MARCHFELD – NÖ pannonische Touren III
3. Juni 2020 von Bernhard Baumgartner
Wenn man quer durch Niederösterreich zu Exkursionen fährt, muss immer kombiniert werden, welche Ziele dort sparsamerweise nahe beieinander liegen. Trotzdem kommen bei Fahrten ins Weinviertel oder ins nördliche Waldviertel fast jedesmal 300 km zusammen…
Pfingstsamstag, 30. Mai 2020: Marchegg und Sandberge
Zufahrt über A 21 und A 4 und über die Donaubrücke nach Marchegg (die Einfahrt zum Ort der NÖ Landesausstellung 2022 wird sicher zum Termin besser bzw. überhaupt erst beschildert sein). Wir landen beim zweiten Versuch im Park hinter dem Schloss, und schon begrüßen uns vom Meierhofdach herunter die Störche. Die Attraktion von Marchegg ist aber die dichte Kolonie auf den Baumkronen des nahen Auwalds. Im Nest sind schon die Jungen erkennbar, und sobald der Hals rückwärts verrenkt wird, ertönt das “Storchengeklappere”. Beim Beobachtungsstand angekommen, sehen wir dem imposanten Anflug zu, der aber nicht leicht im Bild einzufangen ist (obwohl die neuen Lumix dazu eingestellt werden könnten, wir sind aber vorerst schon froh, überhaupt ein paar anständige Bilder zu erwischen – mein Wunsch: hochleistungsfähige, aber EINFACHE Kamera – gibt´s ebensowenig wie ein einfaches Handy, meinst unser Fotograf Straub in St. Pölten).
Schon auf der nächsten Wiese am kleinen Rundgang (der größere ist wegen schadhafter Brücken gesperrt) erwartet uns eine der botanischen Attraktionen der Marchauen – die blau blühende Aufrechte Waldrebe. Ziemlich zahlreich und zum Glück gerade aufblühend, während die Sommer-Knotenblumen leider schon längst verblüht sind. Auch sonst beste Verhältnisse – Nordwind bringt frische Luft, volle Sonne hält die Quellwolken vorläufig noch weit entfernt, und es gibt keine Gelsen!!! Bei der nächsten feuchten Senke, schon hinein in den Auwald, empfängt uns das Gequake der Unken (?), und neben einem dicht mit Wasserlinsen bedeckten Altarm blühen die Wasser-Schwertlilien. Übrigens ist auch hier die extreme Trockenheit dieses Frühjahrs zu bemerken, die sonst sicher wassergefüllten Altarme der March sind fast gänzlich ausgetrocknet, nur die teichartigen Flächen bringen zum Glück trotzdem Leben in die Bildmotive.
Der kurze Rundgang führt uns auf einem breiten Weg zwischen dichten Sträuchern mit viel blühendem Osterluzei (leider ohne einen Osterluzeifalter zu sichten) zu einem abseits davon an einem größeren Auteich angelegten Vogelbeobachtungsstand – zu sehen sind Schwäne und später ein einzelner Silberreiher. An dieser Stelle sind auch die Blätter der verblühten Sommer-Knotenblumen zahlreich zu sehen. Dann geht es über eine freie Wiese über den blumenbunten Rain zum Hochwasserdamm hinauf. Noch eine Begrüßung – hier sind die Konikpferde versammelt, und zwei kommen ganz nahe und neugierig heran (Futter darf es keines geben, obwohl sie einem alten Apfel sicher nicht abgeneigt wären). Wie im Nationalpark zu erwarten, stehen vielfach interessante Infotafeln im Gelände, über diese alte (rückgezüchteten Urpferde) Rasse hätten wir sonst kaum etwas gewusst. Was noch blühen hätte können (wahrscheinlich erst später) – das Gnadenkraut, ein aber eher unscheinbares Gewächs gegenüber den eben gesichteten Blühern.
