Im “pannonischen Feuerkranz” – Tapolca und Halap
5. Mai 2012 von Bernhard Baumgartner
Nach den strengen Winterwochen (noch dazu ohne Schiurlaub!) waren endlich Frühlingserlebnisse angesagt – unsere “Steirische Vorfrühlingstour” zwischen Klöcher Weinstraße und Koralpentälern, mit Hundszahnlilien und Illyrischen Krokussen noch vor Ende März, hatte auch den besten Termin für diese Blumenschönheiten erwischt.
- Hotel Pelion Tapolca
- BB Panorama der Vulkanberge
- AB Basaltkegel am Halap
- AB Ausblick Georgsberg und Plattensee
- BB Steinbruchwand aus Basaltklötzen
- Bunte Wolfsmilch
- AB Höchster Gipfelpunkt des Halap
- AB Rosenkäfer am Flieder
- BB Steinbruckplateau mit Georgsberg und Plattensee
- Bild aus dem ‘”Pflanzenführer Burgenland” (Fischer / Fally, 2000)
Bad Gleichenberg liegt ja im südoststeirischen “Vulkanland”, wo die Gipfel als Überreste von tertiären Vulkanen aus der lieblichen Hügellandschaft aufragen. Ein ebensolches “Vulkania” (am wohlsten im Thermalteich von Bad Blumau) hatten wir zuletzt 2009 in Ungarn erlebt. Von bereits noch länger zurückliegenden Urlauben waren wir mit der Umgebung des Plattensees schon etwas vertraut und wollten unsere Erinnerungen und Bilder wieder auffrischen.
Das folgende Bild zeigt das Panorama vom Halap: Gipfel von links nach rechts – Gulacs, Badacsony, Georgsberg (Szent György hegy), davor Tapolca, beiderseits Plattensee, Keszthelyi hegyseg (Berge von Keszthely).
Ein ausgezeichnete Hotelangebot in Tapolca gab dann den Ausschlag für dieses Ziel, das günstiger nicht gelegen sein könnte: Wenige Kilometer bis zum Balaton (wenn auch noch nicht zum Baden, jedoch eine stimmungsvolle Kulisse für die meisten Wanderrouten), im Untergrund die berühmten Thermalhöhlen (die kühlfeuchte, von Schadstoffen und Pollen freie Luft erzielt große Heilerfolge) und rundum – wie ein Kranz angeordnet – die Bergkegel einstiger Vulkane (als “Zeugenberge” bezeichnet, was aber geomorphologisch eher unpassend ist, wie mir vorkommt). Diese bestehen aus säulenförmig aufragendem harten Basalt und den ringsherum abgelagerten porösen Tuffen, sind also “Vulkanberge” aus gar nicht so lange zurück liegenden Abschnitten der Erdgeschichte (gegen Ende des Tertiärs vor rund 5 Millionen Jahren).
Jetzt zum ersten und letzten Urlaubstag: Anreise über Wiener Neustadt – Sopron – Sarvar (nur 230 km, mit geringem Sonntagsverkehr – auch ein Grund, dass wir nicht wie erträumt nach Rabac in Istrien gefahren sind). Hinter der imposanten Burg von Sümeg zweigt man schon durch die Bakony-Waldungen nach Tapolca ab. Frisch grüner, zart belaubter Wald, und selbst an den Straßenrändern ganze Büschel sonniggelb leuchtender Frühlingsadonis! Leider begann es gegen Abend immer mehr zu regnen, sodaß der Spaziergang zum Mühlteich (der aus den Thermalhöhlen gespeist wird) im Stadtzentrum sich unterm Regenschirm vollzog.
An den übrigen Tagen gab es beim Wandern immer Schönwetter – frisch in der Früh, angenehm tagsüber – wir sind nie nass geworden, außer beim Suhlen im Thermalwasser des großzügigen Hotelbades (dafür wäre es bei einer Hitze wie zuletzt schon unangenehm gewesen). Über die drei Tourentage möchte ich noch extra berichten. Hier folgt gleich der Abreisetag, wobei wir wegen der nicht anspruchsvollen Fahrstrecke vormittags noch eine Tour einlegen konnten.
