Königsberg – durch “suprige Höhenrunde” aufgewertet!
13. September 2012 von Bernhard Baumgartner
Zwar ist der Königsberg in den Ybbstaler Alpen ein ganz beachtlicher Bergzug – über 13 km lang zwischen Göstling und Hollenstein und 800 bis 1000 m über die begleitenden Täler aufragend. Aber von einzelnen felsigen Stellen an den südwestlichen und nordöstlichen Eckpunkten der Kammhöhe abgesehen, gibt es keine hervorstechenden Landschaftsdetails. Auch die Aussicht hält sich, durch die benachbarten Massive von Hochkar und Gamsstein verstellt, in bescheidenen Maßen, gerade wenn man sie mit den Nachbargipfeln vergleicht.
Aber überaus beliebt ist der Königsberg für Almwanderer, und für sportliche Überschreiter oder MTBer sogar eine Herausforderung. Wenn man aber nicht endlose mehr als zwei Stunden vom Tal hinaufmarschieren will in die erst interessantere Höhenregion, dann ist mit dem Königsberg das richtige Ziel gewählt. Von Hochschlag beim Schigebiet in Hollenstein dauert der Aufstieg bis zur Kitzhütte schon viel weniger lang, und auf der Höhe geht es in beide Richtungen noch zu allerdings eher bescheidenen Gipfelerlebnissen. Von Göstling aus ist sogar die Zufahrt bis auf 1100 m zum Parkplatz Ebnerbrand möglich (ohne Maut und großteils asphaltiert) – zum Vergleichen der Anforderungen – der höchste Punkt am wenig bestiegenen Schwarzkogel hat eine Seehöhe von 1452 m!
Von dort oben bietet sich dann aber nur der großteils auf Almstraßen verlaufende Übergang bis zur Kitzhütte an, und zurück – noch einmal derselbe, schon allmählich als Hatscher empfundene Weg? Aber es geht auch anders – diesen Hinweis entnahm ich der Wanderbroschüre des Mostviertel-Tourismus “Lust aufs Wandern” – nämlich einen Rückweg von der Kitzhütte an der hohen Nordflanke des Königsberges entlang zum Ausgangspunkt Ebnerbrand. Zugegeben insgesamt viele Kilometer auf Forstwegen, die sich eher als Walkingstrecken anbieten, und nur eine herausfordernde, etwas kitzlige Stelle (für geübte Wanderer auch kein Problem) bei der steilen Querung am “Kastner Gschliaf”. Trotz Veröffentlichung beim Mostviertel-Tourismus ist diese Strecke nicht markiert worden, aber wie Spuren und örtliche Auskünfte bewiesen wohl bekannt und begangen.
Nun also zu unserer Tour, wobei wir eigentlich vor hatten, unsere Knie zu testen und nach Belieben ganz einfach wieder denselben Weg zurückzugehen. Termin am herrlichen Sonntag, 9. September, schon zeitig unterwegs, Zufahrt über Pielachtal – Gaming nach Göstling, von Ortseinfahrt Süd abzweigend (gleich wieder links Güterweg Kurzeck) über die Bergstraße hinauf zum Ebnerbrand, dort Abmarsch um 9 Uhr.
Schon am Waldrand führt eine in der ÖK nicht eingezeichnete, aber mit Hinweispfeil bezeichnete Abkürzung wieder hinauf zur Almstraße und bald sind wir bei der ersten Almen – “Siebenhütten” genannt nach den dort einst vorhandenen sieben Almhütten. Am 15. August war dort der “Almtag” mit prominenten Musikgruppen und sicher hunderten – nicht Besuchern, sondern Autos am Parkplatz (wir waren morgens als viertes Auto dort, bei unserer Rückkehr am halb drei Uhr waren alle nur möglichen Plätze und sogar entlang der oberen Zufahrt zugeparkt).
Die Almhütte mit neuem Nebengebäude ist ganz blumig ausgestattet, laut meinem Freund Werner soll die derzeitige Bewirtschaftung ausgezeichnet sein, wir waren aber auf Selbstversorgung eingestellt und wollten uns außerdem nicht nach 40 Minuten schon “ansetzen”. Daher stiegen wir gleich über die Wiese hinauf zum Almkreuz auf dem Planstein (1346 m) – prächtige Aussicht zum Dürrenstein, eher eine Silhuette im frühen Gegenlicht, aber der einsame Waldberg Friesling ragt hier jenseits der Ybbs ganz hoch auf, und durch den Einschnitt der Kripp neben dem ebenso hohen Oisberg geht der Blick hinaus zu den Flyschbergen nördlich vom “Ybbsitzer Paradies” mit der Kirche von St. Leonhard am Walde.
