Szigliget – unser “Schlusspunkt” im ungarischen Nationalpark Balaton-Oberland
17. Mai 2012 von Bernhard Baumgartner
Die Zufahrt aus Wien oder Niederösterreich zum Plattensee erfolgt üblicherweise über Sopron (das wir lieber über die Burgenland-Schnellstraße umfahren) und Sarvar auf einer halbwegs gut ausgebauten Hauptstraße. Allerdings fernab von den nun schon vorhandenen Autobahnrouten und eher von Urlauber- und Lokalverkehr frequentiert. Bei der imposanten Burg Sümeg kommt man aus der Horizontalen der Kleinen Ungarischen Tiefebene endlich wieder in bewegteres Gelände – quer über den Bakonywald mit seinen ausgedehnten Laubwäldern. Dann folgt ein niedriger Sattel, und allmählich bergab geht es auf den See zu. Zur Rechten erheben sich das aus Dolomit aufgebauten Keszthelyer “Gebirge”, zur Linken ragt der basaltische Plateauberg des Badacsony. Die weitläufige feuchte Senke dazwischen verrät schon den ehemaligen Seegrund, und bevor diese Bucht verlandete, erhob sich das in den Balaton vorgeschobene Hügelmassiv von Szigliget als Insel aus dem Gewässer. Diese historische Naturerscheinung verdiente allein schon Interesse, aber der Besuch von Szigliget lohnt sich vor allem durch die historische Bedeutung und sein idyllisches, vom Seeufer umschlossenes Miniaturgebirge.
Burgruine – Naturpfad – Seeidylle
Für den Heimreisetag vom 2009-er Frühlingsurlaub in Balatonfüred bot sich Szigliget sozusagen im Vorbeifahren an, denn aufgefallen war uns vor allem der Var (der Burgberg) schon jedesmal, wenn wir an den Plattensee kamen. Und als verspäteter Aprilscherz (nach Hegyestü und Scobanc am 1. April) wurde das Wetter an diesem zweiten Apriltag endlich so, wie wir es uns ganze Zeit gewünscht hätten (und heuer erlebten) – luftig, sonnig, noch nicht heiß, klar und fernsichtig!
Zuerst beschäftigte uns selbstverständlich die ständig in Renovierung befindliche Burgruine. Dazu parkten wir nahe der Kirche und dem Schloss Esterhazy, dessen Park uns leider entgangen ist. Denn die Basteien, hochgelegenen Burghöfe und vor allem auch der Ausblick beschäftigte uns einige Zeit, und auch der Zugang aus dem Ort präsentiert sich in gutem Zustand, als Ausflugsziel vor allem mit Weinschenken und allem drum und dran.
Gleich hier loszuwandern, hätte den Zeitrahmen gesprengt – also fuhren wir an der Westseite den See entlang bis zum Südufer, wo der Ovar (alte Burg) als befestigter Steinhügel aufragt. Dort befinden sich auch die Freizeitanlagen und der Hafen, auch riesige Parkplätze, zu diesem Zeitpunkt abernoch völlig leer (in der Hochsaison möchte ich nicht dort sein).
Nun ging es endlich ans Wandern – durch eine Seitengasse auf den Ovar zu und dann in östlicher Richtung durch eine mit Weingärten bedeckte Hangmulde zum nächsten Hügelrücken hinauf, Rokaranto genannt. Dort oben steht eine klassizistische Kapelle (einem undeffinierbaren Heiligen geweiht – Szentharomsag-kapolna) in wunderschöner Lage, und ringsum blühten Obstbäume und Sträucher in zartem Rosa und sonnigem Gelb. Die Rokaranto-utca wies dann an der Ostseite den Weiterweg. Der Hang bietet eine herrliche Aussicht zum Badacsony (wie auch schon von der Burgruine), und zwischen Waldhang oben und Weinrieden seewärts reihen sich gepflegte Landhäuser und alte Weinkeller in typischer Bauart aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, für die Szigliget bekannt ist.
Unsere Route sollte aber über den Berg zurück zum Südufer führen, und dazu bot sich ein beschilderter Naturlehrpfad an. Dieser führt aus der Senke zwischen den Berghügeln mit dem malerischen Namen “Goldmuscheltal”, auf Ungarisch Aranykagylo-völgy, gegen Südwesten auf den Majalis oder Halas-tetö (242 m). Die Route ist aus der Erinnerung wie aus der Karte nur schwer nachvollziehbar, jedenfalls zweigten wir von der Rokarantostraße nach dem Sportplatz links zu einem Forstweg ab und gelangten so zum markierten Naturlehrpfad (Info zusätzlich nur in Englisch).
Durch dichten Laubwald mit hübscher Frühlingsflora ging es den Berg hinauf, auf der Anhöhe entwickelte sich ein Plateau mit südöstlich steil abbrechendem Rand, dem wir rechts in westlicher Richtung folgten. Diese Route hätte sich im Bogen nordwärts zum Ortskern von Szigliget zurück gewendet. Wir hielten uns aber, unserem Parkplatz nahe dem Südufer entsprechend, in diese Richtung und folgten links bergab einem ausgeprägten Waldweg. Wirklich mündete dieser in eine Seitengasse mit Gärten und hübschen Landhäusern und lieferte uns problemlos beim Auto am Uferparkplatz ab.
Bei der Heimfahrt machten wir dann einen Aufenthalt im lebhaften Sopron, dessen Stadtkern noch immer das alte westungarische Zentrum verrät, aber nach dem 1. Weltkrieg beim Verlierer Ungarn verblieb, während der Rest des Landstriches als Burgenland zum zweiten Verlierer der Österreichisch-Ungarischen Monarchie wanderte (die Ungarn trauern jetzt noch um ihre verlorene Größe, wie eine Gedenkstätte nahe dem Hotel Pelion in Tapolca beweist). Sonst nehmen wir lieber die Umfahrung von Kophaza nach Deutschkreuz und kommen so über die Burgenland-Schnellstraße viel bequemer nach Wiener Neustadt und zur Südautobahn.
Damit schließt mein Bericht über die schönen Urlaubstage im Balatongebiet, und einige Touren wären dort noch am Programm, vielleicht im bunten und fruchtigen Herbst. Aber davor gibt es andere Ziele, in den Alpen natürlich, und besonders rund um den Ötscher!