Das botanische Geheimnis der Reisalpe – die Korallen-Pfingstrose
11. Juni 2009 von Bernhard Baumgartner
In Janchens Flora von … NÖ… heißt es zu dieser herrlichen Pflanze: “Paeonia mascula, Korallen-Pfingstrose oder Göllerrose, Voralpen von NÖ, Gebüsche und Holzschläge, sehr selten / ist gar kein Ausdruck dafür !!!/ Nordhang des Göller, oberstes Traisental auf der östlichen Talseite zwischen Kernhof und St. Aegyd am Neuwald, Südwesthang der hinteren Lilienfelder Alpe gegen das Hohenbergtal (Halacsy / das sagt schon alles über die Aktualität dieser Angabe), auf dem Schloßberg von Wartenstein (südl. von Gloggnitz) als Gartenflüchtling (nach Halacsy 1896)”.
Soweit aus der Literatur, wenn sich Blumenliebhaber auf eine botanische Expedition begeben wollen!
Ein aktuell gesicherter Standort befindet sich im Gebiet der Reisalpe und wird von mir natürlich nicht preisgegeben! Diese auch landschaftlich überaus interessante Stelle hat auch eine etwas kuriose Geschichte:
Der leider schon verstorbene St. Veiter Gemeindearzt MR Dr. Otto Hausleitner (unser kunstgeschichtlicher und botanischer Mentor, das sei ihm nie vergessen !) erfuhr vor etwa 20 Jahren vom damaligen Rauchfangkehrermeister Kram, der beim Rumpelbauern in Innerhallbach den Kehrdienst versah, dass in diesem Gebiet eine wilde Pfingstrose blühen sollte. Gemeinsam machten sie sich auf, diese Stelle zu suchen und waren auch erfolgreich. Von Otto, wie wir ihn als alten Freund der Familie nennen dürfen, wurden wir auch dorthin geführt. Und meine Lektorin beim damaligen Jugend & Volk Verlag, Frau Barbara Fritsch (übrigens die Witwe des berühmten Dichters) hat dann eine Begehung mit Botanikern aus Wien vermittelt. Die Ergebnisse sind wohl in die Ausführungen in der “Exkursionsflora” (Adler, Oswald, Fischer) eingegangen, wo es heißt:
Korallen-Pfingstrose oder “Göllerrose”, Paeonia mascula, montan, sehr selten, NÖ (Berge um das obere Traisental), wohl lokale Neubürgerin (vermutlich ehedem angesalbt) oder Verwilderung einer ehem. Zierpflanze, nur selten (im Traisental) kultiviert, Heimat Südeuropa bis Westasien.
Tatsächlich befanden sich in der Nähe des Standortes einige bereits verfallene Waldhütten (von Holzarbeitern womöglich der Huebmerschen Kompagnie im frühen 19. Jh. bewohnt). Durch Abnehmen von Samen bzw. dem verbrecherischen Ausgraben (dadurch wurde etwa das Vorkommen der Frauenschuh-Orchidee in Annaberg fast oder völlig vernichtet !!!!) fand diese herrliche Blütenpflanze auch Eingang in manchen Liebhabergarten.
Wir konnten die Korallen-Pfingstrose bei unseren Urlauben in Istrien erleben: Bei der Anfahrt zwischen Postojna und Rijeka bei Pivka (wo die Bahnlinie das Gebirge überquert und wir einen schönen Rastplatz für uns entdeckt hatten). Besonders aber an der Straße über den Uckapasss von Rijeka in das Landesinnere von Istrien (nicht bei Benützung des Tunnels, sondern auf der Passstraße nahe und oberhalb der berühmten Quelle Joseph II. , da kann man auch gleich ein herrliches Karstwasser genießen). Zeitpunkt war immer Ende Mai für die Blüte. Bei unserer Tour auf den Planik bei der Koritaalm im Oktober 2008 fanden wir im Bergwald ebenfalls einen gr0ßen Bestand mit vielen Samen.
Zur selben Blütezeit gibt es dort an der Ucka auch das stattliche Durchblätterte oder Blattreiche “Gelbe Läusekraut” (Pedicularis foliosa), das jetzt in Lilienfeld blühen sollte (unterhalb der Forststraße auf den Wiesen zwischen dem ehem. Kolmgasthaus und der Lilienfelder Hütte, also am Nordwesthang der Klosteralm in den tieferen Regionen oberhalb der Kolmsutte – diese Angaben mache ich gern, im Gegensatz zur Göllerrose !). Zugleich blüht in den Bergwäldern der Reisalpe an schattigen Stellen im Buchenbestand eine seltene Orchidee – die Korallenwurz.
Im Vergleich zwischen der Ucka in Istrien und den Lilienfelder Bergen legt mir dieses Läusekraut die Vermutung nahe, ob nicht doch die Korallen-Pfingstrose mehr ist als ein Flüchtling aus dem Gärtchen einer Holzknechthütte! Aber ich bin ja nur ein botanisch sehr interessierter Wanderer und meine Gedanken dazu sind sicher äußerst laienhaft…
Der Meinung, dass die vielen Krokusvorkommen in unseren Voralpen auch so entstanden sind wie jenes der Göllerrose, dem wage ich allerdings entschieden zu widersprechen – mein Freund Werner hat schon wieder mehrere Stellen mit dem aus Gresten und Randegg so bekannten Krokus gefunden – in höchst abgelegenen Gegenden und in Gesellschaft mit dem Weißen Frühlingskrokus, siehe meinen Beitrag in “Naturerlebnis NÖ” dazu !
3 Reaktionen zu “Das botanische Geheimnis der Reisalpe – die Korallen-Pfingstrose”
Ich kann mich nicht mehr erinnern, waren wir damals zur Pfingstrosenblüte ebenda oder auf der Klostereben ?
LG Andreas
Klostereben ist höchstens Standort für die Bauerpfingstrosen in den Gärten. Aber wir waren damals schon am richtigen Platz, nur kann ich den hier nicht bekannt machen!
Das ist klar, dann hab ich´s mit den Feuerlilien verwechselt, die es auf der Klostereben ganz bestimmt gibt !