Alpensommer-Urlaub Osttirol: Virgental – Kulturdenkmäler und Idylle
11. August 2022 von Bernhard Baumgartner
Freitag, 24. Juni 2022: Obermauern und St. Nikolaus
Nach einer regnerischen Nacht bringt der Südwestwind bald wieder sonnige Auflockerungen vom Virgental her. Dorthin wollen wir an diesem schönen “Schlechtwettertag”…
Die Wallfahrtskirche von Obermauern, dem Talort Virgen benachbart, ist einer von zwei kunsthistorischen Hauptanziehungspunkten nahe von Matrei in Osttirol. Über den traditionellen Bauernhöfen erhebt sich der hohe gotische Bau, und in Empfang genommen wird man sozusagen vom bei genauer Betrachtung fast kuriosen Christophorus. Übrigens bei einem Besuch einen speziellen Kunstführer mitnehmen oder die aufliegende Broschüre benützen. Skulpturen an der Außenwand wecken sofort weiteres Interesse, und der Kirchenraum wird beherrscht von einer gigantischen “Bilderbibel”, durch die man sich Zeile für Zeile durchlesen kann, schriftlos – aber in lebhafter Bildersprache.
Dann geht es die Kirchenstiege wieder hinab zu den Gehöften, die in ihrer alten Bauweise allein schon einen Besuch des malerischen kleinen Bergortes lohnen würden. Die Idylle pur folgt alsogleich, verbunden mit zwei Besinnungsstunden angesichts der zwar umwolkten, aber dadurch vielleicht umso reizvolleren Landschaft. Von Obermauern führt nämlich der “Kreuzweg” am Hang entlang bis nach Göriach, einem bäuerlichen Weiler oberhalb von Virgen. Die modern gefassten Stationen sind noch dazu mit Texten des Tiroler Altbischofs Stecher versehen.
Nach dem besinnlichen Wanderweg mit seinen Stationen geht es oberhalb von Virgen (wo gerade der Kirchenturm mit Gerüsten umgeben ist, daher kein passendes Foto) kurz auf der Straße hinauf nach Göriach mit seinen teils wirklich urig wirkenden Bauernhöfen, und schon weist uns eine Beschilderung zurück zum Ausgangspunkt – über den “Wiesenweg”, also eine ideale Runde, die wir in gut 2 Stunden dahinspazieren. Von Bruchsteinmauern gegliedert, erstrecken sich hier sanfte Mähwiesen im packenden Kontrast zu den oberhalb und gegenüber aufragenden steilen Bergfluchten. Die Idylle der bergbäuerlichen Fluren mag vielleicht darüber hinweg täuschen, wie schwer das Alltagsleben in diesem Gebirgstal sein kann und sicher früher noch mühevoller gewesen ist.
Trotz vielfach altem Baubestand merkt man (zum Glück für die Bewohner) auch die Zeichen der modernen Zeit, ohne deren Hilfsmittel hier kaum mehr die bergbäuerlichen Siedlungen bestehen würden. Wahrscheinlich ist der Tourismus und wie der “Fremdenverkehr” (wie der Aufenthalt von Gästen so ungeschickt und abwertend genannt wird) die Voraussetzung, dass die (hier gar nicht so extremen) Gebirgslagen nicht schon längst verödet sind (wie in anderen Alpengegenden ohne prominenten Ruf schon geschehen).
Um die Mittagszeit war diese traumhafte Wanderung beendet, und wir wendeten uns dem nächsten Ziel zu – kunsthistorisch ebenfalls traumhaft, die Nikolauskirche beim Weiler Glanz oberhalb von Matrei, folgt in eigenem Bericht!