Dann platteln wir auf der Sandstraße weiter, etwas ansteigend bis zur Verflachung neben dem Schwarzkogel. Dieser ist südlich abgesetzt und auf der Gipfelkuppe von Jungwald bedeckt, wie er überall auf den alten Windbrüchen und Schlagflächen dicht aufwächst. An dessen Südseite soll es auf Felsen altertümliche Ritzzeichnungen geben, wie bei Karl Lukan nachzulesen, aber für uns zu abseitig, noch nicht einmal von Werner gefunden, und eigentlich eine eigene Tour wert.
Flach geht es weiter zur “Vierhütten”, einem schmucken Hütterl an der Stelle von einst mehreren Almhütten und mit einem bemerkenswerten Baumbildstock. Hier grasen und brüllen in ganzen Scharen die Rinder, lange wird es trotz gefüllter Tränken nicht mehr dauern, bis der Almabtrieb erfolgt (bzw. die Abholung mit Traktor-Anhängern, wie am Dienstag danach gesehen).
Nun geht es leicht bergab, und als Glanzpunkt des Panoramas taucht der Lugauer auf, wirklich das “Steirische Matterhorn”! Am Wegrand blüht es noch ganz schön, mit Schwalbenwurzenzian, Kreuzkraut usw. samt reifen Tollkirschen für ein einmaliges Drogenerlebnis… Die Almstraße endet in einem flachen Sattel, von dem sich die Aussicht wie durch ein Tor zwischen Gamsstein und Stumpfmauer hinein ins Gesäuse öffnet, noch dazu ganz klar und noch ohne Dunst (wie am Dienstag).
Die folgende Wiesenmulde entlang führt ein Waldrandsteig weiter – wir sind nämlich nicht von der Vierhütten am Kamm zur Durnhöhe (1439 m) aufgestiegen. Aus folgender Überlegung, wenn wir bis halb zwölf bei der Kitzhütte sind, können wir statt demselben Rückweg die schon vorhin angedeutete Route an der Nordseite nehmen, daher den Gipfel zur Zeitersparnis auslassen.
Im Sattel oberhalb der ebenfalls viel besuchten Kitzhütte, beim Leonhardbild und Almkreuz, wo auch die Markierung von Hochschlag heraufkommt, sind wir bereits um 11,25 Uhr! Zeit für die Mittagsjause und einen Fotohalt, wobei das Gegenlicht schon so stark mit tiefen Schatten durchsetzt ist, dass entweder die malerische Almhüttengruppe oder die Eisenerzer Alpen im Hintergrund untergehen (den digitalen Fototrick dazu ? mittels zwei Ebenen im Photoshop ? muss ich leider erst lernen).
Dann geht es an den Weiterweg, an der Nordseite auf der Alm-Forststraße den steilen Berghang entlang bis zur Straßenkehre. Direkt in der Kurve findet sich tatsächlich eine Gehspur, nur kurz bergauf und dann in einen alten Waldsteig mündend. Gleich nach dem Durchschlupf im Almzaun zieht dieser Weg, zum Glück genügend breit und durch Strauchwerk etwas gesichert, über einem tiefen Abgrund dahin. Dann folgt sehr steiles Waldgelände, wobei der Weg ganz gut erhalten ist, erst in einem folgen Schlag werden die Spuren ziemlich abgetreten. Wieder folgt steiler Hochwald mit eher weit auseinander stehenden Stämmen, zwischen denen es rasant bergab geht. Also gutes Schuhwerk und die Walkingstöcke sind hier bestens am Platz. In wechselndem Erhaltungszustand, weniger steinig als wurzelig, schlingt sich der Steig mit einigen Kehren hinab zu einem schon sichtbaren Forstweg. Noch einmal über eine etwas abschüssige Böschung, dann haben wir das “Kastner Gschliaf” (ÖK Gschlief) hinter uns! Gut ist es gegangen, 35 Minuten vom Rastplatz oberhalb der Kitzhütte, und nach dieser “Schlüsselstelle” (ich wäre sie lieber im Aufstieg gegangen) haben wir nur noch 5,5 km Forststraße vor uns.
Für Begehung in der Gegenrichtung muss ich einen wichtigen Hinweis anbringen: Am Ende des hier begrünten Forstweges vom Ebnerbrand her keinesfalls geradeaus den Wildspuren in den Wald hinein folgen, denn diese führen in die Abgründe das “Gschliafs”. Sondern gleich an einem ziemlich frischen Baumstumpf vorbei (eine höchst undauerhafte Wegangabe, ist mir bewusst!) direkt auf spärlichen Spuren über die Böschung hinauf, wo dann der ebenfalls spärliche Steig unbedingt gefunden werden muss!
