Obertauern – Turrach: ein Kontrastprogramm?
30. Juni 2012 von Bernhard Baumgartner
Die Kommentare von Eli und Stefan Draht zu meinen wandermäßig negativen Äußerungen über Obertauern habe ich wohl registriert – zugegeben: Auch wir sind vor langen Jahren dort schon gewandert. Etwa von der Felseralm zur Südwienerhütte mit den Kindern und dem Peregrin-Opa, sogar einmal bei viel Neuschnee mitten im Hochsommer hinauf zum Großen Pleißingkeil, ein ganz großes Erlebnis für uns alle! Höhepunkt war aber die Tour von der Ursprungalm zum Giglachsee und mit Andreas und Tanja (samt ihrem Wolfi-Papa aus dem Nachbarhaus) auf die zackige Steirische Kalkspitze. Vom Weißpriach hinauf zur Ober(see)hütte und auf die Lungauer Kalkspitze, das haben wir bei unseren wiederholten Lungau-Urlauben nicht mehr untergebracht. Aber all das ist nicht Obertauern selbst, sondern die Umgebung, also bleib ich bei meiner Behauptung “Pisten- und Liftgelände ist zum Wandern ein Flop”…
Doch nun zum nächsten ‘”verbauten” Alpengebiet zwischen Steiermark und Kärnten, auf die Turrach. Dort ist die Lifterschließung im Vergleich zu Obertauern ja direkt zahm ausgefallen, aber beiderseits der Grenze sind die Ferienhäuser wie die Schwammerl aus dem Boden gewachsen. Seit unserer Begehung des Seen-Rundweges im Oktober 2010 scheint das Klima für solches Wachstum sich eher noch gesteigert als eingebremst zu haben. Dabei glaubte ich, mit der inzwischen entstandenen Investitions- und Spekulationsschwäche einer gewissen, inzwischen steuerteuer verstaatlichten Bank seien die Eingriffe in die Natur (natürlich alles Landschaftsschutzgebiet…) mehr zum Stillstand gekommen.
Statt Lächengold nun Alpenrosenglut
Am nächsten Kreischberg-Urlaubstag wählten wir wieder wegen des noch immer stabilsten Wetters ein nicht vor der Haustür liegendes Ziel – den “Drei-Seen-Rundweg” auf der Turrach. Zugegeben, das ist ja nicht gerade eine Bergwanderung, aber gerade bei hochsommerlichen Verhältnissen ein passender, ja nach Laune ausdehnbarer Wanderspaziergang. Noch dazu wehte am frühen Vormittag ein frischer Südostwind über die Nockberge her.
Schon am Fahrweg zum Grünsee leuchteten die Almrauschbüsche, und dann folgte an der Karlhütte vorbei bald ein anmutiger Weg zwischen Lärchen und Wiesenlichtungen. Einzelne Kunst- und Empfindungsstationen reihten sich aneinander, für den Steinkreis bei der Almhütte bildete der Falkert (im Vorjahr erwandert) einen hübschen Hintergrund.
Viel zu schnell folgte der Kontakt mit dem in pompöser Holzbauweise errichteten neuesten Hüttendorf. Wer wohl diese vielen Unterkünfte mieten oder kaufen soll? Oder ist es nur geparktes Finanzkapital? Zum Glück entfernten wir uns bald zum Hang, der auf den Schoberriedel ansteigt, ließen den Gipfel aber abseits und querten gleich (der Spazierwanderung auf Laufschuhen entsprechend) zum Schwarzsee hinüber, dem nächsten Glanzpunkt der Turrach (und selbst an diesen hat sich ein typisch leer stehendes großes Haus aus den letzten Jahrzehnten gedrängt, wenn es wenigstens einen Nutzen darstellen könnte…).
