Unser geliebter “Stadelberg”…
19. November 2013 von Bernhard Baumgartner
… sollte eigentlich besser heißen: Der bei uns, Anni und mir, so beliebte Hochstadelberg! Der “Stadelberg” (so heißt er nach der einem Stadeldach ähnlichen Form) war so um 1948 mein erster Tausender, als ich zur Erholung bei der Koller-Pepperl im Haus des Jägers Höblinger oberhalb von Erlaufboden war. Wiederentdeckt haben wir diesen netten Gipfel mit seiner grandiosen Aussicht erst 40 Jahre später…
Der Hochstadelberg ist auf der kurzen Strecke vom Wastl aus (neuer Parkplatz beim “Ötscherblick”) die richtige Tour für kurze Tage in der winterlichen Jahreszeit. Noch dazu, wenn man spät dran ist und nur die spärlichen Sonnenstunden nützen will – also ein “Mittagsgipfel”, ohne Einkehrmöglichkeit, aber Auf- und Abstieg in jeweils kaum 3/4 Stunden. Wer länger unterwegs sein will, kann von Gösing aus bis Annaberg wandern, dann weiter nach Reith zur Bahnstation und mit der Mariazellerbahn zurück nach Gösing fahren.
So lang unterwegs sein wollten wir am Montag, 18. November, eigentlich nicht, eher hinaus aus dem Nebel der Niederungen in die Sonne der Ötscherregion. Nachmittags wurde es auch im Gölsental dann sonnig, aber für uns war das kleine Gipfelerlebnis ebenso wichtig, noch dazu bei der relativ kurzen Zufahrt (50 km).
Was im Sommer schon zu vermuten war, bestätigt sich jetzt – der neu angelegte Weg direkt vom Parkplatz hinauf in den Wald hat sich in der herbstlichen Feuchtigkeit in eine Rutschbahn verwandelt. Erst auf der vom P. 1092 m heraufkommenden Forststraße geht es gut weiter, Schneelage hier herunten nur mehr in Resten. Der von mir in der Karte mit rotem X bezeichnete Aufstieg ist immer noch üblich, sicher gut ausgetreten und jetzt bei Schnee tief gespurt.
Der von der Forststraßenbiegung anschließende Steig an der Bergkante (und Grundgrenze) entlang ist sogar etwas “ausgeputzt”, das heißt von abgerissenen Bäumen des letzten Winters befreit. Schon nach kurzem Aufstieg im dichten Gehölz steigen wir hinaus zur freien Gipfelfläche, wo uns wie ein warmer Hauch der Föhnwind empfängt. Die Rundsicht ist ganz klar, in den Mostvierteltälern liegt Nebel, aber sogar einige Waldviertler Gipfelpunkte sind zu sehen. Der Alpenbogen vom Schneeberg bis zum Ötscher ist in den Hochlagen ab etwa 15oo m schon völlig verschneit. Die niedrigeren Berge und Hochtalmulden so zwischen 800 und 1000 m zeigen noch überraschend schönes “Lärchengold”.
Nach den Panoramaaufnahmen und einem Schluck aus der Thermosflasche (Jause gibt es für eine solche “Mittagstour” keine, erst das Mittagsessen zuhause…) wandern wir Richtung Osten hinab in die Almmulde. Von dort aus könnte man noch den in der ÖK nicht bezeichneten Ostgipfel besteigen (Bank als Rastplatz mit schöner Aussicht und weiteres Gipfelbuch; beim Gipfelkreuz haben wir uns diesmal gar nicht eingeschrieben). Dort führt auch eine erweiterte Runde weiter am Kamm entlang zur neuen blauen Markierung, wo es über “Am Eck” und das historische Holzknechthaus Halbartschlager (hoffentlich verfällt dieses volkskundlich wertvolle Objekt nicht!) zurück zu den Böden und zur Wastlstraße geht.
Wir sind schon neugierig, wie sich das Feuchtbiotop an der Nordseite des Almmulden-Sattels heute zeigt (in der ÖK als kleiner Teich eingezeichnet, tatsächlich ein solcher mit interessanten und bei entsprechender Beleuchtung auch malerischen Sumpfflächen; übrigens gibt es auf dem Hochstadelberg auch besonders im Frühsommer hübsche Flora, z. B. Tozzia alpina, sogar Frauenschuh soll es geben, aber von uns nur auf der Bichleralpe sicher beobachtet).
Bis auf den sonnseitigen westlichen Rand ist die “Teichmulde” schon völlig verschneit, die Wasseroberfläche bedeckt eine Mischung von Schnee und Eis, zwischen den Büscheln der Riedgräser schimmern die Feuchtflächen als Eisbuckel. Durch die hohen Fichtenwipfel am Südrand brechen grell die Sonnenstrahlen, und die ganze Szenerie teilt sich in bläuliche Schatten und grelles Schneeleuchten – bizarr und malerisch und faszinierend als Bild, aber das auch fotografisch einzufangen, bedarf schon viel Mühe und Geschick und gelingt trotzdem nicht immer befriedigend. Noch dazu soll der Himmel wirklich so tiefblau ausschauen, und das letzte Laub der Rotbuchen und der grüne Wiesenrand muss doch auch noch zur Geltung kommen…
Beim anschließenden Abstieg trennen wir uns kurz, Anni geht den steileren direkten Weg, ich folge der im unteren Teil schon aperen Forststraße (je nachdem, wie es die Knie verlangen…). Die “alpine Buschtrommel” (= Jodler) führt uns zum Glück wieder unten zusammen, denn Handy wie immer statt im Rucksack im geparkten Auto (wenn überhaupt Empfang wäre). Vielleicht ergibt sich der “Stadelberg” bald als Schitour, denn in den Dezember hinein könnte trotz oder womöglich wegen der Klimaerwärmung ein grimmiger Winter einziehen…
4 Reaktionen zu “Unser geliebter “Stadelberg”…”
Schööön! Erinnert mich gleich wieder an unsere gemeinsame Schitour – und meinen ersten Versuch mit Fellen! Mein großes Erstaunen, daß man damit ganz leicht bergauf gehen kann! *gg*
Der Beginn des Weges war Rutschbahn wegen Schnee/Eis oder wegen Gatsch?
Hoffentlich friert es jetzt endlich – bis jetzt Rutschgefahr wegen Gatsch!!!
Übrigens haben wir heute auch eine unserer gemeinsamen Touren kurz entschlossen wiederholt – Runde auf dem Ebenwald, aber nicht zur Hahnwiese, sondern zum Schwarzwaldeck. Der Wetterbericht hätte nicht ahnen lassen, dass es so schön geblieben ist (Bericht folgt).
Grüße! BB
Lieber Hr. Baumgartner!
Leider ist das Buch “Wienerwiesenwald” vergriffen. Gibt es eine Möglichkeit über Sie persönlich noch Exemplare zu beziehen?
Vielen Dank, Lisa Donat
Das Interesse an diesem Wanderführer wäre sicher noch gegeben, wird aber von den Naturfreunden NÖ (dort sicher schon angefragt…) nicht mehr aufgelegt.
Meine Empfehlung – anfragen bei Marktgemeinde 3161 St. Veit an der Gölsen oder 3163 Rohrbach an der Gölsen, dort sind wahrscheinlich noch welche vorrätig, auch der “Wanderatlas Bezirk Lilienfeld” oder das “Naturerlebnis NÖ”.
MfG. BB