Tirolerkogel – als Silvesterrutscher 2013
2. Januar 2014 von Bernhard Baumgartner
Entgegen den ein paar Tage zurückliegenden Prognosen hat sich das Wetter am Silvestertag eher zur Unfreundlichkeit entschieden, in St. Veit fallen sogar ein paar Tropfen. Aber auf Annaberg zu bleiben die Talnebel zurück, über Nacht habe sich die Schneeflocken zentimeterweise angelegt – gerade so viel, dass der alte Hartschnee abgedeckt ist, natürlich auch die Eisflecken…
Wilde Wolken ballen sich noch über den Gipfeln im Osten, hell von einer Spur Föhn vor noch dunkel drohendem Hintergrund. Hier im Sattel zwischen Tirolerkogel und Lindkogel sind nur wenige Altschneereste nach den überaus warmen Tagen um Weihnachten von der Pracht des Dezemberbeginns übrig geblieben. Also mit Tourenschi geht gar nichts, das heißt – alle Tourengeher werden zu Fußgehern, sogar das Bergrettungspaar im Annaberger Haus, neben dem wir zu sitzen gerade noch Platz finden. Grüße übrigens und danke für die nette Unterhaltung, wenn diese Zeilen ankommen…
Dafür weht nur ein ganz harmloser Wind (im Gegensatz zum letzten Samstag bei dem damals viel herrlicheren Wetter), und die Sicht ist sogar ganz klar – zumindest soweit die Gipfel sich aus den Wolken lösen. Immerhin tauchen schon kleine blaue Lücken auf, und die Wetterfrösche werden vielleicht doch recht bekommen!
Die Eisenstein-Gipfelwiese rechts hinter dem Gipfelkreuz ganz aper, so wie alle Voralpenberge, zumindest an den Südseiten, dort aber bis weit über die Tausendergrenze hinauf. Links erkennt man die Nebelschichten im Alpenvorland. Von dort ist auch der Bus gekommen, der zu unserer Überraschung auf dem großen Parkplatz vor Annaberg gerade seine Wandererschar freigelassen hat. Dazu eine Menge PKW… daher meint Vroni (wer´s nicht weiß – die Wirtin vom Annaberger Haus): “Einen ruhigen Tag habt´s euch nicht gerade ausgesucht!” Aber trotzdem funktioniert im Schutzhaus wie immer alles bestens, kaum setzt uns die Sigrid (Vronis Tochter) neben die Bergrettung, steht auch schon das Krenfleisch da, ein Supergenuss… Nur mit der Mehlspeis war ich zu voreilig, denn nach der opulenten Schokoschnitte standen auf einmal die unübertrefflich verlockenden Cremeschnitten auf der Anrichte… Zweiter “Zuckerschuss” – streng verboten nach meiner begleitenden Krankenschwester (= Anni, damit keine Missverständnisse aufkommen; sie schaut halt auf meine Gesundheit, aber geschmeckt hätt es mir schon…).
Während der Mittagsrast scheint auch schon die Sonne zum Fenster herein, und als wir dann aufbrechen – mit besten Wünschen allerseits (vorzüglich an meine drei Schülerinnen Vroni, Rita und Christl… lang ist sie schon her, meine Volksschullehrerzeit in Annaberg) – ist sogar der Ötscher frei geworden.
Die Gipfelpartie des Tirolerkogels ist ein wunderbarer Fotoplatz in alle Richtungen! Ebenso aber auch eine “weiße Hölle”, wenn der Schneesturm tobt, auch schon erlebt und sogar selber beim nächtlichen Bergrettungseinsatz. Vor gerade einem halben Jahrhundert, jetzt bin ich schon froh, mit meinem halbschlittig reparierten Knie wieder voll geländegängig zu sein! Ein herrliches Gefühl nach dem letzten mühevollen Winter!
Das ins östliche Ötschervorland blickende Dreigestirn der Ybbstaler Alpen – Gemeindealpe, Dürrenstein, Großer Ötscher – zeigt sich vom Annaberger Haus in Idealansicht. Bei ganz schönem Wetter, womöglich mit Neuschnee und Raureif, gehen wir auch immer zum “Ring-Kreuz” hinüber, wo sich der “Kogel” mit Berghintergrund besonders malerisch ausnimmt. Übrigens erinnere ich mich noch immer an den zu uns Jungkletterern so freundlichen und hilfsbereiten Kurt Ring, als wir die kleingriffigen Dürnsteiner Felstürme hinaufgekraxelt sind – Werner voraus und ich als treuer Seilgefährte, wie bei so vielen Touren vom Gesäuse bis zum Großglockner – nicht zu vergessen die Haselsteinmauer-Westkante in Werners Heimatort Ybbsitz!
Kommt man wieder zur Halterhütte und dem Jagdhaus hinunter und damit zur in den Wäldern verlaufenden Forststraße, blickt der Ötscher gerade noch über den Ahornberg her (von dort Idealbild mit Annaberg). Die Reihe der Zellerhüte (rechts dahinter sogar die Kräuterin, ein im Hochwinter ganz außerordentliches Tourenziel!) hebt sich vom immer mehr föhnig aufgelockerten Himmel als Abschiedgruß der hohen Berge ab, als es endgültig talwärts geht. Übrigens ganz griffig trotz der Schneereste, vielfach sogar aper…
Beim Gscheid verschwindet die Sonne in den kaltblauen nachmittäglichen Schatten des Scheiblingbergs. Der Törlstein fängt noch ein paar Strahlen ein – für uns ein stimmungsvoller Ausblick für das bevorstehende neue Jahr und die vielleicht nächste Tour (wahrscheinlich mit Backcountryski). Gute Wünsche an alle Wanderfreunde und Blogschauer haben wir schon verschickt – einen besonders herzlichen hinüber zum Rauhen Kamm, der (ungeahnterweise) etwa zur selben Zeit von einer ganz tüchtigen Bergsteigerin “bezwungen” wird (wie im facebook “Lisa” danach gesehen, Gratulation! solche Anwärter werden für Werners Extremtouren in den Ybbstaler Alpen gesucht…).
Somit wäre die letzte Tour des ereignisreichen Jahres 2013 hinter uns, vom mitternächtlichen wunderhübsch beleuchteten Christbaum neben der St. Veiter Kirche habe ich das Bild zwar nicht in der Kamera, aber umso stimmungsvoller in der Erinnerung… Jetzt nur noch nachträglich: “Posit 2014!”