Kroatien / Insel Krk / Baska – Wanderführer: Bag und Uvala Vela Draga
28. Mai 2011 von Bernhard Baumgartner
Charakteristik: Das südseitige “Hufeisen” der Bucht von Baska senkt sich vom höchsten Inselgipfel (Obzova mit 568 m) über ca. 10 km zum Kap Skuljica (an der “Senjer Pforte” / Senjska Vrate – Meeresstraße nach Senj, dem Hafen am Festland). Von Zarok verläuft die Route, ein Stück durch einen ausgedehnten Pinienwald, am Fuß der felsigen Steilhänge zum letzten markanten Gipfel dieses Bergzuges, dem Bag. Von dort gegen Südwesten schließt eine Plateauquerung auf stark verkarstetem Gelände an und überschreitet debei den abgeflachten Bergrücken Stanikova. Von der anschließend mit deutlichem Abstieg erreichten Bucht Uvala Vela Draga kann die Wanderung bis zur fjordartigen Uvala Bracol fortgesetzt werden.
Routenbeschreibung BAG UND VELA DRAGA (über Bergpfade zu einer einsamen Bucht; 5 bis 6 Stunden, Bergschuhe unbedingt notwendig; Achtung – zum Baden an den Kieselstränden „Strandschuhe“ sehr empfehlenswert): Vom Strandende bei Zarok rot markiert Nr. 1 durch einen Pinienwald (einen interessanteren Zustieg bietet der Steig am Steilufer-Abbruch entlang, Fossilschichten!). Nach dem Tor in der Steinumrandung geht es über steiniges Gelände zuerst noch querend, dann stark ansteigend zum Sattel Prijevoj Vraca (1 Stunde). Hier kurzer Aufstieg zum 185 m hohen Bag empfehlenswert (imposanter Tiefblick über die Steilklippen). Kurz nach dem Sattel zweigt links bergab der rot markierte Seitenweg zum Leuchtturm Skuljica ab (knapp 2 Stunden von Zarok, gleicher Rückweg zur Hauptroute).
Weiterweg gelb markiert Nr. 13 über ein stark gegliedertes Karstgelände mit ehemaligen Kulturflächen zum Kreuzungspunkt Stanikovica (Seitenweg links nur mit Steinmännern spärlich bezeichnet über das Plateau und bergab zur Kirchenruine Sveti Nikola auf einer grünenden „Almwiese“, gleicher Rückweg zur Markierung). Dann durch ein Tal hinab zur reizvollen und einsamen Bucht Uvala Vela Draga (1 Stunde, Kiesstrand, schöne Bademöglichkeit, Quelle am linken Klippenrand). Ein felsiger Steig führt knapp über dem zerklüfteten Ufer noch weiter zur Uvala Bracol (Mole und in der Saison Bootsanlegeplatz, Auskunft im Hafen oder Tourismusbüro Baska einholen; sonst gleicher Rückweg notwendig).
Zarok – Pinienwald – Bag
Diese leichte Tour (als erster Teil der Wanderroute) startet am Ende des Zarok-Strandes (Parkplatz, Hochsaison mit Gebühr). Der rot markierte Wanderweg zieht über einen Schutthang hinauf und durchquert dann auf ziemlich flacher Strecke den mehr als 1 km langen Pinienwald. Dieser reicht vom Abbruch der Strandklippen bergwärts bis an den Fuß der Steilhänge hinan (auf halber Strecke Abzweigung des grün markierten Weges Nr. 12 zur Kammhöhe Ljubimer auf 220 m, Variante – von dort blau markierter Abstieg zum Sattel Vraca ergibt eine kleine Runde). Ein hohe Steinmauer trennt dann die vermutlich schon vor langer Zeit aufgeforstete und eher nicht einen Restbestand der ursprünglichen Vegetation bildenden Waldbestand vom anschließenden freien und nur mehr spärlich bewachsenen Karstgelände, das durch ein Tor betreten wird. Nun geht es über Schutt und Felsbänke anfangs leicht, aber bald stärker steigend durch einen Felskessel hinauf zum Sattel Prijevoj Vraca (150 m). Der steil, aber kurz und unschwierig ersteigbare Gipfel des Bag imponiert besonders durch seinen Felsabsturz in die unterhalb eingelagerte Bucht Iskrinja mit ihrem Steilufer. Die Aussicht ist prachtvoll, wie schon beim Zustieg, und mit etwas Glück kann man sogar kreisende Gänsegeier beobachten, die als sommerliche Gäste bis in die österreichischen Zentralalpen kommen und auf Krk an der einsamen Nordostküste (jenseits des “Mondplateaus” von Baska aus) Brutkolonien in einem Vogelschutzgebiet haben.
Über Stanikovica zur Bucht Uvala Vela Draga
Ist bei heißem Wetter der Aufstieg zum Bag schon zur Herausforderungen geworden, verlangt dieser Weiterweg zwar schönes, d. h. klares und vor Unwettern sicheres Wetter (nirgends Unterstandmöglichkeit und bei schlechter Sicht Gefahr, sich rettungslos zu verirren). Aber gerade bei solchen Verhältnissen ist die Wanderung – vor allem durch die ungehinderte Sonneneinstrahlung auf das blendend weiße Kalkgestein – trotz geringer Wegschwierigkeiten recht anspruchsvoll. Keinesfalls sollte man von der Markierung der gelb mit Nr. 13 bezeichneten Route abzweigen!
