Bloß ein Hügel im Wiesenwienerwald…
16. Januar 2013 von Bernhard Baumgartner
… aber für einen kurzen “Sonnenspaziergang” gleich von der Haustür weg bestens geeignet (wir wohnen sozusagen am Bergfuß), daher machte sich Anni gestern (15. Jänner) gleich vormittags auf den Weg, selbstverständlich mit der Kamera!
Hippler kommt vom mittelhochdeutschen Wort “hubel” = Hügel, und das passt auch bestens zum Hipplerkogel, der sich unmittelbar an der Wienerwaldseite über St. Veit an der Gölsen erhebt. Das Gehöft wird zwar bewirtschaftet, d. h. der Grund, nämlich von der Familie Knoll (Biobauernhof in Kerschenbach, beim “Gölsentaler Bauernladen” führend), aber das Wohnhaus ist unbewohnt und wird wohl so wie Stall und Scheune bald einmal zusammenbrechen. Schade um eine bis ins Mittelalter zurückreichende Hofstätte, aber besser der derzeitige Zustand, als wenn irgendwer Vermögender dort einen Landsitz errichtet und alles rundherum absperrt (wie häufig zu erleben) – aus wäre es dann mit unseren malerischen Spaziergängen auf diesen wunderschönen Aussichtshügel.
Oberhalb der St. Veiter Bergsiedlung breiten sich die Wiesen des “Voigthofes” aus (nach vormaligem Besitzer auch “Eberl” genannt). Wenn noch etwas mehr Schnee kommt, kann man darauf ganz nette Langlaufspuren ziehen. Beim Weingartnerhof (weist auf ehemaligen Weinbau hin, aber der Gölsentaler Wein soll dereinst so sauer gewesen sein, dass man ihn in Hainfeld sogar zum Mauern der Kirche statt Wasser verwendet haben soll) geht es vorbei, auch schon ein gepflegter Landsitz, aber mit voller Wegefreiheit. Sogar ein altes hölzernes Bauernhaus aus der Steiermark ist dort wieder aufgebaut worden!
Über einen steiler ansteigenden Wald auf hartem Sandsteingeblock führt die ziemlich naturbelassene Zufahrt dann hinauf zum Hippler. Am Rand des Obstgartens mit seinen vielen neu gepflanzten Sorten steht ein uralter Asperlbaum, der verlässlich Früchte trägt, obwohl die “Unterlage” der Veredlung auch bereits durchgewachsen ist und nun der Baum je zur Hälte ein Weißdorn und ein Mespilus germanicus ist! Unglaublich, was es beim Herumspazieren und genauen interessierten Schauen alles zu entdecken gibt.
Auf der Höhe ist der Hipplerkogel abgeflacht, sodass man dort sogar Äcker anlegen konnte. Ein Problem könnte dort oben nur die Wasserversorgung bereiten, aber im Flysch geht ja überall in Mulden und Rinnen vielerorts Wasser auf und muss nur geschickt “gefasst” werden. Zum Gipfel hin (ein dort neuerdings aufgerichteter Telefonsender stört zum Glück kaum, ist er doch zwischen den hohen Bäumen ziemlich verborgen) fehlt uns seit wenigen Jahren nur eines – eine wunderschöne alte Lärche – die muss der Blitz (kaum erkennbar) oder wegen des Alters einfach der Schlag getroffen haben, wie es halt auch im Leben der Bäume zugeht. Ich muss mir glatt das stimmungsvolle, bald nach unserem Zuzug nach St. Veit (ab 1970) aufgenommene Bild suchen!
Der Ausblick vom Hipplerkogel über das Gölsental ist einfach malerisch, gegenüber erheben sich im Süden die ersten Kalkberge mit dem St. Veiter Staff, sogar auf die Gipfel rund um die Reisalpe sieht man, und in den Wienerwald hinein reiht sich Kuppe an Kuppe – da wird mein Begriff “Wiesenwienerwald” echt augenfällig. Nur eine “Jausentour”, dieser Hipplerkogel, aber immer wieder auch pilzreich, und bei einer kleinen Lacke am nahen Waldrand wachsen allerhand sonst fast kaum mehr zu findende Sumpfgewächse, wie die aus unserem Garten entsprungene gelbe Wasser-Schwertlilie und der dort schon vorhandene Froschlöffel. Eigentlich sollten wir heuer einen Kalmus kaufen und am feuchten Grund einsetzten – vor Jahren haben wir ihn beim Göllersreiter (mit Prof. Raimund Fischer bei einer Lehrerarbeitsgemeinschaft) gefunden, aber inzwischen ist die feuchte Kammwiese leider nur mehr ein Kuhweide…
2 Reaktionen zu “Bloß ein Hügel im Wiesenwienerwald…”
Sehr schön und ein bisserl romantisch! Ich liebe deine episch-breite Art der Schilderung!! (Kenne sie ja schon aus deinen ersten Büchern!!). Ist halt fein, wenn man direkt bei der (hinteren) Gartentür loswandern kann.
Das ist mein Lieblings-”Gschwind-einmal-Luft-schnappen”-Weg )
Die Bilder sind wunderschön und die Beschreibung dazu noch malerischer!!! Gratulation zu dem – wie immer – tollen Beitrag und DANKE für die wunderbare Darstellung unserer tollen Heimat!
Liebe Grüße
Irene Haiden