Halap – der Steinbruchgipfel
Nordöstlich von Tapolca erblickt man den mit seinen Felszacken auffallenden niedrigen Bergzug, der leider auf meiner Wanderkarte (Balaton 1 : 40 000) nicht mehr drauf war. Die Straßenkarte zeigt dort einen Ort Zalahalap und die Abzweigung zu einem Dorf namens Saska. Als wir dorthin kamen, hatten wir den gesuchten Berg schon umfahren! Also zurück nach Zalahalap und in die andere Straße (Richtung Devencser bzw. Seitenstraße nach Sümeg) abzweigen. Schon bald folgte bergwärts die Abzweigung einer Sandstraße, hinauf in die Weingärten mit ihren verstreuten Land- und Winzerhäusern. Dort erhielten wir freundliche Auskunft und parkten bei einer Verflachung mit mehrfacher Wegkreuzung und einem großen Steinkreuz.
Weiter ging es zu Fuß die Sandstraße entlang, zuerst zwischen Steinmauern geradeaus und dann rechts wendend zu einer freien Fläche vor dem Steinbruch. Oberhalb ragte der Bergkamm auf, gegliedert von den ehemaligen Abbauterrassen und aus Basaltklötzen aufgebauten Felsstufen. Es gelang uns sogar, den höchsten Zacken über einen schmalen und sehr steilen Steig zu erklimmen – beim Einstieg als “Naturrest” ein eben aufblühender Diptam! Auf der schwindelnden Spitze war die Rundsicht natürlich am eindrucksvollsten – im Süden glänzte wie ein silbriger Spiegel der Plattensee, und davor reihten sich die “Vulkanberge” wie Rittergestalten aus einer erdgeschichtlichen Sage…
Beim Versuch, das Steinbruchgelände auf einer hohen Terrasse zu umwandern, standen wir zuletzt vor einem Felsabbruch – also alles noch einmal zurück, der Steppenwind brachte zwar etwas Kühlung, aber trotzdem begann gerade der Sommer! An Blumen gabe es nicht viel zu bewundern, denn hier erstreckt sich eine Steinwüste, in der sich die Vegetation gerade wieder auszubreiten beginnt. Wie lange der Basaltbruch schon stillgelegt ist, können wir nur vermuten – wahrscheinlich schon zwei oder drei Jahrzehnte? Die Steinbrüche am berühmten Badacsony wurden z. B. in den 1960-er Jahren “rekultiviert”, so lange ist es hier am Halap sicher nicht her. Was Halap (gesprochen “Holap”) bedeutet, konnte ich nicht herausfinden, Zalahalab heißt wohl irgend so etwas wie “Unternberg”?
Mit den Ortsnamen auf Ungarisch hat man große Schwierigkeiten, wenn man die Sprache nicht einmal ansatzweise beherrscht. Ich weiß nur etwa ”Eterem” hat mit Essen zu tun, “bor” heißt der Wein, “Tilos!” bedeutet Verboten! Das meist gelesene Wort in Ungarn ist “Elado” – zu verkaufen, schöne Häuser, Grundstücke, Weingärten, herabgekommene Anwesen usw. Sicher ein Ausdruck für die wirtschaftlichen und monetären Schwierigkeiten Ungarns.
Noch vor Mittag begannen wir mit der Weiterfahrt – zuerst auf der eher spärlichen Hauptstraße Richtung Devencser, von der wir nach der Karte und ohne Wegweiser auf gut Glück abzweigten. Die paar Häuser einer Ansiedlung mit einem fast unaussprechlichen (awarisch-madjarischen) Namen – Odörögd – waren die letzten auf einer unbesiedelten Strecke bis kurz vor Sümeg. Zuerst noch eine eigenartige Steppenlandschaft mit weißlichem, wahrscheinlich kalkigem Boden (erinnert an die “Steinmeere” des Balaton-Nationalparks), danach endloser Laubwald mit einzelnen Forststraßen, schnurgerade auf etliche Kilometer von der schmalen Asphaltstraße durchschnitten.
