Vormittags über den Gföhlberg
12. Januar 2010 von Bernhard Baumgartner
Nachts die letzten Schneeflankerl, strenger Frost bei kurzem Aufklaren, morgens Nebel, der sich aber bald in Kältedunst auflöst – ein prachtvoller Wintertag! Und wohin, wenn nur bis Mittag Zeit ist? Für solche “Minitouren” gibt es kaum eine geeignetere Gegend als den Wienerwald, besonders zu den “Majestäten im Hochwienerwald”. Das sind die beiden höchsten Gipfel beiderseits der leicht erreichbaren Klammhöhe – Schöpfl und Gföhlberg. Letzterer ist zwar dicht von Wald bedeckt, aber der höchste Punkt fällt stellenweise ganz alpin-steil ab, und von einzelnen Lichtungen ergeben sich reizvolle Ausblick. Wenn kein “weitsichtiges” Panorama zu erwarten ist, sondern der Reiz der Wanderung in den Details liegt, ist der Gföhlberg meine erste Wahl.
Unsere Route – wirklich “über” den Gföhlberg
Von der Klammhöhe kann man eine etwas unwegsamen Spaziergang zur Gföhlberghütte unternehmen. Unwegsam wegen der feuchten und steinigen Hohlwege, die aber heute leidlich tief verschneit (ca. 20 cm) und steinhart gefroren sind. Vom Gasthaus Lindner aus (wie die Gföhlberghütte heute Ruhetag) geht sich aber auch eine gar nicht so magere Überschreitung aus. Entlang der blauen Markierung Richtung Hütte bis zur Kreuzung, dort ebenfalls blau rechts zum Bergrücken mit dem Bild “St. Maria im Winterwald”. Leicht bergab und an der Nordostseite querend zur Praschl-Kapelle (überraschend schön renoviert und ein Gedenkplatz für diese Familie). Hier stauen sich die Nebel vom Laabental her, aber vom Sattel mit der “Z´rissenen Buche” aufwärts (wo die Markierung vom Gföhlsattel her kommt) bricht schon wieder die Sonne durch. Die Zweige wirken wie pelzige Geweihe oder glitzernde Korallen in ihrem Raureifanhang.
Wir gehen der Markierung nach, die am Nordhang querend noch vor kurzer Zeit einen schönen Ausblick gewährt hat, der aber jetzt zunehmend verwächst. Früher bemerkte Schneeschuhspuren sind hier nicht vorhanden, die Hangquerung wäre auch unangenehm. Ich bin bei ähnlichen Verhältnissen, aber bei mehrfach viel Schnee mit Schneeschuhen gleich direkt über den Nordostkamm aufgestiegen – steil, Blockstufen und mehrfach umgestürzte Bäume – ein recht uriges Stück, das beim Gipfelsteinmann endet, der heute einen dicken Schneemantel übergezogen hat.
Zur Gföhlberghütte bleiben wir am Höhenrücken und staunen nicht schlecht, was es dort Neues gibt – eine Hundeschutzhütte, weil den Vierbeinern der Eintritt in die Menschenschutzhütte nicht erlaubt ist. Beim Abstieg geht es bald danach über eine Schlag, der noch nicht verwachsen ist und bei klarer Sicht einen schönen Blick ins Gebirge ermöglicht. Wenn die Rastbänke dort Sinn machen sollen, wird der Jungwald hoffentlich etwas dezimiert werden dürfen! Kurz vor der Klammhöhe schält sich dann auch der Schöpfl-Höhenrücken aus dem Nebel, und nach 2 1/2 Stunden endet diese Vormittagstour zu unserer größten Zufriedenheit.
Naturatrail Hochwienerwald
Über Schöpfl und Gföhlberg führt von Laaben aus diese große Rundwanderung der Naturfreunde. Auf der Klammhöhe ist uns gerade der Bus von Eichgraben nach Hainfeld entgegen gekommen und hat mich auf eine Idee gebracht. Der ganz Naturatrail ist schon eine ganz starke Tagestour, besonders im Winter – wenn man nach Laaben fährt, dort das Auto stehenlässt und mit dem Bus (bald nach 9 Uhr) zur Klammhöhe fährt, kann man entweder über den Gföhlberg oder über den Schöpfl nach Laaben wandern – beide Strecken zu allen Jahreszeiten prachtvolle Wanderwege! Im Sommer wäre sogar die ganze Tour mit Nächtigung in einer der beiden Schutzhütten eine gute Idee, besonders mit Kindern. Die Gföhlberghütte ist aber nur am Wochenende geöffnet, das Schöpfl-Schutzhaus hat Montag Ruhetag und ist jetzt im Jänner überhaupt geschlossen.
Mein Buch zu dieser Tour – Das große Wandererlebnis NÖ (ResidenzVerlag), ich füge noch die Karte daraus bei!
2 Reaktionen zu “Vormittags über den Gföhlberg”
Heute war es wirklich toll. So auch bei uns im Waldviertel bei -15 Grad und herrlichem Sonnenschein gings ab zum Purzelkamp. Ohne Schneeschuhe wäre kein Weiterkommen möglich gewesen.
LG Jonny
gföhlberg waren wir die letzten jahre immer wieder gerne (siehe div. berichte) zweimal bernauseite einmal (heuer zu ostern, sogar mit altschneefeldern und vielen schneeglöckerl) von glashütte. im herbst haben wir es heuer leider nicht mehr geschafft
die hütte ist superschön und entspricht trotz/wegen ihrer einfachen bewirtschaftung voll meinen vorstellungen . der spielplatz ist schon fast zu viel des guten, aber man nimmt ihn gerne an
einzig die doch etwas lange anreise von uns trübt etwas das wohlgefallen – 50 min für einen ww-hügel sind schon etwas üppig zumal die voralpenberge dann auch nicht mehr weiter weg sind .
jedenfalls danke für den schönen bericht – heuer wird es sich hoffentlich auch wieder ausgehen