A&BB Vorfrühlingsurlaub Teil 2 – Von den Mur-Auen zur Slowenischen Weinstraße
2. April 2012 von Bernhard Baumgartner
Zweiter Tag unseres Kurz-Natur-Urlaubes in Bad Gleichenberg:
Erstes Ziel der Kirchort Straden – hoch auf einem Bergrücken südwestlich von Gleichenberg ragend, beim Vorbeifahren auf der belebten Bundesstraße von Feldbach Richtung Radkersburg markant zu sehen. Wir wählten die Zufahrt über Trautmannsdorf mit seiner zum Ausgangspunkt unserer Fahrt herüberblickenden Kirche, verfehlten aber die abzweigende Höhenstraße und gelangten durch das Muldental von Poppendorf und Krusdorf zur Abzweigung auf unser erstes Ziel. Die Landschaft von den Höhen der Gleichenberger Hügelzone Richtung Süden zum breiten Muldental ist überall typisch – eine “Riedelgegend” mit parallelen Höhenzügen und dazwischen verlaufenden ebenso geradlinigen Talmulden, die intensiv bewirtschaftet werden (darum sind die dort sicher heimisch gewesenen Schachblumen längst ausgestorben).
In Straden wird die interessante Geologie anschaulich präsentiert (Schautafeln und Beobachtungspunkte beim Anstieg auf der Ortsstraße): Das Tertiärmeer hinterließ hier im Südosten der erst allmählich sich erhebenden Alpen eine Zone von Sandstränden mit dem typischen gelblichen Sand, wie man ihm heute auch noch an der italienischen Adria begegnet. Als sich das Meer weiter zurückzog, lagerten aus dem nordwestlichen Hinterland (den Vorläufern der heutigen Zentralalpen) mächtige Flüsse ihre mitgeschwemmten Schottermassen ab – heute ein festes Konglomerat, auf dem auch die Kirchen von Straden gebaut sind. Ein weiterer Reliefanstieg führt dann zum Einsenken der Talläufe zwischen diesen aus härteren Schichten aufgebauten Höhenlinien. Straden selbst ist mit seinen drei Kirchtürmen (Pfarrkirche, ehemaliger Karner, Friedhofskirche als Rest einer alten Wehranlage) weithin sichtbar und wirkt trotz des historischen Baubestandes aus der Ferne eindrucksvoller als bei der (sicher auch lohnenden) Besichtigung.
Von Nordosten her ziehende tiefliegende Wolken und ein recht frischer Wind verlockten uns nicht zu einem längeren Aufenthalt in diesem sonst recht reizvollen Bergort. Daher fuhren wir bald Richtung Mureck weiter und kamen auch alsbald in immer sonnigere Gefilde. Die Ortsnamen waren uns weitgehend bisher unbekannt, etwa Deutsch-Goritz (ein Hinweis auf die sich nähernde Sprachgrenze) oder Ratschendorf mit Helfbrunn (Sieben-Quellen-Weg und Lourdes-Grotte). Hauptstraße und Bahnlinie querend, zweigten wir noch vor Mureck zum Murufer ab, denn die Schiffsmühle hatten wir schon vor zwei Jahren besucht. Unser Wegweiser war das Campinggelände am Röcksee, wo wir gleich nach der Abzweigung parkten.
An einer Kompostieranlage und einem “Hummelhotel” vorbei ging es direkt zum Ufer der Mur, die von einem breiten Auwaldstreifen begleitet wird. Als Weg bietet sich der Flussdamm an, beiderseits ein lohnender Blick auf die hier recht mächtige Mur und in den Auwald, wo sich aber erst die Frühblüher entwickelt hatten – Schneeglöchen vor allem und die ersten Windröschen (Gelbe und Busch-Windröschen). Im April werden dort eine spezielle Nieswurz und der Aronstab blühen. Ein einzelner Krokus bereitete uns schon auf weitere Besonderheiten vor!
