Bichleralm kontra Stadelberg – ein nicht nur botanischer Vergleich!
1. Juni 2018 von Bernhard Baumgartner
Nach der Tour auf die Bichleralm wartete nur ein paar Tage darauf, am Donnerstag 31. Mai zu Fronleichnam, die nächste Tour, für die wir allerdings nur vormittags Zeit hatten. In einem solchen Fall, wenn es noch dazu nicht gerade vor der Haustür sein muss, geht es am besten (für uns) auf den Hochstadelberg, unseren immer wieder besuchten “Stadelberg”. Dieser gilt den meisten Wanderern nur als ein Nebenziel bei der langen Tour von Wastl am Wald zur Anna-Alm am Hennesteck (blaue Markierung vom Parkplatz Ötscherblick). Wir gehen zur Anna-Alm lieber in der Runde über den “Herzerlweg” vom Reidl aus, und der Stadelberg ist also nur eine kleine “Jausentour” zum Ötscherblick und die interessante Botanik.
Zuerst aber noch zur Bichleralpe: Wilde Mondviole (“Silberblatt” nach den späteren Früchten), Schmal- oder Schwertblättriges Waldvöglein und Grüne Hohlzunge (diese am Stadelberg nicht gefunden, aber wahrscheinlich übersehen), außerdem gab es vor dem Brunnweg noch mehrfach Geflecktes (Fuchs)- Knabenkraut.
Nun zum Hochstadelberg: Parkplatz Ötscherblick bereits um 8 Uhr, entlang der blauen Markierung zur Forststraße und leicht bergan bis zur Kurve. Dort ist der direkte Steig durch abgeschnittene Äste (vom Forstpersonal) gleichsam markiert – rechts über den Schlag auf noch deutlicher Steigspur hinauf, aber dieser Abkürzer wird wohl schon nächstes Jahr so verwachsen sein, dass man ohnehin (wie gewünscht) auf der Forststraße bleiben muss (bei der nächsten Abzweigung unmarkiert rechts). Bis zum Bauch herauf sind wir jedenfalls nass, noch ehe das eigentliche Schlagstück vorbei ist und der Zugangssteig (von oben her) eines Hochstandes erreicht wird. Dieses letzte Stück hinauf zur Forststraße an der Bergecke ist wegen der riesigen Baumgestalten (Rotbuchen, Fichten, Bergahorn) das einzige lohnende Stück dieses “Abschneiders”…
Bei Querung der Forststraße an der Bergecke geht es gleich gegenüber auf dem Steig an der Besitzgrenze im dichten und niedrigeren Wald weiter, immer den Rücken entlang und nicht einmal von Windbrüchen beeinträchtigt wie andere Stellen im lockeren Hochwaldgelände. Je nach Gehtempo nach einer halben oder dreiviertel Stunde geht man dann schon hinaus auf die Kammwiese mit dem Gipfelkreuz – zwar etwas dunstige Atmosphäre, aber trotzdem herrliche Aussicht!
Wie erwartet blühen hier besonders viele Helm-Knabenkräuter! Aber dazu kommen noch: Stattliches Knabenkraut, Schmalblättriges Waldvöglein, Holunder-Knabenkraut (verblüht), Waldhyazinthe und Kugelorchis und Mücken-Händelwurz (gerade aufblühend), mit dem an ungewöhnlicher Stelle angetroffenen Frauenschuh also acht Arten! Die Suche am Waldrand des Gipfels nach weiteren Frauenschuhen blieb leider erfolglos, hatte den Hinweis wahrscheinlich nicht richtig in Erinnerung… Als Besonderheit kommt noch sehr zahlreich der Alpenrachen ( Tozzia alpina) vor, vom Gipfelsaum bis über den “Lackenboden” hinaus.
Nach längerem Herumsuchen und Fotografieren gehen wir östlich am Kammrücken weiter und in der nächsten Sattelmulde nach links zu einer Senke mit mehreren Wasserflächen, die ich einfach “Lckenboden” nenne (ohne Bezug auf eine richtige Lokalbezeichnung, nur der Einfachheit halber). Für Spezialisten, besonders Gräser usw., gäbe es hier sicher ein Betätigungsfeld, uns gefällt dieser Platz einfach….
Auf der unterhalb vom meinem “Lackenboden” erreichten Forststraße geht man links, bald zügig bergab, um die Kehre nahe der Bergecke herum und rechts weiter bis zur Kreuzung an der blauen Markierung (diese führt rechts weiter zur Anna-Alm). Für den Rückweg gehen wir aber links und kommen so zurück zum Parkplatz.
Insgesamt ist dieser Abstieg wegen der bereits schön verwachsenen Ränder der Forststraße auch recht angenehm. Der Stadelberg hält in der Aussicht, vor allem zum Ötscher und auf die Steirischen Berge, leicht mit der Bichleralpe mit, der Artenreichtum unvergleichlich besser! Allerdings gehören beide Gipfel zu den “Waldbergen” der Voralpen, die nicht in die subalpine Florenzone hineinreichen. Allerdings gibt es auf den Gipfelfelsen der Bichleralpe (längst verblühte) Aurikel, die am Stadelberg fehlen. Als Tour gibt die Bichleralm sicher mehr her, aber nur von der Annaberger Schmelz über die Sabelstuben oder noch besser von Fadental – Aufstieg über Gscheidwiesen und Südostkamm, Abstieg zur Sabelstuben und zurück nach Fadental. Alles habe ich ausführlich beschrieben in meinem Wander-Erlebis “Voralpen”, die viel mehr enthalten als der Titel verspricht: Das Pielachtal und die Mürzsteger Alpen stehen zwar am Anfang und Ende des Buches, aber Hauptteil sind die Voralpen an Traisen und Gölsen, wie schon in meinem ersten Wander- und Landschaftsführer von 1976.