Sportgastein: Nationalpark- und Besinnungsweg im Naßfeld
17. September 2013 von Bernhard Baumgartner
In Böckstein, am Fuß des Tauernhauptkammes und Portal des für “grünen Verkehr” so wichtigen Tauerntunnels, gabelt sich das Gasteiner Tal. Links (südöstlich) führt das Anlauftal mit Abzweigung zum “Korntauern” bis unmittelbar an den Ankogel heran (eine sehr lohnende Talwanderung in einem der letzten Urlaube).
Rechts (südwestlich) öffnet sich die bald mit wuchtigen Granitplatten gesäumte Schlucht der Naßfelder Ache, und vorbei am Gasteiner Heilstollen kommt man in den weitläufigen Hochtalboden, der seit altersher Naßfeld heißt, aber mit dem touristischen Populärnamen Sportgastein nun viel bekannter ist.
Bereits unweit des Talgrundes beginnt an den unteren Berghängen die Kernzone des Nationalparks Hohe Tauern – Salzburger Anteil! Denn jenseits des Hauptkammes befinden sich in Kärnten die energiewirtschaftlich genutzten Gebiete – wie das “verbaute” Maltatal kein Ruhmesblatt für den Naturschutzgedanken im südlichsten Bundesland Österreichs. Anderseits – der Strom kommt halt nicht nur einfach aus der Steckdose… Aber auf solche Diskussionen möchte ich mich gar nicht einlassen. Tatsache ist, dass in Sportgastein (großer zentraler Parkplatz bei der Talstation) eine Gondelbahn auf den 2686 m hohen Kreuzkogel errichtet wurde – ein herrliches Schigebiet, das aber nur bei halbwegs schöenem Wetter in Betrieb sein kann. Im Sommer ist mit Ausnahme eines Wochenendes kein Betrieb. Bemerkenswert und für die Touristiker nicht erfreulich, für den Naturschutz eher schon - der Anschluss von Sportgastein zum Sommerschigebiet Mölltaler Gletscher auf der Kärntner Seite des Scharecks wurde verhindert, weil dazu eine einzelne Seilbahnstütze in der Kernzone des Nationalparks notwendig gewesen wäre.
Mit dem Sportgasteiner Naßfeld verbinden sich schöne Erinnerungen an Bergwanderungen in den letzten Urlauben – über den Rupertiweg (auf römerzeitlichen und mittelalterlichen Spuren) hinauf zum Mallnitzer oder Niederen Tauern mit der Hagener Hütte und zu den Bockhartseen Richtung Silberpfennig. Interessant wäre auch der Aufstieg zum Niedersachsen Haus am Nordkamm des Schareckmassivs, wo man so schön nach Kolm-Saigurn und zum Sonnblick sehen kann (das Rauriser Tal war diesmal einem eigenen Ausflug vorbehalten).
Diesmal stand nur ein Talbummel auf dem Programm, und dazu marschierten wir bei luftigem “Tauernwind” bis zur letzten Alm hinein, nicht ohne (leider vergeblich) nach Heidelbeeren Ausschau zu halten. Als Ersatz boten sich vom ausgedehnten Naturlehrpfad des Nationalpark die allerschönsten Fotomotive an. Der Weg führt in einer großen Runde am Fuß des Kreuzkogels dahin, Wetterbäume und Sumpfmulden, dazu hübsche Zwergstrauchheiden und der Blick auf den Tauernkamm zwichen Geiselkopf und Schareck.
Am Morgen lag das Naßfeld noch wie ausgestorben vor uns, nur die fleißigen Almbewirtschafter bzw. Hüttenwirte kamen gerade angefahren. Die Kuhherden allerdings waren schon eher mit dem Wiederkäuen der Morgenäsung beschäftigt, und ganz abseits davon stand der Rinder-Chef in seinem zum Glück gut abgehagten Revier. Gegen die Mittagszeit belebte sich aber alsbald das Bild (der Parkplatz an der Talstation der Kreuzkogelbahn mit ihren im Sommer verwaisten Betonburgen war dann schon gut gefüllt). Die Wanderer schienen aus allen Weltgegenden zu kommen, wobei der Anteil von Gästen aus dem arabischen Raum in Gastein besonders hoch sein dürfte. Eine Vielfalt von Nationalitäten, Kulturen und Religionen vereinigte sich hier höchst friedlich angesichts der gewaltigen Alpennatur. Das “Denkmal” am Beginn des Nationalparkweges und die nahe davon abgelegten Spruchsteine leitet den Naturlehrpfad irgendwie höchst passend als “Besinnungsweg” ein.
Ein besinnlicher Tag mit einer leichten Wanderung in großartiger Natur – so haben wir das Naßfeld in Sportgastein von unserem heurigen Urlaub in Erinnerung!