“Spurensuche” auf der Brandmauer
15. Oktober 2013 von Bernhard Baumgartner
Samstag, 13. Oktober, war ein typischer launischer Föhntag – heraußen in den Tälern eine Hochnebeldecke, rund um den Ötscher eine Zeit lang sonnig, aber im Süden über den Mariazeller Bergen bereits eine Wolkenmauer…
Nach einer kurzen Nachschau in unseren Schwammerlrevieren – die Saison ist endgültig vorbei! – war die Brandmauer unser Ziel, wo mich der einfache Steig zum Gipfel von der Loipentrasse her interessierte (zurecht, wie sich dann herausstellte). Zufahrt über den Wastl bis vor das Berghaus Turmkogel, parken in der Kehre beim Haus Köstler. Gerade noch blickt der Ötscher (erst ein Stück weiter vorne) grimmig finster über die leider immer höher wachsenden Baumwipfel. Wir gehen die obere Forststraße der Brandmauer-Loipe, doch als wir zum freien Ausblick über einen Holzschlag kommen, hat sich der Gipfelaufbau im obersten Stockwerk des Rauhen Kammes schon verhüllt…
Das folgende Bild hat Anni bei einer Wasserlacke eingefangen! Am Kamm oben (wie während der Zufahrt schon am Hennesteck bemerkt) ist das attraktive Laub der Rotbuchen schon “verbrannt” (durch den kurzen Frost der letzten Woche wahrscheinlich), aber an den Hängen und besonders in den windgeschützten Gräben ist die Farbenpracht gerade am schönsten entwickelt.
Die Forststraße führt oberhalb an der längst verwachsenen “Silbergrubenwiese” vorbei. Zwischen Altbäumen und Jungholz (gesetzte Fichten, Tannen und vielfach Rotbuchen zum Glück in Naturnachwuchs) erkennt man Abraumhalden neben tiefen Dolinengruben. Vor etlichen Jahren suchten wir dort einen Bergwerksschacht auf (mit Knobloch Gerald, dem Wachauer Mineralogen, bei einer Führung des Naturschutzbundes), der sogar leicht begehbar war. Wir wollen aber diesmal den in der obersten Kehre der Forststraße abzweigenden alten Steig zur Felskanzel der Brandmauer “kontrollieren”. Gefunden haben wir ihn nur in meinen mit Werner (Tippelt) verfassten Ötscherführern (zuletzt von 1998). Inzwischen sind zwar nur 15 Jahre vergangen, aber der Baumwuchs im Holzschlag vor der Brandmauer hat sich inzwischen derart verdichtet, dass nicht einmal Spuren davon zu finden sind. Von der kleinen Lichtung an der Kehre (wie gesagt der obersten im “Loipen-S”) ist das Gelände kurz links hinauf zwar noch frei und bietet noch immer einen Ausblick (selbstverständlich dort auch ein Hochstand – aha!), aber einen weiterführenden Steig wie seinerzeit gibt es nicht einmal in Spuren. Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir trotz mehrer Versuche ins Fichtendickicht hinein etwas übersehen hätten. Noch dazu wird das halbhoch aufgewachsenen Waldgelände entlang der Forststraße gerade intensiv durchgeforstet.
A = in der alten ÖK (1935/48) Bergbau verfallen, Geolog. Karte Mariazell und aktuelle ÖK verstürzter Stollen bzw. aufgelassener Bergbau. Dazu aus dem Ötscherführer nach der Naturschutzbund-Exkursion: Über Haldenreste hinunter zum Eingang eines Stollens, der auf 240 m Länge ohne wesentliche Schwierigkeiten verfolgt werden kann. Nur am Anfang etwas Vorsicht bei einer Schachtöffnung! Balkenreste zeigen die 200 Jahre alten Arbeitsbühnen. Der Stollen selbst verläuft ohne Auszimmerung im harten Wettersteinkalk, der u. a. “Bleiglanz” enthält (Galenit, Silbergehalt 30 Gramm pro Tonne). B = nicht in der alten ÖK eingetragen, sonst wie vorhin.
