Hoch auf dem Hohenstein…
17. Oktober 2013 von Bernhard Baumgartner
Beim meinem Auffrischen der Voralpentouren zwischen “Dirndltal” und Mariazeller Bergen war es jetzt höchste Zeit für den Hohenstein! Gehmäßig muss man auch relativ gut beisammen sein für diesen Gipfel, denn er ist zwar “nur” 1195 m hoch, aber schon ein fester und hoher Marsch aus den begrenzenden Tälern bei Kirchberg (Sois, haben wir im Frühjahr schon erkundet) und Lilienfeld/Schrambach bzw. Türnitz. Letzten Sonntag, 13. Oktober, musste ich allerdings allein unterwegs sein. Dafür war der Wetterbericht nach dem föhnigen Samstag auf der Brandmauer vielversprechend…
Bei mir selber nachgelesen (“Voralpen an Traisen und Gölsen”) – der schönste Hohensteinweg ist jener von Türnitz durch die Raxenbachrotte, das stimmt sicherlich immer noch, denn der Höhenweg hinüber in den obersten Hauserbauerngraben ist wirklich wunderhübsch. Bergbauernfluren, Hochwiesen, stattliche Wälder – der lange Hauserbauergraben selber gehört zu den am wenigsten attraktiven Zugängen. Da geht man schon lieber vom Engleitengraben bei Schrambach/Zögersbach aus und kann sogar in Verbindung mit dem Ratzenecksteig eine Runde über den Himmel machen. Als Rundwanderung lohnend ist auch die Verbindung von “Tradigister Weg” und “Kirchberger Weg” mit Ausgangspunkt in der Sois.
Der nächste Sattel heißt “Ochsenboden” und erinnert daran, dass hier einstens ein Weideboden bestand, der längst großteils verwachsen ist. Nun belegen ringsum die selbst in steilste Hänge geschlagenen Forststraßen an den Wechsel der Bewirtschaftungsform. Allerdings brechen hier zwischen dem Hauptdolomit der tieferen Hänge und dem aus Muschelkalk (Reiflingerkalk) schroff geformten Gipfelaufbau Lunzer Schichten auf. Die Sandsteine sind eindeutig erkennbar, trotz der Höhenlage gab es in der Gegend auch Schurfstellen nach Steinkohle, wie sie vor allem auch in Schrambach abgebaut wurde. Schwammerl gibt es auf diesem Boden sicher auch, jetzt aber nur mehr alles andere als Steinpilze… Der Steig überquert sogar auf einem Holzbrückerl ein kleines Wassergerinne, führt aber dann durch einen Hochwald mit überaus stattlichen, fast urwaldartig wirkenden Stämmen.
Unter den Kalkstufen des Gipfelkegels mit der Einmündung des Soiser Weges geht es gleich steil hinauf, und dann führt der Steig in einigen Bögen durch das Schlaggelände höher. Jetzt gibt es noch eine imposante Aussicht, aber in wenigen Jahren wird man hier durch einen Fichtendschungel wandern…
Wie ein letzter Haarschopf ist der höchste Punkt rund um die Kandler-Hütte auf dem Gipfel des Hohensteins von stattlichem Hochwald bedeckt, und so taucht die Schutzhütte erst im letzten Moment auf.
Noch immer treibt des scharfe Wind die Wolken von Westen heran, und ich bin ganz froh, in der Gaststube noch ein Platzerl zu finden. Der Hüttenwirt und sein eifriger “Harem”, pardon die Frauschaft, schaukeln den Betrieb hervorragend, wie selbst ein nicht ganz mit seinem Schweinsbraten zufriedener Wanderer neben mir nachher feststellt. Denn obwohl die Zufahrt bis zur Hütte über eine Forststraße möglich ist, die Bewirtschaftung einer solchen Schutzhütte durch die Vereinsmitglieder der Alpenvereinssektion verdient alle Achtung! Mir hätte der magere Schweinsbraten samt Knödel und Kraut schon recht gefallen, aber mit so gefülltem Magen möchte ich doch nicht den Abstieg antreten (die Gemüsesuppe mit Brot und Würstl war auch hervorragend). Als ich so um Mittag wieder ins Freie komme, sitzen die zahlreich heraufgeströmten Gäste schon in der Sonne! Aber immerhin schlüpfe ich nach den Gipfelbildern auf der vorgelagerten Felskanzel gern wieder in meine Handschuhe. Übrigens steht dort eine kleine Steinpyramide mit Bronzebildnis des Turnvaters Jahn – Blick auf die Jahreszahl an der Tafel – 1928, zu meiner Genugtuung nicht aus jüngerer Zeit, ohne mich ins Politische verlieren zu wollen…
Dann geht es an den Abstieg, und schon bald unterhalb der Schutzhütte wird es wärmer – unvermittelt hat nämlich die Strömung wieder auf Süden gedreht, Wolken und Dunst sind verweht, und die Farben leuchten im grellen Föhnlicht fast unwirklich auf. Immer noch kommen Wanderer herauf, denn egal ob aus der Sois oder vom ebenso bevorzugten Schrambach, das letzte Wegstück ist gleich. Viel mehr noch als der nähere Ötscher schiebt sich nun der Schneeberg ins Blickfeld.
Nach einem letzten Blick zur Reisalpengruppe tauche ich förmlich wieder in die Wälder ein, die den Hohenstein rings umschließen. Nur wende ich mich nun unter dem Felsriegel dem aus der Sois kommenden Weg zu. Wieder geht es durch die “schwammerlverdächtigen” Waldungen auf Lunzer Sandstein, bis einen Gehegezaun entlang (typischer Forstbesitz in der Sois) der Sattel westlich vom Ochsenboden erreicht ist.
Ein Überstieg über das Gehege vermittelt an der Westseite, über ein Forstautobahn hinweg (dort südlich Weiterweg Richtung Eisenstein) den Abstieg nahe dem Jagdhaus Löbelgraben vorbei in die Sois. Ich bleibe aber auf der Traisentaler Seite und folge einem relativ neuen Forstweg (in der ÖK aber schon eingezeichnet, im Gegensatz zur Forststraße auf der Pielachtaler Seite). Dieser mündet in die Almhänge oberhalb vom Zittertal, und über diese geht es mit herrlicher Aussicht und letzten Herbstzeitlosen hinunter zu dem längst aufgelassenen, aber sicher uralten und gut instandgehaltenen Gehöft. Offensichtlich ist hier der Weidebetrieb wichtiger als die Waldnutzung, von Jagdeinrichtungen wimmelt es ohnehin überall auf unseren Bergen…
Beim Abstieg in den Hauserbauerngraben entfaltet der Herbst seine vollste Pracht – eine fast bühnenreife Naturkulisse!
1 Reaktion zu “Hoch auf dem Hohenstein…”
Das sind ganz wunderbare Bilder! Diesen Aufstieg auf den Hohenstein kenne ich gar nicht, nur den über den Himmel und durch den Engleitengraben. Und vor ganz vielen Jahren bin ich einmal vom Eisenstein herübergekommen. Und – gerade im Tourenbuch nachgeschaut – am 15.9.2007 mit einer kleinen Gruppe um meinen Freund Roman eine “Energiewanderung” (mit QiGong-Übungen) von der Sois über JH Löbelgraben hinauf und über die Schöngrabenspitze zurück.