In leicht wechselnder Neigung wird das mäßig steil zum Meer abfallende Bergmassiv überquert. Dabei geht es zuerst über die Verflachung der Vela graja, dann folgt ein mit Kehre ausgegangener Taleinschnitt, in dem aufgelassene, in Stufen gegliederte und mit Steinmauern umgebene Kulturflächen auffallen. Nach der nächsten Anhöhe Stanikovica (115 m), wo eine Route vom Obzova herab und meerwärts zur Kirchenruine Sveti Nikola den Weg kreuzt, geht es bald in ein steiler eingeschnittes Tal hinab zu dem von Felsen begrenzten Kiesstrand der Bucht Uvala Vela Draga.
Unser Wandererlebnis
Bei sehr warmem Schönwetter mit leichtem, nur wenig abkühlendem Südostwind war unsere Tour Ende April schon ganz schön anstrengend! Trotzdem erwies sich die Wanderung bis auf den Bag höchst genussreich! Zwar lockte der Abstieg zum Kap Skuljica mit dem Leuchtturm und angeblich Bademöglichkeit. Wir entschlossen uns aber zum Weiterweg, wohl um nachher den Wiederaufstieg in der zunehmenden Hitze zu vermeiden, und außerdem sollten die an der südwestlichen Küste gelegenen Buchten besonders reizvoll sein.
Zweimal quert der Weg in ausgeprägtere Senken, und es ist wirklich verwunderlich, dass in dieser Einöde auch einstens Kulturflächen angelegt worden waren. Nur mehr die Steinmauern und wie in Weingärten übliche Terrassenstufen erinnern daran, und es wäre interessant, wann die Bewirtschaftung aufgelassen wurde. Beim Seitenweg von der Anhöhe Stanikovica, den wir am Rückweg entlang einer einfachen Steinmann-Markierung ein Stück verfolgten, öffnete sich sogar nahe der Kirchenruine Sveti Nikola eine üppig grüne “Almwiese” mit Wasserstelle und weidenden Schafen. Als historisches Verkehrsmittel in diese Abgeschiedenheit war uns nahe dem Bag ein “Eselreiter” begegnet!
Die Uvala Vela Draga wird beiderseits vom felsigen Steilufer gesäumt, dazwischen aber erstreckt sich ein wundervoller feinkiesiger Strand. Zum Baden war das Wasser einfach noch zu kühl, aber die Rast fiel wegen unserer vorsorglichen Ausrüstung (feine Jause und vor allem ausreichend Getränke) recht angenehm aus. Zu linker Hand war tatsächlich ein Bergwasseraustritt zu bemerken, aber eine trinkbare Quelle fanden wir leider nicht. Am rechten Rand der Bucht war die Fortsetzung des markierten Steiges am recht schroffen, felsigen Steilufer deutlich erkennbar. Dieser führt weiter zur Uvala Bracol, wo Schiffe an einer Mole anlegen sollen, allerdings nicht in dieser frühen Jahreszeit…
Also stand uns noch der Rückweg über die gesamt Strecke bevor, und wir machten uns beizeiten auf die Beine. Zum Glück hielt das Wetter den ganzen Tag, nur wenige Wölkchen im Himmelsblau, und vom Sattel beim Bag abwärts kam wieder ganz schöner “Wandergenuss” auf, weil es etwas kühler wurde und nur mehr die leichte Strecke durch den Pinienwald vor uns und die lange “grobschottrige” Strecke hinter uns lag (zum Glück hatten wir feste Bergschuhe und Wanderstöcke). Am späteren Nachmittag langten wir dann wieder beim Parkplatz am Zarok-Strand an und waren froh, dort das Auto abgestellt zu haben und uns den Rest des Weges durch den Ort bis zu unserem Quartier am Nordostrand von Baska zu ersparen.
Das Naturerlebnis
Ende April, zum Zeitpunkt unserer Tour, waren von der Vegetation her keine Sensationen zu erwarten, sieht man von den für mediterrane Verhältnisse trivialen Strandpflanzen ab, die uns Alpenbewohnern allerdings auch fast exotisch vorkommen könnten! Immerhin gab es noch vor dem Pinienwald etliche Exemplare der Spinnenragwurz zu sehen, die Istrische Iris zeigte nur erste Knospen. Auf den Anhöhen standen nur die Felsspaltenbewohner bereits in Blüte (Storch- oder Reiherschnabel, eine winzige Wolfsmilch mit rötlichen Nektardrüsen). In den Klippen an der Uvala fanden wir zahlreich eine kleine Statitze (auch Sandnelke genannt), die an ihren fast rechtwinkelig hin- und hergebogenen Stängeln ziemlich sicher zu identifizieren war – Gegitterte Sandnelke / Statice cangellata – als Fotomotiv allerdings nicht attraktiv!
Einen Monat später wären wir wahrscheinlich von einem Meer aus Salbeiblüten an den Steinhängen begeistert gewesen (wie am Obzova oder noch mehr auf der Insel Cres). Zu dieser frühen Zeit gab es nur die silbergrauen Blätter zu sehen (der berühmte Salbeihonig war leider in Baska schon ausverkauft). Zu einem späteren Zeitpunkt in derselben Gegend unterwegs zu sein, hat eben den Vorteil, erst dann manche Arten blühend oder schon fruchtend vorzufinden (etwa die Erdbeertragende Wolfsmilch). Oder könnte man auch schon früher Interessantes blühend vorfinden? Blattrosetten mit schlankenförmig gebogenen, niederliegenden Blattbüscheln geben uns noch heute Rätsel auf, und nach den Abbildungen in den Botanikbüchern können wir nur spekulieren. Immerhin großmächtige blühende Milchsterne machten uns keine Identifizierungsprobleme… aber unser Spazialbuch gibt für das Küstenland auch davon acht Arten an!
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Neues Headerbild – am Strand von Stara Baska!