Wieder einmal im Ötscherland
9. November 2018 von Bernhard Baumgartner
Nach dem Südtirol-Herbst bis Ende September gab erst fast zwei Wochen später wieder ein Naturerlebnis (vorher noch zum Zirkus Roncalli nach Wien am 7. Oktober) – nach einem erfolglosen Schwammerlsuchen – am Freitag, 12. Oktober zum
Stausee Erlaufklause:
Zufahrt nach Mitterbach (57 km) bis zum Naturpark-Eingang, schon seit der Landesausstellung (wie in Wienerbruck) mit Parkgebühr, gleich nach der Wegabzweigung die “Stauseetränke”. Dieser untraditionelle Holzbau hat eine Terrasse mit einem Stausee- und Ötscherblick, wie kaum an einer anderen Stelle zu finden. Auf breitem Promenadenweg weiter bis zur Hängebrücke, auch ein gutes Fotomotiv mitten über der fjordartigen Wasserfläche, sonst gibt es ja nur Uferblicke. Über die Bahnschienen und die große Wiese querend zum Landhaus Reitbauer, wo die teilweise asphaltierte Erlaufklause- oder eigentlich Ötscherstraße anschließt.
Beim geschlossenen Traditionsgasthaus Steiner und der Bahnstation vorbei ist der nächste Halt auf der Staumauer – Blick in die Zinkenschlucht (Steig dorthin nicht abgesperrt, Extremtour im Ötscherführer, passend zu den derzeit so gepuschten “Wilden Wegen”, da waren wir schon einige Zeit voraus…) und über die stark abgesenkte Wasserfläche. Gleich danach beginnt mit Abschrankung und Fahrverbot (selbstverständlich auch für die so naturschädlichen / jagdbehindernden Radfahrer) die eigentliche Ötscherstraße. Wir zweigen aber bald nach dem Parkplatz links ab. Dort kann man das Stausee-Ende ausgehen oder über eine alte Brücke abkürzen, wie bei der Hängebrücke die schönsten Aufnahmepunkte.
Das ötscherseitige Ufer des Stausees hat entschieden den reizvolleren Weg. Bunte Baumgruppen wechseln mit subalpinen Böschungen entlang der breiten Forststraße, sogar ein verspätetes Zwergalpenröschen und ein Alpenleinkraut sind zu finden, im Frühsommer ist es hier natürlich viel blumenbunter. Dann zweigt ein ganz hübscher Waldweg ab und bietet einen kurzen Blick auf die Mariazellerbahn, gerade rechtzeitig für die planmäßig vorbeifahrenden Züge so etwa 20 Minuten nach den vollen Stunden.
Die Ausblick vom wieder breiten Uferweg steigern sich dann bis sogar der Ötschergipfel über der schmalen Wasserfläche auftaucht. Zuletzt begehen wir noch abseits vom Hinweg den Wasser-Lehrpfad, auch dort ganz schöne Szenerien und Infopunkte als Ratespiel über Fischarten. Nach ganz gemütlichen 2 1/2 Stunden kommen wir wieder zum Ausgangspunkt, nun den Ötscher schon in Mittagsbeleuchtung einzufangen – wenn die ersten Schatten in die Felsrinnen beim Rauen Kamm (für mich als Eigenname “Rauhen Kamm”) eindringen ergibt sich hier ein plastischeres Bild als im Auflicht des Vormittags.
Sprung in den Spätherbst, aber immer noch Traumwetter, nach heftigem Föhnsturm Ende Oktober geht es am Allerheiligentag wieder in den Nahbereich des Ötscher -
Taltour nach Trübenbach mit TEUFELSKIRCHENRUNDE:
Eigentlich wollten wir auf die Bürgeralpe oder zumindest nahe bei Mariazell wandern, doch im Lassingtal blies der wind noch so stark, dass wir in die (nur vermeintlichere!) Taltiefe der Erlauf auswichen – von Reith an der im November gesperrten Mariazellerbahn hinunter nach Trübenbach. Überraschung, hier pfeift es auch ganz schön stark, und neben dem Parkplatz liegen einige vom orkanartigen Sturm abgerissene, aber schon zur Seite geräumte Fichten.
Hier sind wir schon beim Trübenbachsteg, wo der Sulzbach irgendwann in diesem Sommer (es ist uns gar kein solches Wetterereignis in Erinnerung) Holz und Schotter angeschwemmt hat. Gleich danach beginnt am schmalen Steilhangsteig gegenüber der Teufelskirche die Kraxlerei durch die herabgestürzten Bäume. Nicht nur Fichten, diese sogar mit Unmengen von Zapfen im heurigen Fruchtjahr, sondern auch mächtige Rotbuchen hat es erwischt. Nach dem Teufelskirchensteg, an der Fortsetzung Richtung Vordere Tormäuer geht es so weiter, außerdem ist immer wieder das in den Mulden aufgehäufte tiefe Laub über knietief zu durchwaten. Bei den Halbhöhlen des tektonischen Teufelskirchenfensters (Beschreibung in den Ötscherführern) sind sogar Muren durch die Steilrinnen herabgerutscht. Durch den dichten Forst am Baumerboden mit einem ohne Zufahrt neu renovierten Holzknechthaus gehen wir noch bis zum Strudeleck. Kurz vor dem Haus Gerst (ebenfalls als Landhaus schön beisammen) gibt es dort den schönsten Ötscherblick von Norden aus dem gipfelnahen Erlauftal. Noch eine Überraschung – im Schatten blüht die erste Schneerose!
Auf demselben Weg geht es zurück. Begegnet sind nur zweimal anderen Wanderern – die ersten beiden wollten zum Mirafall (in den Ötschergräben!), das zweite Paar habe ich noch beim Teufelskirchensteg gewarnt, dass der Steig auf der Trübenbachseite durch die gestürzten Bäume fast versperrt ist… Gleich darauf steckten wir, an der Teufelskirche und der Rauwackenwand vorbei, ebenfalls wieder im Fichtenästedickicht. Immerhin ein Vorteil – so viele Zapfenäste von den Fichten hat es schon lange nicht gegeben!
Unsere anderen Unternehmungen seither sind bisher nur im Facebook von mir präsentiert: Wandertipp bernhard baumgartner
Und im Facebook ist an diesem Tag fast alles geplatzt von dem fantastischen Abendrot, bei mir mit den “angeblitzten” Blättern des Kirschenbaums, der inzwischen schon fast ganz kahl geworden ist.