Vom “Lehardi” oder Rainriedel = P. 1242 m der ÖK war nun schon im letzten Beitrag genug die Rede. Jetzt geht es darum, welche Bewandtnis es mit diesem mystischen Platz hat, und was uns selbst dort widerfahren ist!
Dieser Sattel im Grenzkamm zwischen den Massiven von Zellerhüten und Dürrenstein diente bis vor einigen Jahrzehnten als Übergang vom obersten Ybbs- (Ois-) ins Salzagebiet. Er wurde auch für den Auftrieb des Weideviehs vom Ybbs- und Erlauftal her zu den Almen auf der Kräuterin und am Hochtürnach benützt (mein Freund Werner ist mit unserem “Santiagopilger” Wolfgang Wald vor wenigen Jahren diese Route nachgegangen). Daher befand sich wohl schon längst (aber in der alten Spezialkarte nicht eingetragen) ein Marterl für den Viehpatron St. Leonhard auf der Sattelhöhe.
1999 wurde jedenfalls von Thomas Raab aus Gresten (dem Halter der Kräuterinalm) und seinem Kollegen von der Herrenalm am Dürnstein (diese sind mir zumindest genannt worden) auf dem “Lehardi” ein Mariazeller Leonhardbild angebracht. Dieses befindet sich in einem kunstvoll angefertigten Holzschrein mit Dach und verglastem Türl. Werner hatte mir schon davon berichtet.
Umso größer war unser Erstaunen, als wir bei der Tour zum “Lehardi” kein Spur davon fanden (wir hatten auch keine Ahnung, wie dieses Bildnis aussehen sollte). Erst beim genauern Nachsuchen fanden wir unter einer schon teilweise abgestorbenen Fichte am rechten Rand der Lichtung, nebenbei gleich ein vermorschter Steher, im jungen Buchengestrüpp dieses “Bildkastl” – unversehrt! Es muss wohl im Winter durch den Schneedruck abgestürzt sein, denn das Glas war noch heil, die Befestigungsschrauben in der Hinterwand aber ausgerissen.
Was sollten wir nun anfangen? An den Baumstamm anlehnen – brachte nichts. Aber oben steckte im Stamm ein massiver Nagel, und aus den Tiefen meines Rucksackes holte ich eine Bandschlaufe heraus, die ich schon mehrmals daheim lassen wollte, aber doch immer wieder mitnahm. Mit dieser hängten wir das “Bildkastl” an den Bildbaum. Aber unten wackelte es hin und her, und oben hing es eine Spanne vom Stamm entfernt nach vorne. Nun gab es Probleme mit dem Rettungsmaterial!
Zur unteren Befestigung schlangen wir zwei verknüpfte Bänder, aus unseren Anoraktaschen (zum Umhängen als Tascherl gedacht) herausgeschnitten um den Stamm. Und oben? Jetzt blieb nur mehr die letzte Rettungsreserve – die Faschen gegen allfälliges Knieversagen! Mit dem Geschick einer versierten Diplomschwester “faschente” also Anni den Kastlgiebel an den Baumstamm und band hinten noch eine dekorative Masche!
Frisch geputzt und mit einem Dauerstrauß aus Nadelzweigen und Hainsimsen geschmückt (das Glas dazu war unversehrt im Kastl drinnen) hatten wir somit das Leonhardbild wieder an seinen Bildbaum gebracht und auch eine Nachricht an die nächsten vorbeikommenden Wanderer hinterlassen. Wann und wer das wohl sein wird? Vielleicht heuer gar niemand mehr? Nun, da können wir nur auf die Festigkeit des Rettungsmaterials vertrauen.
Wer die Rettung perfekt machen will, sollte sich mit mindestens zwei starken Holzschrauben, Beilagscheiben und Schraubenzieher zum “Lehardi” aufmachen und das Bildkastl möglichst an einem stabileren Baum befestigen. Bis dahin können wir es nur beim “Hl. Leonhard in der Faschn” belassen. Wir haben unser Möglichstes getan, immerhin sind wir um 12.15 Uhr zur Sattelhöhe gekommen und erst um 14.05 Uhr zum Schallenkogel aufgestiegen. Und die Mittagsjause hat uns nicht viel Zeit gekostet, denn wir hatten nur mitsammen ein Weckerl und zwei Äpfel mit – fast ein “Fastenpilgern” …
2 Reaktionen zu “Ein “neuer” Heiliger im Oistal – St. Leonhard in der Faschn””
War am 17.6.2012 am Lerhardi, und es hat mich sehr gefreut,daß ihr den Bildstock wieder so halbwegs montiert habt. Ich werde am Samstag nochmals mit Hammer und Nägel raufwandern und versuchen den Lerhardi wieder gut zu befestigen. Es ist nämlich mein geheimer Lieblingsplatz und ich hab am Sonntag zum erstenmal dort Leute getroffen. Was mich schon verwundert hat, und dann eure Nachricht im Bildstock.
Liebe Grüsse Erika Kreipl
Das wird doch nicht noch eine “beliebte Tour” werden! Denn mir kommt vor, es war bisher eher ein ganz geheimer Geheimtipp…
Die Idee zur stabileren Befestigung in absehbarer Zeit finde ich super, denn wie bemerkt war unsere ja sehr notdürftig!
Am besten wären zwei drei starke Holzschrauben und eine kräftiger Schraubenzieher, denn mit dem Hineinhämmern im Kastl dürfte es nicht so einfach sein…
Grüße und bitte um einen Bericht nach der Tour (geht auch über mein privates Mail – bereits geschickt – in den Blog)!
BB