THAYARUNDE WEST – Radweg kontra Bahntrasse
20. Juli 2019 von Bernhard Baumgartner
KONTRA stimmt eigentlich nicht, denn für Genussradler kann es keine bessere Kombination geben als es eine zum Radweg umgebaute Bahnstrecke! Vom Standort Drosendorf aus war uns die östliche Thayarunde natürlich naheliegender, daher zuerst von Dobersberg nach Zlabings / Slavonice, mit “unbemerkter” Grenzüberschreitung und Rückfahrt durch die Dörfer bei Reibers. Schon am folgenden Tag die westliche Runde…
Freitag, 5. Juli: Anfahrt zur westlichen Thayarunde über Groß-Siegharts nach Windigsteig, einem hübschen Ort an der alten Bahnstrecke von Göpfritz an der Wild nach Waidhofen an der Thaya. Wir parken auf dem Marktplatz unterhalb der Pfarrkirche, gleich neben dem Gemeindeamt. Dann geht es auf dem gut beschilderten Radweg Richtung Waidhofen, wobei die Strecke wie herkömmlich über Nebenstraßen und asphaltierte Güterwege verläuft. Bergab geht es von den Ackerhügeln bald wieder zum Thayafluss bei Vestenpoppen, den ungewöhnlichen Ortsnamen kannte ich schon von der Wandertour über die nahen Sieghartser Berge.
In die Bezirksstadt hinein wird es ungleich lebhafter als auf der Dörferstrecke, in einem großen Kreisverkehr verlieren wir uns sogar. Aber dann kommen wir doch zum Bahnhof, dem Endpunkt der wohl nur mehr für Güterverkehr (wenn überhaupt) genutzten Zweigbahn, die noch bis nach dem 2. Weltkrieg bis nach Zlabings führte, wobei Waldkirchen wohl die Endstation vor dem Eisernen Vorhang war. Übrigens sind bei einzelnen Haltestellen der ehemaligen Bahnstrecke ausführliche Infotafeln mit Bildern angebracht, die den einstigen Bahnverkehr dokumentieren.
Von Waidhofen verläuft die Thayarunde als neuer Bahntrassen-Radweg sehr hübsch am Talrand nahe oder sogar neben der Thaya dahin. Wo einst die Lokomotiven kräftig gedampft hatten, radeln wir mit den E-Bikes genau so wie die unelektrifizierten Radler mühelos dahin. Die asphaltierte Trasse ist auch breit genug für den lebhaften Gegenverkehr, ein voller Genuss also. Markant ist dann der auf einem Hügel angelegte Marktort Thaya mit seinem hohen Kirchturm. Bei einer Waldvierteltour habe ich dort im Gasthof Haidl sehr gut übernachtet. Die stattlichen Häuser erinnern an den durch Viehhandel bis nach Ungarn hinein zu Reichtum gekommenen Ort. Der großmächtige Brunnen auf dem Hauptplatz stand übrigens ursprünglich in Waidhofen und wurde einst an die kleineren, aber wohlhabenderen Nachbarn verkauft. Wir passieren nach dem Rastplatz bei der ehemaligen Bahnstation eine Eisenbrücke mit malerischem Blick auf den Fluss. Dann geht es die Feldhügel mit blühenden Erdäpfeln und rosafärbigem Buchweizen und schon gelblich reifende Kornäcker entlang.
Dobersberg kündigt sich mit mehreren Infotafeln, vor allem über den mit großen Bemühungen betriebenen Naturpark, unübersehbar an. Hier könnte man schon ui diesem Ausflugsziel abzweigen, die ehemalige Bahnstation mit der Infostelle des Thayalands befindet sich jedoch am anderen Ortsende.Im Markt mit seinen Einkehr- und Einkaufsmöglichkeiten steht auch das renovierte Schloss und bietet Heimat- und naturkundliche Ausstellungen.
Unsere vorgesehene Tour endet für diesen Tag, weil wir von Dobersberg schon am vorigen Tag nach Zlabings auf gefahren sind – aber die Fahrt ist noch nicht zu Ende, weil wir ja noch nach Windigsteig zurückmüssen. Die Fahrt nach Waidhofen geht ebenso leicht wie bei beim Herkommen, man merkt überhaupt kaum – wegen der fast ebenen Bahntrasse – ob es bergauf oder bergab geht. In Waidhofen fahren wir, weil schon Mittag vorbei ist, bis ins Zentrum beim “Thayapark”, wo wir auf dem Platz bei der Raiffeisenkassa sehr nett unter Sonnenschirmen uns laben können. Frisch gestärkt geht es dann zügig auf dem herkömmlichen Radweg bis Windigsteig, unserem Ausgangspunkt für die lohnenden 50 Tageskilometer.