Türnitzer Schwarzenberg…
2. Oktober 2019 von Bernhard Baumgartner
… am Wahltag 29. September 2019 – müsste dem Wahlergebnis nach eigentlich “Türkisberg” heißen, auch ist die wunderschöne Runde vom Schwarzenbacher Gscheid aus echt eine KURZ-Tour, steiler Aufstieg in weniger als einer Stunde und danach über Alm und Waldgelände (etwas ausgeklügelt) zurück zum Ausgangspunkt.
Die beiden gegensätzlichen Panoramen zeigen allein schon den besonderen Reiz des Schwarzenbergs – Ausblick gegen Süden in Richtung Hochalpen (von links: Göller, Tirolerkogel, winzig am Horizont Hochschwab – Gemeindealpe – Ötscher hinter dem vom Kögelberg beherrschten Waldhochland Richtung Annaberg / Idealblick der Voralpen von den Thorstallwiesen auf Türnitz, dahinter Muckenkogel, Reisalpe, Unterberg, Türnitzer Höger, Traisenberg, das Eibel schiebt sich dann noch in den Vordergrund.
Von der Sattelhöhe des Schwarzenbacher Gscheids (Parkplatz der Straßenmeisterei, im Sommer frei) neben der Baumzeile auf den südlichen Wald zu, dort leicht rechts hinein (aber nicht zu viel) auf eine gar nicht so schwache Steigspur, sogar mit einer älteren Markierung. In einigen Kehren zieht dieser Steig den sehr steilen Waldhang hinauf, nirgends zu verfehlen, und wendet sich zuletzt rechts zur Kehre in etwas weniger steilem Gelände (hier einzelne rot aufgespritzte Wegmarken). Nun wird es interessant, denn wir befinden sich im Bergbaugebiet des Schwarzenbergs, wo vom 18. zum 19. Jahrhundert Blei und Zink gefördert wurde. Nach Annaberg geführt, wurden dort in der SCHMELZ die Erze verarbeitet (der Annaberger Ortsteil Schmelz entstand schon in Maria-Theresianischer Zeit nach Entdeckung der Silbervorkommen auf dem Hocheck).
Gut zu erkennen die Abraumhalde eines Erzstollens!
Der Weg ist hier breiter und mit Steinen geschlichtet.
Knapp neben dem Steig eine Erzgrube und das alte Stollenloch.
Die geologischen und historischen Anmerkungen sind in meinen Führern zu finden, speziell in der Heimatkunde (seinerzeit bei Jugend & Volk erschienen und der “Überbau” zu den Wander- und Landschaftsführern vom NP-Buchverlag bzw. NÖ Pressehaus St. Pölten).
Der Steig führt aus dem Wald hinaus ins Schlaggelände, quert recht gut ausgetreten einen Forstweg mit Ausblick ins Pielachtal bzw. zum Eisenstein und erreicht kurz danach die Gipfelmulde mit dem schon sichtbaren Kreuz und Rastplatz.
Das Wetter ist ideal, ein Föhntag mit klarer Sicht und angenehmer Temperatur für die Gipfelrast! Der Ötscher schaut über das Waldhochland her, und hinter dem Göller und dem Hochschwab stauen sich die von Süden herandrängenden Wolken.
Beim Abstieg über die Almwiesen wird erst so richtig deutlich, wie trocken es heuer ist. Trotzdem ist noch das Weidevieh aufgetrieben und hält sich um die Almhütte mit dem Brunnen auf, lauter Mutterkühe mit ihren Kälbern und Galtvieh, die sich aber kaum stören lassen. Von der Hütte voraus bergab in die Mulde (nicht auf der Forststraße) kommt man zu einer bei Höhlenforschern berühmten Schachthöhle unter mächtigen Rotbuche. Uns interessiert links davon am Waldrand der ausgetrocknete und begrünte Rest einer ehemaligen Tränklacke (als Rechteckfläche und von Farnkraut umgeben leicht zu erkennen). Denn dort geht ins links in den Wald hinein zum alten Treibsteig, der uns die weite Kehre der Forststraße erspart. Im Gegensatz zu unserer letzten Tour ist dieser gut erkennbare Karrenweg nicht durch Windbruch versperrt, diesmal zwar ein forstliches Sperrgebiet, aber schon von den gefällten Riesenfichten freigemacht. Den Arbeitsspuren nach geht hinaus zum Rand der Thorstallwiesen, wo gerade die Kinder vom Glasberger in einem Baumwipfel herumturnen, während der Vater beim Holzmessen beschäftigt ist. Als sie merken, dass wir über die Wiesen weitergehen wollen, rufen sie uns noch zu: “Dort sind die Kühe!” (echt ohne Mundart!). Wir müssen aber ohnehin auf dem Fahrweg weiter, der den tollsten Blick auf Türnitz eröffnet. Erst vor dem nächsten geschlossenen Wald steigen wir links über die Wiese hoch zu unserem Übergang Richtung Gscheid – der Sattel ist diesmal sogar markiert – durch einzelne dürre, vom Borkenkäfer befallene Fichten, sogenannte Käferbäume, heuer im Waldviertel fast schon eine Katastrophe, hier in den Voralpen zum Glück noch weniger auffallend.
Auf diesen Wiesen erfreut uns die einzige Krokusart unserer näheren Umgebung – es sind zahlreiche voll aufgeblühte Herbstzeitlosen! Die Bauern haben keine Freude damit, als Fotograf sind sie echt ein Hit in dieser schon recht blütenarmen Jahreszeit. Über den Sattel mit den Käferbäumen hinweg, erwartet uns aber noch eine größere und sogar (im Gegensatz zu den schwer giftigen Herbstzeitlosen) genießbare Überraschung – zuerst noch giftig und eigentlich ein Hinweis auf Herrenpilze (gibt es allerdings nicht), danach die “Schnitzelhüte” der Parasole, die wir abends noch verspeisen…
Anni meint immer wieder einmal – was sie fotografieren soll, wenn ich wie ein Wilder herumschieße!
Aber die beiden Parasolbilder zeigen ganz deutlich, wie gut es ist, nicht auf einen Fotoblick angewiesen zu sein (Anni hat sich sogar unter den Schirm geduckt).
Der Routenverlauf unter den Felsen des Schwarzenbergs und durch die (auf Lunzer Schichten, wo ein Pilzfinder vielfach “geschnitten” hat) feuchte Hangmulde hinauf zum Gscheid geht erst auf meine Begehungen für das letzte Voralpenbuch zurück. Dieses Stück zieht sich noch etwas, weil am Ende der Tour bergauf, aber immerhin durch die extreme Trockenheit nicht so gatschig wie sonst. Vorher gibt es nahe der putzigen Jagdhütte noch ein malerisches Herbstbild als Ausklang für diesen bergigen Wahltag!