Über die blumige Schneeries auf den Geißenberg
11. Mai 2013 von Bernhard Baumgartner
Der Geißenberg (üblicherweise auch Geissenberg) ist ein eher als Schitour bekannter Gipfel südwestlich von Schwarzenbach an der Pielach. Mit einer Höhe von 1177 m passt er ideal für eine Wanderung Mitte Mai, wenn der frische Laubaustrieb mit den späten Frühlings- und frühen Orchideenblüten zusammenfällt.
Die Zufahrt erfolgt durch das Pielachtal (oder von Türnitz über das Schwarzenbacher Gscheid) nach Schwarzenbach und im hintersten Pielachtal weiter, vorbei an der Abzweigung des alten Wallfahrerweges über die Hölzerne Kirche nach Annaberg, bis zur Kreuzung vor dem Gehöft Kowald. Rechts geht es auf dem asphaltierten Güterweg Fuchsriegel hinauf in den steilen Bergwald mit den fliederfarbenen und ebenso leicht duftenden Blüten der Mondviolen (Lunaria rediviva). Bei der ersten Kehre jedoch gleich geradeaus zu einem Haus im Graben und auf einem Fahrweg weiter.
Im folgenden, immer wieder von Kalkriegeln durchsetzten Bergwald folgen wir dem bergwärts führenden alten, aber offensichtlich erst jüngst benützten Fahrweg hinauf zum Gehöft Hafnerreit mit seiner riesigen Hauslinde und hübschem Ausblick in den hinteren Pielachwinkel. Gegenüber die steilen Nordflanken des Höhenrückens von Türnitzer Schwarzenberg bis zum Hennesteck mit markanten Felsmauern, wie dem Spitzkogel und den Abbrüchen beim Nassen und Trockenen Loch. Das Wohnhaus steht leer und etwas in Verfall, die Wirtschaftsgebäude instandgehalten, und weiter rechts ein kleines Holzhaus – die Wiesen sind gemistet worden, an den mageren Rändern die nächsten Orchideen.
Der Geißenberghof dient wohl als Alm- und Jagdhaus, aufgebaggert wird dort jedenfalls üppig für Holzbringungsstraßen und sogar auf den Gipfelwiesen zur “Weideverbesserung”! Der Aufstieg zwischen Hafnerreit und Geißenberg ist gar nicht so leicht zu finden – zuerst die Hafnerreitwiese hinauf, dann rechts über einen flachen Wiesenboden zum jenseitigen Waldrand, dort auf Steigspur geradeaus zu einem alten Ziehweg, diesen links hinauf zur Wiesenmulde, wo rechts oben schon der Geißenberghof in Sicht kommt.
Oberhalb von Geißenberg schließen Wiesenhänge an, die in die wirklich wunderbaren Bergwiesen Richtung Geißenberg übergehen. Ausblick über die südöstlichen Randberge des Pielachtales hinweg und auf die Begrenzung des hintersten Pielachtals. Nach Reiflinger Kalken in den tieferen Lagen, wo vielfach Quellen aufgehen, folgen Hauptdolomit und Kalkschichten, die auch wasserstauende Gesteine enthalten müssen (daher die Feuchtmulden; genauere geologische Verhältnisse muss ich erst den Spezialkarten entnehmen, jedenfalls wandern wir durch die Wölbungs- und Muldenzonen der Lunzer Decke).
Der breite Bergrücken schwingt sich in sanften Wellen westwärts immer höher, die Gipfelkuppe taucht erst später auf, den Wiesenboden säumen Baumgruppen mit riesigen Rotbuchen, Fichten und Bergahorn, die Flora ist reizend, aber ohne (uns auffallende) Besonderheiten. Hier begegnen wir auch dem Almbauern, der bereits elektrische Weidezäune spannt, weil nachmittags auf den südseitigen Wiesen Hochlandrinder aufgetrieben werden sollen. Die planierten Wiesenflächen mit ihrem frischen Graswuchs werden wohl noch länger nicht genützt werden können.
Zuletzt verflacht der Wiesenrücken – endlich, obwohl man sich kaum idyllischere Lichtungen vorstellen kann – und über der sanften Gipfelkuppe taucht unvermittelt der Ötscher auf. Außer einem kleinen Hütterl am nördlichen Rand der Wiese (dort muss der Anstieg vom Schweinbergsattel über den Nordkamm heraufkommen) gibt es kein auffallendes Zeichen für den höchsten Punkt. Nur sanftes, frisches Grün zwischen den urigen Baumgruppen, wobei sogar die Rotbuchen nur zögernd ihre Blätter öffnen. Als Rastplatz dient eine abgebrochener dicker Ast, auf Labung haben wir verzichtet, aber nach den zwei Stunden Aufstieg hätten wir schon lieber mehr gehabt als nur ein gemeinsames Trinkflascherl… aber zuhause gibt es schon vorbereiteten Spargel, was uns an die herrlichen Frühlingsurlaube im südtirolischen Lana erinnert…
Nach kurzem Aufenthalt machen wir uns an der Rückweg, Abstieg ins Tal auf einer Variante über den Fuchsriegel. Für starke Marschierer wäre aber folgende Runde ideal – vom Geißenberg über den Hühnerkogel südwärts bis zu den Wastlböden, übers Hennesteck (Almlift von hier aus sichtbar) zum Weißen Kreuz und Abstieg über die Hölzerne Kirche ins Pielachtal, vor allem im ersten Teil urigstes Gelände, erst vom Hennesteck an markiert.
