahren) links in den Rottenbach – bei uns ist seit Einführung der Straßenbezeichnungen 2004 alles gut beschildert, samt den neuen Hausnummern und Familiennamen und (eher selten etwas kurios übernommenen) Hausnamen.
Bis zum Wieshof (im Graben bei der Gabelung rechts) reicht der Asphalt, dort steht auch die Bildstockruine (Frau Julie Hofegger hat sie sogar in ihrem “Marterlbuch” so festgehalten) und danach geht es entlang der gelben Markierung auf dem Fahrweg weiter. Zuerst noch links ein paar uralte verwachsenen Birnbäume, dann Wechsel zwischen schottriger Fahrbahn und Asphalt, warum ist uns unerklärlich, bei den Bienenstöcken des St. Veiter Imkers Scheer gabelt sich die Route. Übrigens habe ich um Honig von diesen Stöcken im St. Veiter Bauernladen nachgefragt und einen wunderbaren, tiefdunklen Waldhonig zu kaufen bekommen. Die Markierung geht links weg, rechts führt die alte Hofzufahrt zum Zegernitzer, einem 1536 in einem Lilienfelder Urbar geannten Gehöft mit dem aus dem Slawischen kommenden Hausnamen (sekirnica = Axtbach). Wie beim Schwarzgruber sind die unterhalb gelegenen Höfe (hier Wies, dort Blühberger vulgo Bichler, sprechender Hausname – auf dem “Bichl” = Bühel gelegen) schon 200 Jahre früher urkundlich, nämlich 1321 in einem Göttweiger Besitzverzeichnis.
Doch nun von der Heimatkunde weg (dieses Interesse habe ich mit dem “St. Veiter Hausbuch” eher abgeschlossen), hinauf zum Höhenweg über die Schwarzgruberhöhe (so bezeichne ich die Kammhöhe oberhalb vom Schwarzgruber). Dort stößt man zwischen verwitterten und teils riesigen “Grenzbäumen” (diese werden nämlich eher nicht gefällt !) auf eigenartige Steinschlichtungen – das sind ursprüngliche Weidezäune und Besitzgrenzen, vor langen Zeiten in mühevollster Arbeit aus den Sandsteinblöcken aufgeschlichtet. So oft wir hier schon gegangen sind, was wir diesmal entdeckten, ist uns noch nie aufgefallen!
Dieser hartlaubige Strauch (ein Relikt aus wärmeren Klimaperioden, wie auch die Eibe, Tertiär ?) ist neben dem Buchs und den Palmkätzchen der Salweiden einer der drei Bestandteile der “Palmbuschen”, daher gern in der Nähe der Gehöfte angepflanzt. Durch Vögel könnten die Samen in die freie Natur verschleppt worden sein. Aber ich kenne auch einige der seltenen Standort in den Voralpen, wo Ilex vorkommt – Falkenstein oberhalb der Vorderen Tormäuer, Westhang des Kleinzeller Hochstaffs, östlich der Ebenbaueralm in Annaberg und zwischen Reith und Erlaufboden, auch im nahe gelegenen Durlaß und sicher noch vereinzelte andere.
Um Buchs und “Schrattlla(u)b” zu besuchen, gehen wir dann – mit der im Panorama gezeigten Aussicht – im “freien Gelände” hinüber zum Großöder. Wie die nahe davon aufragende Villa Sonnhof gehört diese Berggegend südöstlich von Schwarzenbach zum Besitz der Kwizda Unternehmens-Verwaltungsges. m. b. H., vorher die bäuerliche Familie Anthofer, 1943 Kauf Richard Kwizda, angeblich soll früher dort sogar Kräuterzucht betrieben worden sein. Neuerdings gibt es Bestrebungen (abseits der mit Überwachungskameras ausgestatteten Villa), den alten “Kirchenweg” von diesen schon im 14. Jh. bestehenden Höfen abzusperren. Ein Problem, um das sich wir St. Veiter entschieden kümmern sollten, selbstverständlich auch die Marktgemeinde (in meinem Blog schon darüber berichtet).
Buchsbestand beim Großöder, das Haus dahinter bis um 1990 bewohnt (von der kinderreichen Familie Gram, unsere Nachbarin Maria Lehrbaumer ging fast jeden Tag den alten Kirchenweg hinauf zu ihrer Schwester Frau Gram). Jetzt ist es verschlossen und abgesichert, wird aber sicher allmählich verfallen, wenn nicht ein Landsitz daraus entstehen sollte. Die Lage ist jedenfalls traumhaft…
Über den markierten Schwarzenbacher Rundwanderweg Nr. 03 (die längere der drei empfehlenswerten Routen rund um das Dorf Schwarzenbach) gehen wir dann zurück zum Wegkreuz inmitten der Wiesen und dann entlang der gelben Markierung, dem von mir beschriebenen “Naturerlebnisweg Wiesenwienerwald” hinab ins Tal. Dabei kommt man über eine ehemalige Viehweide mit einigen “Nassgallen” (Austritt von Grund- oder Hangwasser, in der Flyschzone typisch). Seit der alte Zegernitzer (sein Haus habe ich um 1970 noch mit Strohdach gesehen, aber leider nicht fotografiert…!) kein Vieh mehr hat oder austreibt, ist diese “Halde” (mundartlich “Hoid”) ziemlich verwildert. Das heißt, überall wachsen Zitterpappeln und Birken auf, jetzt im Herbst bedecken die abgewelkten Bestände der Feuchtflora neben ähnlichem Graswuchs den Hang. Für die Natur sicher ein Gewinn und zu anderen Jahreszeiten (wie auch die Ökofläche “Kerschenbachursprung” beim Hof Knoll vulgo Hochedler) einen botanischen Besuch wert!
Im Hintergrund erhebt sich der St. Veiter Staff, dahinter die vom ersten Schnee dicht bedeckte Lilienfelder Hinteralm mit dem Muckenkogel und der deutlich erkennbaren “Gschwendt-Sutten”. Über ein “Stiegl”, das noch die Spuren der Ausbesserung oder Instandhaltung durch den alten Zegernitzer zeigt, kommen wir dann wieder zu den Scheer´schen Bienenstöcken (im Sommer ist eine weite Umgehung angeraten !) und zum Wieshof.
Misteln (wie beabsichtigt) haben wir leider nicht heimgebracht, aber dafür die Stechpalmen auf der Schwarzgruberhöhe entdeckt, wenn auch deren Beeren noch vielleicht Jahrzehnte auf sich warten lassen…