Und immer wieder lockt – der Ötscher…
29. Juni 2012 von Bernhard Baumgartner
In meiner Jugendzeit gab es einen berühmten Kinofilm, dessen Titel auch so begonnen hat, aber weil die Hauptdarstellerin (wenn ich mich richtig erinnere) Gina Lollobridgida war, kann man sich vorstellen, wie der Titel geendet hat…
Zeitlose Schönheit – die verkörpert aber der Ötscher, für uns ein wahrer “Star” unter den Bergen nicht nur von Niederösterreich! Und bevor wir den Kreischberg-Urlaub angingen, hatten wir noch eine Tour erlebt, über die ich erst heute berichten kann, weil vorher die Zeit dafür zu knapp war. Übrigens wird jetzt dort die vollste Orchideeblüte herrschen, die wir weitgehend nur im Aufblühen vorfanden (Tour am 15. Juni).
Vom Zellerrain auf die Breimauer
Die Höhenwanderung zwischen Gemeindealpe und Feldwies wollten wir eigentlich mit einer Liftauffahrt zum Terzer Haus verbinden (dieses soll übrigen neu gebaut werden, passt zu den tollen Planungen für das Jahr der NÖ Landesausstellung 2015 über Ötscher und Mariazellerbahn). Aber weil wochentags kein Liftbetrieb ist, und wir noch vor der Abreise am 17. die Blumenwelt dort oben erkunden wollten, wählten wir als Ausgangspunkt den auch ganz schön hoch gelegenen Zellerrain.
Wunderschönes, luftiges Sommerwetter, aber am Parkplatz ein volles Erschrecken – die Wanderstöcke zuhause vergessen, und gerade für die weglosen Abschnitte hätten wir sie dringend gebraucht! Aber beim Gasthaus stärkte sich gerade eine Lilienfelder Wandererpartie mit Kurt Grabner für die Frauenschuh-Tour ins Oistal, und Ernst Hofstätter erwies sich als unser Retter – ein Paar Bergstöcke von ihm und eines von den Wirtsleuten – gerettet!
Erste Überraschung: Neben der Forststraße Richtung Höchbauer einige wunderschön aufgeblühte Frauenschuh-Orchideen, dazu Schmalblättriges Waldvöglein und sogar ein Exemplar der Fliegen-Ragwurz!
Die Höchbauernwiese wie immer eine wahre Pracht, besonders am oberen Rand bunt blumig und eine klare Sicht vom Hochschwab über die Kräuterin bis zum Hochkar und Dürrenstein, in idealem Blickwinkel die Gesäuseberge. Der folgende Normalweg Richtung Eiserner Herrgott bot keine Besonderheiten, und noch vor der Halterhütte “Auf der Brach” (sie sie allgemein jetzt genannt wird) schwenkten wir links ab und kamen zum Jagdhaus auf der breiten Kammfläche. Hier ging es ohne Markierung weiter Richtung Breimauer.
Diese Route ist einer unserer Lieblingswege dort oben – eigentlich nur Wegspuren ohne Markierung, aber doch leicht zu finden. Man braucht sich nur in der Kammmitte zu halten, rechts geht es ohnehin steil in den Ötscherkessel hinab, links zu halten, empfiehlt sich nicht – zuerst taucht ein Gewirr von Karstdolinen auf, und dann folgen ausgedehnte Schlag- bzw. Windwurfflächen.
Wir erwischten entlang einer spärlichen alten Wegspur gerade die richtige Linie, kamen an urigen Wetterbäumen und einigen Moorlacken vorbei, und zuletzt wies ein steiniger Hang hinauf zur ausgeprägteren Kammhöhe. Hier tauchen (wie mehrfach im Ötschergebiet) auf dem Dachsteinkalk aufgelagerte Juraschichten auf, rötliche Kalke mit zahlreichen kleinen Fossilien (Seelilienstengel u. a.).
