Istrisches Tagebuch I. – DUGA LUKA
15. Mai 2018 von Bernhard Baumgartner
Mich wundert selber, wie ich auf die Idee gekommen bin, unbedingt einmal einen Urlaub in Rabac (rábatsch) auf Istrien zu verbringen… Jedenfalls sind wir schon (nach Aufenthalt 2008 in Medveja bei Lovran mit Besteigung der Ucka) 2010 von Porec aus nach Süden gefahren, um nach Rabac zu kommen. Gekommen sind wir damals bis zur Hafenbucht von Trget und haben oberhalb bei einer Rast neben der Streusiedlung Brgod das erstemal Schmetterlings-Knabenraut gesehen (deshalb auch heuer die Suche nach diesem Ort). Nach dreimal Seline und Nationalpark Paklenica sollte es in diesem Jahr also unbedingt Rabac sein, schon im Jänner gebucht, Hotel Valamar gleich für über eine Woche lang Anfang Mai.
Zunächst zur Anreise am Sonntag, 29. April: Vom Hotel Valamar wurden wir schon vor Reiseantritt vorbildlich betreut, sonst wäre ich nicht auf die abkürzende Route gekommen! Schon nach der Autobahn-Verzweigung Triest / Koper bei der Abfahrt Crn Kali ab auf die gut ausgebaute Hauptstraße und über die auf den Berghöhen verlaufende Grenze Richtung Buzet, dadurch den weiten Bogen über die Schnellstraße des Istrien-Ypsilons erspart! Buzet haben wir nebenbei liegengelassen, weil uns diese interessante Bergstadt schon gut bekannt war. Dafür haben wir noch in Slowenien nahe Grasisce eine Pause eingelegt, selbstverständlich im Naturgelände, dabei schon von schönen Purpur-Knabenkräutern begrüßt. Nächster Stop schon näher an Labin, wo wir von 2008 in der Karte eine Orchideenwiese nahe Boljun eingetragen hatten – wieder dieselbe Art, sonst aber noch nicht viel botanisch los (erst bei der Heimfahrt am 10. Mai). Spinnen-Ragwurz bereits ziemlich verblüht…
Den guten Wegweisern nach kommen wir nach Labin, mehrfach ist schon Valamar Hotel & Casa angekündigt, dann geht es steil und kurvig hinunter in die von Wäldern mit Felskulissen umgebene Bucht von Rabac. Im Hotel haben wir ein superbes Zimmer mit Parkblick, fürs Baden ist mit einem Pool bestens gesorgt, und über das Abendbufett will ich mich gar nicht verbreiten, jedenfalls erstklassig, als Hauswein ein frischer Malvasier, also alles bestens, richtig zum Wohlfühlen vor und nach den geplanten Touren.
Wir kennen schon einige Gebiete und Ziele in Istrien (etwa die Küste von Opatija / Lovran, die berühmten Hafenorte an der Westküste und die Burgstädte im Landesinnern, samt Ucka und Cikarija). Daher wollen wir diesmal uns vor allem der Natur und der näheren Umgebung von Labin, der nächstgelegenen und auf Rabac herabblickenden Stadt, widmen. Außerdem nach über 500 km Anreise am nächsten Tag nicht zu weit fahren… Zum Glück hilft uns die Istrien-Karte im 100-Tausender-Maßstab, und unser erstes Ziel soll gleich die an Rabac anschließende Halbinsel sein. Die Karte verrät nur so viel – ein Kap am Ende des bewaldeten Bergrückens, beiderseits Strandlinie, kaum besiedelt – vielversprechend? Werden sehen…
Montag, 30. April – DUGA LUKA
Schon vor dem Frühstücksbufett im Außenpool, so warm kommt es uns hier im Süden vor. Obwohl – das Wetter ist die nächsten zehn Tage eher wechselhaft und zum Glück nicht zu heiß. Vormittags zur Einstimmung Spaziergang auf der hübschen Promenade direkt unterhalb vom Hotel bis zum Hafen. Nach mittags geht es los, wohl letztlich zum Dutzenden Male die Bergstraße hinauf und nochmal bergwärts zur Altstadt Labin, die direkt durchfahren wird und sehr verlockend für einen Bummel ausschaut. Diesmal aber durch bis zum etwas entfernten Friedhof und der entscheidenden Straßenkreuzung – Ziel Duga Luka, dorthin vorerst noch an einzelnen Häusern vorbei, meist durch Kiefern- und Buschwald, aber immer entschieden bergab. Wo sich das Gelände öffnet, endet die Straße vor einer Häusergruppe, alles ruhig ringsum, nur kurz davor eine große Baustelle, vermutlich ein Hotel in dieser prachtvollen, allerdings auch sehr abgelegenen Gegend.
