Frühlingsbeginn
20. März 2017 von Bernhard Baumgartner
Heuer und in den folgenden Jahren fällt der kalendarische Frühlingsbeginn auf den 20. März. Phänologisch wäre aber 2017 der meteorologische Start in den Frühling am 1. März passender gewesen. Denn zu diesem Zeitpunkt waren die Erstblüher bereits voll entwickelt:
Bis Mitte März voll blühend erhalten hat sich nur der Zaubernussstrauch / Hamamelis, ja und Anfang März sind noch die Märzenbecher d. h. Frühlingsknotenblumen dazu gekommen, ja natürlich auch die Krokusse.
Inzwischen sind alle diese “Erstlinge” schon verblüht, nur im Schatten haben sie sich länger gehalten. Und während in der “freien Natur” die Schneerosen schon vollst aufgeblüht und bisweilen dazu noch etwas verfärbt sind, haben ihre Verwandten – die anderen Helleborus / Nieswurz-Arten die schönste Zeit.
Schneerosen, hier noch in Vollblüte Mitte Februar, deutlich erkennbar die grünlichen Nektardrüsen!
Diese schon gezeichneten Garten-Lenzrosen stammen aus den Ländern südöstlich der Alpen. Die übrigen Nieswurz-Arten haben grünlichgelbe Kronblätter.
Dazu gehören die Grüne Nieswurz / Helleborus viridis, auch “Güllwurz” genannt (aber nicht weil zu ihrer Blütezeit im März bei uns im Gölsental so fleißig gegüllt wird…). Diesen Namen verdankt sie die heute fast absonderlich klingende Verwendung als natürliches Immunisierungsmittel in der Schweinezucht. Den Ferkeln wurde nämlich eine Wurzel der Grünen Nieswurz durch ein ins Ohr gestanztes Loch gefädelt. Der Giftstoff der Pflanze führte zu einer Entzündung und der Bildung von Abwehrstoffen, wodurch diese wertvolleren “gegüllten” Ferkel gegen die Schweinepest immun waren! Daher erklärt sich vielleicht auch das häufigere Vorkommen in den Obstgärten von Bauernhöfen. Die getrockneten Wurzeln der Schneerosen / Helleborus niger sollen einst sogar als Ersatz für den teuren Schnupftabak verwendet worden sein, was den Namen erklärt.
U. a. in der südlichen Steiermark kommt die Hecken-Nieswurz / Helleborus dumetorum vor, die derzeit zugleich mit den letzten Frühlingsknotenblumen und (auf slowenischem Gebiet südlich von Mureck) der Hundszahn-Lilie blüht. Dort gibt es auch eine besondere Krokusart – Crocus vittatus (exiguus) / Illyrischer Krokus mit besonders hübsch gezeichneten Kronblättern.
Zu den weniger bekannten Nieswurzarten, die sehr wüchsig ist (kräftig aussamend) und auch in der Umgebung von Wien vorkommt, gehört die Stinkende Nieswurz / Helleborus foetidus, am Aussehen und am tatsächlich unangenehmen Geruch leicht erkennbar – sie heißt auch “Bärwurz”. Woher soclhe Volksnamen oft abgeleitet werden, wäre interessant!
Ebenfalls geruchsintensiv ist der Bärlauch, im Volksmund als “Knofelkraut” bekannt und für Frühlingsspeisen sehr beliebt. Kaum ein Restaurant, wo nicht mehrere Speisen mit Bärlauch angeboten werden! Aus eigener Erfahrung jedoch – besser gekocht essen, denn roh in einem Aufstrich hat das Knofelkraut einmal so sehr auf den Magen geschlagen, dass ich nächtens mit der Taschenlampe in den Garten (woher die Blätter stammten) kontrollieren ging, ob es wirklich Bärlauchblätter waren… Denn Verwechslung mit Maiglöckchen oder Herbstzeitlosen können tödlich ausgehen, obwohl man bei so geringer Kenntnis der Pflanzenwelt besser nicht auf “Kräuterernte gehen sollte!
Da kann schon weniger passieren oder gar nichts, denn neben der Hochstängeligen Schlüsselblume / Primula eliator wächst ganz simpler – wilder Schnittlauch! Eigenartig ist übrigens (abseits der Gärten) die Verbreitung der Primelarten: Die vorhin abgebildete gibt es, neben der etwas späteren Arznei-Primel / Primula officinalis, recht verbreitet, während die Zwergprimel / Primula acaulis etwa im Gölsental kaum vorkommt, jedoch an der Triesting und Pielach in der Nachbarschaft besonders häufig.
Nun ist auch die Zeit für spezielle Blumenexkursionen gekommen – etwa zur wunderschönen Schachblume im südlichen Burgenland bei Luising oder im nahen Groß-Steinbach, wo sogar ein Naturdenkmal dieser (von mir im Pflanzenmarkt gekauften und hier abgebildeten) seltenen illyrischen Blume gewidmet ist.