Sulzberg – alte Touren gesucht…
28. Juli 2014 von Bernhard Baumgartner
Mein neues Headerbild zeigt schon die urige Berglandschaft und den schönen Ausblick vom höchsten Gipfel der Türntzer Alpen, dem Sulzberg. Hier möchte ich neue Bilder und alte Routenbeschreibungen bringen (aus meinem mit Werner Tippelt verfassten Wander- und Landschaftsführer “Ötscherland und Pielachtal”, NÖPressehaus St. Pölten 1977).
Der Sulzberg erhebt sich in einem ausgeprägten Kamm zwischen Ulreichsberg im Osten und der Sattelzone über den Sabel im Westen (der P. 1066 m der ÖK heißt Sabelstuben). Die ÖK nennt den Sabel nördlich davon “Am Säbel”, aber es dürfte keine Einigkeit über den “richtigen” Namen bestehen – in Annaberg hörte ich allerdings öfters “Säbel”. Dieser soll von einer säbelförmigen Felsrippe am unteren Nordostkamm der Bichleralpe herrühren, die zwar momentan noch zwischen hohen Bäumen versteckt ist, aber sogar im Katasterplan von 1825 eingezeichnet ist!!! Es könnte aber auch noch eine andere Wurzel bestehen, nämlich Erinnerungen an Kriegszeiten wie beim Kriegskogel nahe dem Lahnsattel aus der Türkenzeit oder an die Epoche der Franzosenkriege, die auch in der Annaberger Chronik und Überlieferung (Sage von geisternden erschlagenen Franzosen beim Annakreuz nahe Reith) auftauchen.
Die Beschreibungen im genannten Führer sind nach so langer Zeit überwiegend “historisch”. Die Bichleralpe von Josefsberg mit Rundtour über die Sabelstuben habe ich allerdings nach einer jüngsten Begehung mit Anni im Blog gebracht. Im alten “Ötscherland” steht sogar eine Tour von Werner “Von Friedenstein über den Ameisenkogel”, vielleicht bei Einheimischen schon, aber sonst kaum (mehr) üblich. Ich bringe nach einigen Bildern, die auf die Verwüstungen durch den Orkan Kyrill 2007 hinweisen, den meiner Ansicht schönsten Steig auf den Sulzberg.
Tour 208 (verfasst 1976):
Von Ulreichsberg:
Alter Almsteig bis zu den Kammflächen, landschaftlich hervorragnd, schönster Anstieg, 2 Std.
Damals sogar noch erwähnt: Zufahrt mit Postauto (nur in der Sommersaison) und anschließende Überschreitung nach Josefsberg oder Schmelz am günstigsten.
Vom nördlichen Ortsende (gegenüber der roten Markierung nach Türnitz) über den Rottenbach und westlich über die Weidefläche in ein kleines Seitental mit einer verfallenen Keusche. Am rechten Waldrand aufwärts und noch vor dem steileren Berganstieg rechts in den Fichtenwald, durch den ein guter Steig ziemlich flach in den Wiesengrund des vom Sulzbergsattel herabziehenden Grabens gelangt (in umgekehrter Richtung hier kurz vor ende der Wiesenzunge rechts in den Wald, etwas schwieriger zu finden!).
Im Graben auf einem Fahrweg mit kurzer Kehre steiler empor, und genau wo dieser wieder den Grabengrund erreicht, scharf links über die Böschung auf einen Steig. Diesem folgt man ansteigend in die freie Bergflanke mit schönem Blick auf den Tirolerkogel bis zum Kammrücken (oberhalb Felsstufen!), wo rechts ein deutlicher Steig abzweigt, der im teilweise recht abschüssigen Nordhang des Kleinen Sulzberges, zuletzt durch einen gut begehbaren Holzschlag, den “Sulzbergsattel” erreicht (ca. 1220 m, 1 1/4 Std., zwishen Großem und Kleinem Sulzberg gelegen).
Nun auf dem Waldrücken (Steigspuren) nordwestlich steil zum Hochflächenrand, der beiderseits dieser Route felsig abbricht, und auf die “Sulzbergalm”. Links haltend über diese wundervollen, von Wetterbäumen gesäumten Bergwiesen mit Rückblick auf Göller, Gippel und Schneeberg weiter (wegen des Wildes äußerst ruhig verhalten – Hirsche und Mufflons!).
Auf dem westlich abbiegenden Kamm (Achtung, Drahtreste eines Wildzaunes!) zum Gipfelkreuz (1400 m, 3/4 Std., 1970 errichtet) mit packender Fernsicht ins südliche Gebirge, im SW das Gesäuse mit dem Hochtor.
Bei der Originalbegehung (1976) hatte ich übrigens ein ganz tolles Erlebnis (während meiner Tour marschierte übrigens Anni damals noch mit ihrer Mutter von Ulreichsberg nach Mariazell): Als ich den Wiesenboden der Sulzbergalm erreichte, stand vor mir in geringer Entfernung ein Hirsch mit riesigem Geweih. Schnell geduckt (leider nicht fotografiert, damals waren alle Bilder noch s/w) und gestaunt, was aber mit der Zeit etwas langwierig wurde, denn der Riese rührte sich nicht von der Stelle! Schließlich machte ich mich zögernd bemerkbar, aber erst nach einer Weile setzte der Hirsch in langen Sprüngen in den angrenzenden Wald…
Das waren also noch Zeiten ohne (zu) viele Forststraßen, die jetzt alle Waldgebiete zerschneiden, vom Erzgraben sogar bis auf den Kleinen Sulzberg führen (in einem meiner Bilder zu sehen)! Das letzte Bild (bevor ich in meinen anderen alten Erinnerungen krame) zeigt das Gebäude im Zentrum des neu (2013/14) im Lärchentrog eingerichteten “Wildschutzgebietes” – behördlich genehmigt, Betreten (sogar) der Forststraßen verboten! Und was fanden Anni und ich letzten Winter unmittelbar hinter dem Schranken einer Forststraße, gleich neben der in die Walster führenden Straße? Eine Menge von Tierkadavern, Gerippe, Fellüberreste… ich möchte das gar nicht erklärt haben, leider nicht fotografiert…