Zeit für Eistouren -
17. Januar 2013 von Bernhard Baumgartner
- na, bitte! Vielleicht noch mit Eisbeil und Eishaken und Steigeisen usw. – “Eistour” heißt bei uns, einen Wanderweg nachzugehen, wo das von den Felsen tropfende Wasser zu Eiszapfenvorhängen gefroren ist, wo in die Bäche hängende Zweige sich zu wunderlichen Gebilden formen oder Eisglocken angehängt haben.
Derzeit sind durch die tiefen Temperaturen bereits alle Vorbereitungen getroffen, eigentlich überraschend schnell, wie wir feststellen konnten. Wege am Wasser und Felswandeln, dazu bequem zu gehen und nicht zu weit entfernt – da bietet sich das Retzbachtal bei Türnitz an, besser bekannt als Zugangsweg zur Falkenschlucht.
Diesmal parkten wir bereits beim letzten Gehöft, dem “Habritzer” (Hauptrötzhof), wo nach dem breiten Talboden der Weidenau das Engtal anschließt. Denn bereits am Retzbach entlang – sein stellenweise wie ein bläulich schimmerndes Eiswasser ist wirlich eine Naturbesonderheit – ergeben sich die hübschesten Stimmungen.
Dann treten aus Wettersteinkalk scharf geformte Felsen aus den Waldhängen und bilden die klammartige Zugangspforte in den inneren, vielfach schluchtartig ausgeprägten Tallauf. Einzelne Zapfen hängen aus Spalten und Löchern, wo immer auch Wasser heraussickert, höhlenartige Nischen sind mit Eisvorhängen geschmückt.
Auch an der anderen Bachseite treten Felsen hervor, und dort quellen zwei brunnenartige Wasserschwalle heraus – Quellwasser direkt aus dem Gestein! Kurz danach folgt nach einer Brücke der Parkplatz, und auch hier quillt Wasser aus dem Berg – welch eine Fülle, deren Kostbarkeit wir in unseren damit gesegneten Gegend ja gar nicht genug zu schätzen wissen…
Während im Gölsen- und Traisental sich Hochnebel mit Wolken mischen, dringt hier weiter im Vorgebirge sogar etwas die Sonne durchs Gewölk und lässt das Wasserband des Retzbaches silbern aufglänzen. Weiter talein folgt noch ein Staubecken bei einem Kleinkraftwerk, auch ein malerischer Platz, und in den Felssrändern öffnen sich mehrfach grottenartige Halbhöhlen. Beim Jagdhaus Innereben zeigen sich bereits die Abbrüche oberhalb der Falkenschlucht – übrigens wurde in dieser Gegend der letzte Bär der Lilienfelder Gegend geschossen (ausgestellt im Naturalienkabinett des Stiftes, sehenswert wie das Zdarsky-Heimatmuseum in Lilienfeld).
Ein Infozettel beim Parkplatz weist darauf hin, dass das Annaberger Haus auf dem Tirolerkogel von Mittwoch bis Sonntag geöffnet ist. Besonders an den ersten Bewirtschaftungstagen empfehlenswert, alles frisch bebraten und gebacken (natürlich auch am Wochenende, aber da ist meist zu viel Betrieb, um alles in Ruhe genießen zu können) – liebe Grüße an die Vroni und ihr tüchtiges Team! Vielleicht macht Anni einmal eine Schneetour hinauf und bringt frische Bilder mit…
Vom Eingang der Falkenschlucht geht es nicht mehr weiter, obwohl die Klamm eine interessante und je nach Verhältnissen extreme Winterwanderung bieten würde. Die umgehende Forststraße ist wegen einer großen Wildfütterung gesperrt, aber der Anstieg zum Tirolerkogel zweigt schon weiter vorne im Retzbachtal ab – eine starke Schneeschuhtour durch das Dachsental, vielleicht mit anschließendem Übergang bis zur Bergrettungshütte Oesterleinbrunn und hinab zum Habritzer. Von der Kalten Kuchl könnte man auch auf der Forststraße direkt dorthin absteigen.
Aber auch wenn man nur durch das Retzbachtal bis zur Falkenschlucht wandert, auf der ausgefahrenen Forststraße hin und zurück insgesamt zwei Stunden, lohnt sich die längere Anfahrt nach Türnitz, und im Unterschied zu den Schiorten bis hinein nach Mariazell geht es hier wohltuend ruhig zu. Trotzdem werden wir demnächst nach Annaberg oder über den Wastl zum Puchenstubener Turmkogel fahren, Anni für eine Langlaufrunde und ich für einen Fotospaziergang, damit es wieder etwas Neues zu sehen und zu berichten gibt. Allerdings haben wir in St. Veit schon so viel Schnee (momentan gut ein Viertelmeter), dass auch hier die Loipe gespurt sein könnte. Na, dann spazier ich halt entlang der Gölsen…