Vordere Tormäuer und Nestelberg
29. Mai 2012 von Bernhard Baumgartner
Die Vorderen Tormäuer von Trübenbach aus habe ich heuer schon begangen und fotografiert. Die Zufahrt über Annaberg erschien uns immer günstiger, aber bei der Tour auf das Hochbärneck über Puchenstuben und durch das Pielachtal haben wir schon bemerkt, dass diese Route gar nicht so viele Kilometer hat, wenn auch eine sehr kurvige Strecke ist (für alle über St. Pölten oder aus dem Gölsental zufahrenden Wanderer günstig, von Traisen über Rotheau – Eschenau nach Tradigist am kürzesten ins Pielachtal). Daher scheuten wir uns auch nicht vor der Fahrt über Kienberg – Urmannsau zum Naturpark-Eingang Eibenboden (immerhin 142 km insgesamt, da wird schon was zusammenkommen in diesem Sommer).
Durch die Vorderen Tormäuer
Um 9 Uhr Abmarsch vom Eibenboden, ganz schön kühl, aber zum Aufwärmen folgt ja gleich der asphaltierte Anstieg auf dem Eiben-Güterweg. Unten rauscht imposant die Erlauf, und von der allmählich verfallenden Eibenmühle (sollte die im Naturpark nicht renoviert werden? schauerlich das zerfallene Mühlrad, wirklich schade) hinein in die Tormäuerschlucht. Erlauf mit mittlerer Wasserführung, der Hundsbachfall aber schon recht fadenscheinig, anscheinend hat sich das Schmelzwasser vom Ötscher her schon verflüchtigt. Grelles Licht im frisch grünen Laub, an den Felsen tiefdunkle Schatten – fotografisch gar nicht so einfach.
Trefflingfall und Toreck
Der Trefflingfall war großteils noch ohne Sonnenbeleuchtung, ein gewisser Vorteil, denn nichts ist beim Fotografieren abträglicher als der Hell-Dunkel-Wechsel, besser wäre ein leicht diesiges und zugleich helles Wetter. Aber das kann man sich halt nicht bestellen… Dafür war die Toreckklamm voll schön ausgeleuchtet.
Der Steig führt danach mit zwei Abzweigungen zum Puchenstubener Kirchensteig im dichten Wald dahin. Eine kleine Blockhalde ist dort dicht mit Hirschzungenfarn bewachsen, die schon großteils verblühten “Silberblatt-Mondviolen” gibt es zwar überall das Tal entlang, aber dort besonders dicht. Als Abwechslung huschte eine kleine Maus den Steig entlang, vermutlich eine Waldspitzmaus mit dunklem weichen Pelz fast wie ein Maulwurf, sehr geschreckt war sie nicht, sonst hätte ich den Pelz ja nicht befühlen können!
Eine solche kunstvolle Eisenkonstruktion wie den Kirchensteg findet man ja nun schon öfters im Gebiet, aber so schön über den Fluss gespannt wie hier nur selten. Die längere Runde hätte nun weiter im Tal bis zum Strudeleck geführt, wo man über einen steilen Steig hinauf zur Kirchensteig-Forststraße kommen kann. Weil ich diese Strecke erst unlängst gegangen bin, stiegen wir gleich über den Kirchensteig Richtung Nestelberg an. Dieses untere Wegstück führt durch urwaldartigen Baumbestand steil hinauf, sehr eindrucksvoll, überhaupt wenn man bedenkt, dass hier der Nestelberger Kirchenweg nach Puchenstuben verlief und sogar die Särge dorthin zum Friedhof getragen werden mussten (erst später kam die Verbindung nach Lackenhof auf). Dann folgt die Querung der erwähnten Forststraße und danach geht es durch einen eher unschönen Fichtenforst weiter bergwärts, vorbei an einem alten Wegkreuz mit gusseisernem Kruzifix (wohl aus der ehemaligen Gußwerker-Eisengießerei). Der Gesteinsuntergrund besteht hier aus Lunzer Sandstein, der diese Ansiedlungen oberhalb der Tormäuer wegen dem doch günstigen Boden und der Quellvorkommen erst ermöglichte.
Nestelberg und der Kassteig
Zuletzt führt der obere Kirchensteig einen Wiesensaum entlang, wo es ganz schön blühte, viel Klappertopf, an Orchideen nur das Stattliche Knabenkraut gesehen. Beim Weiterweg gab es dann noch viel schönere Wiesenränder! Dazwischen aber die Einkehr in der historischen Kartäuser-Taferne in Nestelberg bei Frau Gross, die dieses Haus vorzüglich und hoffentlich noch viele Jahre bewirtschaftet (von Ostern bis 1. November, daneben kann man in der ehemaligen Volksschule sogar nächtigen).
