Traumtag am Ötscher – Blumen, Wetter…
25. Juni 2012 von Bernhard Baumgartner
Die überraschende, wenn auch angekündigte Wetterbesserung für Sonntag (24. Juni) hat uns endlich den Ötschergipfel beschert! Anfahrt 89 km über Mariazell (Rückfahrt über Gaming zwar 10 km weniger, aber ebenso kurvig…).
Schon etwas spät (nach halb zehn) in Lackenhof angelangt und mit dem Sessellift zum Ötscherhaus hinauf bummeln lassen (das ist leider unsere Voraussetzung für den Ötscher). Dann ging es aber munter weiter, auf dem breiten Weg bis zur Abzweigung zum Panoramafernrohr mit einem Bärenumriss ohne Inhalt (wie unten bei der Talstation).
Von hier an wurde es, nach der Hochstaudenflur mit viel Ampfer und Doldenblütlern (Kälberkropf?), bald so richtig “blumig”! Sogar die ersten Kohlröserl waren zu sehen und die hübschen Vertreter der ersten Hochsommerflora (Silberschafgarbe, Alpentragant z. B.).
Vom Grat mit dem “Eisernen Vogelbaum” (Kolkrabe oder Dohle?) an war es immer prächtiger – fantastische Aussicht, Gesäuseberge ganz deutlich sichtbar. Hier war es schon wirklich sommerlich, allerdings mit frischem Wind nicht zu heiß.
Traumhaft die Blütenköpfe der Trollblumen (“Butterbinkerl”) und der Narzissen-Windröschen, manches wie die Gemswurz schon etwas im Abblühen. Was dort an Aurikeln geblüht haben muss, samt der Clusiusprimeln (“Jagabluat”) kann man nur mehr ahnen.
Am ersten “Wetterloch” vorbei – wir warfen keinen Stein in diese Schachthöhle, um nicht ein Gewitter herauszufordern! Auch ein Felsfenster öffnet sich dort ins Südkar hinaus. Über´s Weiße Mäuerl hinauf zieht sich der Weg noch über üppigere Bergwiesen und an den Kalkblöcken der Gratkante entlang – hier merkt man von der interessanten Zweifärbigen Alpenscharte erst die Blätter. Dafür ist die Masse der Ötscherbesteiger bei diesen herrlichen Verhältnissen nicht zu übersehen – leider auch auf manchem Foto als unfreiwilliger Vordergrund…
Am Gipfelkreuz marschieren wir wegen “Überfüllung” vorbei, lassen uns aber bald danach in den hier noch frühlingsmäßigeren Matten nieder. Eine unglaubliche Blütenfülle in Gelb und Weiß (wie oben), noch dazu im Aufblühen und in Vollblüte. Sogar das rot leuchtende Stengellose Leimkraut blüht hier noch, und die Schmetterlinge (Großer oder Kleiner Fuchs) geben sich ein Stelldichein und lassen sich nicht einmal von den Kameraobjektiven so leicht verscheuchen.
Überhaupt kann man sich auf der markanten Berghöhe, weit über allen Vorbergen, fast wie im Flieger oder Ballon fühlen – Wölkenbällchen schweben in Augenhöhe über der Tiefe, wo sich das Mostviertel mit seinen Randbergen und dem Hügelland ausbreitet. Die Voralpengipfel bis zum Wienerwald sind ebenso deutlich auszumachen wie der riesige Steinbruch auf der Geiseben zwischen Tradigist und Eschenau.
Unsere Gipfelrunde hatte sonst immer auch den Taubenstein mit eingeschlossen – vom Kreuzkogel an einem Wetterloch vorbei hinab ins Hochtal mit seinen noch immer gut gefüllten Fernkesseln und über den Grat oberhalb der Nordwand vorbei zum Ausstieg des Rauhen Kammes. Diesmal nehmen wir nur den Steig auf der Höhe bis dorthin und blicken über diesen rauesten Grat des Ötschers hinab, auch zur Schneide von Grieswand und dem Schwarzkogel, der glatt von einer neuen Forststraße überquert wird… Der “hohe” Ötscher wird hoffentlich noch von dieser Erschließung verschont bleiben. Übrigens kamen eine Menge Bergsteiger über den Rauhen Kamm herauf, sogar mit Kindern im Volksschulalter!
Zurück zum Gipfelkreuz nahmen wir dann die Gratkante über der Wurzleiten – dort öffneten sich in der restlichen Wächte zwei imposante “Eistore”. Daneben die früheste Flora – die “Eisglöckerl” der Soldanellen und sogar noch etwas “Jagabluat”. Auf dem Gipfel war es dann schon stiller geworden, aber noch immer nur mit etwas Glück und Zuwarten das Kreuz ohne Zubehör zu fotografieren. Aber was soll´s – wir gehören ja auch zum menschlichen Zubehör des “Altvaters Ötscher”…
Beim Abstieg wurde es dann immer heißer, aber auch mit einigen abkühlenden Wolken. Trocken blieb es bis zum Abend, und das war auch gut so, denn der steinige Steig war auch so schon stellenweise rutschig genug. Am besten würde man wie die “Gämsen” (statt Gemsen, die mundartliche Ableitung von “Gams” haben die Sprachwissenschaftler zum Anlass des ungewohnten “ä” genommen, dafür schreibt man Wechte korrekt jetzt mit “e” – da soll sich noch einer auskennen…).
Auch auf dem Abstiegsweg gab es noch einiges an Blüten zu entdecken, einige Orchideenarten, teilweise erst im Aufblühen, prachtvoll und noch nicht erwähnt der Wald-Storchschnabel mit seinen lilablüten Blüten. Ein einzelnes Blüterl von einer vermutlichen Nelkenart mit grasartig schmalen Blättern ist mir aufgefallen, sogar daneben gesessen und untersucht und leider nicht fotografiert – muss wohl schon etwas ermüdet gewesen sein, fast eine Schande am Ötscher-Normalweg… Aber Hauptsache, alles gut “gegangen” (im wörtllichen Sinn), wenn auch das Laufwerk noch heute etwas glüht!
Bilder von Anni und mir gemischt, leider in der Beschriftung vergessen…
1 Reaktion zu “Traumtag am Ötscher – Blumen, Wetter…”
Wunderschöne Bilder! So viele Blumen! Leider halt so weit weg von mir – müßte wieder einmal über Nacht wegfahren. Haben wir eh schon drüber gesprochen. Ich sollt jetzt mal konkret was planen.