Südsteirische Weinstraße durch die Windischen Bühel – Leutschach, Großwalz, Gamlitz
7. Oktober 2012 von Bernhard Baumgartner
Nachdem der vorletzte Tag in Schwanberg nur zum Schwammerlsuchen geeignet war (mit Glück auch erfolgreich), brachte der Abreisetag (Donnerstag, 27. 9.) nach einem drohenden, aber großartigen morgendlichen “Himmelsgemälde” noch überraschend günstiges Wetter. Zwar schauerte es schon von Südwesten her, aber immer wieder zeigte sich die Sonne.
Reisetage in der Steiermark haben wegen der kurzen Anfahrt den großen Vorteil, dass man an den Tagen von An- und Heimreise noch viel anfangen kann, sei es eine Besichtigung oder eine Wanderung an der Strecke. Für die Rückfahrt hätten wir eigentlich das Gaberl hinüber ins Murtal eingeplant. Aber das aktuelle Wetter entschied anders – ab ins trockenere Südsteirische Weinland!
Eintrittspforte in dieses als Naturpark angepriesene Gebiet, eine ähnliche oder noch ausgeprägtere Hügellandschaft als im Sausal, war für uns Arnfels. Die Fahrt dorthin verlief schon als kleines Abenteuer, zwar über Wies hinauf nach St. Ulrich am Greith noch während der Fahrt in der Wanderkarte nachvollziehbar. Aber irgendwie landeten wir unversehens (weil man auf der Karte nicht mehr weiß, wo man sich gerade befindet) wieder unten im Sulmtal bei Gleinstätten! Also wieder hinauf zu den Berghügeln und endlich durch den Roselgraben (eigentlich sollte es über den Höhenrücken mit dem Kaiserstadel gehen) in Saggau angekommen. So, jetzt Schluss mit den Fahrproblemen, denn es gibt noch Interessanteres zu berichten!
Oben die typische Landschaft auf den Windischen Büheln. Saggau und Arnfels, hübsche Ortschaften, dann Leutschach – neben Weinbauzentrum auch intensiver Hopfenanbau. Jetzt heißt es aufpassen, unser Ziel liegt hoch oben am Grenzkamm, wo sich die Steiermark zu ihrem südlichsten Punkt ausbeult. Die Hauptstraßen (wenn sie als solche gelten können) Richtung Gamlitz und Grenzübergang Langegg vermieden, sondern südlich in den immer engeren Graben hinein, bis sich die Straße bei der Spitzmühle in endlosen Kehren und Steilstellen über Großwalz zum Kamm hinaufwindet.
Dort jenseits eine freundliche, hochgelegene Wiesenlandschaft, ein Parkplatz und eine frei zu überfahrende kleine Grenzstelle – der Südwestwind umbraust uns auch schon wieder. Und rechts oben auf der Bergspitze eine große Kirche – SVETI DUH NA OSTREM VRHU = Heiliger Geist am Osterberg.
Wie das Bild schon zeigt – der nächste Regenschauer kommt bestimmt, aber vorläufig wird er vom stürmischen Südföhn noch verblasen. Daher können wir die kurze Wanderung zur Heiliggeistkirche trocken und sogar mit etwas Sonne zurücklegen. Über dieses interessante Bergheiligtum selbst und seine Geschichte als “Kirche des Friedens oder besser der Völkerverständigung” an einer seit fast einem Jahrhundert von schweren Schicksalen geschlagenen Grenze berichte ich in einem eigenen Beitrag.
Nun geht es vom hohen Berg im Grenzkamm wieder hinunter in die Weingegend. Zuerst ist das Gelände noch ganz schön steil, aber selbst dort oben an der “Panoramastraße” stehen die schönsten Weingüter, und Einkehrmöglichkeiten gäbe es genug. Alle diese “Bergstrasserln” sind asphaltiert und sehr abwechslungsreich zu befahren. Sie münden in die lokale Hauptstraße, die zwischen Leutschach, Gamlitz und Spielfeld erst 1955 eröffnet wurde. Vordem war die Gegend abgelegen und kaum erschlossen, jetzt präsentiert sie sich als ein landschaftliches Kleinod, ein Paradies für Genießer von Ausblicken, köstlichen Weinen und Speisen.
Über Hirritschberg und Pößnitz kommen wir zum Grenzübergang Langegg, dann weiter hügelauf und hügelab, wo auf jeder der mit Rieden bepflanzten Kuppen ein Weingut ganz königlich obensitzt. Auf der grandios aussichtsreichen Anhöhe mit dem Restaurant und Weingut Mahorko ist es dann höchste Zeit zum Einkehren. Noch lacht die Sonne, aber bald vertreibt uns ein hefter Regenguss von der Terrasse, gerade noch rechtzeitig, bevor der Mittagsbetrieb so richtig losgeht. Wenn wir hier Urlaub machen wollten, wünschten wir uns ein südseitiges Balkonzimmer beim Mahorko!
In den Nachmittag hinein scheint dann schon wieder die Sonne, als wir auf der Weinstraße nach Gamlitz weiterfahren. So manchen malerischen Genussort gäbe es noch zu erleben, Ratsch oder Sulz etwa, aber wir sind ja eigentlich schon bei der Heimfahrt. Bevor es aber bei Ehrenhausen bzw. Vogau auf die Autobahn geht, noch ein Halt in Gamlitz. Beim Cafè Renate werden wir nicht nur bestens versorgt mit Muntermacher und sündigem Beiwerk, sondern auch mit allerhand lokalen Ratschlägen. Die heben wir uns für einen anderen Urlaub auf, denn der Naturpark Steirische Weinstraße wird uns sicher im nächsten Jahr, vielleicht bei der Blütezeit im Spätfrühling, wieder sehen.