Beim Rückweg über die Schneeries faszinieren die duftigen Wolken über dem Pielachkamm mit dem Eisenstein, sogar Muckenkogel-Hinteralm und das Spitzerl des Türnitzer Högers schauen über den flachen Schwarzenberg mit dem vorgelagerten Spitzkogel herüber (der Hohe Stein ist von hier aus nirgends sichtbar, übrigens eine ganz tolle Orientierungstour vom Schwarzenbacher Gscheid aus…). Dann halten wir uns mehr an den linken Rand der Wiesenflächen, wo rot und gelb die Holunderknabenkräuter in schönster Blüte leuchten. Der Tipp vom Almbauern war richtig – nicht rechts zum Geißenberghof, sondern gleich am Kamm weiter, wo ein schöner breiter Waldweg hinunter zum Oberen Fuchsriegelhof führt.
Die frühen Orchideen zeigen sich in rot und gelb – heroben auf den Almwiesen (wie vielfach auf den Voralpengipfeln) die Holunderknabenkräuter, weiter gegen das Tal zu in Rot das Stattliche Knabenkraut und in Gelb das Bleiche Knabenkraut. Diese hübschen Blüten begleiten uns dann entlang dem asphaltierten Güterweg vom Oberen Fuchsriegelhof (mit freundlicher Begrüßung durch Wanderer, die sich sogar an eine Führung von mir am St. Veiter Staff erinnerten) hinab ins Tal zum Ausgangspunkt. Das bequeme Bergabmarschieren auf dem Asphaltweg macht uns gar nichts, denn unsere heiklen “Haxn” haben ohnehin schon genug Reize abgekriegt! Insgesamt waren wir vier Stunden unterwegs – die Route ist aus der Karte eindeutig zu entnehmen.
Der Geißenberg über die Schneeries war eigentlich ein Verlegenheitstour, weil wir den Türnitzer Schwarzenberg noch aufschieben wollten (die Runde vom Loisbauern über das Holzer Gsohl und die Thorstallwiesen kennen wir schon, und den direkten Aufstieg vom Gscheid müssen wir erst erkunden). Tatsächlich hat sich diese Wanderung zu einer überaus empfehlenswerten Tour entwickelt, jetzt im ersten Frühlingsgrün (wenn noch nicht das Weidevieh aufgetrieben ist) und sicher auch noch im Herbst zur Zeit der Laubfärbung. Aber bis dahin werden wir hoffentlich noch allerhand Schönes erleben, für mich ein besonderer Genuss mit meinem wieder so munter gängigen Knie (jetzt sei es “geoutet” – der Halbschlitten im rechten Knie, nach einer Erkrankung an Knochenöden Morbus Ahlbeck, von Oberarzt Dr. Harm im Krankenhaus Lilienfeld am 1. März, ist wirklich gelungen, und am 1. Juni hört dann eigentlich erst die intensivere “Schonzeit” auf…). Daher wird es jetzt im Blog wieder öfters etwas zu berichten geben!
2 Reaktionen zu “Über die blumige Schneeries auf den Geißenberg”
Sooooo schön!! So herrliche Bilder! Das wär auch für mich genau richtig gewesen. Aber ich habs mir dieses lange WE ganz falsch eingeteilt. Schuld war der Wetterbericht. Naja, hilft nix. Wird schon wieder kommen, die Wandergelegenheit für mich.
Dieser Berg war wie der ganze Tag auch für uns eine große Überraschung! Peter hat einmal im Blog vom Geißenberg berichtet (aber von der Laubenbachmühler Seite). Wir sind in der Anfangszeit des “Prackerns” mit den Backcountryski oben gewesen, aber seither nicht mehr.
Eigentlich wollten wir auf den Schwarzenberg, aber weil wir über den direkten Aufstieg vom Gscheid nicht sicher waren, sind wir doch gleich weiter ins Pielachtal gefahren. Es hat sich wirklich gelohnt!
Das Wochenende war jetzt ja allers andere als schön… leider! Aber wird schon noch werden!
Grüße! A&BB