Auf der belebteren Strecke über Sarvar, die zum Glück nicht stark befahren waren, ging es dann heimwärts. Zum Abschluss aber muss ich noch ein kurioses “Sprachstückerl” zum besten geben: Wie schon gesagt, wer des Ungarischen nicht mächtig ist… Wir wollten uns jedenfalls mit Mineralwasser für unterwegs eindecken, und in meinem famosen Führer “Bergwelt Ungarns” (im Fink-Verlag, Stuttgart 1976 erschienen) hieß es, an der Strecke von Tapolca Richtung Plattensee gäbe es die ergiebigste Mineralquelle der Gegend. Im Unterschied zu früheren Jahren war aber dort keine freie Wasserentnahme mehr möglich, sondern alles schon organisiert. Wir drangen bis ins computerisierte Büro vor und bestellten mit viel Zeichensprache “3 mit Gas und 3 ohne Gas” (so wird man in den Gaststätten nach Art des Mineralwassers gefragt). Sogar mit tollem Kurs (300) konnte wir per Euro bezahlen – 8 Euro, also nicht gerade billig… oder doch? Als wir nämlich einladen wollten, meinte die Bürofrau, wir sollten doch mit dem Auto zur Rampe fahren – na, das nehmen wir ja gleich händisch! — Gleich danach hörte sie überhaupt nicht mehr auf, Mineralwasserflaschen aus dem Magazin zu befördern – jeweils Sechserträger, also insgesamt 36 Flaschen zu 1,5 Liter! Insgesamt “tankten” wir also einen Eimer (= 56 Liter) Mineral mit hohem Calciumgehalt, also alles bestens, beim Wein waren wir nicht so üppig…
Dieses Bild bot sich uns bei der Heimfahrt über die Ebene zwischen Sarvar und Sopron – der noch tief verschneite Schneeberg. Weil wir die Fahrt nicht für eine Foto unterbrechen wollten, füge ich zur Not das Bild aus dem empfehlenswerten Buch über die pannonische Flora im Burgenland ein (für das ich hiemit Werbung machen möchte).
Aber Ende gut, alles gut – wir sind gesund und ohne Unfall heimgekommen, und unsere Erlebnisse werden wohl bis zum Alpinurlaub irgendwann im Frühsommer reichlich anhalten!
3 Reaktionen zu “Im “pannonischen Feuerkranz” – Tapolca und Halap”
Ach, das erinnert mich ja an meine Plattensee-Besuche vor vielen Jahren! Meine Mutter war mehrmals in Heviz auf Kur und ich war meist ein paar Tage bei ihr. Wir haben auch einige Ausflüge gemacht, da sind mir manche Orts- oder Bergnamen noch bekannt!
Eli, du bist super, wo kennst du dich nicht aus? Und wann geht es auf große Fahrt wie im letzten Jahr?
Grüße und schönen Sonntag! ABB
Danke für das Lob! Aber da gibts noch viiiieeeele Gegenden, wo ich mich gar nicht auskenn! Und viel zu wenig Zeit, um die alle zu erkunden. Vielleicht in der Pension? *gg* so wie ihr ständig auf Achse – sofern mein Eheschatzi mitmacht!
Mit großer Fahrt meinst Du Kroatien? 14.-17.Juni! Freu mich schon drauf! Kondition ist langsam im Werden, 4 Std. gehen schon ohne Nachwirkungen. Ich möchte vorher noch eine oder viell. sogar zwei Tagesetappen meiner Mariazell-Aktion machen. Gutenstein-Puchberg, und Puchberg-Schwarzau.