“Bichleralm” – endlich was halbwegs Zünftiges!
10. Januar 2014 von Bernhard Baumgartner
Die Wanderungen rund um die Feiertage im Wienerwald waren zwar “nett” und “entspannend” nach den Festlichkeiten, aber endlich sollte es eine “richtige” Bergtour werden. Nicht gleich auf den Ötscher oder ein ähnliches Alpinziel, etwas mehr als Tirolerkogel aber schon, eher nicht als Schitour… wäre auch nichts daraus geworden, so sehr ist der Schnee abgetaut seit Silvester…
Vom neuen Gipfelkreuz auf der Bichleralm (seit wann ?) hat Peter im Blog schon berichtet, nun dieser Gipfel würde gerade passen. Zu unserer Überraschung haben wir uns (wie schon angemerkt) dort erstmals persönlich kennengelernt! Aber soweit sind wir noch nicht, noch sind wir bei der Zufahrt nach Annaberg. Wir parken in der Koteau, gegenüber dem Enne-Haus, wo wir schon einmal um Erlaubnis gefragt haben und hoffentlich nicht im Weg stehen (Kurt würde es seinem alten Lehrer doch erlauben, selbst wenn schon 50 Jahre seit seiner Volksschulzeit vergangen sind…). Gleich darauf sind wir froh, die Winterstiefel mit den ausklappbaren Spikes angezogen zu haben, denn die ersten Meter der Forststraße Richtung Sabel gleichen einem Eislaufplatz. Dieser winterliche Eindruck in der schattigen Koteau wiederholt sich aber nicht so schnell, vielfach ist es völlig aper, überhaupt wo das Gelände der Sonne und den Windverwehungen ausgesetzt ist.
Von den Häusern “Am Säbel” (wie es in der ÖK heißt) ergibt sich einer der schönsten Ötscherblicke. Zum Fotografieren gibt es aber noch etwas Interessantes – ein selten in dieser Art zu sehendes Marterl mit Flügeltür und ein Wegkreuz darüber wecken die Aufmerksamkeit, erinnern an den Pilgerweg nach Mariazell.
Wir sind hier schon über 1000 m, die Schneelage wird trotzdem immer mikriger, bis über den nächsten Sattel – die “Sabelstuben” – hinaus (P. 1066 der ÖK). Dort ist der Ötscher schon aus unserem Blickfeld verschwunden und wird erst auf der westlichen Gipfelkanzel ebenso fotogen wieder auftauchen. Die längere Flachstrecke liegt jetzt hinter uns (daher als alpine Schitour günstiger aus dem Fadental !), und bald geht es doch im Schnee mehrere Kehren auf der Forststraße am Waldhang der Bichleralpe aufwärts. Zu unserer Überraschung nähert sich von oben ein Schifahrer – es ist der Annaberger Tourengeher Herbert Hoppel (ein Schüler meiner 4. Volksschule 1963/64, unglaublich lang ist´s her…). Er hat mir nicht nur seinerzeit Bilder von den Kyrill-Sturmschäden geschickt, sondern berichtet nun auch von der Sperre des Zuganges in den Lärchentrog am Südfuß des Sulzberges. Seine Intervention bei der Bezirksforstverwaltung hat offenbar bewirkt, dass dort eine alternative Schiroute offiziell angeboten wird (darüber hat auch Peter Pichler schon berichtet, sollte in den Internet-Foren noch bekannter gemacht werden).
