Lassnitzklause und Schwarze Sulm
16. Juli 2015 von Bernhard Baumgartner
Donnerstag, 9. Juli 2015, der Tag nach den schweren Gewittern: In Schwanberg ist (wie bei uns zu Hause und in der Marillen-trächtigen Wachau) nichts passiert. Ein paar Resttropfen noch am Morgen und bedeckter Himmel, und es schaut nach weiterer Besserung aus!
Das sind die besten Verhältnisse für eine “Schlucht-” oder besser “Grabenwanderung”, denn bei vollem Schönwetter stört der Wechsel von Licht und Schatten beim Fotografieren sehr… Unser Ziel liegt auch ganz nahe – die Lassnitzklause bei Deutschlandsberg.
Die Bezirksstadt Deutschlandsberg liegt in den östlichsten Ausläufen der von der Handalpe herabziehenden typisch weitläufigen Höhenzügen eingebettet. Die Hauptstraße (Stainz – Eibiswald) verläuft mit mehreren Einfahrten am Siedlungsgebiet mit seiner netten kleinen Altstadt vorbei. Die Zufahrt zur Klause und zur Burg (als Schloss ausgebaut und erstklassiges Tourismusziel) zweigt von der Straße zur Weineben ab, die über Trahütten und Glashütten (dort eine Zubringer von Schwanberg) auf den Koralpenkamm und jenseits ins Lavanttal hinabführt. Ein eigener Parkplatz befindet sich am Eingang der Klause, wo es von riesigen Bäumen und der gischtenden Lassnitz in das schluchtartige Tal hineingeht.
Der heftige Gewitterregen am Vorabend und nachts hat den Flusspegel steigen lassen und das sonst eher klare Wasser lehmig-bräunlich verfärbt. Der urwüchsige Eindruck ist aber dadurch verstärkt worden, und noch etwas (für uns) Neues gibt es hier. Entlang des gut ausgebauten Weges hat die Fotogruppe der Naturfreunde Deutschlandsberg eine Galerie mit wirklich fantastischen Bildern der Schluchtlandschaft zu verschiedenen Jahreszeiten und von den dort vorkommenden Pflanzen, Tieren und Pilzen installiert. Wirklich sehenswert und zum Eindruck der bereits im 19. Jahrhundert von den Herrschaftsinhabern ausgebauten Naturparks passend.
Der promenadenartige Weg quert zweimal über Holzbrücken die Lassnitz – alles bestens gewartet und instand gehalten! Dazwischen treten aber auch immer mehr Felsen hervor und bieten eine pittoreske Naturszenerie.
Vom Burgberg her, wohin ein steiler und gut abgesicherter Steig abzweigt, reichen Blockhalden bis zum Talgrund, überall Moos und Farne und sogar eine botanische Seltenheit – der Glimmersteinbrech. Er kommt mit seinen zarten Blättern nur hier an einer feuchten Felswand vor und blüht schon Anfang Juli, ein paar Blütenreste lassen sich noch mit einiger Mühe fotografieren.
Nach der zweiten Brücke wird der Graben etwas breiter, macht aber mit dem urigem Baumwuchs noch immer einen stellenweise fast urwaldartigen Eindruck.
Ein Jogger mit seinen vier (!) Hunden macht uns auf den besten Rückweg aufmerksam. Wo der Talweg auf eine Straße stößt, an der Stelle einer bereits 1280 urkundlich genannten Mühle, gehen wir rechts auf Asphalt hinauf bis zur Anhöhe und zweigen dort rechts auf den “Burgweg” ab. Neben dem von hohen Laubbäumen überschatteten Hohlweg finden wir (und nicht zum erstenmal) einige Eierschwammerl! Dann sind wir auf der Höhe des Burgberges – prächtige Aussicht ins Tal, Weingärten und Schenken, sogar ein Klapotetz (Windrad mit Hammerwerk, dessen Schläge die Stare vertreiben sollen)! Rechts weiter, denn außer den Straßenkehren scheint es keinen Abstieg nach Deutschlandsberg zu geben, bis zum Parkplatz vor dem Schloss. Dieses kennen wir schon von unserer Steirischen Mariazellerwege-Tour, daher nehmen wir jetzt den steilen “Burgsteig” in Angriff!