Die alten Stollen sind trotz dem dichten Bewuchs ringsherum vor allem durch die auf Abraumhalden gelichteten Waldstellen erkennbar. Wir versuchen einen weiteren Anstieg von der Kehre direkt in den Wald hinauf (derzeit westliche Grenze der Durchforstung) und kommen bald zu dem oben abgebildeten Stolleneingang. Dieser führt aber gleich steil abbrechend durch eine relativ kleine Öffnung in den Berg hinein. Also steigen wir, angeregt durch einen Geröllkegel (= Abraumhalde) rechts oberhalb weiter hinauf und kommen so zu einem gut erhaltenen Stollen. Diesen meinte ich wohl, wenn es im Ötscherführer heißt: “Bei der Wendung der Forststraße oberhalb auf halber Hanghöhe noch begehbare Stollen (Seilhilfe empfehlenswert)”. Nach dem aktuellen Augenschein würde ich ein weiteres Vordringen jedoch nicht wagen. Wir gehen einige Meter in den festen Stollen hinein, der dann abrupt in die Tiefe abbricht, tröpfelndes Wasser ist leise hörbar, Balken und Steigbaum sind sogar im Bild erkennbar (außer Blitzaufnahme hatten wir kein Licht zur Verfügung).
Wir sind zwar schon der Kammhöhe näher gekommen, aber trotz des unwegsamen Geländes lockt uns noch der weitere Geröllvorsprung einer Abraumhalde. Zwischen dem verstürzten Stollenzugang und einer Schachtöffnung oberhalb (dort poltert ein abrollender Stein ganz schön lang in die Tiefe) gibt es eine schmale Felsbrücke. Im Bild kommt sie zwar nicht so zur Wirkung, aber aufgepasst werden muss schon, wie überhaupt auf diesem verkarsteten Hang. Weiter hinauf zu der im Ötscherführer mehrfach erwähnten “Karstgasse” (durch Bergzerrungen entstanden) wollen wir dann nicht mehr. Daher mit Vorsicht zurück zur Forststraße und über die drei Kehren des “Loipen-S” zum flachen Rückweg ( neben der mittleren Kehre auch eine auffallende Geröllhalde).
Nach Abzweigung einer Forststraße rechts hinunter gegen den Klausgraben (auch Loipenstrecke) kommen einige ganz malerische Stellen. Denn in den Wasserlacken auf der teilweise recht durchfurchten Fahrbahn sammelt sich das Laub, und die zwischen dunklen Fichtenstämmen und rotgoldenen Buchen durchbrechenden Sonnenstrahlen spiegeln sich in diesen Miniaturseen. Bemerkenswert ist auch ein tieferDolinenkessel unterhalb der Forststraße an der ehemaligen “Silbergrubenwiese” (diese ist erst in den letzten Jahrzehnten verwachsen, um 1950 noch waldfrei).
Obwohl die reine Strecke nur etwas 5 km lang ist (als Loipe ideal mit Anschluss zum Berghaus Turmkogel bzw. Richtung Gösing und Wastl am Wald, wo das Gasthaus mit seinerzeitigem kleinen Schlepplift völlig wie weggezaubert ist….), haben wir gut zwei Stunden gebraucht. Nun fallen schon erste Tropfen, und das Föhnfenster schließt sich in den Nachmittag hinein. Für uns war es ein interessantes Erlebnis, und nun ist auch klar, dass die alten Steige endgültig verschwunden sind. Der Zugang auf den Brandmauergipfel von der früher leichten Nordostseite lässt sich nun wohl am besten entlang der Kammschneide vom Turmkogel her unternehmen. Der Brandmauer-Westgrat auf diesen wohl eindrucksvollsten “Ötscherblickpunkt” im Naturpark Ötscher-Tormäuer gehört ja zu den in unserem neuen “Wandererlebnis Ötscher & Ybbstaler Alpen” enthaltenen Extremtouren.
3 Reaktionen zu ““Spurensuche” auf der Brandmauer”
Herrliche Bilder und interessante “Explorationstour”! Momentan ist der Herbst farblich sehr schön.
Ich war am Sonntag vom Preiner Gscheid aus bei der Karreralm und beim GH Moassa (heuer nur am WE geöffnet, ab April 2014 lt. Anschlag wieder auch unter der Woche, nur Mo/Di Ruhetag. War auch sehr schön (Bericht auf meiner Website).
Hallo Eli, habe mir soeben (erst jetzt als Favorit gespeichert) Deine HP aus den Kommentaren herausgesucht. Schöne Touren hast Du gemacht, leider habe ich sie zum Nachlesen versäumt…
Daher hier noch einmal der Link:
http://www.ebr.co.at/
Kann man den nicht in unserem Blog dauerhaft sichtbar machen?
Dasselbe auch bei Karl! Du hast schon mehrmals zusätzlich ein Fotoalbum angegeben – muss ich erst finden!
Grüße und schöne Touren zum Wochenende! BB
Danke für den Link in deinem Kommentar – er findet sich auch in meinem Blog auf der Seite “Ich über mich”!