Wo nach dem umzäunten Gelände mit großen Teichen und Camping-Abstellplätzen sich die naturbelassene Au ausbreitet, führen dann Fahrwege weiter (Weitwanderweg-03 und Mur-Radweg). Hier gelangten wir in einen überaus hübschen und reichhaltigen Bestand des Illyrischen Krokus, der uns auf allen anderen Touren bis hinauf zur Koralpe begleitete. Ein Abweichen vom Fahrweg brachte uns in einen Auwaldstreifen nördlich vom Campinggelände mit einzelnen Altarmen, dem lebhaft durchflossenen Mühlgang und einem dichten Teppich von prächtig aufgeblühten Schneeglöckchen und auch schon blühender Hecken-Nieswurz (Helleborus dumetorum, typisch für die Auwälder des südöstlichen Vorlandes, sehr ähnlich der Grünen Nieswurz und auch wie diese als Tier-Arztpflanze verwendet).
Nachdem wir uns für die “Mittagsjause unterwegs” beim SPAR vor Ort versorgt hatten, ging es über die Grenzbrücke nach Slowenien – leider habe ich den dort aufgestellten Grenzstein nicht fotografiert (an markanten Stellen mit der Aufschrift – St. Germain 10. sept. 1919). Unterhalb vom slowenischen Schloss Obermureck zweigten wir flussabwärts Richtung Gornja Radgona (slow. Radkersburg) ab. Von der breiten Schwemmebene ging es jedoch bald, im kleinen Ort Stogovci, seitwärts auf die Hügel der südlichen Talseite zu – Ziel die hochgelegene Kirche von Sveta Ana. Den Höhepunkt dieses Tages erlebten wir aber nicht dort oben (die umfassende Aussicht durch Dunst ziemlich getrübt), sondern an den Hängen der mit Laubwald und Lichtungen bedeckten Berghügel – bezaubernder Blumenflor mit flächenhaft leuchtenden “Märzenbechern” (Frühlingsknotenblumen) und Illyrischen Krokussen.
Die Talfahrt erfolgte in bewährter Manier – ich als Navi mit der Karte in der Hand (nur so kann man sich dort orientieren, wenige Wegweiser abseits der größeren Straßen), während Anni unseren “Nimmersatt” kutschierte. Es ging jedenfalls nordöstlich in ein parallel zur Mur verlaufendes, zwischen Hügelketten eingebettetes Längstal mit dem Bach Scavnica hinab, das Zgornija Scavnica heißt (die neuen F&B-Karten, hier WK 412, waren vorzüglich geeignet, weil sie genug Übersicht boten). Bei Kreuzung der asphaltierten Güterwege südlich des Hügelortes Lesane blieben uns die Augen förmlich stecken, denn hier blühten Hundszahnlilien in unglaublicher Menge! Eine wahre Fotoorgie! Auch das anschließende Muldental ostwärts hätte sicher noch manche Entdeckungen gebracht, vielleicht sogar Schachblumen auf den feuchten, wenig bewirtschafteten Wiesen, die es dort noch gibt.
Bei Spodnja Scavnica kreuzten wir die Hauptstraße und wendeten uns bald nordwärts zur Slowenischen Weinstraße hinauf. Über schon etwas grünende Berghügel mit vielen Weingärten durchquerten wir das verstreute Dorf Police und fuhren dann talwärts über Hercegovscak (die Hatscheks muss ich weglassen) nach Gornja Radgona mit der alten Radkersburger Bergfestung. Leider war der Tag und unsere Kapazität schon ziemlich ausgeschöpft, so verzichteten wir auf einen Panoramaspaziergang auf den Weinhügeln, ebenso auf die Burg, und die mit Bastionen umgürtete Altstadt von Bad Radkersburg war uns auch nur mehr einen kurzen Rundgang wert. Also alles Ziel für einen weiteren Urlaub, ganz abgesehen von den Thermalbädern, die es dort beiderseits der Grenze haufenweise gibt.
Nach dem tollen Rindsbraten vom Anreisetag genossen wir im Hotel Stenitzer wieder ein bestens abgestimmtes Vier-Gänge-Menü (diesmal mit Lachs), für Hallenbad uns Sauna waren wir einfach schon zu geschafft, dafür leuchtete eine wunderbare Abendstimmung zur “Zimmerrast” herein…
1 Reaktion zu “A&BB Vorfrühlingsurlaub Teil 2 – Von den Mur-Auen zur Slowenischen Weinstraße”
Toll !
HB