Im endlosen Wald – Pfaffenstegteich und Königswald

9. August 2009 – 11:35


Weil die Heidelbeerausbeute vom Lungau nicht zum Einkochen reichte (fürs Naschen sind diese überaus gesunden Beeren aber mehr als eine Woche haltbar, wenn man sparsam umgeht damit), war schon nach dem Urlaub unser nächstes Ziel das Waldviertel.

Zufahrt über die Schaufel

Ja, so heißt die schnelle und einmalig aussichtsreiche Bergstrecke hinauf ins südliche Waldviertel – von Marbach über die Schaufel nach Münichreith (ohne Anhalt und Einkehr in der Wirtshausbrauerei Haselböck, leider…), über die Neue Welt flach hinüber nach Laimbach und wieder bergan nach Ulrichsschlag und Gutenbrunn. Dort Landung beim Hanslteich und kurze Walderkundung – ein Eierschwammerl und Heidelbeeren voll reif – werden aber nicht in der belebten Gegend geerntet…

Entdeckung des Pfaffenstegteiches

Das ist natürlich nur symbolisch gemeint! Aber wir sind eben dort gelandet, obwohl wir eigentlich irgendeinen fruchtigen Waldrand ansteuern wollten – also doch Kolumbus BB, versehentliche Entdeckung von “Blewberryland”! Echt ging es so – auf der kurvigen Höhenstraße (verläuft ja im Gipfelniveau des Waldviertler Urgebirges) nach Bärnkopf, Abzweigung zum Schlesingerteich – nirgends ein von uns ersehntes Gelände. Doch am Dammende führt eine nicht gesperrte (sonst überall Forstwege mit Schranken) Sandstraße weiter, richtig – da geht eine öffentliche Straße in den Königswald hinein und am Saubachl entlang ins Yspertal hinunter – in natura aber ebenfalls ein Forststraße von wechselnder Qualität.

An der Abzweigung nach Waldviertler Kanada beim Hubertusteich (Zufahrt gesperrt) vorbei kam dann in vielversprechendem Waldgelände der Pfaffenstegteich in Sicht. Weiterer Verlauf – die herrlichsten und gerade richtig reifen Heidelbeeren in Vogelkirschengröße und in unfassbaren Mengen. Zum Glück hatten wir nicht viel Geschirr mit (aber gerade genug für gute zwei Stunden Arbeitsvergnügen), sonst würden wir vielleicht noch immer in den Heideln hängen. So klappten wir nach erledigtem Heidelbeerbrocken unser Campingbetten auf, verzehrten das kärgliche Mahl (auf der Hungerburg Leister in Langschlag wäre es wahrscheinlich ein sündhaftes Menü – Käseweckerl aus Vollkorn mit Paradeiser und Paprika aus eigener Zucht, verflixt – schon wieder keine Schokolade oder anderes Süßzeug genehmigt…) und machten uns dann an den Seerundgang.

Achtung – die Pfaffenstegteichrundwanderung von Bärnkopf aus ist eine Gewalttour, wenn man sie abmarschiert, ohne Räder nicht zu empfehlen! Wir nahmen die aus der Karte ersichtliche kleine Runde in Seenähe (die mitgenommene F & B-Karte war leider neben dem See schon aus, empfehlenswert mitzunehmen ÖK Nr. 35 Königswiesen und 36 Ottenschlag). Dabei machten wir gleich am Anfang (Südostseite) einen Abstecher auf alter Forstspur gegen das Ufer zu und hatten dabei einen ganz wunderschönen Ausblick. Allerdings ist das Gelände wirklich urgebirgig – überall kommen Felsklötze aus Weinsberger Granit hervor, und dazwischen wechseln Fichtendickichte (teilweise ziemlich devastierter Jungwald, ein paar Eierschwammerl) mit Windbrüchen und unzähligen Feuchtstellen – das ist sicher untertrieben, denn jede tiefere Spur ist in Minimoore verwandelt, und dazwischen gibt es noch unergründliche Wasserlöcher.

Am schönsten fürs Rasten ist das Nordwestufer bei einer kleinen neuen Kapelle, dort sonniger Wiesenrand oder weiches Gras unter hohen Schattenfichten – alles ganz malerisch und still, wenn nicht gerade und das selten ein Waldbewohner oder ein sich verirrender Urlaubsgast mit dem Auto vorbeistaubt! Baden ist verboten und auch nicht leicht möglich, fischen darf man mit Bewilligunskarte, und wie man die paar Boote benützen kann, weiß ich nicht – alles im Gemeindeamt Bärnkopf sicher zu erfragen. Übrigens – der Gemeindeprospekt enthält die Fotos aller Gemeindebewohner, können also nicht zu zahlreich sein!

Fahrt durchs Waldviertler Kanada (= Hinweistafel beim Hubertusteich)

Schon am etwas späteren Nachmittag machten wir uns an die Heimfahrt – auf der über den Damm führenden Sandstraße weiter, gleich steil bergauf zur Wurzeben, dann endlos durch Hochwälder und an Schlagflächen vorbei zur nächsten Lichtung beim Forsthaus Königswald. Hier wäre es günstiger, die Abzweigung rechts nach Dorfstetten zu nehmen. Denn in die öffentliche Straße ist links hinab Richtung Pisching eine Falle eingebaut – die besser ausgebaute Trasse mit Linksbogen bei einer Sandgrube hinunter ins steil eingeschnittene Tal ist Forststraße mit Schranken, die direkte Abfahrt ist “die Streif vom Waldviertel”, zum Glück ist uns erst unterhalb ein Salzburger BMW entgegen gekommen, und da war es knapp an die Steilböschung heran… Letzte Überraschung – in Hofedl vor Ysper war Endstation – dort war gerade eine Großbauernhochzeit in Gang, und der Bräutigam samt Anverwandten bemühte sich mit Ausdauer, einen Sperrbaum mit der Zugsäge zu durchschneiden. “Papa, lass wen anders!” rief die Braut, wohl in Sorge, die Mannsbilder würden mit dem zähen grünen Holz und der sicher nicht zu scharfen Säge noch bis in die Hochzeitsnacht hinein arbeiten müssen! Ratschlag an Waldviertler Bräute – die Kranzjungfer möge hinter ihrem Blumensträußchen eine kleinhandliche Motorsäge in Bereitschaft halten…

Jedenfalls war es wieder ein ganz uriges Waldviertelerlebnis. Ich erinnerte mich lebhaft an meine Loipenrunde rings um Bärnkopf vor wenigen Jahren – im Winter möchte ich samt Allrad und vier Schneeketten nicht durch den Königswald fahren!

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