Urlaubstagebuch vom Montag, 15. Mai 2023, Tour ins Landesinnere:
Schon bei den Reisevorbereitungen hatte ich mich sehr auf das Landesinnere der Region Split / Knin konzentriert, weil die Ziele dort im Einzugsbereich von unserem Standort Vodice waren. Mit dem Hintergedanken, doch auf den Dinaraberg hinauf zu kommen. Letzteres hat sich leider nicht erfüllt, allein schon wegen dem unbeständigen Wetter. Trotzdem war dieser Tourentag ein Höhepunkt unserer heurigen Kroatienreise! Fahrstrecke 182 km, morgens hohe Bewölkung, dann zeitweise sonnig, aber nachmittags leider Regen.
Start von Vodice wie gewohnt, von der Magistrala bei Sibenik abzweigend Richtung der leicht abseits der Hauptstraße gelegenen, auch interessanten Stadt Drnis. Dann Abzweigung nach der Straßenkarte rechts bergwärts Richtung Vrlika. Dabei kommen wir hoch hinauf, am Pass Lemes sind wir scho0n auf 854 m, eine weite Almlandschaft, überragt vom nahen Gipfel des Kozjak. Die mit Kalksteinblöcken übersäten Bergwiesen sind von einer uns wohlbekannten Orchideenart ebenfalls übersät – Orchis morio / Kleines oder Salep-Knabenkraut. Wir treiben uns einige Zeit fotografierend herum (während einer Stunde fahren kaum ein paar Autos vorbei, also wirklich einsam und Geheimtipp).
Das letzte Bild zeigt ein noch sehr spärlich aufgeblühtes Dreizähniges Knabenkraut. Dann geht die Fahrt weiter, jenseits die weitläufigen Bergfluren hinab ins Tal der Cetina, unser nächstes Ziel, das wir im Gebiet des Ortes Vrlika erreichen – im Internet viele Beiträge, speziell auf der Veranstaltungsseite von www. dalmatiauntouched.com
Nun heißt es etwas aufpassen – wir überqueren den Cetinafluss und fahren weiter ins Gebirge hinein. Nahe einer historischen, aus Steinplatten gefügten Brücke, befinden wir uns in teilweise überschwemmtem Gebiet, der Fluss führt (glasklar und grünblau schimmernd) ein mäßiges Hochwasser. Bevor die von Wolken verhangenen Berghänge zum Dinaramassiv ansteigen, erstreckt sich noch eine weite Wiesenebene mit weidenden Herden (ich erinnere mich heute nicht mehr, Rinder oder wahrscheinlicher Schafe). Dann kommt eine auffallendes Monument in Sicht – die ruinenhafte Kirche Sv. Spas, ein lokal und euopaweit bedeutender Bau aus der Vorromanik (9. Jh.), umgeben von einem weitläufigen Friedhof.
Nächstes Ziel ist das “Auge der Erde”, eine der Karstquellen des Cetinaflusses bei der (eigentlich nicht in Erscheinung tretenden Ortschaft Cetina). Die Bilder bei der Vorbereitung (im Internet) zeigten einen Quellteich in mehrfacher Blauschattierung vom Ufer bis in den tiefen Wasserschlot. Uns zeigte sich das “Eye of earth” in milchig graugrünen Hochwasserzustand, in der Teichoberfläche brodelte es allerdings von dem massiv hochquellenden Wasser, das unmittelbar danach schon als wildwasserartiger Fluss Cetina davonströmte.
Für die große Kirche über dem gewaltigen Quellkrater fand ich leider keinen Namen. Wir folgten dem Steig hinab zum Ufer des “Quellsees”, konnten diesen allerdings wegen des hohen Wasserstandes nicht umrunden. Die Bekanntheit dieser Örtlichkeit zeigte sich in den Autos von verschiedensten Staaten, die hier parkten. Die Weiterfahrt erfolgte nach Einmündung in die Hauptstraße (vorher verstreute Ansiedlungen und Weideflächen angesichts des Dinaramassivs mit neugierig herankommenden Eseln) auf dieser weiter, nicht über die schmale und vielleicht sogar überschwemmte Schluchtstrecke (siehe voriges Bild). Jedenfalls landeten wir kurz von Knin beim Aussichtspunkt auf den großartig mächtigen Krka-Wasserfall, wo die herabbrausende Gischt die Hänge förmlich einnebelte.
Die steile Straßenrampe führt oberhalb durch die Felshänge hinüber nach Knin, dem kurzzeitig und historisch bedeutenden Zentrum der “Krajina”, einem Hotspot des Jugoslawienkrieges der 1990er Jahre. Das Stadtbild der gr0ßen Ansiedlung, mit einem weitläufigen Bahnhof ein Verkehrszentrum nahe der Grenze zu Bosnien, vermittelt mit den desolat wirkenden Häusern und von Einschüssen übersäten Fassaden trotz der seit den Kriegsereignissen schon länger vergangenen Zeit einen erschütternden devastierten Eindruck, trotzdem aber sehr belebt und anscheinend geschäftlich pulsierend. Unser Ziel war aber die einzigartig große Festung auf dem Bergsporn oberhalb der Stadt (von zwei Flusstälern begrenzt), die Abzweigung war zum Glück unschwer zu finden. Etwas mühsam mussten wir vor der alten Zugbrücke der Burg umdrehen, statt gleich an der Aufahrt zu parken. Trotz des zunehmend schlechteren Wetters hatten wir zumindest noch den Ausblick zum Dinara, an dessen Fuß bei all der großen Entfernung noch immer der Krka-Wasserfall zu erkennen war.
Die auch wegen der ausgesetzten Lage beeindruckende Festung, eine der größten solcher Anlagen in Europa (!), begeht man in einer kleinen Wanderung durch Mauerdurchlässe und Tore, überall gerade von Restaurierungsarbeiten betroffen. Leider begann es immer mehr zu regnen, unten im Ort war das Gelände um den ausgedehnten Bahnhof schon teilweise überschwemmt. So retteten wir uns – im Nachhinein zu sagen: wir saßen in der Festung Knin – allerdings nicht im Verlies, sondern im vorzüglichen Burgrestaurant. Weil bei der Wetterlage weiteres Herumstreifen nicht angesagt war (uns wozu auch die Stadt nicht verlockte), machten wir uns dann an die Rückfahrt – Hauptstraße über Drnis, ganz angenehm, wir hätten auch noch zum Nationalpark Krka abzweigen können, aber unser Tagespensum war mehr als erfüllt… Sehr interessantes Erlebnis, wenn auch ohne den angepeilten Tourentripp auf die Dinara. Dazu bemerkt – die geologischen Verhältnisse sind dort sehr unterschiedlich zum bereits erlebten Velebit mit seinen zackigen Felsaufbauten, hier herrschen rundliche Bergformen mit unten waldbedeckten, oben steinigen und noch mit Schneeflecken bedeckten massigen Flanken vor, also keine Herausforderung…