Nach 3 1/2 Stunden fleißigen Wanderns kommen wir nun “immerhin” gut voran. Und das ist auch gut so, denn die Forststraße schlingt sich in endlosen Bögen ohne wesentliche Höhenunterschiede durch die Waldhänge. Keine Höhepunkte, nur oben steilstes Waldgelände und unten Abgründe, vor uns ein bequemes Dahinmarschieren. Zum “immer hin” gelangen wir erst am Ende der zwei Stunden bis zum Parkplatz. 5,5 km aus der ÖK gemessen, dürfte wohl ein bisschen mehr sein, denn außer einem Eierschwammerlstop bei der Berger Brandhütte gab es keinen Aufenthalt. Oder doch Verzögerungen, als einige Gefällstrecken “Knieschnackeln” verursachten und mit stärker besonnten Gegensteigungen abwechselten.
Der Flurname “Siebenbrunn” auf etwa einem Drittel der Strecke weist auf die geologischen Verhältnisse des Königsbergzuges hin: Auf der Südseite im Sandgraben eine Dolomitlandschaft, gegen die Kammhöhe zu die Schichtfolge zu immer jüngerem Gestein, über Plattenkalk und Kössener Schichten zu Jurakalken. Hier am hohen Nordhang gehen wir anscheinend teilweise mergeligen Kalken entlang, die wir im Vergleich zum St. Veiter Staff und anderswo als Aptychenkalke (Unterkreide) ansehen. Da muss ein Quellhorizont eingelagert sein, sonst würden nicht so viele Quellen aufgehen, und einige davon sind in kuriosen Ableitungen eingefangen. Beim Tiefblick sehen wir unten die sonnig-freie Bergbauernlandschaft zwischen Hochschlag – Thomasberg und der Rotte Königsberg oberhalb von Göstling, leicht erkennbar an den sanften Formen und Wiesenflächen die Lunzer Sandsteinschichten (sehr pilzverdächtig, aber dazu reichte unsere Energie bei der Talfahrt nicht mehr).
Die nach drei Uhr angetretene Heimfahrt wurde in Göstling kurz unterbrochen, aber weil es wegen Stromausfall in der Konditorei keinen Kaffee gab, bis Gaming fortgesetzt. Dort war es bei Werner und “Hansi” (Johanna Tippelt) auf der Hausbank im Halbschatten ohnehin am gemütlichsten. Ein kleines Problem ergab sich, als im “Hauscafé” Cihak niemand zu wissen schien, welche Mehlspeisen die Tippelt´s am Stammtisch bevorzugen… Vom Hausherrn hieß es nur “ein Glaserl Rotwein”, na bitte, so kommen alle Schandtaten (sind sie natürlich nicht!) an den Tag. Und im schönen Licht zwischen spätem Nachmittag und frühem Abend fuhren wir dann übers Pielachtal wieder nachhause.
Notiz im Tageskalender: “Keine nennenswerten Haxnbeschwerden”, die Fotoausbeute ist ja hier beigefügt, und für Nachwanderer gibt es die Karte. Zusammenfassung – eine nette Bergwanderung, abgesehen vom “Kastner Gschliaf” lauter Spaziermärsche, und zu empfehlen für alle, die sich einen gemütlichen Tag mit Almeinkehr (die ist aber jetzt vorbei, vielleicht ab dem Juni 2013…) machen wollen.
3 Reaktionen zu “Königsberg – durch “suprige Höhenrunde” aufgewertet!”
Toll, lieber BB !
Wieder mal ein Genuss gewesen, zu schauen und zu lesen.
Daß du schreiben darfst “keine nennenswerten Haxnbeschwerden” ist ein Geschenk, welches ich dir nach all den “Kämpfen” von Herzen gönne !
HB
Danke für die Aufmunterung, wenn auch am dritten Tag nach vollbrachter Tat ein kleiner Kater zwickt – zum Gipfelglück unterwegs oder der Natur auf der Spur, dabei läuft es zur bescheidenen Zufriedenheit…
So wie beim hoch in den Achtzigern gewesenen Feuerwehrmann Max Steyrer aus Rainfeld angedenkens zu erzählen ist: Auf der Ofenbank oder ähnlichem die Zeit verbracht und nicht viel gerührt, aber wenn die Sirene Alarm dröhnte, sprang er auf wie von halbem Alter und alles Zwickzwack war vergessen!
So spielt eben das Leben!
Ja, und ihr seid ja bestimmt schon vom ersten Schnee “beglückt” gewesen, zum Trost schnell wieder weg…
LG von uns beiden und noch milde Tage!
A&BB
Ja, hast recht, der Schnee hat uns “auf die Finger geklopft”.
Wieder schönes Wetter, sehr willkommen, da wir mitten im Verputzen des Hauses sind, noch drei Wochen…..
Auch Euch liebe Grüße und noch schöne Wandertage !!
HB