Bei der fünften Kehre könnte man (für eine Backcountry-Tour günstig) noch auf der Forststraße weitergehen. Wir sind aber gewohnt, hier direkt aufzusteigen, in die danach folgende breite und ausgeweitete Lichtung mit einem Hochstand, wo von links ein verwachsender steiler Hang vom Südostkamm herabzieht (mit Schwager Karli einmal mit Tourenschi bei optimalem Pulver auf harter Unterlage befahren). Nun geht es steiler und enger durch die Waldrinne hinauf, die Trittfestigkeit des Schnees ist sehr wechselnd, in alten Spuren etwas besser, aber zuletzt an der Steilböschung der Forststraße brechen wir sehr tief ein. Diese Straße ist ziemlich neu, ich habe sie in der Tourenkarte eingezeichnet. Oberhalb führt die Rinne weiter, und mein Markierungspunkt ist (wie auch im Sommer) eine dreistämmige Rotbuche, nicht sehr mächtig, aber in der Fichtenumgebung genug auffallend. Denn hier müssen wir links durch den dichten Forst, auf einer schmalen Schneise, die sich anschließend verbreitert und steiler zum Kamm hinauf zieht. Dabei erleichtern uns feste Trittspuren den Aufstieg ungemein – übrigens ist das die einzige Stelle samt dem Gipfelkamm, der mit Langlaufschi etwas Probleme machen könnte (mit Backcountryski samt Fellen haben wir diese Stelle schon mehrmals bewältigt).
Dann sind wir am Kamm und wenig später beim kleinen Gipfelkreuz, wo wir mit Peter Pichler und Begleiter zusammentreffen (von ihm eigener Bericht im Blog). Sie haben die Schitourenroute von Fadental gemacht, allerdings auch zu Fuß und mit den Schneeschuhen im Rucksack. Nach kurzem Erfahrungsaustausch machen sie sich an den Abstieg zum Sabel, und wir gehen die paar Schritte vor zum westlichen felsigen Gipfelabbruch, denn dort befindet sich der eigentliche und beste Aussichtspunkt. Das Dreigestirn der Ybbstaler Alpen – von Ötscher, Dürrenstein und Gemeindealpe – bietet sich hier in perfekter Ansicht! Es ist mir leider auch im letzten Jahr nicht gelungen, das Ötscherbild mit der im Herbst “vergoldeten” Lärche einzufangen. Fast unübertrefflich ist auch der Blick ins Gesäuse. Zwischen Gemeindealpe und Kräuterin (mit Fadenkamp und Hochstadel) ragt dort die Gipfelreihe der Ennstaler Alpen mit (von links) Lugauer, Hochtor und Planspitze (das kleine Spitzerl rechts über der Tiefe der Gesäuseschlucht), Admonter Reichenstein und Sparafeld. Das gesamte Panorama zwischen Hoher Veitsch und Ötscher, mit der Passregion von Mariazell und Mitterbach in der Tiefe, darüber die vier Zellerhüte, überragt vom Hochschwabmassiv (Aflenzer Staritzen mit Hoher Weichsel, Ringkamp, Hochschwab, der kantige Ebenstein) – ein (zum Glück in unseren Bergen nicht einmaliges) großartiges Bergbild!
Unsere Gipfeljause fällt recht spartanisch aus – eigentlich nur Wasser (warme Limonade) und Brot (eine Schnitte vom zuvor im St. Veiter Bauernladen gekauften Bauernbrot von Frau Knoll – köstlich! auch ohne Belag!) und noch etwas, einem Schoko-Nuss-Riegel, den ich beim Freilander Advent per Los gewonnen und in den Rucksack gesteckt fast schon vergessen habe. Die Kalorieneinsparung wird nach der Tour sicher allzu leicht aufgeholt und wirkt sich nicht auf den Feiertagsüberschussabbau aus…
Inzwischen hat sich der Himmel immer mehr mit föhnig aufgelockerten Wolken überzogen, und um ca. 13,40 Uhr machen wir uns an den Abstieg. Dieser geht viel leichter als erwartet, am besten abseits der Spuren, wo man gar nicht so tief einsinkt. Der Ausblick vom Gipfelkamm wird durch die aufwachsenden Fichten immer mehr eingeengt (der Vergleich mit der Schitour von 2001 zeigt es deutlich), aber Schneeberg und Göller zeigen sich immer noch sehr schön, wenn auch mit schütterer Schneebedeckung.