Der Steig mit informativen Naturweg-Tafeln führt ganz malerisch das Ufer entlang, und dort schwenkten wir von der ausgezeichneten Markierung rechts ab – ein alter Almweg verführte uns zu diesem Abstecher, und es hatte sich gelohnt! Der mächtige Eisenhut gab einen Hintergrund für die Idylle ab, eine verwetterte (aber gut instand gehaltene) Hütte gab es und Unmengen von herrlich blühenden Alpenrosen. Erst als wir die beiden Pisten der Turrach-Nordlifte erreichten, kehrten wir zum Schwarzsee zurück, in meinem Rucksack eine gewichtige Schieferplatte für einen Steingartentritt (hoffentlich keine Naturschändung oder Pistenbeschädigung).
Von unserer Oktobertour her, als wir über Schnee- und Eisflächen der Beschneiungsprobe schlittern mussten, hatten wir eine über den Bergrücken sich ausdehnendes Flachmoor in Erinnerung. Da war auch schon die Abzweigung zur längeren Seenrunde, und wir gingen das Moor entlang, bis sich der markierte Steig dem nächsten Liftgipfel zuwandte und sich ein neues Bergbild öffnete…
Ein mystischer, lockender Bergname ist für mich der Kilnprein, ein Zweieinhalbtausender zwischen Turrach und dem Kendlbruckergraben. Mein Freund Werner hat ihn auch schon angegangen, wegen winterlicher Vereisung aber nicht erreicht. Für mich ein Traumziel, das wohl ein Traum bleiben wird. Denn die Erkundung in Turrach erwies – keinerlei Auffahrt zu einer Alm möglich, vom Tal 1200 Höhenmeter, derzeit zu viel, aber vielleicht wird´s noch (wenn wir am Ötscher genug trainieren bzw. die Gipfeltouren in den Ybbstaler Alpen ohne Fußrotlauf und Knieödem überstehen…). Mein Arbeitstitel sozusagen, war für diesen voll einsamen Bergkamm der Begriff “Niemandsberge” – kaum jemand kennt sie und hinauf geht noch weniger wer. Dabei wäre ein Überschreitung von der Rosaninscharte über die ganz Gipfelreihe nach Nordosten ein gewaltiges Unternehmen. Wie die Tour vom Kreischberg zur Frauenalm, ohne Stützpunkt und bei landschaftlich höchster Schönheit und Ursprünglichkeit eine Herausforderung (vielleicht gustiert Peter das?).
Als der ferne Königsstuhl im Nordwesten auftauchte, gingen wir dem interessanten Flachmoor entlang über die Wasserscheide wieder zurück zum Hauptweg und nahmen dann den Abkürzer zum Hotel Hochschober am Turrachsee. Gegenüber pendelte der Nockyflitzer unermüdlich hinauf zum Start der in schwindelnden Hochbögen herabsausenden Sommerrodelbahn. Dieser lift ist selbstverständlich immer in Betrieb, und vielleicht hätte man von der Bergstation sogar auf den Kornock wandern können.
So aber ließen wir es am frühen Nachmittag genug sein, verzichteten sogar auf die geplante Rundfahrt über St. Lorenzen am Speikkofel – Hochrindl – Flattnitz und begaben uns wieder ins Erholungsgefilde im Kreischberg. Ein ganz schöner Wanderhalbtag, und am nächsten Tag ist endlich der Gstoder dran, hoffentlich auch noch bei so schönem Wetter!
1 Reaktion zu “Obertauern – Turrach: ein Kontrastprogramm?”
Hach, die Gegend kenn ich ja von mehreren Fahrten nach Bad Kleinkirchheim, auf denen wir immer Pause am Pass gemacht haben. In den ersten Jahren zwangsläufig, um dem heißgelaufenen Motor des alten Galaxy eine Abkühlpause zu geben, danach dann einfach, um die Gegend zu genießen. Einmal war ich am Kornock und am Rinsennock, von der Paßhöhe aus, über den Weg durch das weite Kar östlich des Rinsennock. Und ein anderes Mal am Schoberriegel. Da wollten wir eig. bis zur Gruft, aber mir gings nicht so gut, also war am Riegel Schluß.