Höhepunkt des bald darauf erreichten und von den Weideflächen abgezäunten Rasenkammes ist die Breimauer. Sowohl gebirgswärts eine fantastische Aussicht, als auch jenseits des nördlichen Steilabsturzes der Ötscher in vollem Breitformat samt den Schluchten unten in der Tiefe.
Normalerweise steigt man hier Richtung Feldwiesalm ab, um womöglich dort einzukehren. Wir wählten aber als Ziel zunächst den Sattel östlich davon, wo die weiten Wiesenflächen (mit dem Wegkreuz “Goldener Herrgott” und der nun schon längst verblühten Krokuswiese südwestlich gegen den Hügel zu) in das mehr zerklüftete Karstgelände in östliche Richtung übergehen.
Der Hang dort hinab, von einigen Dolinen mit Firnfeldern und einer auch noch teilweise mit Schnee bedeckten großen Lacke gegliedert, und dort fand gerade die allerschönste frühe Orchideenblüte statt. Nicht abgebildet sind noch knospige Mücken-Händelwurz, Höswurz und vielleicht noch spätere Arten, die wir noch nicht feststellen konnten (im Ötscherführer von Werner und mir sicher erwähnt).
Für den Rückweg zweigten wir vom gut ausgeschilderten Weitwanderweg (gelbe Tafeln, alle mit minutiösen Zeitangaben) rechts ab, das heißt wir blieben auf der südöstlich schwenkenden Forststraße mit der schon recht alten blauen Markierung (um die sich die Vereine anscheinend nicht so bemühen). Gleich beim Weiderost (davor habe ich geschrieben, aber gleich danach ist auch egal) geht es links ab auf einen uralten, steinigen Almsteig. Dieser folgt zuerst der Grenze zwischen unterem Hanghochwald (rechts hinab nach Taschelbach abfallend) und den oberhalb schon recht dicht aufwachsenden jungen Fichtenbeständen. Etwas später führt er über eine blumige Wiesenfläche (da müsste im Hochsommer viel Pannonischer Enzian blühen) und zuletzt durch einen morastigen, schon ganz schön hoch gewachsenen Fichtendschungel zur Brunnsteinalm. Dort gabeln sich die Wege zwischen Feldwies, Gemeindealpe und Höchbauer, und oberhalb im Wald versteckt steht auf einer kleinen Felskanzel auch ein altes Kreuz, sogar in der ÖK als “Eiserner Herrgott” bezeichnet (aber nicht mit “Auf der Brach” zu verwechseln, ich sage immer der “Eiserne Herrgott der Brunnsteinalm”).
Nach der Waldquerung folgte wieder die traumhafte Höchbauernwiese, und im alten “Steingarten” unweit des nicht mehr ständig bewohnten, daher ehemaligen höchsten Gehöftes in NÖ, entdeckte ich diesmal sogar einen schönen Bestand von Rosenwurz. Diese kommt in der freien Natur zwar auf dem Hochkar vor (z. B. Schrottleitneralm oder Schmalzmauer), ist aber hier doch sicher angepflanzt. Ein Hinweis auf die schon einmal im Blog mit HB erörterte Funktion dieses Steinareals – eher kein Fundament für einen Stadel oder so etwas, sondern eher eine Art “Hochbeet”, vom Wildverbiss geschützt und mehr der Sonne ausgesetzt als die ebene Wiese, darauf hat wohl einst die Höchbäurin ihr Gemüse gezogen?
Beim Zellerrainwirt, besser bei der netten Wirtin, kehrten wir dann ein, hinterließen die geborgten Stöcke, und ohne die geringste Wartezeit schon abgefüttert konnten wir die Heimfahrt nach dieser kleinen, aber höchst feinen Tour antreten.
Frauenschuh-Tourenbilder von Ernst Hofstätter
Danke Erst für die Bilder von eurer schönen Tour, für die ich den Link dazu einfüge!