Abstieg über die Schneise vom Kamm in die anschließende flachere Waldgasse, inzwischen kommt wieder mehr die Sonne heraus (im Hintergrund Kögelberg bei Annaberg und Hohenstein). Bei Erreichen der Forststraße steigt Anni direkt in die Waldrinne ein (dadurch gewinnt sie einen so großen Vorsprung, dass unsere gegenseitigen Rufe ungehört verhallen…), während ich auf der Forststraße weitergehe. Bei der folgenden Lichtung mit einer kleinen Jagdhütte werde ich durch einen hübschen Ausblick belohnt, schwenke aber dann abkürzend doch in die rechts unterhalb leicht erreichbare Mulde der Aufstiegsstrecke ein (mit Schi sicher viel besser als die eng verwachsene Waldrinne).
Fast wie ein Bild aus dem Riesengebirge vor etwa zwei oder drei Jahrzehnten – Baumsterben, hier in den Voralpen aber auch gar nicht so selten (Südostkamm der Bichleralpe). Aber der früher mit einem urigen nordseitigen Waldsaum versehene Sulzberg ist jetzt fast kahl, allerdings durch die Sturmschäden des Orkans Kyrill (Jänner 2007). Auf der unteren Forststraße treffen wir wieder zusammen. Ein kurzer Ausblick öffnet sich noch zwischen den Bäumen nach Südosten ins Gebiet der Schneealpe.
Im Bild links überragend die Heukuppe als höchster Punkt der Rax, davor das Plateau der Schneealpe mit (von links) Ameisbühel, Kleiner Burgwand, Mitterbergschneid, rechts davor das Hochwaxenegg (wenn man es so schreibt, Karl hat dort von einer Schitour im Blog berichtet). In der Sabelstuben mehren sich dann endlich die aperen Stellen. Übrigens könnte der Name “Sabel” (ÖK Am Säbel, habe auch bei den Annaberger schon “Säbel” gehört?) von einer Felsformation an der Nordostkante der Bichleralpe kommen, die (zwar vom Wald etwas verdeckt) die Form eines Krummsäbels aufweist und sogar im Katasterplan der alten Landesaufnahme von 1830 eingetragen ist! Noch eine Anmerkung – wir sagen immer “Bichleralm”, denn die Hochfläche war vor 30 oder 40 Jahren noch als Alm in Verwendung und ist erst danach aufgeforstet worden, heute ein Fichtendschungel…
Zwar erst mittlerer Nachmittag, wird es bei den Sabelhäusern fast däümmrig (von dort kamen die Hoppelkinder in die Annaberger Volksschule, wenn ich mich richtig erinnere – und damals ohne Schulbus, nur zu Fuß bei jedem Wetter!). Gerade noch rechtzeitig kommen wir wieder gut in der Koteau beim Auto an. Der Ötscher hat sich inzwischen schon eine “Schlafhaube” übergezogen… in Annaberg sagt man bei solchen Wolken: “Über den Ötscher waht´s ummi!” (eher ein Schlechtwetterzeichen, was aber diesmal nicht stimmte).
3 Reaktionen zu ““Bichleralm” – endlich was halbwegs Zünftiges!”
Schade, daß ich nicht mitgehen konnte (immer diese unaufschiebbaren Termine)! Von dieser Seite kenne ich den Aufstieg auf die Bichleralm nicht, nur von Josefsberg. Dank Deiner ausführlichen Beschreibung sollte der aber auch allein zu finden sein.
Wenn endlich Schnee kommt, machen wir die Bichleralm von Fadental aus mit BC! Der Winter ist ja noch nicht aus…
Grüße und schönen Sonntag (schnupfenfrei, wir leider nicht ganz)! ABB
Mei das wär schön! Aber ja, hast eh recht! Winter kommt ja noch! Schnupfenfrei dank meinem täglichen Immun44!
Heute von unterhalb des Klostertaler Gscheids über die Putzkapelle und Mamauwiese zur Schoberkapelle. Selber Rückweg mit Einkehr im GH Wilsch. Sehr nett umgebaut, nur die Küche ist noch immer eher nicht soo toll. Kein Schnee!