Gscheidl und Gippelalm
10. Juni 2013 von Bernhard Baumgartner
Zum Gscheidl, dem Sattel südlich des Gippels zwischen Preintal und Stiller Mürz, kommt man fast ausschließlich bei einer Wallfahrt auf dem Burgenländischen Mariazellerweg. Dabei ist diese Örtlichkeit von historischer Bedeutung, denn dort bewerkstelligte die Brüder Huebmer mit dem “Durchschlag” einen Schwemmtunnel, durch den das im Neuwald geschlägerte Holz zur Schwarza und über den Wiener Neustädter Kanal nach Wien gebracht werden konnte – und das schon vor gut 200 Jahren!
Von Lahnsattel geht man dorthin gut 2 Stunden und fast ebenso lang aus dem Preintal vom ehemaligen Gasthaus Triebl. Im Juni aber gibt es die Möglichkeit, anlässlich des “Berggottesdienstes” der evangelischen Gemeinde, auf der sonst gesperrten Forststraße bis zum Gscheidl zu fahren. Heuer war das am Sonntag, 9. Juni. Wir nützten diese Gelegenheit, um so nebenbei eine Wanderung zu machen, die sich sonst nicht auszahlen würde – über die schon längere Zeit bestehende Almstraße hinauf zum Gippel. Mit dabei war unsere traditionelle Bloggerin Eli, die zugleich ihre Wanderung Richtung Mariazell auskundschaften konnte. Anschließende zeige ich diesen schönen Tag in den Bildern, die bei der Tour aufgenommen wurden.
Wo vom Donaudörf am Lahnsattel die Forststraße Richtung Gscheidl führt, kommt man durch den Neuwalder Urwald, ein echtes Relikt eines nie geschlägerten Waldes, das aber leicht zu besichtigen ist (im Gegensatz zum gesperrten Urwald Rotwald).
Am Holzplatz unterhalb des verfallenden Gscheidlhauses (nur das Forsthaus oberhalb ist gepflegt) versammelten sich die Teilnehmer am “Berggottesdienst”. Beim Forsthaus geht es gerade hinauf zum Gscheidl-Sattel, links (nordwestlich) zweigt die Forststraße zur Gippelalm ab.
Am Vortag werkten die Almbauern beim “Hagen”, und auch die “Oloatn” (= Ableitungsrinnen der Forststraße) waren frisch nachgeputzt, damit beim Regen die Straße nicht verschwemmt wird. Übrigens soll am 15. Juni heuer aufgetrieben werden, aber bei dem noch überaus spärlichen Graswuchs erscheint das recht unwahrscheinlich.
Der Weiterweg zum Gipfelkreuz hätte noch insgesamt so an die zwei Stunden in Anspruch genommen, dazu der Abstieg zum Gscheidl, also eine schöne Tour von knapp fünf Stunden. Wir zogen allerdings beinschonend den Rückweg von der Alm vor.
Aufstieg zur Alm 1 1/2 Stunden, Abstieg 1 1/4 Stunden, die zunehmende Hitze (ganz ungewohnt!) durch den Südwind etwas gemildert. Die Blumenwelt hält sich dort oben noch sehr bescheiden, erst weit unten stand an der Böschung das Mannsknabenkraut.
Beim Versammlungsplatz am Gscheidl wurde nun schon fleißig weggeräumt, und nun kehr wieder für ein Jahr hier Stille ein, nur unterbrochen von den Scharen der Wallfahrer, die zwischen Schwarzau im Gebirge und Terz (bzw. Frein) keinen Stützpunkt zur Verfügung haben. Und im Herbst werden hier die Hirsche röhren, und die Jagdgäste können neben den Holzarbeitern als einzige Besucher in diese weltferne, aber früher sehr belebte Gegend gelangen.
Leider hatten wir keine Gelegenheit, uns mit Ortskundigen über die ehemalige Holzknechtsiedlung am Gscheidl zu unterhalten bzw. den noch erhaltenen Stolleneingang des “Durchschlag” zu sehen. Aber im nächsten Jahr gibt es ja wieder “freie Fahrt” in diese Einsamkeit…
1 Reaktion zu “Gscheidl und Gippelalm”
Ich bin begeistert!! Die Bilder sind so schön geworden!!
Vielen, vielen Dank fürs Mitnehmen! Auch wenn das diesmal nur eine kleinere Wanderung war (was mir aber durchaus zupass kam), so habe ich doch gesehen, wie (und dass überhaupt) ich auf den Gippel kommen kann! Nächstes Jahr, auf die gleiche Art!
Und ich habe gesehen, daß der Karrenweg vom Holzplatz hinunter ins Tal nicht benützbar ist, da von großem Gatter abgesperrt. Auf Bernhard’s Anraten werde ich mich daher mit einer anderen Route von Schwarzau nach Frein beschäftigen. Für diese geplante 2-Tages-Tour nach Mariazell wird’s ohnehin Herbst werden, weil jetzt im Sommer auf den endlosen Forststraßen ist es zu heiß (und mehr Kondition muß auch her).