Pfingsttour auf den “Monte Maggiore”
21. Mai 2010 von Bernhard Baumgartner
Jetzt zu Pfingsten ist es gerade zwei Jahre her, seit wir den höchsten Berg Istriens bestiegen haben – die Ucka (“Utschka”), bei den Italienisch sprechenden Istriern (gibt es noch immer als anerkannte Minderheit Kroatiens) wortwörtlich “der Höchste Berg” genannt. Eine ideale Tour bei einem Ulaubsaufenthalt in der Gegend von Opatija (wenn man mit dem eigenen Auto unterwegs ist, Zufahrt von Wien ca. 600 km), dem zur K. u. K.-Zeit als Abbazia berühmt gewordenen Kurort an der Kvarner Bucht.
Vom Meer aus beginnt man den Aufstieg zur Ucka am besten in Lovran, markiert ab dem Ortszentrum. Nach einem Viertel des Anstieges kann man dort an einer Verzweigung (in den Bergwäldern oberhalb der Siedlung Ivulici, Richtung Poklon – Abstieg von der Ucka wie beschrieben) eine großartige Rundwanderung unternehmen. Diese Tour erfordert aber 1400 m hinauf und nach Höhenwanderung dieselbe Differenz wieder hinunter, also insgesamt mindestens 8 bis 10 Stunden. Wir machten es uns einfacher und fuhren über Veprinac (abseits der zum Ucka-Tunnel führenden Schnellstraße) bis zur Passhöhe Poklon auf 922 m Seehöhe – diese Höhendifferenz überblickt man wirklich bis hinunter zum Meer, ab besten vom riesigen Pilgerkreuz mit dem vom Landesinneren her ersten Blick auf ein (einst ?) beliebtes Wallfahrtsziel bei Rijeka (das altösterreichisch-italienische Fiume). Auf Poklon befindet sich neben dem Gasthaus auch eine Infostelle des Naturparks Ucka, wo man vielerlei Wissenswertes erfährt und auch die Spezialkarte kaufen kann (sehr empfehlenswert für alle Touren im südöstlichen Istrien).
Aufstieg von Poklon
Ein gut markierter Steig führt durch die vorwiegend aus Rotbuchen bestehenden herrlichen Bergwälder mit mehrmaliger Kreuzung der (gesperrten) Bergstraße, zuletzt auf dieser (ebenfalls mit kurzem Abschneider) zum Ucka-Gipfel. Vorbei an der monströsen Radar- und Senderstation kommt man zum historischen, aus Stein gemauerten Aussichtsturm auf dem Vojak (1401 m, 1 1/2 bis 2 gemütliche Stunden). Einkehr gibt es nicht (daher mit Jause und vor allem Getränken versorgen), dafür wirklich gigantische Aus- und Tiefblicke, von den Bergen der Cicarija bis zur Inselwelt von Cres und Krk. Unter dem Abgrund der Lovranska Draga (Lovran-Schlucht mit einem winzigen, per Straße erreichbaren romantischen Dorf !) zeigt sich der kleine Hafen von Medveja (schöne Badebucht mit Kies, allerdings laut wegen der vorbeiführenden Straße, wir wohnten oberhalb in einem Privathaus).
Überschreitung und Abstieg
Der Gipfelkamm ist von dichten Legföhren gesäumt, an der Nordseite gibt es allerdings sehr steil abfallende Rasenflächen mit interessanten Blumen, aber leider nicht so einfach zugänglich. Erst am Weiterweg leitete der Steig in Kehren neben einem Felsvorsprung hinab, und da fanden wir allerhand bemerkenswerte Blüten, einen duftenden Schöterich und viele Narzissen. Im folgenden Sattel “Sedlo” trennen sich die Wege – geradeaus würde man zum Vorgipfel Suhi vrh (1333 m) kommen, einem reizvollen Aussichtspunkt über hoher meerseitiger Felswand, den wir leider nicht mehr mitnehmen konnten. Von rechts (Nordwesten) würde der kürzeste Aufstieg vom verfallenden Dorf Mala Ucka einmünden (Zufahrt dorthin von Vela Ucka, nahe dem “Brunnen Kaiser Josef II.” abzweigend, aber möglicherweise Forststraße).