Gleich nach den recht ansehnlich wirkenden Häusern mit ihren schönen Gärten beginnt die mediterrane Urnatur, anfangs selbstverständlich mit den ruderalen Abschnitten des überall anfallenden Sperrmülls. Aber gleich danach wird es wirklich schön, ein immer schmalerer Pfad schlängelt sich durch den niedrigen Macchia-artigen Wald mit vorwiegenden Laubbäumen, daneben blüht schon allerhand, vor allem auch noch der Affodil (das Kennzeichen für ausgelaugte und ertraglose Böden, wie wir verwundert nachgelesen haben). Sogar das Salep-Knabenkraut (Orchis morio) ist hier noch mit einzelnen voll blühenden Exemplaren zu finden dazu noch Ziestrosen und aufblühender Ginster, um nur ein paar Arten zu nennen.
Die Wegspur wird immer spärlicher, sogar etwas verwachsen, aber wir zwängen uns durch – zum Glück keine Schlangen (im Gegensatz zu Starigrad / Seline im Vorjahr). Mit einigem hin und her, immer noch einen dichten Kiefernwald vor Augen, gelangen wir auf eine Lichtung, schon recht hübsch mit ihrem mediterranen Blütenflor, allerdings ohne weitere Besonderheiten. Irgendwie müssen wir zur Küste hinab, so scheint es, und instinktiv wenden wir uns nach links, kommen auf einen ziemlich freien Gras- und Buschhang, der zum Strand hinabzieht.
Blühendes gibt es hier zwischen den kahlen Steinen nicht viel, aber einen ausgetretenen Weg neben den niedrigen Klippen und einen schönen Fernblick auf die unendlich langgestreckte Insel Cres gegenüber. Jetzt ist die Frage – am Ufer zurück oder vielleicht doch rund um die Halbinsel? Wieder gut bedacht, wählen wir den Weiterweg und kommen zunächst an einem fast verwüsteten Waldrand vorbei, mit schief gedrückten und wahrscheinlich von der winterlichen Bora zerzausten Bäumen, wo Anni im Unterholz etwas Rotes leuchten sieht. Wenn wir das übersehen hätten, wäre schade gewesen, denn einmal ins Unterholz eingedrungen, befinden wir uns in einem Paradies von voll blühenden Geschweiftblättrigen Frühlings-Zyklamen!
Dann liegt das Kap Prklog vor uns, ein steiniges Uferrund vor dem Walddickicht mit Panoramablick über den Kvarner, wie dieser Meeresteil an der Südostküste Istriens heißt. Wieder zu unserem Glück setzt sich der Strandweg weiter fort, zum Baden nicht gerade einladend wegen des zwar niedrigen, aber scharfen Klippenrandes, also wohl eher für etwas abmitionierte Wanderer ideal, denn die Fischer gehen nicht so weit von ihren am Berg oben stehenden Häusern bzw. dem Straßenende hierher. Nun wechselt der Pfad in den Wald hinein, bleibt aber immer gut begehbar, nicht uninteressante Pflanzen zur Seite und schließlich sogar ein altes Bauwerk aus Steinen und Ziegeln, schaut von oben aus wie ein Brunnenschacht, hat aber unten seitliche Eingänge, vielleicht einmal ein Wachturm, dessen hochragenden Teile verschwunden sind? Hinweise gibt es keine dazu, aber dafür mehren sich am steilen Waldufer die von Fischern ausgebauten Plätzchen.
Noch bevor wir (wie angenommen) einen Anlegeplatz erreichen, führt eine Betonstiege steil zu den Häusern hinauf, die wir selbstverständlich als Weiterweg akzeptieren. Dann geht es zwischen Steinmauern und Gärten zum Ausgangspunkt und unserem Parkplatz zurück. Dieser liegt am Rand einer üppigen Wiese, die kaum Bewirtschaftsspuren aufweist. Also bäuerliche Anwesen gibt es hier nicht, wir kommen im Gegensatz dazu mit einem kroatischen Hausbewohner in freundlichen Kontakt, der lange Jahre in den USA gelebt hat und nun in dem von seinem Sohn gebauten Haus wohnt. Wir machen es nun nach etwa drei Stunden im Gelände gemütlich und genießen die späte Mittagsrast an diesem wunderschönen Aussichtsplatz.
Fern sieht man Rabac über die Bucht herschauen bzw. suchen wir das rote Dach unseres im Pinienpark versteckten Hotels zwischen all den Neubauten des Tourismusortes Rabac. Am späteren Nachmittag machen wir uns an die Rückfahrt, die schmale Asphaltstraße hinauf zur Anhöhe vor Labin, das sich vom Friedhof aus in Idealansicht mit dem Uckamassiv im Hintergrund präsentiert.
Noch immer nicht genug des Vergnügens, genießen wir doch abends noch den Außenpool und das Hallenbad, bevor es zum Abendbufett geht. Also ein voller erster Urlaubstag, und einen Spaß macht Anni sich noch – sie bestellt von Rabac aus in St. Veit an der Gölsen bei der Genusswerkstatt Baldrian der Meisterin Elisabeth (vormals Bäckerei Käppl) für Clemens eine Torte für die Erstkommunionfeier !