Wintermärchen Hubertussee
3. Januar 2017 von Bernhard Baumgartner
Als hätte ich es geahnt, wie sich das Wetter zum Jahreswechsel entwickelt – schon im November titelte ich meinen Beitrag “Unterwegs mit Bernhard Baumgartner” in der Zeitschrift “treff” 5 / 2016 der Arbeiterkammer NÖ mit “Wintermärchen Hubertussee”. Als dann am 29. Dezember das Wetter mit Schneefall auf den Bergen (und bis 500 m herunter) von nass-mild-düster zu klar-sonnig-frostig wechselte, holten wir uns einen Vorgeschmack auf den Winter bei einem kurzen Spaziergang vom Reidl zum Waldbauern in Annaberg.
Hennesteck und Ötscherblick vom Joachimsberg
Einen weiteren Tag mussten wir noch zuwarten, aber gerade am 31. Dezember war es so weit – auf zu unserem “Silvesterpfad” am Hubertussee!
Zufahrt über Türnitz nach Annaberg, wobei sich der Türnitzgraben noch immer als “Kristallpalast” zeigte. Vollste Winterpracht mit verschneiten Häusern und Schneefahrbahn in der Schmelz und dann erst recht von Ulreichsberg hinein in die Walster.
Parkplatz beim Seeeinlauf neben dem Antoniusbildstock, wo die Enten immer bereits auf Futter warten (die übliche Fütterung mit altem Brot soll nicht zu üppig ausfallen, wie ich inzwischen erfahren habe).
Inzwischen ist die Temperatur auf 14 Grad minus gefallen, und Anni meint, wir sollten uns wegen der unterschiedlichen Fotoblicke getrennt auf den Weg machen. Ich wähle zuerst den Straßenmarsch, wo es zwar schattiger ist, sich aber immer wieder ganz besonders nette Ausblicke öffnen, während Anni die Wanderung an der sonnigen Seite beginnt.
Nun bin ich schon bei der Staumauer vorbei und gehe am Nordufer, durch den Tunnel mit seinen bizarren Eiszapfen und mit dem malerischen Göllerblick Richtung Klauskirche.
Inzwischen genießt Anni die volle Sonne, wo der einmündende Walsterbach den Hubertussee noch ein kurzes Stück eisfrei hält. Hier gibt es besonders idyllische Passagen, im Vordergrund die Sträucher und Baumäste mit ihren Raureifkristallen, im Hintergrund die tintig wirkenden Berge mit den hellen Säumen der Waldränder.
Bald danach ist der See völlig zugefroren und weitgehend vom Neuschnee bedeckt. Nur am Rand neben dem Fahrweg (zum Glück “verkehren” an diesem Tag nur Spaziergänger mit ihren Hunden!) befinden sich blanke Eisflächen. Diese sind mit ganz eigenartigen “Kristallpuscheln” versehen, als seien sie aus dem Blankeis herausgewachsen.
Die trotz der Mittagszeit tief stehende Sonne ist einerseits störend, aber auch eine Herausforderung beim Fotografieren. Mir kommt vor, wir haben schon lange nicht so mühelos so viele attraktive Bilder machen können!
Bei der Klauskirche treffen wir dann zusammen und machen uns gemeinsam auf den Rückweg entlang der Sonnseite. Eine Baumgruppe neben dem Ufer ist besonders zum Fotografieren verlockend, denn neben Raureif weist sie auch glitzernde Eiszapfen auf.
Die Lichtverhältnisse ändern sich nur wenig, während wir am See entlang spazieren und uns immer wieder neue Bilder ins Aug stechen!
Leider passiert uns dann knapp vor dem Parkplatz noch ein Missgeschick! Anni hat gerade ein besonders lohnendes Motiv anvisiert, als sie auf einer unbemerkten Eisknolle ausrutscht und voll auf dem Rückenende aufprallt… Zum Glück ist nichts gebrochen (von Becken bis Oberschenkelhals wäre leicht möglich gewesen), und nachdem sie den Schock überwunden hat, können wir einigermaßen gut die Heimfahrt antreten. Mit der geplanten Einkehr in der Mahonie-Süßmeisterei St. Aegyd wird es leider nichts mehr…
So geht der Jahreswechsel nicht ungetrübt, aber doch schon wieder “guten Muts” und zuversichtlich vorbei. Das Wintermärchen Hubertussee hat uns aber so beeindruckt, dass wir gleich am 2. Jänner schon wieder dorthin unterwegs sind, diesmal mit Annis Freundinnen Uli und Elisabeth – ich als “Auerhahn im Latschenbusch” dabei (Hahn im Korb klingt ja wirklich zu wenig voralpin…).
Diesmal packt uns der Frost noch härter – minus 18 Grad in der Walster! Deshalb sind die Eisbilder noch voll intakt, und mit ein paar Schritten neben dem Kleinen See (wo man zu dieser Zeit im dunklen Schatten Richtung Schnittlermoos und Fadental gehen könnte) ergeben sich auch noch andere Motive.
Die Heimfahrt führt an diesem Tag über Mariazell nach Annaberg, und wenn man die beiden letzten Bilder genießt ist nur schwer vorstellbar – in Mitterbach zeigen sich am nordwestlichen Horizont erste Wolkenbänke, am Josefsberg hat sich der Ötscher schon eine Haube übergestülpt (es “waht ummi”, ein treffendes Signal für abrupten Wetterwechsel) und am Annaberg reißt der aufkommende Sturm schon Schneefahnen von Bäumen und Dächern… Die winterlichen Idealtage des Jahreswechsels 2016 / 17 sind nun leider viel zu schnell, aber nicht ungenützt, vorbei gegangen. Hauptsache, dass es winterlich bleibt!
Letzte Anmerkung – Bilder in diesem Beitrag (auch im facebook) sind halb / halb von Anni und mir.