Tourenlauf-Kombi auf den Großen Sulzberg
21. Februar 2017 von Bernhard Baumgartner
Für die strammen (und jüngeren) Tourengeher ist der Sulzberg zwischen Fadental – Ulreichsberg – Annaberg / Kleines Lassingtal keine Besonderheit, höchstens als mit 1400 m Gipfelpunkt der Türnitzer Alpen (also der eigentlichen Voralpen). Es gibt selbstverständlich auch anspruchsvolle Touren zum nach den Sturmkatastrophen freien und rundum aussichtsreichen Gipfelkamm (etwa von der Sabelstuben über den Schwaighüttenboden oder von Ulreichsberg über den Kleinen Sulzberg oder vom Erzgraben her über die großteils waldfreien Steilhänge / nur dort auch Forstwegtrassen). Aber der “offizielle” Zustieg erfolgt von der ehem. Lärchalm knapp östlich Fadental (beim Sattel abzweigend) auf einer wegen der begrenzenden Wildschutzgebiete mit Schildern versehenen Trasse. Diese vor etwa drei Jahren zur Umgehung der monströsen Wildfütterungen angelegte Forststraße vermittelt einen zwar einfachen, aber sehr langwierigen Zugang in den Gipfelbereich.
Die 4 km lange Forststraße bis zum “Petersboden” weist zwar nur 350 Höhenmeter auf, ist aber sowohl im Sommer als auch im Winter – egal ob mit Tourenschi oder Schneeschuhen – eine recht langwierige Angelegenheit. Wir bevorzugen für diese Strecke die Backcountry-Ski mit Steigfellen (geht bei geeigneten Schneeverhältnissen auch mit Langlaufschi). Dann geht es allerdings fürs Langlaufen zu steile noch etwa 1 km mit 150 m Höhenunterschied hinauf zum Gipfelkreuz (die mit Tourenschi einzige interessante Strecke dieser Standard-Route).
Angeregt durch unsere erfolgreiche BC-Tour vom Lahnsattel zur Sulzriegelalm, wollten wir am Sonntag, 19. Februar, auf dieselbe Art den Großen Sulzberg “bezwingen”. Verhältnisse ideal – nach den kurzen Regentagen in der Niederungen gibt es dort oben zunehmend Neuschnee, und das bei Minustemperaturen. Aber wie werden wir das Gipfelstück angehen? Zwar wäre es auch mit den Backcoutry-Ski möglich (und auch schon früher gemacht), aber sicherer erscheinen uns doch die Schneeschuhe, die allerdings auf der Forststraßenstrecke im Rucksack getragen werden müssen.
Hier haben wir den langen Bogen im Lärchentrog schon hinter uns und queren gerade das felsige Gelände bei der Doppelkehre (drei Tourengeher gingen von der Gabelung vorher geradeaus durch den steilen Waldgraben hinauf). Hier kommt man schon ins lockere höhere Waldgelände, und ergeben sich immer hübschere Ausblicke, vor allem weil die Bewölkung gegen Mittag zu immer mehr auflockert. Nach dem Bogen gegen Westen (Richtung dem oberhalb gelegenen Schwaighüttenboden) wendet sich die Route zum breit eingemuldeten “Petersboden”, wo wir wieder auf die bereits abfahrenden Schitourengeher stoßen.
Hier wird auf die Schneeschuhe umgestiegen, und es geht zügig den Steilhang hinauf (bequemer wäre es mit Ausgehen der Mulde gegangen). Rechts abseits befinden sich die Reste des alten Windbruchs, der Hang hat aber ideale Schneeverhältnisse, keine Spur mehr vom Bruchharsch wie an den Nordseiten, auf schon etwas verfirntem Altschnee eine etwas fester gepresste Pulverschneeauflage. Dazu wird die Aussicht immer prächtiger!
Teilweise hängt noch schöner “Anraum” auf den Bäumen, aber die Eisbildungen beginnen schon herunter zu rieseln, weil die Sonne schon kräftiger wird und ebenso der Nordwestwind schärfer über den Kamm her weht. Zwischen urigen Fichten und Rotbuchen steigen wir nahe dem Abbruch gegen den Erzgraben höher und kommen dann in den Bereich der auf den Gipfel zu ausgebildeten “Wechtengalerie”.
Auf den Wechten (= alte Rechtschreibung Wächten) liegt etwas rutschiger Neuschnee auf der harten Unterlage, daher wechseln wir das Gerät – nun geht es besser einfach zu Fuß weiter! Und bevor wir noch aus dem Schutz der letzten Bäume in den Gipfelwind geraten, gibt es noch eine Stärkung (Getränk und – besser als Traubenzucker – ein paar Pocketcoffee !).
Mit den Umrüstungen und der kurzen Rast haben wir bei unserem angenehm mäßigen Tempo zwar fast drei Stunden bis zum Gipfelkreuz gebraucht. Aber was soll´s – wir gehen eben, wie es uns gefällt, und noch dazu haben wir nichts versäumt, denn jetzt wird es trotz drohender Wolken immer schöner! Daher zahlen sich die paar Schritte am Kamm entlang noch entschieden aus – wunderbar, ein solcher Gipfel!
So hoch oben treffen wir sogar Snowboard-Tourengeher (sicher die mühsamste Variante, auch auf der flachen Forststraßenabfahrt), wir sind mit unserer Kombi von Backcountryski & Schneeschuhen sicher gut unterwegs. Das zeigt sich auch wieder unten auf der Forststraße, und das anstrengendste Stück ist eigentlich der steile Abstieg mit den anstollenden Schneeschuhen zum “Petersboden”.
Beim “Petersboden-Gipfellager” gibt es eine kurze zweite Rast (nicht einmal ein ganzes Packerl “…mag man eben” haben wir gemeinsam verdrückt), und jetzt folgt nur mehr die lange Forststraßenstrecke.
Bei der “Abfahrt”, die übrigens als zügiger Langlauf sehr gut funktioniert, teilen wir die Schneeschuhe auf (einer in Annis kleinem Rucksack, die drei anderen quer auf meinem Rucksack geschnallt, nicht so einseitig wie beim Aufstieg und daher entschieden angenehmer). Jetzt merkt man trotz des Gefälles (ohne Steigfelle wäre es mit den “Prackern” zu schnell geworden) nicht zu rasant gleitend die Länge dieser Strecke. Es wird schon mittlerer Nachmittag, bis wir wieder im Tal beim Auto anlangen. Beide sind wir “happy” über die gelungene Tour, ganz schön “zach” sind wir gewesen (= bis zum Gipfel durchhaltend), und der Mut für weitere Touren ist ganz schön gewachsen…
Im Lärchentrog und Gipfelpano