Ein wenig bekannter “Wiesenwienerwaldler” – Großer Steinberg
11. Februar 2015 von Bernhard Baumgartner
An “Hausbergen” herrscht bei uns in St. Veit an der Gölsen wahrlich kein Mangel! Da braucht man nicht einmal an den Staff zu denken… denn wenn wir durch das “hintere Zauntürl” auf die wahrscheinlich nur den St. Veitern bekannte Eberlwiese hinaussteigen, geht es gleich auf unseren direkten Hausberg hinauf:
Da marschiert Anni schon beim derzeit nicht beschmückten Wegkreuz vorbei bzw. wartet sie gerade auf den “Feriengast” Checky. An einem schönen Sonnentag, noch dazu mit etwas Schnee, ist sie gerade bestens auf einer Spazierwanderung unterwegs – mehr ist der Hipplerkogel unmittelbar nördlich von St. Veit nicht, aber sogar bei zu viel Schnee mit Schneeschuhen oder bei genug Schnee mit Backcountryski eine Einstimmung für eine ausgiebige Tour!
Wie es sich fast gehört im Wiesenwienerwald, stehen bis hinauf zur Gipfelkuppe vielfach Obstbäume wie als Landschaftszierde herum (und oben auf dem höchsten Punkt gibt es einen Sendermast… aber der stört zwischen den hohen Fichten und Rotbuchen versteckt nicht einmal).
Zwischen den verschiedensten, sogar neu gesetzten und auch ganz alten Obstsorten (ein ruinöser, aus einem auswachsenden Weißdorn ragender Asperlbaum ist auch dabei), steht eine stattliche Linde, und von dieser Stelle gibt es einen netten Tiefblick auf den Markt mit dem “Dom des Gölsentals”. Den Namen hat diese Bergkuppe von dem oben stehenden Bauernhof Hippler, das kommt vom mittelalterlichen Wort “hubel” = Hügel, passt also bestens.
Da schaut schon tief verschnet der erste Höhenzug der Lilienfelder Voralpen mit Hinteralm – Muckenkogel – Klosteralm über den Hochreiterkogel (im Wiesenbach) und den “Schwoahofer” (Gehöft Schweighof im Kerschenbach) herüber. Unser Bergziel heißt Großer Steinberg – nicht gerade ein wirklich Großer, aber doch ein echter Steinberg! Denn auf seiner Nordkante, die in dichtem Wald verborgen ist, steht man wirklich auf einer Felskanzel – noch dazu aus Sandstein und mit einem höhlenartigen Kluftspalt, das ist eine der wenigen natürlichen Höhlen in der Wienerwald-Flyschzone (mehr darüber beim Abstieg).
Unsere Runde beginnt unten im Kerschenbach vor der Kreuzung mit der “Moarkapelle” (ich hoffe, sie heißt wirklich so, könnte aber im St.Veiter “Kapellenbuch” von Frau Juliane Hofecker nachschauen…). Der Güterweg führt noch im frostigen Schatten hinauf zum Berggasthof “Schussluckn” und vorher rechts abzweigend zum Gehöft Wagnerberger. Anschließend haben wir Glück, dass die Bauern fleißig beim “Holzen” sind, denn so finden wir in den Traktorspuren einen leichten Aufstieg. Erst oben, auf der vorhin fotografierten Wiese, geht es ans Stapfen – auch wenn die etwas abgewehten Flächen ausgenützt werden. Dazwischen gibt es knietief zusammengewehten Schnee, und unser Wegweiser sind – die Hasenspuren! Die wissen auch, wo man am leichtesten über die Schneeflächen hinwegkommt!
Diese mächtig Eiche steht schon am Beginn der flacheren Wiesen, wo es zum Haus Kleinsteinberg hinübergeht. Dort kommt auch die seit einigen Jahren dankenswerter Weise beschilderte Route über die “Teufelsstiege” von Rohrbach herauf – das ist der alte, sagenumwobene Kirchensteig der Steinbergbauern! Und beim Überqueren der zu jeder Jahreszeit prächtigen Wiesenfläche öffnet sich auch bereits der Ausblick -
Das Wirtschaftsgebäude vom Kleinsteinberg-Hof fällt schon immer mehr zusammen, ebenso wie die wie Blitzableiter daneben aufragenden (und sicher als solche angepflanzten) Hauslinden zunehmend morscher werden. Allerdings gibt es über dem alten Hauskeller einen hübschen Neubau, der schon einige Zeit über den Rohbau nicht hinausgekommen ist.
Danach folgt das “Rohrbacher Firmlingskreuz”, an dem die Firmlinge dieser Gölsentalpfarre verewigt sind (das gepflegte und robuste Kreuz wird sicher noch etliche Jahre überdauern, bevor es erneuert werden muss). Wir tragen uns in das dort angebrachte “Gipfelbuch” ein und stapfen dann auf dem Waldweg hinüber zum Haus Großsteinberg.
Hier heroben sind die Haseln, im Gegensatz zum Tal unten, noch nicht in die Blütezeit gekommen. Wir könnten oberhalb durch dichten Wald den nordseitigen Felssaum erreichen, aber das ist schon ohne Schnee etwas beschwerlich. Der beschilderte Weiterweg bietet vom Waldrand oberhalb noch einen prächtigen Blick auf den südlichen Berghorizont.
Jenseits der Berghöhe, die über einen kleinen Satteleinschnitt überschritten wird, beginnt ein ganz interessantes Gelände. Nach den freien Ausblicken folgt nun der steilere nordseitige Bergabfall, und dieser ist auf einer langen Strecke geprägt von teilweise riesigen Sandsteinblöcken. Richtung Kerschenbach, beim Gehöft Tisch etwa, haben Geologen sogar einen “historischen” Bergrutsch oder sogar Bergsturz festgestellt. Im Wald liegen auch genug Steinformationen herum, und sogar die Wiesen unterhalb sind immer wieder in Bewegung, wie mir einmal Herr Leopold Birkner erzählte. Denn beim Mähen sind von Jahr zu Jahr immer wieder veränderte Hügel und Gruben in den scheinbar unveränderten Wiesen zu bemerken.
Auf die freien Wiesen beim Kleinsattler hinaus öfnnet sich wieder der Ausblick – hinter dem Hohenstein ragt der ferne Ötscher, und mit einer ganz eigentümlichen Erscheinung -
In Annaberg heißt eine solche Wettererscheinung – beim Ötscher “waht´s ummi”, und das bedeutet Schlechtwetter – war auch diesmal richtig! Die folgende bequeme Wanderung über den teils verscheiten, teil vereisten, teils aperen Güterweg bildet fast einen erholsamen Abschluss der kleinen Tour – fast wie das Auslaufen nach einem Geländelauf…
Das letzte Wegstück liegt schon voll in der Sonne, und gibt es etwas Schöneres als an einem frostigen Tag in der Wintersonne dahinzuwandern?