Wir wendeten uns zuerst Richtung Lovran, berührten zweimal eine von der Ucka-Gipfelstraße abzweigende Forststraße (auf dieser könnte man leicht direkter zum Poklon zurückkehren) und erreichten in unübersichtlichem Waldgelände den Weiterweg – hier muss man trotz Markierung sehr aufpassen, eine Doline nach der anderen, umgeben von urwaldartigen Rotbuchenbeständen. Dann standen wir vor dem Abgrund, der typisch “Vrata” heißt. Zum Glück und schon mehrmals angezweifelt, hatten wir nicht die für den Gipfelanstieg auch genügenden Laufschuhe an, sondern Bergschuhe und sogar Walkingstöcke. Denn hier ging es wirklich sehr abschüssig, erdig und steinig zwischen weit stehenden Buchengerippen, in die Tiefe. Gleich unterhalb gingen wir zum Glück nicht geradeaus über “Na Dole” weiter (Abstiegsweg markiert nach Lovran), sondern fanden gleich am Fuß des Steilabfalles mühelos links einen Weg zu wunderschönen Bergwiesen. Hier gab es Ausblick (sonst überall dichter Hochwald) von den auf Mergelboden unterhalb der “Grdi breg”, den Kalkmauern des Gipfels, eingelagerten Verflachungen. Wunderschön! Schließlich nahm uns eine Forststraße auf, die einige Kilometer, sogar wieder mit leichter Gegensteigung und zuletzt schon etwas ermüdend uns zurück zum Poklon-Sattel brachte, d. h. wir selber sind natürlich getrabt.
Dazwischen als Abwechslung ein Parisanendenkmal (sogar hier heroben oder gerade in diesen unzugänglichen Bergwäldern hat der 2. Weltkrieg getobt) und erfreuliche Blumen - Gelbe Osterluzei, viel Weißer Lerchensporn (eine spezielle Art dieser südlichen Wälder) und auf dem Bild daneben erkennbar ein Nachwuchs vom Stumpfblättrigen Ahorn, alles noch nie gesehen… ja, bekannt das Stattliche Knabenkraut, Breitblättriges Waldvöglein, Kugelorchis und schon seltener das Durchblätterte Läusekraut, sogar Krokusse müssen hier geblüht haben (unverkennbar die Blätter).
Weitere Hinweise: Gesamtzeit waren wohl 5 Stunden, man kann die Ucka auch kürzer machen (wie angedeutet), aber kaum eindrucksvoller. Und wenn man vielleicht erst im Juni dort unterweg ist, herrscht auf dieser Berghöhe wahrscheinlich viel weniger Hitze, als wenn man von Meereshöhe in Lovran aufsteigt. Übrigens trafen wir auf der weitläufigen Forststraße vor dem Poklon ein junges Paar, das mit einem zugelaufenen Langhaardackel von Lovran aus unterwegs war! Also ist das Wandern dort gebräuchlicher, zumindest bei den Gästen, als man für diese Küstenurlaubsorte annehmen würde. Außerdem gibt es ein gut beschildertes und teilweise sehr anspruchsvolle MTB-Wegenetz. Prospekte über alle Aktivitäten und die Sehenswürdigkeiten (z. B. Vela Draga, Brunnen von Kaiser Josef II. – nahe dort traumhafte Blüte der Korallen-Pfingstrose (bei uns zuhause im Reisalpengebiet ein endemisches Vorkommen !).
3 Reaktionen zu “Pfingsttour auf den “Monte Maggiore””
wieder ein genuß der sonderklasse !!
der blick hinunter richtung Cres hat mich erinnern lassen, wie ich mit dem bus auf der fähre von brestova nach porosina gefahren bin, in osor ( ? ) dann die aus dem fernsehen ( “der sonne entgegen”, wer kann sich erinnern ? ) bekannte barke “tohuwabohu” live gesehen und angegriffen habe, sie sogar mit viel geduld mit den händen zum schaukeln gebracht habe ……… dann weiter nach mali losinji und veli losinji ……
eine wunderbare gegend, und durch deine herrliche beschreibung erfährt man nun den ungeahnten reichtum der natur , gegend welche nur dem allzu schnell vorbeifahrenden “karstig” und “kahl” vorkommt
HB
Über Cres – das Orchideenparadies – werde ich noch berichten. Wir fuhren von der Stadt bei herrlichster Salbeiblüte zu einem hoch über den Küstenfelsen gelegenen Seeräubernest. Und in der Kurve vor dem Ort stand ein Auto mit LF-Kennzeichen – Oswald Sisi und Karli! Wir hinterließen einen Zettel an der Windschutzscheibe, sie waren ebenso verblüfft wie wir, und nachher haben wir noch ausgiebig gefeiert, vorher uns von Karl den Orchideenparcour zeigen lassen.
Einen herrlichen Slibowitz beim “Hauswirt” der Oswalds gekauft, der noch immer auf Reserve unberührt herumsteht…
Grüße! BB
bromillle san guat :
auf einen sitzen
an ganzen slibowitzen:
ohne witzen,
hast an sitzen
auf einen ruck
an ganzen schluck:
da haut’s dich zruck,
mein nepomuk !
und doch : so gut,
als wie das tut,
vergeht die wut
unter meinem hut
HB