Inzwischen war es so warm geworden und zugleich frisch geblieben, dass wir im Garten sitzen konnten – der Gegend und dem späten Vormittag angemessen ließen wir uns eine Brettl- und eine Holzknechtjause auftischen, alles vorzüglich, den reichlichen und guten Speck allerdings noch als “Nachschlag” für die nächsten Tage einzupacken…
Dann ging es auf der asphaltierten Nestelbergstraße weiter, immer noch angenehmste Wandertemperatur, herrlicher Ausblick auf die gegenüberliegende Brandgegend (dort sind allerdings gewaltige Güterwegbauten zu bemerken…) und auf die hochragende Brandmauer. Der Ötscher ist ja von hier aus nicht sichtbar und hinter dem waldigen Nestelberg (eine tolle Tour von Trübenbach hierher!!!) und dem Gsoll (alte Zufahrtsstrecke von der ehemaligen Nestelbergsäge) verborgen. Die Wegweiser leiteten uns bis zum sommerlichen Wiesensattel beim Haus Gnadenberger, wo nicht nur Kühe, sondern auch Schafherden weideten.
Von der folgenden Hundsbachstraße der Bundesforste zweigt gleich nach dem Waldrand der wohl älteste Nestelberger Zugangsweg ab – der “Kassteig” – vielleicht so genannt, weil auf diesem die Abgaben zur Kartause Gaming befördert wurden? Jedenfalls führt der ehemals gut ausgebaute Karrenweg hinunter in den Nestelberggraben, wo der aus einem Höhlenportal hervorbrechende Karstbach die Nestelbergmühle betrieb. Davon ist kaum etwas mehr zu bemerken, und überhaupt kommt mir vieles dort durch den dichten Bewuchs gegenüber meinen früheren Begehungen sehr verändert vor. Ich wartete schon auf das Stück Blockwald, aber zuerst ging es noch wieder über Lunzer Sandsteinschichten (schaut aus wie im Wienerwald-Flysch, dort müsste es auch zur passenden Zeit Pilze geben). Erst ganz zum Schluss, wo unten schon die Asphaltstraße heraufschaut, folgen Felsstufen und Blockhalden dazwischen, die mit überaus viel Hirschzungenfarn bewachsen sind.
Im Abstieg ist (besonders bei Nässe) der gemütlichere Kassteig dem stellenweise abschüssigeren und oben rutschigen Kirchensteig sicher vorzuziehen. Ganz entspannt auf der asphaltierten Straße (Zufahrt nach Nestelberg) bergab durch den Nestelberggraben – zwei bemerkenswerte Anblicke: der aus den Felsen oberhalb entspringende “Soachabach” (zwei Karst-Überlaufquellen mit Wasserfall) war nur in einem Ast in Betrieb, und drunten entlang der Erlauf stauten sich die Autos – zwischen Eibenboden und Schindlhütte kaum mehr ein Parkplatz zu finden! Wohin all die Leute gekommen sind? Wir trafen nur wenige Wanderer, nur eine größere Gruppe von Wallfahrern aus Seitenstetten, die hier den zweiten Tag (von Gaming nach Mariazell) unterwegs waren.
Kurzweilige Rückfahrt nach St. Veit wieder durch das Pielachtal. Jetzt warten wir nur auf einen schönen Sonnentag ohne Gewitterdrohung (wie wir schon einige im Mai hatten), um die Tour über die Gemeindealpe zu machen, bevor die Napolitanischen Krokusse auf der Feldwiesalm und vor dem Eisernen Herrgott (vom Terzerhaus kommend) restlos verblüht sind.
4 Reaktionen zu “Vordere Tormäuer und Nestelberg”
Mich frißt der Neid!
Ich seh schon, ich muß wieder einmal zwei, drei Tage am Annaberg verbringen! *gleichplanenwerde*
Wenn du einen Annaberger Termin hast, bitte gleich melden!
Aber können wir uns vorher in Baden sehen?
Grüße! BB
Beides: ja selbstverständlich!
Meldet Euch bitte, sobald Ihr wißt, wann Ihr in Baden seid, damit ich mir Zeit nehmen kann für Euch!! Freu mich sehr!
immer wieder ein genuß – bilder aus der ötscherregion – danke