Das Gasteiner Wetterkreuz
1. September 2012 von Bernhard Baumgartner
Nein, zum Glück nicht ein Kreuz mit dem Wetter bei unserem Urlaub in Gastein! Denn abgesehen von leichten Gewittern am ersten und letzten Tag (und einmal nachts dazwischen) war es ein richtiges Geburtstagswetter. Was machen schon Hitzetage im Gebirge aus - in den Höhenlagen ist es da wenigstens angenehm und nicht gleich wieder zum Frösteln …
Wahrscheinlich gibt es im Gasteiner Tal mehrere Wetterkreuze, mir ist allerdings nur jenes nördlich der Biberalm zwischen Schwarzwand und Hoher Scharte / Wartberg bekannt. Es steht auch bezeichnend auf einem Gratvorsprung im nordwestlichen “Wetterwinkel” des Tales, von wo die schwersten Unwetter heranziehen mögen.
Vor drei Jahren konnten wir dort schon eine wunderschöne Runde begehen – von der Biberalm übers Wetterkreuz zur Schwarzwandscharte und hinab zur Schmaranzer Alm. Diesmal musste die “Tour” leider etwas kürzer ausfallen, hatte aber zwei andere Vorteile: Der erste Trick ist die Auffahrtsmöglichkeit, neben dem Bahnhof Bad Hofgastein über Breitenberg ca. 10 km hinauf zur Biberalm auf 1734 m, ermöglicht durch einen Mautschranken (5 Euro in Münzen hatten wir schon vorsorglich dabei). Das zweite Ziel waren die Heidelbeerfelder dort oben, denn während in niedrigeren Regionen der Maifrost alles verdorben hatte, waren auf den hohen Almen keine Frostschäden aufgetreten.
Alsbald kamen wir über die Almwiesen schon ins Gelände der Zwergstrauchheiden, und tatsächlich hingen die schönsten Heidelbeeren dicht und vollreif am Gesträuch. Vorläufig ließen wir uns noch ablenken – der Tiefblick ins Gasteiner Tal und das Panorama des Gebirgshintergrundes öffnet sich dort wirklich einmalig schön! Vor allem ist es das Tischlerkar mit seinem Gletscherrest, daneben der Hölltorkamm und der Graukogel, alles überragt vom hohen Ankogel.
An der Bergschulter beim Wetterkreuz zeigen sich auch die Nördlichen Kalkalpen mit Hochkönig, Tennengebirge und Dachsteinmassiv, zum Greifen nahe gegenüber das Schigebiet von Dorfgastein mit dem Fulseck und dem Schuhflicker (dorthin wollten wir am nächsten Tag). Die kleine Verflachung oberhalb der Hohen Scharte (nicht zu verwechseln mit jener im Schigebiet Schlossalm) wird von dichten Teppichen aus gerade voll blühendem Heidekraut, von Moosen und Flechten, allerlei alpinen Grasarten und vor allem von Heidel- und Rauschbeeren bedeckt. Diese Bestände ziehen sich noch weiter hinein in den weitläufigen Kessel oberhalb der Walchalm, der vom Salzburger Almenweg durchquert wird. Allerdings waren dort oben, auf knapp über 1900 m, die Heidelbeeren noch zu unreif, also verlegten wir uns aufs “Heideln” beim gemütlich angetretenen Rückweg.
Die Biberalm, ganz neu und schön eingerichtet, bietet sich zur Jauseneinkehr und als Aussichtsbalkon bestens an. Dann geht es wieder auf der schottrigen, aber gut befahrbaren Almstraße dem Tal zu, bei Breitenberg sogar auf Asphalt. Damit ist der zweite richtige Urlaubstag schon höchst angenehm verbracht. Am Vortag waren wir ins Angertal hineingewandert, bevor ein Gewitter aufzog, und hatten sogar einige Eierschwammerl ergattert – beim Urlauben in einer Ferienwohnung mit voll ausgestatteter Küche natürlich ein Gustostückerl! Ja, und die Anreise am Tag zuvor war feiertägig unbeschwert verlaufen (15. August), nun vorausblickend – bester Wetterbericht, also gleich wieder hinauf auf die Berge!