Bei diesem luftigen Wetter wandert es sich sogar in der Mittagszeit auf dem schattenlosen Damm gemütlich zurück zum Schloss, hoch blüht der Natternkopf schon als Vorbote des Hochsommers, und vielfach gibt es Wachsblumen, dazu noch Klatschmohn und Rittersport als Gruß aus der Feldlandschaft rings um die Marchauen. Dorthin führt unsere weitere Route – quer über die “Pampa” (wo uns nicht einmal der Gusto aufs Radeln ankommt) nach Schönfeld und dort nordwärts abzweigend Richtung Oberweiden zur (botanisch-historischen) Dünenlandschaft der Sandberge. Dort waren wir 1999 mehrmals, um die spezielle Flora zu erkunden, diesmal blüht aber gegenüber damals relativ wenig. Zuerst heißt es aber, den Startpunkt zu finden. Die Straße durchschneidet ein Waldgebiet, wo an einer frischen Böschung der typisch gelbliche Sand hervorkommt. Beim nächsten Waldrand tauchen rechterhand unverkennbar die Dünenhügel auf, ein rechts abzweigender Feldweg bietet sich zum Parken an, und schon marschieren wir los, leicht angespornt durch dicke dunkle Wolkenballen, die aber immer wieder Sonnenlücken aufweisen und vor allem trocken sind!
“Berge” ist eigentlich eine voll übertriebene Bezeichnung für diese nur wenige Meter über die flachen Äcker ansteigenden Hügel. Nach dazu da sie völlig begrünt sind, und der unterlagernde Flugsand, der vor den seit Maria Theresia betriebenen Stabilisierungsversuchen (Aufforstung, Windschutzgürtel) als Wanderdünen sogar Ortschaften im Marchfeld bedroht hat, jetzt aber nur in Wegfurchen und an einzelnen kahlen Stellen zu bemerken ist. Malerisch sind vor allem die Rosenbüsche (Weinrosen?), Wolfsmilcharten sind u. a. zu bemerken, und das Federgras entwickelt schon seine Fruchtstände. Die Spezialitäten (wie die noch verborgene Späte Federnelke) und das hochbuschige Gipskraut sind erst in Ansätzen zu bemerken). Vor allem beeindruckt die Länge dieses Hügelzuges, wo wir bei unseren früheren Begehungen mindestens fünf “Gipfelkuppen” registriert haben (genau beschrieben im “Naturerlebnis NÖ”). Damals war unser Ausgangspunkt eine Infotafel zum Sandberg noch ein Stück weiter an der Straße Richtung Oberweiden, sodass wir die gesamt Länge überwanderten. Diesmal kommen wir sozusagen in der Mitte an, wo sich bei einem querenden Fahrweg rechts der 161 m hohe (Seehöhe!) Sandberg befindet. Wir gehen das gesamte Gelände von dort aus in beide Richtungen ab, zurück führt ein Feldweg an der Südseite der Hügel entlang, den wir 1999 sogar als Reitbahn des nahen Gestüts Markhof in Benutzung sahen. Beim letzten Dünenhügel tauchen zunehmend die fernen Erhebungen der Kleinen Karpaten auf, und am südlichen Horizont zeigt sich der Hundsheimer Berg wie ein prahlerisch mächtiges Massiv über der Ebene. Zurück zum Ausgangspunkt führt derselbe Feldweg, zum Teil an Brachfeldern mit vielen bunten Blüten entlang, während sich der Saum des Schutzwaldes vor allem durch große Wacholderbüsche auszeichnet. Solche könnten wir auch in der Heide bei Obersiebenbrunn oder in der Weikendorfer Remis sehen, aber mir kommt der eigentliche Sandberg hier zwischen Schönfeld und Oberweiden als lohnendstes Exkursionsziel vor, weil er sich zumindest ein kleines Stück aus der brettlebenen Feldlandschaft heraushebt. Botanisch sahen wir diesmal, Ende Mai, eigentlich im Vergleich zu 1999 (vielleicht auch durch die herrschende Trockenheit) recht wenig, ja einige Brand-Knabenkräuter nicht zu vergessen und ein verblühtes (wahrscheinliches) Helm-Knabenkraut. Bei einer so weiten Anfahrt werden wir es heuer wahrscheinlich mit diesem einen Besuch des Sandberges bewenden lassen, denn es warten noch viele andere pannonische Ziele auf uns.
Schon am späteren Nachmittag angelangt, lockt uns Schoss Hof – zugegeben – nicht nur wegen der großartigen Gartenanlagen, sondern auch vor allem wegen der schon dringend notwendigen Labung! Nach einem kräftigen Kaffee und einer vorzüglichen Prinz-Eugen-Torte fühlen wir uns dann fit genug für die (wegen des geringen Verkehrs am Samstagabend) recht angenehm verlaufende Heimfahrt – vorbei am Auwald bei Stopfenreuth, an den Hundsheimer Bergen, die wir auch demnächst aufsuchen sollten!