AB Diese Schwammerl goutiert Anni nur fotografisch…
Einmal trafen wir diesen Steig sogar gesperrt an, und auch unser Wegweiser mit den vier Hunden hat ihn uns womöglich nicht zugetraut… Aber so fußlahm sind wir Gott sei Dank und hoffentlich noch lange nicht! Die ganze Strecke ist zwar steil und felsig, aber bestens abgesichert, und die Holzgeländer sind sichtlich dauernd überprüft und ausgebessert worden. Man schaut aber wirklich wie von einem Turm fast senkrecht zur tief unten fließenden Lassnitz hinab, passt ein bißchen auf, wo der Boden etwas rutschig ist, und landet bei einem historischen Erinnerungsplatz an die Fürsten Liechtenstein und der neuen Unterstandshütte der Naturfreunde.
Nach dieser besonders interessanten Strecke geht es wieder am Talweg zurück zum Ausgangspunkt. Inzwischen ist das Wasser wieder klarer geworden, und bietet noch einige schöne Motive.
Damit ist aber dieser Wander- und Sammlertag noch lange nicht zu Ende! Als nächstes fahren wir die Weinebene-Straße hinauf bis Glashütten und biegen dort zur Talfahrt auf die Nebenstraße direkt nach Schwanberg ab. Inzwischen ist auch die Sonne herausgekommen, und wir können am Waldrand unser Lunchpaket (in der Halbpension inbegriffen) genießen. Diese uns schon bekannte Stelle (Schwammerlplatz vom September) reizt uns noch mit zwei Eierschwammerln (Heidelbeeren gibt es in Fülle)! So biegen wir bald danach bei einer Kapelle rechts ab, wo wir die Zufahrt auf einer nicht gesperrten Waldstraße zur obersten Schwarzen Sulm wissen (weiter Richtung Garanas geht es allerdings nicht mehr).
Bei der Brücke im Talgrund befinden wir uns bereits wieder im Natura-2000-Gebiet, das vor ein paar Jahren noch schwer umkämpft war. Ein Bauunternehmer, unterstützt von den steirischen Elektrizitätswirtschaftern, wollte nämlich im Naturschutzgebiet der beiden Sulmtäler kleine Kraftwerke errichten! Aber noch so klein, ein Wasserkraftwerk bedeutet das Ende für die Naturlauf eines Gewässers. Der Widerstand von bewundernswerten Aktivisten war schließlich erfolgreich, die Bagger mussten abziehen, und als zweifelhafte Lösung wird nun der höhere Aufstau des Sobothspeichers erwogen…
Blick von der Brücke über die völlig naturbelassene Schwarze Sulm (es wurde hier höchstens in früheren Zeiten Holz geschwemmt) bachabwärts und bachaufwärts.
Wir folgten nun dem etwas misteriös verlaufenden “Eklogitweg” bachaufwärts – wegen des vermuteten Gesteinsvorkommens schleppte ich sogar mein Geologensackerl samt Hammer mit – aber es kam anders als vermutet. Der ziemlich verwilderte, aber immerhin markierte Steig velief zuerst am hübschen Bach entlang…
Weißer Germer (dann wieder hohe Österr. Gemswurz) und die wirklich schwarz wirkende Sulm! Später erreichten wir eine Forststraße, nicht ohne immer wieder auf ein paar Eierschwammerl zu stoßen. Der Forstweg entführte uns aber immer weiter talaus die Hänge hinauf, und so entschlossen wir uns zum weglosen Steilabstieg zwischen Waldschlag und Forst – hinein in ein kleines Schwammerlparadie… hat sich also gelohnt!
Der Rest des Tages verlief dann echt als Genießerurlaub mit Hallenbad, Sauna und “Steirischem Abend” (die Speisekarte bringe ich hier nicht – nur so weit “köstlich, hochwertig, üppig, steirisch”).
Das für die nächsten Tage angekündigte Schönwetter hob unsere Stimmung zusätzlich, wie man sich denken kann!