Ungarn / Balaton / Badascony: Zurück in den Frühling
20. April 2017 von Bernhard Baumgartner
Beim nachösterlichen Wintereinbruch, der alles frische Grün und alle Blumen mit einer dicken Schneeschicht überdeckt hat, bleibt nur die Flucht zurück in den Frühling, wie wir ihn im März und Anfang April erleben konnten. Dazu passt die Tour vom Palmsonntag, 9. April 2017 bestens – auf den mächtigsten Vulkanberg nördlich des Plattensees im Nationalpark Balaton-Oberland.
Im Bild erhebt er sich, beidseitig vom Seespiegel begrenzt, mit 438 m Höhe über das westliche Drittel des Plattensees. Während die unteren Hänge zwischen Badacsonytördemic im Nordwesten und Badasconytomaj im Südosten fast ausschließlich mit Weinrieden bedeckt sind, ist der von Felswänden gesäumte und oben abgeflachte Gipfelaufbau ein Waldberg. An der Grenze von Wein und Wald, von sanften offenen Hängen und steilem Waldhang, befindet sich im Süden der beliebteste Ausgangspunkt für die Besteigung oder sogar die Überschreitung des Gipfels. Dort stehen das Kisfaludy-haz und das ebenfalls museale Haus der Muse des ungarischen Dichters. Hätte ich diese Sehenswürdigkeiten besser im Gedächtnis gehabt, wäre uns eine kleine Irrfahrt erspart geblieben. Die Erfahrung dazu, als wir von Badacsonytördemic den Anstieg aufspürten, war mir leider nicht mehr bewusst. So fuhren wir von Tapolca nach Badacsonytomaj und zweigten, an der neoromanischen rötlichen Kirche vorbei, auf die Romai-utka ab, die schon auf die Römerzeit zurückgehen soll. Ich kann nur empfehlen und mir für allfällige weitere Besuche merken – diese Straße entlang fahren, eine lange Strecke, vorbei an der auffallenden Anna-Kapelle und einem guten Restaurant im Csarda-Stil. Ja nicht vorzeitig hinauf in das Gewirr der irgendwo in den Weinbergen endenden schmalen Hohlweggassen! Erst beim Wegweiser “Kisfaludy-has” bergwärts abzweigen, die nächsten Parkmöglichkeiten nicht beachten und bis zu den Waldrändern, auch wenn die Zufahrt immer schmäler wird, denn dort oben wartet ein guter Parkplatz (mit Gebühr, die sich auszahlt).
Unter wir meine ich diesmal nicht nur Anni, Grete und mich, sondern im zweiten Auto die ganze Familie Baumgartner aus Maria Lanzendorf – Veronika, Andreas, Bernie, Astrid und Clemens. Übrigens sind deren männliche Angehörige, egal welchen Alters, ausdauernde BARFUSSWANDERER !
Als Einleitung wird eine Mauer entlang des Stiegenaufganges (solche Strecken sind typisch für den Badascony) begangen, also ein kurzweiliger Beginn. Dann folgt die Lichtung mit dem “Rosa-Stein”, jenem sagenumwobenen Basaltblock, auf dem sich jung oder alt verliebte Paare mit dem Rücken zum See setzen sollen, worauf sie ein Jahr darauf verheiratet sein werden. Für uns eine gute Gelegenheit, endlich einmal Familienfotos zu schießen, bevor es am linken Wanderweg zu den Weingartenrändern mit Blick auf den westlichen Balaton und zum Berg und Burgplatz von Szigliget geht.
Von hier aus hätte man auch die Möglichkeit, rechts weiterzugehen und den Gipfel entlang der roten Markierung zu umrunden, bis die steile Basaltschlucht-Passage des Kökapi (Steintor) zum Plateau hinauf und zum Kisfaludy-Aussichtsturm führt. Wir halten uns aber an den linken Weg, anfangs richtig zum Laufen für die Kinder und dann über eindrucksvolle 460 Stufen der “Flüchtlingsstiege” auf den Berg. Alle diese Örtlichkeiten sind mit historischen Erinnerungen verbunden und entsprechenden Tafeln ausgestattet.
Über die Stiege kommen wir alle mehr oder minder ins Schnaufen, aber der Tiefblick und die Basalttürme nahe daneben machen den Aufstieg auf jeden Fall spannend, was für die Kinder am wichtigsten ist. Und oben befindet sich ohnehin gleich ein Rastplatz für die schon dringend erwartete Jause!
Dann leitet uns die blaue Markierung am Bergrand rechts entlang, an schönen Aussichtsplätzen vorbei, bis zum Pseudo-Gipfelpunkt beim Ranolder-Kreuz (einem Gedenkpunkt aus dem 19. Jahrhundert, eigentlicher Gipfel ist der Kisfaludy-kilatu, der 2011/12 errichtete hölzerne EU-Aussichtsturm; paradox – auf riesigen Reklametafeln wirbt Regierungchef Orban gerade für EU STOP….).
Hier steht man auf den Achteck-Platten von riesigen Basaltpfeilern und hat einen wunderbaren Blick über den Plattensee.
Später verläuft der Wanderweg eher im typischen pannonischen Laubwald, beim “Steinhaus” gibt es aber noch einmal ein ebenso schönes Panorama und außerdem ziemlich verlässlich Smaragdeidechsen in den Spalten des alten Steinbaues.
Das ist nun der letzte Blickpunkt, denn bald schlängelt sich der Steig über viele Steinstufen und über eine Basaltkanzel nur mehr im Wald bis zum Rozsa-kö, dem “Heiratsstein”, hinunter. Aus dem urigen Wald mit seinen verstreuten Basaltblöcken geht es dann hinaus zum parkartigen Gelände nahe dem Ausgangspunkt.
Der Rest des Wanderausfluges zum Badacsony verläuft getrennt, denn wir drei wollen schon zurück in die Therme, und den “Baumis” ist die Luft ausgegangen – ein platter Reifen (hoffentlich nicht wegen meiner vorausgegangenen Irrfahrt durch die steinigen Hohlwege). Damit nähert sich unser wirklich lohnender Aufenthalt in Tapolca allmählich dem Ende – noch einmal in die jetzt schon spärlicher frequentierte Therme, Abend- und Frühstücksbuffet viel zu üppig, am letzten Tag schon um 7 Uhr morgens ins Bad, wo wie angekündigt, aber nicht wirklich erwartet alle drei Kinder auftauchen… eine rührige Gesellschaft, die den Bademeister immer etwas in Spannung hält…. wir gehören auch zu euch? Jedenfalls schön und abwechslungsreich war´s auf jeden Fall!